1:39 - Der FAST-Test ermöglicht es medizinischen Laien, einen Schlaganfall zu erkennen. Dieses Video verrät die Bedeutung der Buchstaben und erklärt, worauf dabei zu achten ist.
FAST steht für face (Gesicht), arms (Arme), speech (Sprache), time (Zeit)
Es handelt sich um einen Schnelltest, um herauszufinden, ob ein Mensch möglicherweise einen Schlaganfall hat und medizinische Hilfe benötigt
Wichtig ist, unverzüglich den Notruf unter der Nummer 112 zu wählen
Was ist der FAST-Test und wie führe ich ihn durch?
Mit dem FAST-Test lässt sich überprüfen, ob ein Mensch möglicherweise einen Schlaganfall hat. Der Test geht sehr schnell und ist leicht zu lernen. Auch Laien ist der FAST-Tests zu empfehlen, um einen Schlaganfallpatienten zu identifizieren.1 Einmal verinnerlicht, kann der Test bei sich selbst, bei einem Fremden auf der Straße oder einem Familienmitglied durchgeführt werden.
Face: Achten Sie auf das Gesicht: fordern Sie Ihr Gegenüber auf zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab? Das kann auf eine Gesichtslähmung oder Halbseitenlähmung bei einem Schlaganfall hinweisen. Wenn Sie sich selbst überprüfen, können Sie sich im Spiegel beobachten und auf Asymmetrien der Mundwinkel beim Lächeln achten.
Arms: Bitten Sie die betroffene Person, beide Arme vor den eigenen Körper nach vorne zu strecken und währenddessen die Handflächen nach oben zu drehen. Als würden Sie ein Tablett tragen. Wenn ein Arm schnell wieder absinkt, sich ein Arm dreht oder die Kraft fehlt, einen Arm überhaupt nach oben zu bewegen, besteht Verdacht auf eine Lähmung. Auch hier können Sie sich vor einen Spiegel stellen und probieren, beide Arme anzuheben. Sie werden selbst merken, wenn die Kraft fehlt oder Sie die Bewegung nicht mehr kontrollieren können.
Speech: Bitten Sie Ihr Gegenüber, einen leichten Satz nachzusprechen. Sätze wie: “Oma backt Kuchen.” oder “Der Himmel ist blau.” Kann der Satz nicht vollständig wiederholt werden? Klingt das Gesprochene verwaschen oder unverständlich? Ist ein Nachsprechen nicht mehr möglich? Dann kann eine Sprach- oder auch Sprechstörung vorliegen, verursacht durch einen Schlaganfall.
Time: Nicht zögern. Wählen Sie unverzüglich die Rufnummer 112. Auch bei kleinsten Auffälligkeiten können Sekunden für eine wirkungsvolle Therapie entscheidend sein. Denn es heißt nicht umsonst so oft: “Zeit ist Hirn”.
Haben Sie oder der Betroffene mit nur einer dieser Aufgaben Probleme, so liegt der Verdacht auf einen Schlaganfall nahe.
Aber Achtung: Auch wenn die einzelnen Aufforderungen des Tests gut ausgeführt werden können, schließt dies einen Schlaganfall nicht aus. Die Symptome eines Schlaganfalls müssen nicht dauerhaft vorhanden sein, sie können auch nur vorübergehend sein. So kann Ihnen z.B. auffallen, dass Ihrem Ehepartner am Morgen das Brot aus der Hand oder die Kaffeetasse auf den Boden fällt. Minuten danach kann auch alles wieder “normal” erscheinen. Oder ein Bein knickt weg beim Aufstehen aus dem Bett.
Trotzdem wird auch bei milden Symptomen immer geraten, die 112 zu wählen. Vorübergehende neurologische Symptome können Vorboten eines Schlaganfalls mit bleibenden Schäden sein.
Warum genau ist es wichtig schnell und unverzüglich die 112 zu wählen?
Der FAST-Test kann dabei helfen, die Symptome eines Schlaganfalls rechtzeitig zu erkennen. Wenn ein Gehirnbereich nicht ausreichend durchblutet wird oder eine Blutung in das Gehirngewebe vorliegt, ist Zeit der wichtigste Einflussfaktor für die Prognose.
Jede therapeutische Maßnahme ist nur dann gut, wenn sie rechtzeitig eingeleitet wird. Beim Schlaganfall muss das so schnell wie möglich geschehen. Je länger ein Gefäßverschluss im Gehirn besteht, desto mehr Nervenzellen gehen durch Sauerstoffmangel zugrunde und desto größer wird ein möglicher Schaden im Gehirn mit der Gefahr für bleibende körperliche Schädigungen und Einschränkungen.
Eine Studie in Oxford / Großbritannien3, die 2015 veröffentlicht wurde, konnte zeigen, dass Menschen einen Schlaganfall viel besser und schneller erkennen konnten, nachdem im Fernsehen wiederholte Werbespots gezeigt wurden, in denen der FAST-Test erklärt wurde.
Wie entstehen die FAST-Symptome?
Bei einem Schlaganfall wird ein gewisser Gehirnbereich nicht ausreichend durchblutet oder es ist eine Blutung in einer bestimmten Hirnregion aufgetreten.
Durch die fehlende Versorgung mit Sauerstoff oder den Platzbedarf der Blutung können die Nervenzellen in diesem geschädigten Bereich nicht mehr ihrer ursprünglichen Funktion nachkommen. Es kommt zu Ausfallerscheinungen. Je nach Ort der Schädigung können diese Ausfallserscheinungen sehr unterschiedlich sein.
