Schlaganfall-Lexikon – Fachbegriffe einfach erklärt
In unserem Schlaganfall-Lexikon erklären wie Fachbegriffe aus der Neurologie kurz und verständlich:
A
Adipositas
Adipositas oder auch Fettleibigkeit beschreibt eine starke Vermehrung von Fettgewebe im Körper.
Laut WHO sind Menschen mit einem Body Mass Index (BMI) über 30 adipös, also stark übergewichtig.
Neben genetischen Ursachen ist besonders ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung und fettreicher Ernährung eine wichtige Ursache.
Adipositas ist ein wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte aber auch Schlaganfälle.
Für das Schlaganfallrisiko ist jedoch die Fettverteilung (Verhältnis Bauch- zu Hüftumfang) ausschlaggebender als der BMI.
AICA
AICA ist eine Abkürzung für die Arteria cerebelli anterior inferior (Englisch: Anterior inferior cerebellar artery).
Sie versorgt die mittleren Abschnitte des Kleinhirns. Die AICA stammt aus der Basilararterie, welche aus den Wirbelarterien entsteht.
Ätiologie
Die Ätiologie ist die Lehre von den Krankheitsursachen. Sie beschreibt die Ursachen, die einer Erkrankung zugrunde liegen.
Die genaue Kenntnis über die Ursachen einer Erkrankung ist sehr wichtig, um gezielt eine adäquate Therapie zu planen und eine Wiederholung zu verhindern.
Auch Schlaganfälle können sehr unterschiedliche Ursachen (z.B. makroangiopathisch, mikroangiopathisch, embolisch) haben.
Verschiedene Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen oder Übergewicht begünstigen die Entstehung vieler dieser Ursachen.
Durch die Behandlung von Bluthochdruck oder Reduktion des Körpergewichts kann das Risiko für einen erneuten Schlaganfall verringert werden.
Angiogenese
Die Angiogenese beschreibt die Entstehung und das Wachstum von neuen Blutgefäßen aus bereits vorbestehenden Gefäßen.
Die Gefäßneubildung wird durch wachstumsfördernde Substanzen, die der Körper selbst produziert, gefördert.
Sie erfolgt im Rahmen von physiologischen, also natürlichen und gesunden Prozessen zum Beispiel in der Wundheilung oder der Embryonalentwicklung.
Es können jedoch auch pathologische (krankhafte) Prozesse, wie das Wachsen von Tumoren oder chronische Entzündungen Auslöser der Angiogenese sein.
Apathie, apathisch
Die Apathie beschreibt einen Zustand der Teilnahmslosigkeit mit Verringerung des zielgerichteten Handelns. Die Betroffenen verlieren beispielsweise das Interesse an Aktivitäten, die Ihnen zuvor Freude bereiteten.
Sie sind weniger motiviert, ihre sozialen Kontakte zu pflegen und verspüren keinen Antrieb, ihre Gewohnheiten zu verfolgen.
Persönlichkeitsveränderungen – wie die Apathie – sind eine typische Folge von Schlaganfällen.
Angiom
Angiome bezeichnen verschiedene Fehlbildungen von Gefäßen.
Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
- Hämangiome sind meist angeborene, gutartige Geschwulste der Gefäße. Sie werden umgangssprachlich auch Blutschwämmchen genannt.
- AVM -Arteriovenöse Malformationen sind angeborene Gefäßmissbildungen, bei denen es zu einem direkten Übertritt von Blut aus Arterien in Venen kommt.
Im Laufe der Zeit vergrößern sich die Angiome, die beteiligten Gefäße werden weiter, die Gefäßwände dünner und vor allem die überlasteten Venen können reißen und Hirnblutungen verursachen. Dies stellt insbesondere im Gehirn eine lebensbedrohliche Situation dar und äußert sich dann durch akute schwere Kopfschmerzen und neurologische Ausfallerscheinungen.
Auch andere Gefäßmissbildungen werden oft als Angiome bezeichnet, obwohl sie im Hinblick auf die beteiligten Gefäße, Entstehung, Blutungsrisiken und Behandlungsempfehlungen sehr unterschiedlich sind.
