Corona und Schlaganfall (COVID-19)
Nimmt die Corona-Pandemie negativen Einfluss auf die Akutbehandlung des Schlaganfalls oder des Herzinfarkts?
Ohne Einschränkung: Nein.
Schlaganfall und Herzinfarkt sind medizinische Notfälle. Bei Verdacht gilt immer, sofort die Notrufnummer 112 zu wählen. Auch dann, wenn zusätzlich zu den Anzeichen (Symptomen) eines Schlaganfalls grippeverdächtige Beschwerden wie Fieber, Abgeschlagenheit, Husten, Halsschmerzen, Kopf- oder Gliederschmerzen vorliegen.
Der Notarzt oder das Krankenhaus kennen unter den derzeitigen Umständen alle Unwägbarkeiten und sind sich bewusst, dass selbst bei festgestellter Corona-Infektion die Notfallbehandlung eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts eingeleitet werden muss.
Die gute Nachricht ist: Dank der intensiven Bemühungen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe e.V. seit mehr als 2 Jahrzehnten, der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der sehr fortschrittlichen, staatlichen Krankenhaus-Bedarfsplanung ist Deutschland flächendeckend mit Spezialstationen für die Akutbehandlung des Schlaganfalls (Stroke Units, SU) versorgt.
Nach Erfüllung der strengen Zertifizierungskriterien sind derzeit ca. 320 SU mit 4 – 16 Betten, je nach Größe, personeller und apparativer Ausstattung des Krankenhauses im Einsatz.
Gleiches gilt für die Notfallbehandlung des Herzinfarkts auf kardiologischen Intensivstationen.
Antonio Pesenti, Leiter der lombardischen Kriseneinheit für Intensivtherapien:
“Wenn die Bevölkerung nicht begreift, dass man zu Hause bleiben muss, um Ansteckungen zu vermeiden, wird die Lage katastrophal werden” (Zitat aus DER SPIEGEL 12/2020 vom 14.03.2020).
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Wie lässt sich die Ausbreitung des Corona-Virus verlangsamen?
Jeder Infizierte gibt das Virus durchschnittlich an 3 weitere Menschen weiter. Das besonders Heimtückische ist, dass sich das Virus auch über Menschen verbreitet, die keinerlei Beschwerden haben und dennoch in großen Mengen über die Atemwege Viren herausschleudern. Auch Erkrankte mit leichten Krankheitszeichen können noch etwa 9 Tage lang andere Menschen anstecken.
Also: Abstand halten, Hygieneempfehlungen beachten und nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere denken, vor allem die Hochrisikogruppen.
Was können wir Ärzte tun, um diese günstige Situation aufrechtzuerhalten?
Jeder von uns ist dringend aufgefordert, das eigene Wissen um die bedrohliche COVID-19-Infektion in den Fachmedien laufend zu aktualisieren kompetente Empfehlungen anzunehmen und entsprechend zu handeln. Dies zum Schutz für sich selbst und sein Umfeld.
Es wäre fatal, wenn durch nachlässiges Verhalten oder Ignoranz gewachsene Strukturen, wie die Notfallbehandlung des Schlaganfalls oder des Herzinfarkts, durch Überlastung mit anderen Patienten, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie Intensivbehandlung benötigen, zusammenbrechen würde.
Das Allerwichtigste ist, Sozialkontakte, d.h. körpernahe Begegnungen mit anderen Menschen zu vermeiden. Dies gilt besonders für ältere Menschen oder chronisch Kranke, da sich in dieser Gruppe eine Corona-Infektion häufig sehr viel schwerer beherrschen lässt.
Sie haben eine Frage zum Schlaganfall oder zur Corona-Pandemie? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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