Ischämischer Schlaganfall ▷ Hirninfarkt / Hirnschlag
In diesem Artikel:
- Was ist ein ischämischer Schlaganfall
- Wie funktioniert die Blutversorgung des Gehirns?
- Ursachen
- Symptome
- Risikofaktoren
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
Was ist ein ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)?
Bei einem ischämischen Schlaganfall entsteht eine Unterbrechung des Blutflusses in einer Arterie, einem Blutgefäß, in welches das in der Lunge mit Sauerstoff angereicherte Blut vom Herzen in den Körperkreislauf gepumpt wird.
Versorgt diese Arterie einen umschriebenen Abschnitt des Gehirns mit Blut, werden Gehirnzellen nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und können nicht mehr funktionieren.
Der Betroffene bemerkt neurologische Symptome bzw. Ausfallserscheinungen. In der Folge kommt es in wenigen Minuten zum Absterben dieser Zellen und zu bleibenden Funktionsbeeinträchtigungen. Abgestorbene Gehirnzellen können sich nicht mehr erholen.
Wie funktioniert die Blutversorgung des Gehirns?
Das Gehirn wird über insgesamt vier große Arterien mit Blut versorgt, jeweils zwei befinden sich auf einer Körperseite. Die Halsschlagadern (Karotiden) verlaufen an der vorderen Halsseite unter dem Kieferwinkel bis zum Gehirn.
Die Wirbelarterien (Vertebralarterien) verlaufen beiderseits durch einen knöchernen Kanal entlang der Halswirbelsäule über den Nacken zum Gehirn. Im Inneren des Schädels vereinigen sich die beiden Wirbelarterien zu einer einzigen Schädelbasisschlagader (Arteria basilaris).
Auf der Unterseite des Gehirns treffen schließlich die Endäste der Halsschlagadern sowie die der Schädelbasisschlagader aufeinander und bilden einen Arterienkreis, von dem aus wie bei einem Kreisverkehr im Straßenverkehr zu beiden Seiten wiederum Äste in verschiedene Richtungen abgehen und auf diese Art alle Gebiete des Gehirns mit Blut versorgen.
Diesen „Kreisverkehr“ nennt man auch Willis-Kreis (lat: Circulus arteriosus Willisii), benannt nach seinem Erstbeschreiber im Jahr 1664, dem englischen Anatomen Thomas Willis.
Zwischen den einzelnen Arterien können Kollateralen verlaufen, also eine Art Umgehungskreisläufe. Diese Kollateralen sind seit Geburt vorhanden und unterscheiden sich von Mensch zu Mensch recht stark.
Es gibt Menschen mit gut ausgebildeten („starken“) und Menschen mit schlecht ausgebildeten („schwachen“) Kollateralen. Wenn also eine der hirnversorgenden Arterien blockiert wird, kann bei Menschen mit gut ausgebildeten Kollateralen der Blutfluss auf Umwegen weiter gehen, sodass nur wenig oder gar keine Schlaganfallsymptome entstehen. Bei Menschen mit schlecht ausgebildeten Kollateralen reichen diese nicht für einen Umgehungskreislauf aus und es entsteht unter Umständen ein schwerer Schlaganfall.
Der Körper kann zudem selbst neue Kollateralen bilden. Entwickelt sich eine Gefäßblockade oder Gefäßeinengung langsam über Jahre (wie es bei arteriosklerotischen Gefäßwandveränderungen der Fall ist), so können neue Kreisläufe rechtzeitig entstehen, um das krankhafte Gefäß zu umgehen und das Gehirn ausreichend mit Blut zu versorgen.
Damit kann ein Schlaganfall verhindert werden. Nach einem Schlaganfall können sich ebenfalls neue Umgebungskreisläufe ausbilden, um einen erneuten Schlaganfall zu verhindern. Dadurch kann aber natürlich der entstandene Schaden nicht ungeschehen gemacht werden.
Wie entsteht ein Hirninfarkt?