Beispiele sind Cavernome, AV-Fisteln und venöse “Angiome”, die inzwischen als venöse Anomalien (DVA) bezeichnet werden.
Arachnoidea
Das Gehirn sowie das Rückenmark wird von drei Hirnhäuten, den Meningen umhüllt. Ganz außen ist die Dura mater, die harte Hirnhaut. Darunter liegen die beiden weichen Hirnhäute: Arachnoidea mater und Pia mater.
Diese Häute dienen dem mechanischen Schutz und der Versorgung des zentralen Nervensystems.
Arteriitis temporalis
Die Arteriitis temporalis auch Morbus Horton oder Riesenzellarteriitis genannt, ist eine Entzündung großer und mittelgroßer Gefäße. Sie entsteht durch autoimmunologische Prozesse mit einer bislang nicht vollständig geklärten Ursache.
Sie tritt gehäuft bei Frauen im höheren Alter auf. Oft sind Äste der Arteria carotis (Halsschlagader) betroffen, wie die A. Temporalis superficialis oder die A. ophtalmica (Augenarterie).
Über die allgemeinen Symptome wie Fieber, Gewichtsverlust und Nachtschweiß hinaus kommt es je nachdem, welches Gefäß betroffen ist, zu speziellen Anzeichen.
Diese können starke Kopfschmerzen im Bereich der Schläfe, Kauschmerzen und einseitige Erblindung sein. Bei plötzlich aufgetretener, schmerzloser Blindheit auf einem Auge sollte deshalb schnellstmöglich medizinische Hilfe geholt werden!
Aspiration
Als Aspiration wird das Eindringen von Fremdkörpern, Flüssigkeiten, Mageninhalt oder Blut aus der Mundhöhle in die Atemwege oftmals während der Einatmung bezeichnet.
Normalerweise verhindert der Husten- und Schluckreflex die Aspiration.
Besonders gefährdet sind also Personen mit gestörten oder aufgehobenen Schutzreflexen, schweren Bewusstseinsstörungen, sowie Kleinkinder, die versehentlich Fremdkörper aspirieren.
Es kann in Folge zu einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) oder zu einer Verlegung der Atemwege mit Atemnot kommen.
B
Basilararterie
Die Arteria basilaris ist eine Arterie des Gehirns, die sich auf Höhe des Pons (“Brücke”) aus den Wirbelarterien verbindet.
Sie versorgt das Kleinhirn, den Hirnstamm sowie das Innenohr mit sauerstoffreichem Blut.
Der Verschluss der A. basilaris stellt einen lebensbedrohlichen Notfall dar (siehe Basilaristhrombose).
Basilaristhrombose
Der Begriff Basilaristhrombose bezeichnet einen Verschluss der Arteria basilaris, allerdings meist durch eine Embolie und nur selten durch eine Thrombose.
Die A. basilaris versorgt die hinteren Anteile des Großhirns, das Kleinhirn, vor allem aber den Hirnstamm mit sauerstoffreichem Blut.
Bei einem Verschluss droht ein Schlaganfall mit schwersten Ausfällen, da die betroffenen Hirnregionen für die Motorik beider Körperhälften und des Kopfes zuständig sind (“Locked-in-Syndrom”).
Deshalb ist die Mortalität und die Gefahr schwerer bleibender Behinderung deutlich höher als bei anderen Hirninfarkten.
Die Behandlung erfolgt durch eine systemische Lysetherapie (s.o.) und/oder eine mechanische Entfernung des Thrombus (Thrombektomie) aus dem Gefäß. Aufgrund der sehr ungünstigen Prognose ist ohne Beseitigung des Gefäßverschlusses, ein Behandlungsversuch auch nach längerer Zeit noch gerechtfertigt.
bukkofaziale Apraxie
Eine Apraxie ist eine Störung der Ausführung willkürlicher und zielgerichteter Bewegungen. Diese tritt auf, obwohl die motorischen Funktionen sowie das Auffassungsvermögen der Betroffenen unbeeinträchtigt ist.
Patienten mit buccofazialer Apraxie (Gesichtsapraxie) haben Schwierigkeiten Gesichts- und Zungenbewegungen sowie Geräusche zu imitieren. Der Betroffene wird aufgefordert seine Zunge herauszustrecken. Er versteht die Aufforderung, seine Muskeln, die dies ermöglichen, sind intakt. Trotzdem öffnet er mehrmals den Mund, sagt „a“, und die Zunge verweilt an ihrem Platz.
