Übergewicht ▷ Risikofaktor für einen Schlaganfall
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Übergewicht ist ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Wer übergewichtig ist und sein Gewicht reduziert, beeinflusst damit seinen Blutdruck positiv. Zudem vermindert sich die Gefahr, an Diabetes und Fettstoffwechselstörungen zu erkranken. Damit kann der Einfluss wichtiger Risikofaktoren auf das Schlaganfallrisiko reduziert werden.
Laut Robert-Koch-Institut sind zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) in Deutschland übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen ist stark übergewichtig, und damit adipös.1 Übergewicht ist also ein weit verbreiteter Risikofaktor, der die Gesundheit der Bevölkerung und auch das Gesundheitssystem belastet. Aufklärung und Motivationsarbeit können effektive Mittel sein, Übergewicht in der Bevölkerung zu reduzieren.
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In einer Fall-Kontroll-Studie wurden die Daten von 3.000 Personen mit akutem ischämischen Schlaganfall (Hirninfarkt) und hämorrhagischen Schlaganfall (Hirnblutung) ausgewertet, um weltweit die wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle zu identifizieren.
26,5 Prozent der untersuchten Schlaganfälle konnten auf den Risikofaktor “Abdominale Adipositas” zurückgeführt werden. Neben abdominaler Adipositas sind allein die fünf Risikofaktoren: arterielle Hypertonie (34,6 %), Bewegungsmangel (28,5 %), Rauchen (18,9 %) und falsche Ernährung (18,8 %) für mehr als 80 Prozent aller Schlaganfälle verantwortlich!2
Jeder dieser Faktoren ist beeinflussbar und damit auch das Risiko für einen Schlaganfall.
Body-Mass-Index (BMI) und Waist-to-Hip-Ratio (WHR)
Anhand des Body-Mass-Index (BMI) lässt sich Übergewicht feststellen.
Ihren BMI können Sie durch einen BMI-Rechner im Internet leicht errechnen lassen oder mit der Formel: BMI = Körpergewicht [kg] / (Körpergröße [m])² selbst berechnen und in einer Tabelle nachsehen, wie stark Ihr BMI-Wert vom empfohlenen Wert abweicht.
Der BMI sollte zwischen 18,5 und 25 kg/m² (Kilogramm pro Quadratmeter Körperoberfläche) liegen. Bei Werten über 25 kg/m² besteht Übergewicht, bei Werten über 30 kg/m² spricht man von Adipositas.
Anhand des BMIs sowie des Körpergewichts kann jedoch nicht zwischen Fett, Knochen und Muskeln unterschieden werden. Genauso wenig wird die Fettverteilung im Körper durch den BMI erfasst. Ein Gesundheitliches Risiko im Zusammenhang mit Übergewicht entsteht jedoch vor allem auf Grund von Fettansammlungen im Bereich der Körpermitte also im Bauchraum, auch viszerales Fett oder Stammfettsucht genannt.
Das Risiko für Folgeerkrankung wie Diabetes, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und letztendlich auch Schlaganfälle steigt bei einem hohem BMI und gleichzeitiger Zunahme des Taillenumfangs bei einer bauchbetonten Adipositas (Apfeltyp, androide Fettverteilung, häufiger bei Männern). Bei Fettpolstern an Gesäß und Beinen (Birnentyp, gynoide, eher subkutane Fettverteilung, häufiger bei Frauen) ist das Risiko kaum erhöht.3
Zur Bestimmung der Fettansammlungen im Bauchraum und zur Risikoabschätzung sollte daher ein weiterer Parameter herangezogen werden: Das Verhältnis von Taillenumfang zu Hüftumfang (Taille-Hüfte-Index), auch Waist-to-Hip-Ratio (WHR) genannt.
Die WHR lässt sich wie folgt bestimmen:
- Mit einem Maßband kann der Taillenumfang etwa in Höhe des Bauchnabels gemessen werden.
- Anschließend wird der Hüftumfang an der breitesten Stelle gemessen.
- Der Taillenumfang in cm geteilt durch den Hüftumfang in cm ergibt den WHR.
Abdominale Adipositas ist definiert als WHR von ≥0,94 bei Männern und ≥0,80 bei Frauen. Bei diesen Werten kann von einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgegangen werden.4
In einer Fallkontrollstudie wurde der Zusammenhang zwischen Adipositasmarkern und dem Schlaganfallrisiko untersucht:5
Männer mit einem Bauchumfang von >102 cm hatten der Studie zu Folge ein 3,7fach erhöhtes Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, Frauen mit einem Bauchumfang >88 cm ein 4,5fach erhöhtes Risiko.
Eine WHR ≥1,0 bei Männern und ≥0,85 bei Frauen erhöht das Risiko für Schlaganfall um den Faktor 5,8 für Männer und um den Faktor 7,8 für Frauen.
