Ausgeprägter Alkoholkonsum erhöht Risiko für Schlaganfall ▷ Neue Studie
Eine aktuelle Studie1 hat untersucht, inwiefern langfristiger, ausgeprägter Alkoholkonsum (Alkoholmissbrauch bzw. Alkoholabusus) sich gesundheitsschädlich auswirkt. Die Ergebnisse sind auch für die Einschätzung des Schlaganfallrisikos relevant.
Häufiges Problem
Übermäßiger Alkoholkonsum ist weit verbreitet, gerade in der älteren Bevölkerung. Sehr deutlich zeigt die Studie, dass der Zusammenhang von Alkoholkonsum und Gesundheit äußerst komplex ist und mehrere Faktoren betrifft.
Gesundheitliche Defizite
Bekanntermaßen werden vor allem die Leber, die Nerven und das Gehirn durch hohen Alkoholkonsum stark geschädigt. Aber nicht nur das: Auch der Bluthochdruck als Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle erhöht sich, zudem das Körpergewicht als weiterer Risikofaktor.
Schlaganfallrisiko
Ein erhöhter Blutdruck vergrößert die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Arteriosklerose bzw. Verkalkung der Blutgefäße kommt, was wiederum einen Schlaganfall provozieren kann.
Bluthochdruck ist die häufigste Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und laut WHO für 54 Prozent der Schlaganfälle verantwortlich. Übergewicht führt zu erhöhtem Blutdruck. Wer viel Alkohol trinkt, nimmt also nicht nur zu, sondern treibt auch den Blutdruck in schädliche Höhen.
Aufhören lohnt sich immer
Die Studie zeigte aber auch, dass Aufhören zu jedem Zeitpunkt sinnvoll ist. Besonders die Leber kann sich rasch erholen. So zeigten etwa Menschen, die früh genug mit dem Trinken aufgehört hatten, kaum schlechtere Leberwerte als Menschen, die nie übermäßig Alkohol konsumierten.
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Die Studienergebnisse im Überblick
Untersucht wurden 4.820 Menschen im Alter zwischen 59 und 83 Jahren, die aktiv oder ehemals Alkohol tranken.
Mehr als die Hälfte der Probanden pflegte zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens einen problematischen Alkoholkonsum. Rund 21 Prozent der untersuchten Personen tranken zum Studienzeitpunkt kritische Mengen an Alkohol.
Die Aktiven wiesen einen deutlich erhöhten Taillenumfang, einen höheren Blutdruck, einen schlechteren Fettleber-Index und ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko auf:
Risiko-Parameter | Veränderung (Punktwert) |
---|---|
Taillenumfang | + 2,44 cm |
BMI | + 0,76 |
Blutdruck (systolisch) | + 2,44 mmHg |
Fettleber-Index | + 4,05 mmHg |
Schlaganfallrisiko | 2,75 fach |
Probanden, die ihren problematischen Konsum zum Studienzeitpunkt bereits aufgegeben hatten, wiesen deutlich bessere Werte auf. Das traf insbesondere auf die Testpersonen zu, deren Trinkphase schon länger zurücklag.
Probanden, die ihr ganzes Leben lang getrunken hatten, wiesen die ungünstigsten Risiko-Parameter auf.
Kommentar: Ab welcher Menge ist Alkohol schädlich?
Alkohol ist sehr kalorienreich. 1 Gramm Alkohol enthält 7 kcal, 1 Gramm Fett mit 9 kcal noch mehr, Eiweiß und Kohlenhydrate mit 4 kcal/Gramm deutlich weniger. Erhöhter Alkoholkonsum geht oft mit Übergewicht einher („Bierbauch”). Alkohol schadet überwiegend der Leber, den Nerven und dem Gehirn
Frauen sollten nicht mehr als 12 Gramm Alkohol pro Tag trinken. Dies entspricht einer kleinen Menge Wein, ca. 125 Milliliter oder einem Achtele.
Männer sollten nicht mehr als 24 Gramm Alkohol am Tag trinken, also etwa ½ Liter Bier oder ein Viertele. Dies sind auch die Mengen, welche den Blutalkoholspiegel nicht über 0,5 Promille anheben.
Erfreulicherweise sinkt der Alkoholkonsum in Deutschland, auch bei Jugendlichen. Weiterhin trinken aber etwa ein Sechstel der Erwachsenen gesundheitsschädliche Mengen Alkohol. Das sind etwa13-14 Millionen Menschen.2
Sie haben eine Frage zum Schlaganfall-Risiko? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
- Was sind die Ursachen eines Schlaganfalls?
- Fettstoffwechselstörung als Risikofaktor für einen Schlaganfall
- Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- A life‐time of hazardous drinking and harm to health among older adults: findings from the Whitehall II prospective cohort study – Autoren: Linda Ng Fat, Steven Bell, Annie Britton – Publikation: Addiction 31 March 2020 – DOI: 10.1111/add.15013
- Alkoholatlas Deutschland 2017 – Autoren: Dr. Katrin Schaller | Dipl.-Biol. Sarah Kahnert | PD Dr. Ute Mons – Deutsches Krebsforschungszentrum – URL: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2017_Doppelseiten.pdf