Ursachen dafür können Erkrankungen und Schädigungen des Gehirns wie ein Schlaganfall sein.
C
cerebelläre Ataxie
Die cerebelläre Ataxie beschreibt Symptome, die bei einer Schädigung des Kleinhirns auftreten.
Sie äußert sich in unkoordinierten Bewegungsabläufen und mangelnder Feinregulation von zielgerichteten Bewegungen. Auffällig kann dann ein schwankender Gang sein, da auch Gleichgewichtsprobleme auftreten.
Cholesterin
Cholesterin ist eine wachsartige fett-ähnliche Substanz. Es wird in der Leber gebildet und über die Nahrung aufgenommen. Cholesterin ist lebensnotwendig und wird zur Bildung neuer Zellen, von Hormonen und der Gallensäure benötigt.
Es gibt zwei Haupttypen des Cholesterins: das LDL- (low density lipoprotein) und HDL- (high density lipoprotein) Cholesterin. Das LDL wird auch als schlechtes Cholesterin bezeichnet. Es transportiert das Cholesterin von der Leber zu den Zellen. Zu hohe LDL-Spiegel tragen zur Entwicklung von Arteriosklerose bei. Dadurch werden die Arterien enger, was wiederum zu Herz-Kreislauf-Ereignissen führt.
D
Dysdiadochokinese
Dysdiadochokinese beschreibt, dass gegenläufige Bewegungen nicht mehr so schnell ausgeführt werden können wie normal. Ein Test überprüft die Drehbewegungen, die benötigt werden, um eine Glühbirne einzudrehen.
Dysphagie
Die Dysphagie bezeichnet eine Störung des Schluckvorgangs.
Dafür können verschiedene Erkrankungen verantwortlich sein. Neben Speiseröhrenerkrankungen sind dies in vielen Fällen Erkrankungen des Nervensystems wie zum Beispiel ein Schlaganfall.
Bei Erkrankungen der Speiseröhre stehen Schmerzen und Schwierigkeiten beim Transport der Nahrung in den Magen im Vordergrund.
Bei neurologischen Ursachen ist die Koordination des Schluckaktes gestört. Dies führt zum Verschlucken beim Essen oder Trinken (Aspiration) und in weiterer Folge zu Atemproblemen meist in Form von Lungenentzündungen.
Dysphagien sind ein sehr häufiges Symptom von Schlaganfällen und stellen in der Akutphase eine oft lebensbedrohende Komplikation dar.
E
embolisch
Durch eine Embolie oder einen Embolus verursacht.
Ein Embolus ist ein aus körpereigenem oder körperfremden Material bestehender Pfropf, der im Gefäßsystem zirkuliert und Arterien verstopft, deren Querschnitt für den Embolus zu klein ist.
G
Gemeinsamer Bundesausschuss
Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen im deutschen Gesundheitswesen.
Er entscheidet über den Leistungsanspruch der ca. 73 Millionen gesetzlich krankenversicherten Menschen in Deutschland. Er bestimmt also, welche medizinischen Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Die Aufgaben und Arbeitsweise des Gemeinsamen Bundesausschusses werden vom Gesetzgeber im Sozialgesetzbuch festgelegt und vom Bundesministerium für Gesundheit beaufsichtigt.
Genese
griechisch: genesis- Geburt.
Ein medizinischer Fachausdruck für „Entstehung“ bzw. “Erzeugung“.
Im Unterschied zur Ätiologie, der Krankheitsursache, beschreibt die Genese die Entstehung einer Erkrankung bzw. die Prozesse die zu einer Erkrankung führen.
glykämischer Index
Der Glykämische Index (GI) ist ein Maß für den Effekt verschiedener Nahrungsmittel auf die Blutzuckerkonzentration im Vergleich zu reiner Glukose (Traubenzucker). Die Steigerung des Blutzuckers durch ein Nahrungsmittel wird verglichen mit der blutzuckersteigernde Wirkung von 100 g Glucose.
