Aneurysma ▷ Symptome, Ursachen, Behandlung, Operation
Ein Aneurysma ist eine Gefäßaussackung (Abb.: ilusmedical | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Was ist ein Aneurysma?
- Ursachen
- Risikofaktoren
- Warum ist ein Aneurysma gefährlich?
- Symptome
- Wie wird ein Aneurysma diagnostiziert?
- Wie und wann wird ein Aneurysma behandelt?
- Leben mit einem Aneurysma
- Prognose
Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma ist eine örtlich umschriebene Aussackung einer Schlagader (Arterie) im Gehirn.
Ein Aneurysma kann auch an der Hauptschlagader (Aorta), den Arterien von Armen und Beinen sowie als Wandaneurysma am Herz nach einem Herzinfarkt auftreten.
Was sind die Ursachen für ein Aneurysma?
Es gibt verschiedene Ursachen für ein Aneurysma an den Gehirngefäßen:
- Angeborene Bindegewebsschwäche der Arterienwand, oftmals sind andere Familienmitglieder ebenfalls betroffen
- Folge von Arteriosklerose der Gefäßwände
- Folge von Verletzungen
- Infektionen der Blutgefäße durch Bakterien oder Pilze (z.B. Drogenkonsum über die Vene)
Was sind Risikofaktoren für die Entstehung eines Aneurysmas?
Wenn ein Aneurysma nicht angeboren ist, kann es sich im Laufe des Lebens entwickeln. Es kann die Folge von Arteriosklerose, also Gefäßwandablagerungen sein. Daher sind alle Risikofaktoren, die auch zu einer Arteriosklerose führen können, mögliche Risikofaktoren für die Entstehung eines Aneurysmas. Besonders bedeutend sind:
- Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie)
- Rauchen
- Alkoholmissbrauch
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Warum ist ein Aneurysma gefährlich?
Ein Aneurysma kann im Laufe der Zeit an Größe zunehmen und „wachsen“. Bei zunehmender Größe besteht die Gefahr, dass es platzen kann und Blut austritt. Dann kommt es zu einer Einblutung in das umliegende Hirngewebe bzw. zu einer sogenannten Subarachnoidalblutung (kurz: SAB). Dabei entsteht eine Blutung unterhalb einer Gewebeschicht, die das Gehirn umgibt. Diese Gewebeschicht nennt man Spinngewebshaut oder Arachnoidea, sie gehört zu den Gehirnhäuten.
Eine Subarachnoidalblutung kann auch als Folge einer Kopfverletzung entstehen. Dann liegt dieser Blutung in der Regel kein Aneurysma als Blutungsursache zugrunde.
Welche Symptome macht ein Aneurysma?
Wenn ein Aneurysma im Kopf platzt, dann handelt es sich um einen medizinischen Notfall und um eine lebensbedrohliche Erkrankung. Der Patient entwickelt1 plötzlich auftretende, „donnerschlagartige“ heftigste Kopfschmerzen.
In der Folge können entstehen:
- Verwirrtheit
- Störungen der Wachheit bis hin zum Koma
- Übelkeit, Erbrechen
- Nackensteifigkeit
- Epileptische Anfälle
Größere Gehirnaneurysmen, die nicht platzen und damit nicht bluten, können durch ihre Nähe zum Gehirngewebe ab einem gewissen Durchmesser auf das Gewebe und umliegende Nerven des Gehirns drücken und dann zu Kopfschmerzen oder Schlaganfallsymptomen (z.B. Lähmungserscheingungen einer Körperhälfte, einseitig erweiterte Pupille) führen.
Kleine Aneurysmen bleiben oftmals unentdeckt, da sie keine Beschwerden machen und der Betroffene gar nicht weiß, dass er ein Aneurysma hat.
Wie wird ein Aneurysma diagnostiziert?
Ein erster Hinweis ergibt die Vorgeschichte des Patienten und seine Symptome. Die Diagnose des Aneurysmas wird durch eine Bildgebung des Gehirns mittels Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT/MRI) inklusive Gefäßdarstellung gestellt. Hierbei kann auch festgestellt werden, ob eine Blutung durch das Aneurysma vorliegt.