Bei einem Hirninfarkt entsteht eine Blockade des Blutflusses zum Gehirn. Diese Blockaden werden entweder durch ein Blutgerinnsel (sogenannter Thrombus) oder durch Stücke von Fettablagerungen aufgrund von Arteriosklerose gebildet. Dabei kann man im Wesentlichen drei verschiedene Mechanismen unterscheiden:
Entstehung einer Blockade „vor Ort“: im Inneren eines Blutgefäßes können sich über einen längeren Zeitraum Ablagerungen aus insbesondere fetthaltigem Material bilden, die schrittweise zu einer Einengung des Gefäßdurchmessers führen. Damit verlangsamt sich der Blutfluss ähnlich wie bei einem verstopften Wasserrohr. Da, wo Blut langsam fließt, kann es Gerinnsel bilden. Damit kann es plötzlich zu einem Verschluss des Gefäßes im Bereich der Einengung kommen.
Abwanderung eines Gerinnsels von einer Arterie zu einer anderen Arterie im Gehirn: bildet sich an der Wand im Inneren eines Blutgefäßes eine Ablagerung, so kann diese vom vorbei fließenden Blutstrom abgelöst werden und in ein anderes Gefäß verschleppt werden, wo sich dann die Blockade bildet.
Abwanderung eines Gerinnsels vom Herzen ins Gehirn: im Herzvorhof, der Herzkammer oder auf den Herzklappen können sich Blutgerinnsel bilden. Durch die Pumpfunktion des Herzens werden diese aus dem Herzen „ausgespült“ und gelangen mit dem Blutstrom in ein Gehirngefäß, wo sie stecken bleiben. Dort verursachen sie eine Unterbrechung des Blutflusses. Das ist insbesondere beim Vorhofflimmern der Fall sowie bei Entzündungen der Herzklappen (Endokarditis) oder beim Vorliegen von mechanischen Herzklappen aus Kunststoff und/oder Metall.
Risikofaktoren für einen ischämischen Schlaganfall
Bestimmte Erkrankungen können die Entstehung eines ischämischen Schlaganfalles begünstigen und gelten als „Risikofaktoren“:
- Bluthochdruck, der nicht behandelt oder kontrolliert ist
- Diabetes mellitus
- Fettstoffwechselstörung
- Rauchen
- Übergewicht
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Mangelnde Bewegung und zu wenig körperliche Aktivität
- Ungesunde Ernährung: viel Kalorien, gesättigte Fette
All diese Risikofaktoren können beeinflusst oder behandelt werden (siehe Videos Risikofaktoren).
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren hingegen sind:
- Alter
- Geschlecht
- familiäre Veranlagung für Schlaganfälle
Was sind die Symptome eines Hirninfarkts?
Die Symptome eines Hirninfarkts treten immer sehr plötzlich („schlagartig“) auf. Sie können direkt nach ihrem Beginn am schwersten sein und sich innerhalb von Minuten, Stunden oder Tagen wieder verbessern. In 10 bis 15 Prozent der Fälle kommt es jedoch auch zu einer schrittweisen Verschlechterung der anfänglich nicht so schwer ausgebildeten Symptome.
Es können viele verschiedene Symptome unterschiedlicher Schwere auftreten. Die Symptome können einzeln, aber auch in unterschiedlicher Kombination auftreten. Dies ist sehr stark davon abhängig, welches Gehirngebiet von der Durchblutungsstörung betroffen ist und wie ausgedehnt das Gebiet ist, welches nicht mehr ausreichend durchblutet wird.
Im Einzelnen können folgende Symptome vorliegen:
Lähmungen (Paresen)
Es besteht eine Unfähigkeit, eine Hand, einen Arm oder ein Bein bzw. Arm und Bein einer Körperhälfte zu bewegen oder die Bewegung ist nur mit verminderter Kraft und mit großer Anstrengung möglich. Dabei kann es dem Patienten nicht mehr möglich sein, zu stehen oder zu gehen. Daher kann es im Rahmen eines Schlaganfalls auch zu einem Sturz kommen mit der Unfähigkeit, ohne Hilfe wieder aufzustehen.
Gesichtslähmung (Fazialisparese)
Hier kommt es zu einer Lähmung der Gesichtsmuskulatur auf einer Seite (Fazialisparese), das Gesicht „hängt herunter“ oder „der Mundwinkel hängt“. Betroffene bemerken dabei oft eine Gefühlsstörung („wie beim Zahnarzt“) und es läuft Flüssigkeit (Speichel, Getränk) aus dem Mundwinkel.