Ein GI von 50 bedeutet, dass der Blutzuckeranstieg durch den Verzehr eines Nahrungsmittels nur halb so stark ausgeprägt ist wie nach dem Verzehr von 100 g Glucose.
Lebensmittel mit einem hohen GI liefern schnell und kurzfristig Energie, stillen aber nur kurzzeitig den Hunger.
H
Hämorrhagie
von griechisch: haima – Blut
Hämorrhagie bedeutet Blutung, also den Austritt von Blut aus einem Blutgefäß.
Hemianopsie
Die Hemianopsie (Halbseitenblindheit) gehört zu den Sehstörungen und beschreibt den Ausfall einer Hälfte des Gesichtsfeldes.
Ursächlich ist dabei nicht eine Schädigung der Augen, sondern der Sehbahn im Gehirn, die vom Auge bis zur Sehrinde im hinteren Teil des Großhirns reicht. Ebenso wie jede Großhirnhälfte für die Steuerung der gegenüberliegenden Körperhälfte zuständig ist, wird in der Sehrinde einer Hemisphäre die Wahrnehmung aus der gegenüberliegenden Gesichtsfeldhälfte beider Augen verarbeitet. Wird bei einem Schlaganfall zum Beispiel die Sehrinde rechts geschädigt, kommt es zu einem Gesichtsfeldausfall nach links auf beiden Augen, mit dem medizinischen Begriff homonyme Hemianopsie.
Die Betroffenen erleben die Störung nicht als Erblindung, sondern “übersehen” Objekte oder Personen im betroffenen Gesichtsfeld, manchmal ohne die Einschränkung des Gesichtsfeldes selbst wahrzunehmen. Dadurch kann es zu häufigem Anstoßen an Gegenständen kommen, vor allem aber ist bei vielen Betroffenen das Lesen stark beeinträchtigt.
Hirnhautentzündung
Die Hirnhautentzündung (Meningitis) ist eine Entzündung der Gehirn- und Rückenmarkshäute.
Typische Anzeichen sind Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit, Bewusstseinstrübungen und epileptische Anfälle.
Sie wird durch zahlreiche Erreger ausgelöst, wie Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze.
Eine durch Bakterien ausgelöste Meningitis stellt einen absoluten Notfall dar. Sie muss schnellstmöglich mit Antibiotika behandelt werden, da sie sonst zum Tod führen kann.
Von Mensch zu Mensch übertragbar ist ausschließlich die Meningokokkenmeningitis.
Hirnnerven
Als Hirnnerven bezeichnet man zwölf besondere Nerven, die direkt aus dem Gehirn entspringen. Jeder der zwölf paarig angelegten Hirnnerven hat eine Austrittsstelle aus dem knöchernen Schädel, um dann Strukturen der Kopf- und Halsregion sowie der Brust- und Bauchregion zu versorgen.
Die Hirnnerven haben neben motorischen und sensiblen Fasern auch Fasern des vegetativen (autonomen) Nervensystems und vermitteln die unterschiedlichen Sinnesqualitäten (Riechen, Sehen, Hören) so, dass wir Reize aus der Umwelt empfangen und entsprechend darauf reagieren können.
Hirnstamm
Der Hirnstamm ist ein Teil des Gehirns, welcher zwischen Großhirn und Rückenmark lokalisiert ist. Er enthält alle auf- und absteigenden Bahnen des zentralen Nervensystems und gliedert sich in drei Abschnitte: Medulla oblongata, Pons und Mesencephalon.
Die Abschnitte des Hirnstamms enthalten Kerngebiete, die für das motorische (Bewegung), sensible (Berührung) und sensorische (z.B. Hören) System zuständig sind, sowie Zentren des vegetativen Nervensystems (Sympathikus und Parasympathikus).
Außerdem liegt über den Hirnstamm verteilt die Formatio reticularis, die der Steuerung lebenswichtiger Funktionen wie Atmung, Kreislauf und Temperaturregulation dient.
Hornersyndrom
Das Hornersyndrom bezeichnet eine neurologische Störung im Bereich des Sympathikusanteils welcher unter anderem bestimmte Augenmuskeln innerviert.