Kleine Aneurysmen bleiben oftmals unentdeckt, da sie keine Beschwerden machen. Oftmals findet man sie als „Zufallsbefund“, wenn aus irgendeinem Grund eine Bildgebung vom Kopf gemacht wird.
Bei Patienten, die ein Aneurysma aufgrund einer angeborenen Bindegewebsschwäche der Arterienwand haben, wird oft empfohlen, dass sich auch nahe verwandte Familienmitglieder (z.B. Geschwister, Kinder) mittels Bildgebung des Gehirns untersuchen lassen, um ein möglicherweise behandlungsbedürftiges Aneurysma nicht zu übersehen.
Wie und wann wird ein Aneurysma behandelt?
Wenn es durch ein Aneurysma zu einer Hirnblutung gekommen ist, sollte die Blutung zum Stillstand gebracht werden, falls es noch nicht von allein geschehen ist. Zudem muss versucht werden, negative Folgen für das umliegende Gehirngewebe zu vermeiden.
Wenn viel Blut im Subarachnoidalraum zu einem erhöhten Druck im Gehirn führt, kann es nötig sein, mittels eines dünnen Schlauchs (Katheter), der in die Hirnkammern eingelegt wird, den Druck im Gehirn zu reduzieren, indem Blut oder Nervenwasser (Liquor) vorübergehen nach außen abgeleitet wird. Bei größeren Hirnblutungen, die massiven Druck auf das umliegende Gehirngewebe ausüben, kann es erforderlich sein, die Blutung „auszuräumen“, also mittels Operation zu entfernen2.
In der Folge muss das Aneurysma verschlossen werden. Je nach Ort, Größe und Beschaffenheit des Aneurysmas geschieht dies entweder dadurch, dass über einen Katheter Platinspiralen (Coils) in das Aneurysma eingebracht werden und dieses von innen „versiegeln“, oder durch eine Operation, bei der das Aneurysma von außen mit einem Titanclip verschlossen wird. Handelt es sich um ein Aneurysma durch eine Infektion, so werden Antibiotika (wirken gegen Bakterien) oder Antimykotika (wirken gegen Pilze) eingesetzt.
Wenn es durch ein Aneurysma bisher nicht zu einer Blutung gekommen ist, kann dieses zunächst beobachtet werden, indem man regelmäßig bildgebende Kontrollen durchführt. Sollte in diesen Kontrollen ersichtlich werden, dass das Aneurysma in seiner Ausdehnung zunimmt, so kann es sinnvoll sein, dieses vorbeugend mit einem Eingriff auszuschalten, um einer Blutung aus dem Aneurysma vorzubeugen.
Das Risiko, dass durch ein platzendes Aneurysma eine Blutung entsteht, ist bei wachsenden Aneurysmen bis zu 12-fach erhöht. Je nach Art und Größe des Aneurysmas kann es aber sein, dass zu einer Ausschaltung durch einen Eingriff geraten wird ohne, dass vorher bildgebende Kontrollen über einen gewissen Zeitraum gemacht werden.
Jeder Patient mit einem Aneurysma, das bisher keine Beschwerden gemacht hat, muss individuell beraten werden, ob eine Kontrolle oder eine Behandlung der richtige Weg ist. Die Entscheidung hängt dabei auch vom Wunsch des Patienten nach einer Behandlung ab. Während das 5-Jahres-Risiko eines größenkonstanten Aneurysmas zu bluten ca. 3 Prozent beträgt, liegt das Risiko für Komplikationen durch einen Eingriff bei ca. 4 Prozent.3
Leben mit einem Aneurysma
Bei Ihnen wurde ein Aneurysma im Kopf festgestellt, das bisher keinerlei Beschwerden gemacht hat und das aktuell nicht behandelt werden muss? Dann sollten Sie auf folgende Punkte achten:
- Nehmen Sie zuverlässig und regelmäßig die Kontrolltermine beim Arzt wahr, auch wenn Sie keinerlei Probleme haben.
