Herz-Kreislauf-Erkrankungen ▷ Definition, Häufigkeit, Risikofaktoren
In diesem Artikel:
- Was sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
- Die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache
- Kosten der Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Risikofaktoren für Herz–Kreislauf–Erkrankungen
- Wie häufig sind kardiovaskuläre Erkrankungen?
- Welche Ärzte sind für HKE zuständig?
Was sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE)?
Sie werden auch als kardiovaskuläre Erkrankungen bezeichnet. Sie umfassen die meisten Erkrankungen des Herzens und der Arterien, nicht der Venen oder Lymphgefäße. Ganz im Vordergrund stehen arteriosklerotische Erkrankungen des Herzens (Herzinfarkt), des Gehirns (Hirninfarkt) und der arteriellen Blutgefäße (z.B. Aortenaneurysma, “Raucherbein”), welche bei frühzeitiger Diagnose meist gut behandelt werden können.
Die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die koronare bzw. ischämische Herzkrankheit, auch kardiovaskuläre Erkrankung genannt, ist die Folge von arteriosklerotischen Einengungen oder Verschlüssen von Herzkranzgefäßen.
Verursacht wird diese chronische Erkrankung durch die Einlagerung von Fetten in die Gefäßwand. Durch die zunehmende Einengung kommt es zu einer Sauerstoffunterversorgung des Herzmuskelgewebes, welche erst im fortgeschrittenen Stadium zu Krankheitszeichen wie Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Herzenge (Angina pectoris), Herzrhythmusstörungen oder zu einem akuten Herzinfarkt führt.
Dieser ist, wie der Schlaganfall, eine Notfall, welcher raschestmöglich behandelt werden muss, um das Absterben von Herz- oder Hirnzellen zu verhindern.
Der Schlaganfall ist die Hauptgruppe der sog. zerebrovaskulären Erkrankungen. Unter dem Begriff Schlaganfall werden verschiedene Erkrankungen zusammengefasst. Ihr gemeinsames Merkmal ist eine plötzlich auftretende Schädigung einer umschriebenen Hirnregion durch einen Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall, Hirninfarkt) oder durch eine Hirnblutung durch geplatzte kleine Hirnarterien (hämorrhagischer Schlaganfall). Auch hier ist, wie beim Herzinfarkt, hauptsächlich die Arteriosklerose verantwortlich. Deren Ursache ist vor allem der Bluthochdruck.
Bei einem Schlaganfall kommt es schlagartig zu neurologischen Symptomen als Folge einer Funktionsstörung einer meist begrenzten Hirnregion. Typische Symptome sind Sprachstörungen, einseitige Lähmungen oder Gefühlsstörungen, Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen oder schwere Kopfschmerzen, die vor allem bei Hirnblutungen und Subarachnoidalblutungen auftreten können.
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Nach der Definition der World Health Organization (WHO) sind die wichtigsten kardiovaskulären Erkrankungen:
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Koronare Herzerkrankung (Herzinfarkt)
- Zerebrovaskuläre Erkrankungen (Schlaganfall, Hirninfarkt)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (z.B. “Raucherbein”)
- Herzinsuffizienz
- Rheumatische Herzkrankheiten
- Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien)
- Angeborene Herzerkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache
Sterbefälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt 2019:
(ohne Totgeborene und ohne gerichtliche Todeserklärungen)
Anteil in % | Gestorbene | Todesursache | ICD-10 |
---|---|---|---|
22,2 | 73.459 | Chronische ischämische Herzkrankheit | I25 |
13,4 | 44.282 | Herzinfarkt | I21 |
10,7 | 35.297 | Herzinsuffizienz | I50 |
6,6 | 21.937 | Hypertensive Herzkrankheit | I11 |
6,3 | 20.715 | Vorhofflattern und Vorhofflimmern | I48 |
4,6 | 15.115 | Hirninfarkt | I63 |
3,6 | 12.032 | Folgen einer zerebrovaskulären Krankheit | I69 |
3,3 | 10.875 | Nichtrheumatische Aortenklappenkrankheiten | I35 |
3,2 | 10.702 | Schlaganfall, nicht als Blutung oder Infarkt bezeichnet | I64 |
2,6 | 8.769 | Essentielle (primäre) Hypertonie | I10 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
Kosten der Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die Herz-Kreislauf-Erkrankungen belasten das Gesundheitssystem mit enormen Kosten:
Was sind die Risikofaktoren für Herz–Kreislauf–Erkrankungen?