Face (Gesicht): Die Gesichtsmuskulatur wird – wie jede andere Muskulatur auch – durch Nervenreize dazu gebracht, sich zu entspannen oder sich anzuspannen. Wenn durch eine Durchblutungsstörung die Hirnregion, die für die Steuerung der Gesichtsmuskulatur verantwortlich ist, weniger oder keine Aktivität mehr aufweist, kann die Muskulatur nicht ausreichend angesteuert werden. Die Folge ist häufig, dass der Mundwinkel auf einer Seite „herabhängt“, während er sich auf der anderen Seite normal bewegt.
Arms (Arme): Genau das Gleiche liegt bei der Lähmung eines Armes vor. Diese kann gleichzeitig mit einer Lähmung der seitengleichen Gesichtshälfte des Gesichts vorkommen, aber auch alleine auftreten.
Speech (Sprache): Die Durchblutungsstörung kann auch das Sprachzentrum betreffen. Damit entstehen Schwierigkeiten, Wörter oder Sätze zu bilden oder das Gesprochene zu verstehen. Es kann aber auch die Aussprache verändert sein (undeutlich, genuschelt, lallend „wie betrunken“).
Die Erweiterung: der BEFAST-Test
Da beim eigentlichen FAST-Test nicht alle möglichen Schlaganfall-Symptome getestet werden können und auch trotz unauffälligem FAST-Test ein Schlaganfall vorliegen kann, wurde zur Erweiterung der BEFAST-Test4 entwickelt:
B steht für balance (Gleichgewicht)
E steht für eyes (Augen)
BEFAST-Test – So funktioniert er
Zuerst wird der FAST-Test durchgeführt. Danach folgendes:
Balance: Bitten Sie die betroffene Person, auf einer Linie zu gehen oder auf einem Bein zu stehen. Hierbei werden Gleichgewichtsprobleme, schwankendes Laufen und auch Schwindel ersichtlich.
Eyes: Fragen Sie die betroffene Person, ob sich doppelt sieht, verschwommen sieht, ob sie möglicherweise plötzlich nur noch auf einem Auge sieht.
Geht ein Schlaganfall immer mit FAST-Symptomen einher?
Nicht jeder Schlaganfall-Patient hat Symptome, die sich mit dem FAST-Test erkennen lassen. In einer Studie aus den USA5 wurde herausgefunden, dass rund 14 Prozent der Schlaganfall-Patienten bei der Vorstellung in der Klinik keine FAST-Symptome aufwiesen und umgekehrt auch wenige Patienten FAST-Symptome zeigten, obwohl sie keinen Schlaganfall hatten.
Neben dem FAST-Test haben Forscher zusätzlich einen sogenannten FAST-Plus Test6 erprobt. Bei diesem Test wird der FAST-Test wie gewohnt durchgeführt. Zusätzlich werden dann die Extremitäten noch genauer auf motorische Defizite untersucht.
Man bittet die betroffene Person, beide Hände jeweils so stark wie möglich zu drücken. Beide Beine sollen hintereinander gegen die Hand des Untersuchers hochgedrückt werden. Wenn hier im Seitenvergleich Kraftunterschiede auffallen, kann die für einen Schlaganfall sprechen.
Dieser Test hat sicher eine noch höhere Chance, einen möglichen Schlaganfall zu erkennen. Die Durchführung und Einschätzung sind jedoch deutlich schwieriger und gelingt meistens nur in der Medizin erfahrenen Menschen. Er ist nicht für Laien im Alltag geeignet, sehr wohl aber für Mitarbeiter im Rettungsdienst.
Fazit
Der FAST-Test alleine reicht nicht aus, um einen Schlaganfall zu diagnostizieren. Nicht jeder Betroffene kann die Symptome äußern und den Test durchführen. Und nicht jeder kann den Test richtig interpretieren. Der FAST-Test ist aber ein wertvolles Werkzeug, schnell und leicht von jedermann durchführbar, und er kann Leben retten.
Sie haben eine Frage zum FAST-Test? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
Dr. med. Christina Rückert ist Fachärztin für Neurologie und Geriatrie und arbeitete mehr als 10 Jahre als Oberärztin an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. Ihre berufliche Tätigkeit beinhaltete auch die stellvertretende ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme. Seit Juli 2021 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann – ebenfalls Facharzt für Neurologie – in eigener Praxis in Rothenburg ob der Tauber niedergelassen. Ein Schwerpunkt ihrer ambulanten Tätigkeit ist die Nachsorge von Patienten nach Schlaganfall. [mehr]
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Quellen
DEGAM-Leitlinie Nr. 8: Schlaganfall, S3-Leitlinie, AWMF-Register-Nr. 053-011, Seite 138. – Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 2020, Berlin URL: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/053-011
Sustained impact of UK FAST-test public education on response to stroke: a population-based time-series study. – Autoren: Frank J. Wolters, Nicola L. M. Paul, Linxin Li, Peter M. Rothwell – Publikation: Int J Stroke. 2015 Oct;10(7):1108-14. DOI: 10.1111/ijs.12484
Face Arm Speech Time Test Use in the Prehospital Setting, Better in the Ambulance than in the Emergency Medical Communication Center – Autoren: Berglund A. – Svensson L – Wahlgren N – von Euler M. – Publikation: Cerebrovasc Dis 2014;37:212-216 – DOI: 10.1159/000358116
Prehospital stroke scale (FAST PLUS Test) predicts patients with intracranial large vessel occlusion – Autoren: Daniel Václavík, Michal Bar, Lukáš Klečka, David Holeš, Martin Čábal, Robert Mikulík – Publikation: – DOI: 10.1002/brb3.1087