Das Augenlid der betreffenden Seite sieht „hängend“ aus. Manche Patienten berichten in diesem Zusammenhang auch von einer „tauben“ oder „lahmen“ Zunge, da durch die Beeinträchtigung der Gesichts- und Wangenmuskulatur keine deutliche Aussprache mehr möglich ist.
Diese Lähmung kann isoliert auftreten oder im Zusammenhang mit einer gleichseitigen Lähmung von Arm und/oder Bein.
Achtung: Eine seltenere Form einer Gesichtslähmung kann durch eine Entzündung des Gesichtsnerven, z.B. bei einer Borrelien-Infektion nach Zeckenbiss verursacht werden und hat mit einem Schlaganfall nichts zu tun. Diese kann aussehen, als habe der Betroffene einen Schlaganfall, dabei fehlen aber anderweitige neurologische Ausfallserscheinungen am Körper. Eine Unterscheidung ist nur durch einen erfahrenen Arzt möglich.
Gefühlsstörungen (sensible Störungen)
Es entsteht eine verminderte oder veränderte Gefühlswahrnehmung im Gesicht oder an den Extremitäten. Die betroffene Körperregion kann sich taub, komplett gefühllos, überempfindlich auf Berührung, schmerzend oder elektrisierend / kribbelnd anfühlen. Eine Gefühlsstörung kann alleine oder in Kombination mit einer Lähmung auftreten. Für den Patienten ist es oft sehr schwierig, zwischen einer reinen Gefühlsstörung und einer Lähmung zu unterscheiden, da lediglich eine fehlende Funktionsfähigkeit wahrgenommen wird.
Sprachstörungen (Aphasie)
Es sind zumeist alle sprachlichen Leistungen in unterschiedlich starkem Ausmaß betroffen, also das Sprechen, das Verstehen von Sprache und Gesprochenem, auch das Lesen und Schreiben. Häufig treten Aphasien zusammen mit weiteren Kommunikationsstörungen auf.
Unterschieden werden:
Globale Aphasie: Dies ist die schwerste Form der Aphasie. Betroffenen fällt es schwer, Inhalte von Gesprochenem zu verstehen oder selbst in ganzen Sätzen zu sprechen. Häufig können sie nur einzelne Wörter sprechen oder benutzen immer wiederkehrende Redefloskeln. Das Sprachverständnis ist stark eingeschränkt. Die Erkrankten können meist nur die Bedeutung einzelner Worte verstehen oder aus einer Situation heraus mit Gesten und Mimik, nicht aber einen komplexeren Zusammenhang.
Expressive Aphasie (auch: Broca-Aphasie): Betroffene sprechen häufig in kurzen, einfachen Sätzen oder reihen einzelne Wörter aneinander. Das wird auch als „Telegrammstil” bezeichnet. Der Sprachfluss ist häufig stark verlangsamt und wirkt sehr angestrengt, die Betroffenen „suchen nach Wörtern“. Das allgemeine Verstehen von Sprache ist vergleichsweise gut erhalten.
Sensorische Aphasie (auch: Wernicke-Aphasie): Betroffene reden häufig in langen, umständlichen Sätzen, in denen sich Wörter, Satzteile oder die ganzen Sätze im Gespräch wiederholen. Sie können scheinbar flüssig sprechen, der Inhalt ergibt jedoch wenig oder gar keinen Sinn. Oftmals ist der Sprachfluss schwer zu bremsen. Die Wahl von passenden Wörtern fällt häufig schwer. Das Sprachverständnis ist meist stark beeinträchtigt.
Amnestische Aphasie: Dies ist die leichteste Form der Aphasie. Auffällig sind Wortfindungsstörungen in der Spontansprache oder beim direkten Benennen von Gegenständen. Betroffene verwenden häufig Redefloskeln oder umschreiben die fehlenden Wörter. Manchmal wird das gesuchte Wort durch ein inhaltlich ähnliches Wort ersetzt (z.B. Tisch statt Stuhl).