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, welche die Entstehung von Herz–Kreislauf–Erkrankungen begünstigen. Viele dieser Risikofaktoren sind erfreulicherweise vermeidbar oder behandelbar. Zu diesen Faktoren gehören unter anderem der Bluthochdruck (Hypertonie), die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel, Stress und ungesunde Ernährung.
Somit kann durch gesundheitsbewusstes Verhalten oder durch medikamentöse Behandlung vielen Risikofaktoren entgegenwirkt und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgebeugt werden.2
Wie häufig sind kardiovaskuläre Erkrankungen?
Sie sind die häufigsten Erkrankungen überhaupt. 2017 waren weltweit 17,8 Millionen Todesfälle auf diese Erkrankungen zurückzuführen. Dies sind 32 Prozent aller Todesfälle.2 7,4 Millionen wurden durch die koronare Herzerkrankung bzw. Herzinfarkte verursacht, 6,7 Millionen durch Schlaganfälle.
2019 starben in Deutschland 331.000 Menschen an diesen Erkrankungen. Das sind 35,3 Prozent aller Todesfälle.3 Zum Vergleich: Etwa 25 Prozent erlagen einem Krebsleiden.
Die folgende Übersicht zeigt die Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den 10 häufigsten Todesursachen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, geordnet nach prozentualer Häufigkeit.
Die wichtigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bzw. kardiovaskulären Erkrankungen:
Bluthochdruck (Hypertonie)
Bei einer Hypertonie sind die Blutdruckwerte dauerhaft zu hoch, wodurch langfristig verschiedene Organe Schäden davon tragen können.
Häufigkeit: ca. 1,13 Milliarden Menschen weltweit, zwei Drittel leben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Prävalenz bei Erwachsenen in Deutschland ca. 44 Prozent. Häufigkeit steigt mit dem Alter deutlich an. Prävalenz bei Adipositas (Fettleibigkeit) bei 75 Prozent.
12-Monats-Prävalenz, in Deutschland 2014/2015:
Frauen:
- 18–29 Jahre: 4,2 %
- 30–44 Jahre: 9,0 %
- 45–64 Jahre: 31,6 %
- > 65 Jahre: 63,8 %
Männer:
- 18–29 Jahre: 4,4 %
- 30–44 Jahre: 14,5 %
- 45–64 Jahre: 38,3 %
- >65 Jahre: 65,1 %
Quelle: Geda
Koronare Herzerkrankung (KHK) bzw. ischämische Herzkrankheit, z.B. Herzinfarkt
Bei dieser Erkrankung kommt es zu Engstellen oder Verschlüssen in den Herzkranzgefäßen, wodurch der Blutfluss beeinträchtigt wird. Dadurch kann es im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt kommen.
12–Monats–Prävalenz in Deutschland, 2014/2015:
3,7 Prozent der Frauen und 6,0 Prozent der Männer waren in Deutschland von einer koronaren Herzerkrankung betroffen.
Frauen:
- (18–44 Jahre): 0,2 %
- (45–54 Jahre): 0,9 %
- (55–64 Jahre): 3,4 %
- (65–74 Jahre): 7,1 %
- (>75 Jahre): 16,0 %
Männer:
- (18–44 Jahre): 0,4 %
- (45–54 Jahre): 3,4 %
- (55–64 Jahre): 7,7 %
- (65–74 Jahre): 13,0 %
- (>75 Jahre): 24,1 %
Quelle: Geda
Zerebrovaskuläre Erkrankungen, z.B. Schlaganfall durch Hirninfarkt, Hirnblutung oder Subarachnoidalblutung
Bei diesen Erkrankungen sind die Blutgefäße des Gehirns betroffen.