Umgangssprachlich bedeutet Innervation die Versorgung von Geweben und Organen durch Nervenzellen oder Nervenfasern. Diese leiten aufgenommene Reize an die jeweiligen Organe weiter.
Die typischen Symptome der Horner-Trias sind: Miosis (Pupillenverengung), Ptosis (Herabhängen des oberen Augenlides) und Enophthalmus (Zurücksinken des Augapfels).
Zusätzlich kommt es beim Horner-Syndrom zu einer fehlenden Schweißsekretion und verstärkten Durchblutung (Rötung) auf der entsprechenden Gesichtshälfte.
Das Horner Syndrom spricht für eine Schädigung der sympathischen Innervation des Kopfes.
Ursachen hierfür können neben Erkrankungen im Hirnstamm auch Tumore im Verlauf der sympathischen Nerven, Verletzungen und Dissektionen der A. carotis sein.
I
Intentionstremor
Unter Intentionstremor versteht man eine Form von Zittern, welche immer stärker wird, desto näher man seinem Bewegungsziel kommt, während in Ruhe kein Zittern auftritt.
Intentionstremor ist ein Ausdruck einer Ataxie.
intrakraniell
Intrakraniell bedeutet “innerhalb des Schädels gelegen”. Der Begriff dient dazu, die Lage von Strukturen oder Krankheitsbildern zu beschreiben.
intrazerebrale Blutung
Eine Blutung in die Gehirnsubstanz. Es kommt zur Verdrängung und Zerstörung von Hirngewebe, bei großen Blutungen zu stark erhöhtem Druck in der Schädelkapsel als akut lebensbedrohliche Komplikation.
Eine häufige Ursache ist Bluthochdruck.
Inzidenz
Neuerkrankungsrate, Anzahl an Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum
K
Katheter
Ein Katheter ist ein röhrenförmiges Instrument mit einem durchgängigen Hohlraum, das in Organe, Gefäße oder Körperhöhlen eingeführt werden kann.
Es dient zur Verabreichung von Medikamenten, der Herstellung einer Passage, dem Ableiten von Flüssigkeiten oder zur Probenentnahme.
Kleinhirn
Das Kleinhirn ist ein Bereich des Gehirns und ist für routinierte Bewegungsabläufe, die Feinregulation und Koordination dieser sowie für die Gleichgewichtsregulation verantwortlich.
L
Letalität
Die Letalität ist das Verhältnis aus der Anzahl der an einer bestimmten Krankheit Verstorbenen und der Anzahl der akut an dieser Krankheit Erkrankten. Sie beschreibt also die Tödlichkeit einer Erkrankung.
linkshemisphärisch
die linke Hälfte des Groß- oder Kleinhirns betreffend.
Lipoproteine
Das Wort Lipoprotein setzt sich aus den Wörtern Lipid (“Fett”) und Protein (“Eiweiß”) zusammen. Ein Lipoprotein ist daher ein großes Molekül aus bestimmten Proteinen (den Apolipoproteinen) und Lipiden, wie Cholesterin, Triglyceriden oder Phospholipiden.
Die Funktion der Lipoproteine ist der Transport von wasserunlöslichen Lipiden, wie beispielsweise Cholesterin, durch wässrige Flüssigkeiten, wie das Blut oder die Lymphe.
Je nach Zusammensetzung unterscheidet man verschiedene Arten von Lipoproteinen.
Liquor
Der Liquor (Hirn- oder Nervenwasser) ist eine klare Körperflüssigkeit, die in den Hohlräumen von Gehirn und Rückenmark zirkuliert und mehrfach täglich von diesen ausgetauscht wird.
Er dient dem mechanischen Schutz des zentralen Nervensystems vor äußeren Einflüssen sowie dem Austausch von Nährstoffen im Gehirn.
Im Rahmen einer Liquordiagnostik wird Liquor aus den Liquorräumen entnommen und im Labor untersucht.
Lysetherapie
Wenn ein Gefäß verstopft ist, kommt es zu einer Ischämie und in vielen Fällen zum Schlaganfall.
Unter Lysetherapie versteht man das Auflösen von Blutgerinnseln (Thrombus/ Embolus) mithilfe von Medikamenten.