Sprechstörungen
Hierbei liegen Störungen von Artikulation, Lautbildung, Tonlage, Sprechrhythmus, Sprechlautstärke und Sprechatmung vor. Die sprachlichen Leistungen (Verstehen, Wortfindung, Satzbildung Schreiben, Lesen) sind vollständig unbeeinträchtigt. Wenn es Betroffenen dabei schwerfällt, flüssig zu sprechen, dann liegt dies an einer Störung des „Sprechwerkzeugs“ (Lähmungen oder Koordinationsstörungen von Zungen-, Rachen-, Schlund- oder Gesichtsmuskulatur) und nicht an Störungen des Sprachzentrums.
Sehstörungen
Es kann zu einer plötzlichen Erblindung eines Auges (Amaurosis fugax) oder zu sogenannten Gesichtsfelddefekten kommen. Dabei kann der Patient Teile seines Gesichtsfeldes, z.B. die rechte oder linke Hälfte seiner Umgebung, nicht mehr wahrnehmen. Es kann aber auch zu Doppeltsehen kommen, wobei die gesehenen Bilder plötzlich nebeneinander, übereinander oder schräg versetzt wahrgenommen werden. In dem Moment, in dem der Patient sich ein Auge zuhält oder ein Auge zukneift, kann er wieder einfach sehen.
Koordinationsstörungen
Darunter versteht man eine Ungeschicklichkeit oder Überbewegungen beim Greifen, unsicheres Stehen oder Gehen bis hin zur Unfähigkeit, ohne Unterstützung zu gehen, fehlende Kontrolle über Stabilität oder geordnete Bewegungsabläufe, der Patient „läuft wie betrunken“ oder „wie ein Seemann“. Bei ausgeprägten Koordinationsstörungen kann der Betroffene nicht mehr frei sitzen und kippt zur Seite, nach vorne oder hinten.
Wie wird ein ischämischer Schlaganfall diagnostiziert?
Zunächst erfolgt die Untersuchung durch einen Arzt, der aufgrund der Symptome und ihrer Entwicklung sowie nach einer körperlichen Untersuchung bereits den Verdacht auf einen Schlaganfall äußern kann.
Die Diagnose einer Ischämie kann jedoch nur aufgrund einer Bildgebung des Schädels erfolgen. Allein aufgrund der klinischen Symptome kann nicht unterschieden werden, ob den neurologischen Ausfallserscheinungen ein Hirninfarkt oder eine Hirnblutung vorliegt. Mittels Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT/MRI) kann unterschieden werden, ob es sich um einen zugrunde liegenden ischämischen Schlaganfall, eine Hirnblutung oder aber z.B. ein Hirntumor, ein Hirnabszess oder anderweitige Strukturauffälligkeiten handelt.
In den allermeisten Fällen erfolgt in diesem Zusammenhang auch eine Untersuchung mit Kontrastmittel, das in eine oberflächliche Vene am Arm gespritzt wird. Mit dieser CT- oder MRT-Angiografie können die Blutgefäße und mögliche Gefäßverschlüsse oder Gefäßeinengungen als Ursache des ischämischen Schlaganfalles dargestellt werden. Das ist sehr wichtig für die weitere akute Therapie des Schlaganfalles.
Im Verlauf der weiteren Behandlung ist es wichtig, die genaue Ursache des Hirninfarktes zu kennen. Nur hierdurch kann eine zielgerichtete Therapie zur Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls eingeleitet werden.
Erforderliche Untersuchungen sind eine Ultraschalluntersuchung der hirnzuführenden Gefäße (Doppler-/Duplexsonographie), ein EKG sowie eine EKG-Überwachung über mindestens 24, idealerweise 72 Stunden, Blutdruckmessungen über mindestens 24 Stunden, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) sowie Blutuntersuchungen inklusive Untersuchungen auf Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes mellitus. In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, das Blut auf (vererbbare) Gerinnungsstörungen zu untersuchen.
Wie wird ein ischämischer Schlaganfall behandelt?
Die Behandlung des ischämischen Schlaganfalles beruht auf mehreren Säulen. Beim Auftreten von neurologischen Ausfallserscheinungen sollten Patienten, bei denen aufgrund ihrer Beschwerden an einen Schlaganfall gedacht werden muss, umgehend eine geeignete Notfallversorgung erhalten.
Eine Behandlung zur Auflösung oder Entfernung eines Blutgerinnsels ist innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Symptomatik am wirksamsten und sichersten. Generell gilt: je früher die Behandlung begonnen wird, desto größer sind die Chancen auf Besserung oder Erholung. ”Zeit ist Hirn”.