Häufigkeit: Jährlich treten in Deutschland 270.000 Schlaganfälle auf, davon sind 70.000 wiederholte Schlaganfälle (Rezidive).
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), z.B. Raucherbein4
Bei der pAVK kommt es durch Gefäßverkalkungen zu einem Durchblutungsmangel vor allem in den unteren Extremitäten.
Häufigkeit: Weltweit gibt es über 200 Millionen Betroffene. Die Prävalenz der pAVK beträgt in der Allgemeinbevölkerung 3-10 Prozent, mit steigendem Alter (>70 Jahre) steigt auch die Prävalenz geschlechtsunabhängig auf 15–20 Prozent an.
Herzinsuffizienz
Von einer Herzinsuffizienz spricht man, wenn der Herzmuskel zu schwach ist, um ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. Die Folge sind Schwellungen der Knöchelregion (Ödeme), rasche Atemnot bei körperlicher Belastung u.v.a.
Häufigkeit: Die Prävalenz beträgt bei Menschen, die älter als 45 Jahre sind, insgesamt 8,3 Prozent (Frauen: 9,0 %, Männer: 7,7 %).
Rheumatische Herzkrankheiten
Hierbei handelt es sich um eine Spätfolge einer nicht antibiotisch behandelten Streptokokken-Infektion.
Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankungen)
Unter Kardiomyopathie versteht man verschiedene Erkrankungen des Herzmuskels (Myokard), die sich negativ auf die Herzfunktionen auswirken können.
Angeborene Herzfehler
Mit dem Begriff „angeborene Herzfehler“ sind verschiedene Fehlbildungen des Herzens gemeint.
Häufigkeit: Die Prävalenz angeborener Herzfehler liegt in Deutschland bei 1,08 Prozent.
Welche Ärzte sind für HKE zuständig?
Zuständig sind Allgemein- bzw. HausärztInnen, KardiologInnen und NeurologInnen. KardiologInnen sind Fachärzte, die sich mit der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems befassen, vor allem mit Herzerkrankungen. NeurologInnen sind auf der Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert.
Da viele Risikofaktoren für Herzinfarkte und Schlaganfälle identisch sind, ist gerade bei den HKE die Zusammenarbeit dieser Arztgruppen eine wesentliche Voraussetzung für die Erkennung und erfolgreiche Behandlung. Gesundheitspolitisch wird eine sektorenübergreifende Versorgung in der Aufklärung, Prävention, Behandlung und Nachsorge mit enger Vernetzung aller Bereiche gefordert, die sich mit HKE beschäftigen.
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- Schlaganfall: Warum Kardiologen und Neurologen zusammenarbeiten müssen
- Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Herzinfarkt und Schlaganfall
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autoren
unter Mitarbeit von stud. med. Sedef Kuecuekuncular
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Cardiovascular disease in Europe: epidemiological update 2016 – Autoren: Nick Townsend, Lauren Wilson, Prachi Bhatnagar, Kremlin Wickramasinghe, Mike Rayner, Melanie Nichols – Publikation: European Heart Journal, Volume 37, Issue 42, 7 November 2016, Pages 3232–3245 – DOI: 10.1093/eurheartj/ehw334
- RKI – Themenschwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen – URL: https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/H/Herz_Kreislauf_Erkrankungen/Herz_Kreislauf_Erkrankungen_node.html
- Todesursachen: Die 10 häufigsten Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Sterbefälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt 2019 – URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/sterbefaelle-herz-kreislauf-erkrankungen-insgesamt.html
- Intermittent Claudication and Asymptomatic Peripheral Arterial Disease – Conservative Treatment Versus Revascularization – Autoren: Rümenapf, G; Morbach, S; Schmidt, A; Sigl, M – Publikation: Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 188-93 – DOI: 10.3238/arztebl.2020.0188