- Wenn Sie immer wieder erhöhte Blutdruckwerte messen oder an Bluthochdruck leiden: achten Sie auf normale Blutdruckwerte (Ziel: < 140/90 mmHg), nehmen Sie regelmäßig Ihre blutdrucksenkenden Medikamente ein oder lassen sich entsprechende Medikamente von Ihrem Hausarzt verordnen. Normale Blutdruckwerte können ein Wachstum des Aneurysmas verlangsamen.
- Plötzliche Blutdruckspitzen können gefährlich sein, da dann auch hoher Druck auf die Wand des Aneurysmas entsteht. Daher sollten Sie bei sportlicher Aktivität auf Ausdauersport setzen (Schwimmen, Walken, Radfahren) und Krafttraining und Sportarten mit hoher und rascher Anstrengung vermeiden.
- Studien haben belegt, dass Rauchen die Gefahr erhöht, dass ein Aneurysma platzt.4 Beenden Sie daher das Rauchen!
- Informieren Sie Ihre Angehörigen und Ihre Freunde über Ihre Diagnose und darüber, wie im Notfall zu handeln ist, damit Sie schnell die richtige Hilfe erhalten, wenn nötig.
Prognose
Die Subarachnoidalblutung durch ein geplatztes Aneurysma ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Die Prognose ist abhängig vom Alter des Betroffenen, dem Ausmaß der Blutung sowie von der Stelle des Aneurysmas.
Ca. die Hälfte der Patienten mit einer Subarachnoidalblutung verstirbt vor Erreichen einer Klinik oder in den ersten Tagen nach der Blutung. Von den überlebenden Betroffenen behält etwa die Hälfte zum Teil schwere Einschränkungen (Lähmungen, Sprachstörungen, geistige Defizite) zurück, ein Drittel bleibt auf Hilfe angewiesen. Ein frühzeitiges Erkennen und eine rasche intensivmedizinische Behandlung verbessert die Prognose der Patienten.
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Autorin
Dr. med. Christina Rückert ist Fachärztin für Neurologie und Geriatrie und arbeitete mehr als 10 Jahre als Oberärztin an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. Ihre berufliche Tätigkeit beinhaltete auch die stellvertretende ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme. Seit Juli 2021 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann – ebenfalls Facharzt für Neurologie – in eigener Praxis in Rothenburg ob der Tauber niedergelassen. Ein Schwerpunkt ihrer ambulanten Tätigkeit ist die Nachsorge von Patienten nach Schlaganfall. [mehr]
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Quellen
- Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie – Autoren: Diener, H. C.; Weimar, C.; Berlit, P.; et al. – Herausgegeben von der Kommission „Leitlinien“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) – DOI: 10.1055/b-002-37755
- Guidelines for the Management of Spontaneous Intracerebral Hemorrhage – A Guideline for Healthcare Professionals From the American Heart Association/American Stroke Association – Autoren: J. Claude HemphillIII, Steven M. Greenberg, Craig S. Anderson, Kyra Becker, Bernard R. Bendok, Mary Cushman, Gordon L. Fung, Joshua N. Goldstein, R. Loch Macdonald, Pamela H. Mitchell, Phillip A. Scott, Magdy H. Selim, Daniel Woo – Publikation: Stroke. 2015;46:2032–2060 – DOI: 10.1161/STR.0000000000000069
- Unrupturierte intrakranielle Aneurysmen – Pathogenese und individualisierte Behandlung – Autoren: Etminan, Nima; Dörfler, Arnd; Steinmetz, Helmuth – Publikation: Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 235-42 – DOI: 10.3238/arztebl.2020.0235
- Lifelong rupture risk of intracranial aneurysms depends on risk factors – A Prospective Finnish Cohort Study – Autoren: Miikka Korja, Hanna Lehto, Seppo Juvela – Publikation: Stroke. 2014;45:1958–1963 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.114.005318