Das bei der Schlaganfallbehandlung verwendete Medikament (rt-PA, Actilyse®) ist ein körpereigenes Enzym, welches die Auflösung von Blutgerinnseln bewirkt.
Es kann entweder durch eine Infusion über die Vene oder lokal am verschlossenen Gefäß durch einen Katheter verabreicht werden.
Das Ziel dieser Therapie besteht darin, den Verschluss aufzuheben und somit die Blutversorgung zu normalisieren. Dadurch wird der Untergang des bis dahin noch nicht zerstörten Gewebes verhindert.
Dies sollte nach dem Motto: „Zeit ist Hirn!“ möglichst rasch (spätestens 4,5 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome) erfolgen!
Daher ist es so wichtig, bei dem Verdacht auf einen Schlaganfall schnellstmöglich durch Rufen des Rettungsdienstes in ein Krankenhaus zu gelangen. Dadurch werden unnötige Verzögerungen und Wartezeiten im Krankenhaus vermieden.
Mit der Lysetherapie ist das Risiko von Blutungen verknüpft. Deshalb ist eine Lysetherapie nur möglich, wenn kein erhöhtes Blutungsrisiko besteht.
M
makroangiopathisch
Makroangiopathien sind Erkrankungen der mittelgroßen und großen Gefäße, zum Beispiel bei Arteriosklerose.
Da Angiopathien in den meisten Fällen zu Verengungen (Stenosen) oder gar Verschlüssen von Arterien führen, verursachen sie Schlaganfälle. In diesen Fällen spricht man von einer makroangiopathischen Ursache.
Migräne
Bei einer Migräne leiden Betroffene unter wiederkehrenden, anfallsartigen, oft einseitigen, starken pulsierenden Kopfschmerzen. Oftmals begleiten Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit die Kopfschmerzattacken.
Es kann außerdem zu sogenannten den Kopfschmerzen vorangehenden Auraphänomenen kommen. Häufig sind dies Sehstörungen in Form von Gesichtsfelddefekten mit Lichtblitzen, aber auch Sprachstörungen, Lähmungen und Schwindel kommen vor.
Die Ursachen sind nicht genau geklärt und genetische Faktoren spielen eine große Rolle.
Es gibt bekannte Triggerfaktoren, die eine Migräneattacke auslösen können. Dies können Wetterverhältnisse, hormonelle Änderungen, Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus, Lebensmittel wie Wein, Schokolade, Käse und psychische Belastungen sein.
Bei einer Migräneattacke sollten PatientInnen von äußeren, auslösenden Faktoren abgeschirmt werden. Zusätzlich können je nach Ausmaß der Schmerzen unterschiedliche Schmerzmittel eingenommen werden sowie Medikamente gegen die Übelkeit. Es sind auch Medikamente bekannt, welche die Häufigkeit der Attacken reduzieren.
Migräne mit Aura ist ein Risikofaktor für Schlaganfälle.
mikroangiopathisch
Mikroangiopathien sind Schädigungen der kleinen Blutgefäße, also der kleinsten Arterien, Arteriolen, und Kapillaren.
Sie entstehen oft aufgrund von Bluthochdruck oder bei Diabetes mellitus. Mikroangiopathien können durch Verschlüsse dieser kleinen Gefäße zu Infarkten führen, die geschädigten Gefäße können aber auch platzen – es kommt zu Hirnblutungen.
Morbidität
Erkrankungsrate, Krankheitshäufigkeit in einer Population.
Die Morbidität gibt an, wie viele Erkrankte es innerhalb eines Zeitraumes, bezogen auf eine bestimmte Population gibt.
Sie wird als Überbegriff durch die “Inzidenz” und “Prävalenz” beschrieben.
Mortalität
Sterberate, Todeshäufigkeit in einer Population.
N
Neglect
Beim Neglect (lateinisch= Vernachlässigung), werden Sinneseindrücke und Reize von einer Hälfte des Körpers oder der Umwelt vom Gehirn nicht normal verarbeitet und deshalb vernachlässigt.
Der Neglect betrifft jeweils die zur Hirnschädigung gegenüberliegende Seite und ist bei einer Schädigung der rechten Hirnhälfte meist stärker ausgeprägt.
