Schlaganfall und Herzinfarkt – Was sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten? ▷ Analyse
In diesem Artikel:
- Was sind die Gemeinsamkeiten von Herzinfarkt und Hirninfarkt?
- Was sind die Unterschiede von Herzinfarkt und Hirninfarkt?
- Wie häufig sind Herzinfarkte und Hirninfarkte?
Was sind die Gemeinsamkeiten von Herzinfarkt und Hirninfarkt?
Beide Erkrankungen treten meist plötzlich (akut) auf und sind medizinische Notfälle (unverzüglich den Notarzt unter 112 anrufen), die so rasch wie möglich im Krankenhaus behandelt werden müssen: “Jede Minute zählt, Zeit ist Hirn”.
Ein Herzinfarkt entsteht durch Blutmangel in einem Abschnitt des Herzens. Das führt zur Unterversorgung der Herzmuskulatur mit Sauerstoff und zum Untergang von Herzgewebe.
Ein Hirninfarkt entsteht durch Blutmangel in einer Region des Groß- oder Kleinhirns oder des Hirnstamms mit Untergang von Hirngewebe.
Herzinfarkt und Schlaganfall haben die gleichen Ursachen
Beide Erkrankungen haben dieselben Risikofaktoren und Ursachen.
Konsequenz für die Prophylaxe, Akutbehandlung und Nachsorge: Sehr enge Zusammenarbeit von Kardiologen (Herzspezialisten) und Schlaganfall-Neurologen erforderlich.
Hauptursache beider Erkrankungen ist die Arteriosklerose (Arterienverkalkung), welche hauptsächlich durch 7 behandelbare Risikofaktoren – Bluthochdruck, Rauchen, Zucker– und Fettstoffwechselstörungen, körperliche Inaktivität, Übergewicht und “ungesunde “ Ernährung – entsteht. Für die Behandlung dieser Risikofaktoren gelten die identischen Empfehlungen.
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Arteriosklerose
Die Arteriosklerose führt, oft über Jahre unbemerkt, zu fortschreitender Einengung (Stenose) bis zum Verschluss von Arterien. Hauptsächlich sind die Herzkranz-Arterien (Koronararterien), die Aorta (große Körperschlagader), die hirnzuführenden Halsarterien (Karotiden und Vertebralarterien) und die Becken- und Beinarterien betroffen.
Mit dem EKG (Elektrokardiogramm) können auch unbemerkte Herzinfarkte (“stumme” Infarkte) nachgewiesen werden, mit der Computer- oder Kernspintomographie des Schädels symptomlose Hirninfarkte.
Was sind die Unterschiede von Herzinfarkt und Hirninfarkt?
Ein Herzinfarkt geht meist mit schweren, “vernichtenden” Schmerzen bzw. Druck im Brustbereich und Todesangst einher. Hirninfarkte äußern sich durch vielfältige, neurologische Störungen (siehe FAST-Test und Symptome des Schlaganfalls), meist ohne gravierende Kopfschmerzen.
Fast alle Herzerkrankungen erhöhen das Schlaganfallrisiko. Allein die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern, bei der Blutgerinnsel aus dem Herzen in den Hirnkreislauf gelangen können (sog. Kardioembolie), verursacht 20-30 Prozent aller Hirninfarkte.
Das Herz als “Umwälzpumpe” des Körperkreislaufs ist ein sehr robustes Organ und schlägt auch beim sog. Hirntod (Stillstand der Durchblutung des Gehirns) weiter, wenn künstliche Beatmung erfolgt. Das Gehirn ist bei einem Herzstillstand bereits nach wenigen Sekunden funktionsgestört, was sich zunächst als Bewusstlosigkeit äußert. Nach wenigen Minuten treten neurologische Ausfälle als Ausdruck einer Hirnschädigung auf.
Beim akuten Schlaganfall treten nicht selten Komplikationen vonseiten des Herzens auf, vor allem Herzrhythmusstörungen durch ein gestörtes Gleichgewicht der neuro-vegetativen Kontrolle der Herztätigkeit. Auch das erfordert eine sehr enge Kooperation von Kardiologen und Neurologen.
Wie häufig sind Herzinfarkte und Hirninfarkte?
Herzinfarkte und Hirninfarkte zählen zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die weltweit die häufigsten Krankheiten und Todesursache sind.
In Deutschland treten jährlich 280.00 Herzinfarkte und 270.000 Schlaganfälle auf, 85 Prozent davon sind Hirninfarkte.
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Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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