Eine weitere anthropometrische Größe, welche Aussagen über die Menge und Verteilung des Körperfetts machen kann, ist das Verhältnis von Bauchumfang (in cm) und Körpergröße (in cm), auch Waist-to-height-ratio (WHtR) genannt.6
Die WHtR gibt ebenfalls Aufschluss darüber, ob ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vorliegt.
Für Erwachsene <40 Jahren gilt ein Wert über 0,5 als kritisch. Somit stellt nicht das Körpergewicht für sich genommen, sondern vor allem die Verteilung des Körperfetts einen wesentlichen Risikofaktor für Schlaganfälle dar.
Ernährungsumstellung und Beratung
Wenn die Energiezufuhr den Energieverbrauch über einen längeren Zeitraum übersteigt, entsteht Übergewicht. Neben einem ungesunden Lebensstil mit wenig Bewegung und falscher Ernährung spielen zahlreiche weitere biologische, psychosoziale und umweltbedingte Faktoren bei der Entstehung von Adipositas eine Rolle.7
Auch Schlafmangel, chronischer Stress oder die Einnahme von Medikamenten wie zum Beispiel Antidepressiva begünstigen Übergewicht.
Wichtigste Maßnahmen zur Gewichtsreduktion sind Disziplin bei der Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung. Doch auch ausreichend Schlaf und Psychohygiene durch Erholung und soziale Aktivitäten gehören zu einem gesunden Lebensstil dazu.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.v. stellt in 10 leicht zu verstehenden Regeln die wichtigsten Aspekte rund um eine gesunde Ernährung bereit. Viel Obst, Gemüse und Vollkorn, Fisch und weniger Fleisch sowie achtsames und bewusstes Essen und genügend Abwechslung auf dem Speiseplan gehören zu einer ausgewogenen Ernährung dazu.8
Viele Arztpraxen und Krankenkassen bieten kostenlose Ernährungsberatungen an. Lassen Sie sich beraten und helfen, es lohnt sich.
Die Redaktion legt Wert auf eine geschlechtergerechte Sprache. Sie verzichtet aber auf die Verwendung von Gendersternchen und ähnlichen Symbolen, da sie die Lesbarkeit reduzieren und nicht mit der geltenden Rechtschreibung und Grammatik vereinbar sind. Stattdessen verwenden wir das „generische Maskulinum“, damit adressieren wir alle Geschlechtsidentitäten.
Sie haben eine Frage zum Übergewicht und den Auswirkungen auf das Schlaganfall-Risiko? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
- Wie kann ich einem Schlaganfall vorbeugen?
- Was kann ich essen, um einem Schlaganfall vorzubeugen?
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
unter Mitarbeit von stud. med. Rosalie Hartmann
Dr. med. Thomas Staudacher ist Facharzt für Neurologie. Sein Schwerpunkt ist die Notfallbehandlung von Schlaganfällen. 20 Jahre lang leitete er eine Stroke Unit, also eine Spezialstation zur Akutbehandlung und Intensiv-Überwachung von Schlaganfall-Patienten. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Übergewicht und Adipositas – Robert-Koch-Institut – URL: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html
- Risk factors for ischaemic and intracerebral haemorrhagic stroke in 22 countries (the INTERSTROKE study): a case-control study – Autoren: Martin J O’Donnell 1 , Denis Xavier, Lisheng Liu, Hongye Zhang, Siu Lim Chin, Purnima Rao-Melacini, Sumathy Rangarajan, Shofiqul Islam, Prem Pais, Matthew J McQueen, Charles Mondo, Albertino Damasceno, Patricio Lopez-Jaramillo, Graeme J Hankey, Antonio L Dans, Khalid Yusoff, Thomas Truelsen, Hans-Christoph Diener, Ralph L Sacco, Danuta Ryglewicz, Anna Czlonkowska, Christian Weimar, Xingyu Wang, Salim Yusuf – Publikation: Lancet. 2010 Jul 10;376(9735):112-23. – DOI: 10.1016/S0140-6736(10)60834-3
- Was ist Adipositas? – Universitätsmedizin Leipzig – URL: https://www.ifb-adipositas.de/adipositas/was-ist-adipositas
- Anthropometrie und Blutdruck – Robert-Koch-Institut – URL: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/referenzperzentile/taille_huefte.pdf?__blob=publicationFile
- Die abdominale Adipositas ist mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert – Autoren: Y Winter, S Rohrmann, J Linseisen, O Lanczik , PA Ringleb, J Hebebrand, T Back – Publikation: Aktuelle Neurologie 2007; 34 – V293 – DOI: 10.1055/s-2007-987598
- Waist-to-Height Ratio – Flexicon – URL: https://flexikon.doccheck.com/de/Waist-to-Height_Ratio
- So kommt es zu Übergewicht – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz – URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/adipositas/uebergewicht-ursachen
- Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. – URL: https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/