Definitionsgemäß betrifft der Neglect meist mehrere Sinneswahrnehmungen gleichzeitig (Hören, Sehen, Sensibilität) wobei die eigentliche Wahrnehmung erhalten ist. So wird zum Beispiel eine kräftige Berührung der betroffenen Körperhälfte erkannt, bei beidseitiger gleichzeitiger Berührung aber nur die auf der gesunden Seite wahrgenommen.
Nystagmus
Nystagmus bezeichnet rhythmische, unwillkürliche und willentlich nicht zu kontrollierende Augenbewegungen.
Es werden normale, physiologische Nystagmusformen (zum Beispiel der optokinetische Nystagmus beim Blick aus dem fahrenden Zug) und krankhafte, pathologische Nystagmusformen unterschieden.
Bei Störungen des Gleichgewichtssinns im Innenohr oder im Gehirn kommt es zu Drehschwindel und Nystagmus. Der Nystagmus selbst wird aber von den Betroffenen nicht wahrgenommen, allenfalls als “Laufen der Bilder” (Oszillopsien).
Auch bei Schlaganfällen in Hirnstamm und Kleinhirn treten verschiedene Formen von Nystagmus auf.
P
Parietallappen
Die Großhirnrinde wird in 4 Lappen gegliedert. Der Parietallappen ist ein Teil des Großhirns. Er befindet sich etwa in der Mitte, zwischen dem vorderen Frontallappen und dem hinteren Okzipitallappen.
Dieser Teil des Gehirns ist hauptsächlich für die Verarbeitung von sensorischen Informationen zuständig. Auch das Koordinieren von Bewegungen und die räumliche Orientierung werden vom Parietallappen gesteuert.
Pica
PICA ist eine Abkürzung für die Arteria cerebelli inferior posterior (Englisch: Posterior inferior cerebellar artery), welche die unteren Kleinhirnanteile und oft einen Abschnitt des Hirnstamms versorgt.
Ein Verschluss führt zu einem Hirnstamm-/Kleinhirninfarkt. Wahrscheinliche Symptome sind Drehschwindel, Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen, Probleme bei der Koordination von Bewegungen und bei Beteiligung des Hirnstamms ausgeprägte Schluckstörungen (“Wallenberg-Syndrom”).
Pons
Der Pons (“Brücke”) ist der mittlere Abschnitt des Hirnstamms und gehört zum zentralen Nervensystem.
In ihm liegen sogenannte “Brückenkerne”, welche dem Erlernen und der Feinabstimmung von Bewegungen dienen und Ursprung verschiedener Hirnnerven sind. Außerdem verlaufen die Fasern der sogenannten Pyramidenbahn durch den Pons, welche für die Willkürmotorik zuständig ist.
Die Brückenkerne leiten motorische Impulse vom Großhirn zum Kleinhirn.
Der Pons kann durch einen Verschluss oder ein Aneurysma der blutversorgenden Gefäße (Äste der A.basilaris) geschädigt werden. Dabei kommt es zu Störungen der Bewegungskoordination, Muskelschwächen bis hin zu Lähmungen.
Im schwersten Fall kommt es zum Locked-In-Syndrom, bei halbseitiger Schädigung oft zu sogenannten gekreuzten Hirnstammsyndromen.
Prävalenz
Die Prävalenz (Häufigkeit einer Krankheit) beschreibt, wie viele Menschen einer bestimmten Gruppe in einem bestimmten Zeitraum (Periodenprävalenz) oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) an einer bestimmten Krankheit erkrankt sind.
Sie drückt also den Krankheitsbestand aus.
Ein Beispiel: Im Jahr 2019 lebten in Deutschland ca. 1,3 Millionen Menschen, die einen Schlaganfall erlitten und überlebt haben. Das sind ca. 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung.
R
rechtshemisphärisch
die rechte Hälfte des Groß- oder Kleinhirns betreffend.
rechtshemisphärische Läsion
Eine Störung, Schädigung oder Verletzung der rechten Hälfte des Groß- oder Kleinhirns.
Wenn das Großhirn betroffen ist, entstehen kontralaterale (auf der entgegengesetzten Seite), also linksseitige Symptome wie Lähmungen, Gefühlsstörungen und Gesichtsfelddefekte.