Stabilisierung der Vitalfunktionen (Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, Temperatur): diese beginnt bereits „vor Ort“ bei Eintreffen des Rettungsdienstes sowie auf dem Transport in die geeignete Klinik. Dazu wird der Patient an einen Monitor zur Überwachung der Vitalfunktionen angeschlossen. Es wird ein intravenöser Zugang gelegt zur Gabe von Flüssigkeit oder Medikamenten im Bedarfsfall.
Gerinnselauflösende Therapie (Lysetherapie/Thrombolyse): Sie ist möglich, sicher und zugelassen innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Symptomatik. Jenseits der 4,5 Stunden überwiegt das Blutungsrisiko den möglichen Nutzen. Bei dieser Therapie wird mit einem speziellen Medikament, welches 1 Stunde lang über die Vene verabreicht wird, versucht, das Blutgerinnsel wieder aufzulösen.
Die Anwendung darf erst geschehen, wenn zuvor mittels Bildgebung eine intracerebrale Blutung als Ursache der Symptomatik ausgeschlossen wurde. Daher kann diese Therapie derzeit immer erst in einer Klinik erfolgen und nie „vor Ort“ oder im Rettungswagen. Da dieses Medikament durch seine starke blutverdünnende Wirkung natürlich auch eine Blutung im Gehirn oder an anderen Stellen des Körpers oder an anderen Organen auslösen kann, darf es u.a. nicht gegeben werden bei ausgeprägter Blutungsneigung, direkt nach großen Operationen, direkt nach schweren Schädelverletzungen oder bei schweren Tumorleiden.
Mechanische Thrombektomie: Bei dieser Therapie werden Blutgerinnsel über einen Katheter, der über die Leiste eingeführt wird, direkt aus der Gehirnstrombahn entfernt. Durch diesen Katheter können verschiedene Hilfsmittel eingeführt werden, die die Entfernung von Gerinnseln möglich machen. Diese Methode kann bis zu 6 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptomatik durchgeführt werden und kommt nur in ausgewiesenen Schlaganfallzentren zum Einsatz.
Gerinnungshemmende Medikamente: Wenn eine Gerinnsel-auflösende Therapie oder mechanische Thrombektomie nicht angewendet werden können oder müssen, erhalten die Patienten in der akuten Situation zunächst zur Behandlung Aspirin. Dieses Medikament verhindert das Zusammenballen von Blutplättchen und damit eine Gerinnselbildung.
Bei Unverträglichkeiten von Aspirin kann auch ein Alternativmedikament eingesetzt werden, in ausgewählten Fällen kann auch vorübergehend eine Kombination aus zwei Präparaten erfolgen. Wenn im Verlauf der weiteren Behandlung die genaue Ursache des Hirninfarktes gefunden werden konnte, wird diese Therapie zur Langzeittherapie und Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls empfohlen.
Finden sich Hinweise für zugrundeliegende Störungen des Herzens oder des Herzrhythmus, so erfolgt in den allermeisten Fällen stattdessen eine Gerinnungshemmung mittels sogenannter Antikoagulantien. Diese Medikamente greifen direkt in die Blutgerinnung und die Bildung von Gerinnungsfaktoren ein.
Rehabilitation: Bereits in der Akutklinik wird mit der Rehabilitationsbehandlung begonnen. Ihr Ziel ist es, beeinträchtigte Körperfunktionen zu beüben und wieder herzustellen, um so gut wie möglich in das gewohnte Leben zurückkehren zu können. Zu den Therapien gehören die Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie eine neuropsychologische Behandlung. Zudem soll die Rehabilitationsbehandlung den Patienten bei der nötigen Umstellung des Lebensstils begleiten, um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen.
Was kann man zur Vorbeugung vor einem erneuten ischämischen Schlaganfall tun?
Zur Vorbeugung vor einem erneuten ischämischen Schlaganfall gehören die engmaschige Kontrolle und konsequente Therapie der oben genannten Risikofaktoren.
Zudem sollte auf Dauer die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten nach Maßgabe des behandelnden Arztes erfolgen. Welches gerinnungshemmende Medikament sinnvoll und geeignet ist, wird im Rahmen der Ursachenabklärung nach einem Schlaganfall festgelegt. Medikamente sollten nie eigenmächtig und ohne Rücksprache mit dem weiter behandelnden Arzt (Hausarzt und /oder Neurologe oder Kardiologe) pausiert, abgesetzt oder in der Dosierung verändert werden.