Bei Läsionen des Kleinhirns, kommt es zu einer ipsilateralen (auf der gleichen Seite befindlichen), also rechtsseitigen Hemiataxie, die durch Störungen der Bewegungskoordination gekennzeichnet ist.
respiratorische Erkrankung
Respiratorisch bedeutet “die Atmung betreffend”.
Respiratorische Erkrankungen umfassen daher Erkrankungen jener Organe und Strukturen, die an der Atmung beteiligt sind.
Dazu gehören die luftleitenden Atemwege von der Nasenhöhle über die Bronchien und Bronchiolen bis hin zu den Alveolen, den Lungenbläschen, die am Gasaustausch zwischen Blut und Luft beteiligt sind.
S
SCA
SCA ist eine Abkürzung für die Arteria cerebelli superior (Englisch: Superior cerebellar artery).
Sie versorgt die oberen Abschnitte des Kleinhirns. Die SCA geht aus der Basilararterie ab, welche aus den Wirbelarterien entsteht.
Subarachnoidalraum
Das Gehirn wird von drei Hirnhäuten umhüllt. Ganz außen ist die Dura mater, die harte Hirnhaut.
Darunter liegen die beiden weichen Hirnhäute: Arachnoidea mater und Pia mater.
Zwischen den beiden weichen Hirnhäuten befindet sich ein flüssigkeitsgefüllter Raum, der Subarachnoidalraum. Dieser ist mit klarem Gehirnwasser (Liquor) gefüllt und an manchen Stellen erweitert (Zisternen).
Arterien und Venen des Gehirns und Rückenmarks verlaufen durch den Subarachnoidalraum.
T
Triglyceride
Triglyceride sind die am häufigsten vorkommende Art von Fett im Körper. Die Aufgabe der Triglyceride stellt die Speicherung von überschüssigen Fetten aus der Ernährung dar. Ein hoher Triglycerid-Wert steht in Verbindung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
V
Vertebralisdissektion
Die Vertebralarterien versorgen den Hirnstamm und das Kleinhirn mit Blut.
Unter Dissektion wird eine meist „spontane“, also ohne erkennbare Ursache, auftretende Verletzung oder Einblutung in die Wand einer hirnversorgenden Arterie verstanden.
Die Einblutung in die Gefäßwand ist meist schmerzhaft und führt zu Schmerzen am Hals, im Nacken, Hinterkopf und Gesicht, verursacht aber vor allem eine zunehmende Verengung der Gefäße. In vielen Fällen kommt es sogar zu einem Verschluss der Arterie im befallenen Segment. Durch die reduzierte Blutversorgung können Ischämien – Schlaganfälle – entstehen.
Noch häufiger entstehen an der Verengung Blutgerinnsel, die Schlaganfälle durch Verschlüsse kleinerer Gefäße im weiteren Gefäßverlauf verursachen.
Viele Betroffenen berichten von “Bagatelltraumen” in zeitlichem Zusammenhang mit dem Auftreten der Beschwerden: starker Husten, Erbrechen, abrupte Dehnung des Halses.
Unterschieden hiervon werden “traumatische” Dissektionen bei starker äußerer Gewalteinwirkung im Rahmen von schweren Unfällen mit meist auch knöchernen Verletzungen des Schädels und/oder der Halswirbelsäule.
Z
zerebrale Ischämie
Der Begriff zerebral bedeutet das Gehirn betreffend.
Eine Ischämie beschreibt eine unzureichende oder vollständig unterbrochene Durchblutung eines Organs.
Wenn zu wenig arterielles Blut das Gehirn erreicht, wird das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dies führt zur Beeinträchtigung der Hirnfunktion und schlussendlich zur Nekrose, dem Untergang von Gewebe in Teilen des Gehirns. Man spricht dann von einem Hirninfarkt.
Ursachen für eine Ischämie können Veränderungen an den Arterien selbst, zum Beispiel durch eine Verengung bei Arteriosklerose sein. Aber auch Entzündungen, Dissektionen oder ein Verschluss der eigentlich gesunden Arterie durch ein Blutgerinnsel können für eine Ischämie verantwortlich sein.
85 Prozent aller Schlaganfälle sind Folge einer zerebralen Ischämie.
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