Findet sich als Schlaganfallursache eine hochgradige Einengung einer hirnversorgenden Schlagader, dann sollte diese Einengung beseitigt werden. Dies kann erfolgen durch ein(e)
Operation (sogenannte Endarteriektomie): Diese wird entweder in Vollnarkose oder Teilnarkose durchgeführt. Mittels eines Schnittes an der Halsseite und in die betroffene Arterie werden die entsprechenden Ablagerungen durch Abtragen entfernt und das Gefäß hinterher mittels Naht wieder verschlossen. Für gewöhnlich kann der Patient nach wenigen Tagen die Klinik wieder verlassen. In seltenen Fällen kann es durch die Operation zu einem Ablösen von Ablagerungen kommen, die dann in die Blutstrombahn gelangen und was wiederum einen Schlaganfall auslösen kann. Daher sollte die Operation in gefäßchirurgischen Abteilungen erfolgen, die Erfahrung mit diesem Eingriff haben und niedrige Komplikationsraten vorweisen können.
Katheterverfahren: Nach Verabreichung einer örtlichen Betäubung wird durch einen kleinen Schnitt in der Leiste ein Katheter über die Hauptschlagader bis zur eingeengten Arterie vorgeschoben. Durch Gabe von Kontrastmittel und Anfertigung von Röntgenbildern wird die richtige Stelle für das Verfahren aufgesucht. Dann wird die Engstelle mit einem Ballon aufgeweitet und durch Einbringung eines Metallgitterröhrchens (Stent) wird diese dann offen gehalten. Die Patienten sind während des Eingriffes wach, können aber bei Bedarf ein Medikament zur Beruhigung erhalten. Auch bei diesem Verfahren kann in seltenen Fällen ein Ablösen von Ablagerungen geschehen. Daher sollte auch dieser Eingriff in Abteilungen erfolgen, die entsprechende Erfahrung mit diesem Verfahren haben und niedrige Komplikationsraten vorweisen können.
Welches Verfahren für den Patienten geeignet ist, wird im Einzelfall besprochen und entschieden.
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Autorin
Dr. med. Christina Rückert ist Fachärztin für Neurologie und Geriatrie und arbeitete mehr als 10 Jahre als Oberärztin an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. Ihre berufliche Tätigkeit beinhaltete auch die stellvertretende ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme. Seit Juli 2021 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann – ebenfalls Facharzt für Neurologie – in eigener Praxis in Rothenburg ob der Tauber niedergelassen. Ein Schwerpunkt ihrer ambulanten Tätigkeit ist die Nachsorge von Patienten nach einem Schlaganfall. [mehr]
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Weiterführende Literatur
- Ischämischer Schlaganfall – Orale Antikoagulation in der Sekundärprävention – Autoren: Schwab, Stefan ; Köhrmann, Martin ; Brachmann, Johannes – Publikation: Der Klinikarzt, 2014-04, Vol.43 (S 01), p.36-40 – DOI: 10.1055/s-0034-1377054
- Medikamentöse Sekundärprävention des ischämischen Schlaganfalls – Empfehlungen für den klinischen Alltag – Autoren: Häusler, Karl Georg ; Endres, Matthias ; Nolte, Christian Hans – Publikation: Der Klinikarzt, 2015-07, Vol.44 (7/08), p.346-350 – DOI: 10.1055/s-0035-1564278
- Magnetresonanztomografie beim akuten ischämischen Schlaganfall – Autoren: Ringelstein, Adrian ; Forsting, Michael
– Publikation: Neuroradiologie Scan, 2017-01, Vol.7 (1), p.45-53 – DOI: 10.1055/s-0042-121032 - Mechanische Thrombektomie beim ischämischen Schlaganfall: Studienlage und offene Fragen – Autoren: Meckel, S ; Taschner, C ; ElSheikh, S ; Maurer, C.J ; Urbach, H – Publikation: Nervenarzt, 2015-10, Vol.86 (10), p.1226-1235 – DOI: 10.1007/s00115-015-4270-4