Rauchen, Alkohol und andere Drogen ▷ Risikofaktor für einen Schlaganfall
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Rauchen erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich. Ein Drittel aller Krebserkrankungen werden durch den Konsum von Tabakrauch verursacht. Nicht nur Lungenkrebs, sondern auch Mundhöhlen-, Kehlkopf- oder Speiseröhrenkrebs sind Folgen von Tabakkonsum. Doch das wissen Sie vermutlich schon.
Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 100.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.1
Was Sie möglicherweise nicht wissen, ist, dass die meisten Raucher an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und nicht an Krebs starben. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein doppelt so hohes Risiko für Schlaganfälle.2
In einer Studie wurden – anhand der Daten von 3000 Schlaganfallpatienten – die weltweit wichtigsten Risikofaktoren für ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkt) und hämorrhagische Schlaganfälle (Hirnblutung) ermittelt. Demnach sind 18,9 Prozent der Schlaganfälle auf das Rauchen zurückzuführen. Rauchen ist mit anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Bewegungsmangel und Adipositas einer der fünf wichtigsten Schlaganfall-Risikofaktoren.3
Nikotin führt zu Arteriosklerose
Vor allem das Suchtmittel Nikotin führt zur Gefäßverkalkung (auch Arteriosklerose genannt) und zu erhöhtem Blutdruck. Schädliche Substanzen im Zigarettenrauch beeinflussen außerdem die Fließeigenschaften des Blutes: Es wird zähflüssiger und kann leichter Blutklümpchen bilden. Diese werden auch als Blutgerinnsel oder Thromben bezeichnet.
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Ein Thrombus kann ein Blutgefäß verstopfen, z.B. in der Lunge, im Gehirn oder in der Niere. Die Folge: Das umliegende Gewebe kann nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden, es kommt zu einem sogenannten Infarkt.
Rauchen erhöht Risiko für Hirnblutung
Und noch einem weiteren Risiko sind Raucher ausgesetzt: einer Hirnblutung.
Rauchen verdoppelt das Risiko für einen Hirninfarkt. Und es vervierfacht sogar das Risiko für eine Hirnblutung! Vor allem bei rauchenden Frauen ist das Blutungsrisiko erhöht.
Auch Passivrauchen stellt eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Immerhin sterben ca. 3000 Menschen in Deutschland jährlich an den Folgen des Passivrauchens.
Rauchstopp senkt Risiko
Das Gute ist: Wer mit dem Rauchen aufhört oder zumindest die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten deutlich reduziert, senkt das Risiko, einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung zu erleiden. Nach fünf Jahren Rauchstopp gelangt man wieder auf das Risikoniveau eines Nichtrauchers. Das lässt hoffen!
Natürlich ist es am Besten, vollständig mit dem Rauchen aufzuhören. Anhand einer Studie der INTERSTROKE lässt sich jedoch feststellen, dass das Schlaganfallrisiko bereits deutlich reduziert ist, wenn anstatt 20 Zigaretten weniger als 10 geraucht werden. Dies gilt sowohl für ischämische als auch für hämorrhagische Schlaganfälle.4
In Deutschland rauchen immer noch etwa 25 Prozent der Erwachsenen. Die E-Zigarette ist ebenfalls nicht unbedenklich.
Allerdings gab es in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung: Zunehmend weniger Menschen greifen zur Zigarette, Zigarre oder Pfeife. Schließen auch Sie sich diesem erfreulichen Trend an!
Anlässlich des Weltnichtrauchertags 2021 am 31.05.2021 startet die WHO eine neue einjährige Kampagne, die Rauchern dabei helfen soll, ihr ungesundes Laster loszuwerden.5
Das Projekt: „Commit to Quit (Sag ja zum Rauchverzicht)” soll 100 Millionen Menschen weltweit dabei Unterstützung geben, mit dem Rauchen aufzuhören. Besonders in der Corona-Pandemie ist der Wunsch bei vielen Rauchenden dahingehend gestiegen.
Durch die Initiative der WHO soll es einen freien und verbesserten Zugang zu digitalen Beratungsangeboten sowie digitalen Gesundheitsfachkräften geben. Bei einem Wettbewerb – der “Quit-Challenge” auf Whatsapp – werden Teilnehmer mit kostenlosen Informationen versorgt und gleichzeitig ein hoher Anreiz zum Rauchstopp gesetzt: https://api.whatsapp.com/send/?phone=41798931892&text=tobacco&app_absent=0.
Rauchentwöhnung Tipps: Mit dem Rauchen aufhören
Alkohol als Risikofaktor
Alkoholkonsum ist ebenfalls ein Risikofaktor für Schlaganfälle.
Der regelmäßige Genuss von größeren Mengen Alkohol erhöht das Schlaganfallrisiko, zumal da Alkohol mit anderen Schlaganfall – Assoziierten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Diabetes, Adipositas und Leberschäden in Verbindung steht. Besonders die Kombination von mehreren dieser Faktoren erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. steigt das Krankheitsrisiko bei gesunden Erwachsenen, wenn sie täglich mehr als 12 g reinen Alkohol trinken für Frauen, und täglich mehr als 24 g reinen Alkohol trinken für Männer. 12 g entsprechen etwa einem kleinen Glas Wein (0,125 Liter), 24 g etwa zwei kleinen Gläsern Bier (0,6 Liter).
An wenigstens zwei bis drei Tagen pro Woche, so die Empfehlung der DHS, sollte ganz auf Alkohol verzichtet werden.6
In einer Metaanalyse von 27 prospektiven Studien wurden 19.302 ischämische Schlaganfälle, 2.359 intrazerebrale Blutungen und 1.164 Subarachnoidalblutungen untersucht, um die Evidenz aus prospektiven Studien zu Alkoholkonsum und Schlaganfällen zusammenzufassen.
Unter der Annahme, dass pro Drink 12 g Alkohol enthalten sind, war das relative Risiko für einen ischämischen Schlaganfall bei weniger als einem Drink pro Tag um 10 Prozent reduziert, bei ein bis zwei Drinks um 8 Prozent. Ein Alkoholkonsum von zwei bis vier Drinks erhöhte das Risiko um 8 Prozent, ein Konsum von mehr als vier Drinks pro Tag erhöhte das Risiko um 14 Prozent.
Für hämorrhagische Schlaganfälle wurde keine Risikoreduktion durch geringen Alkoholkonsum festgestellt. Bei mehr als 4 Drinks hingegen steigt das Risiko für Hirnblutungen stark an.
Leichter Alkoholkonsum wurde mit weniger als einem Getränk/Tag, moderater mit 1–2 Getränken/Tag, hoher mit mehr als 2–4 Getränken/Tag und starker mit über 4 Getränken/Tag festgelegt. Die Vergleichsgruppe bestand aus Nichttrinkern oder Gelegenheitstrinkern.
Sehr geringer Alkoholkonsum scheint demnach das Risiko für ischämische Schlaganfälle etwas zu reduzieren, wohingegen starker Alkoholkonsum mit einem erhöhten Risiko für alle Schlaganfallarten einhergeht.7
Dabei steigt durch den Alkoholkonsum nicht nur das Risiko für einen Schlaganfall, sondern auch für weitere Erkrankungen wie dem Herzinfarkt oder einer Krebserkrankung. Betrachtet man die Gesamtsterblichkeit, ist zu beobachten, dass ein Konsum von 200 g Alkohol pro Woche die Lebenserwartung um ein bis zwei Jahre verkürzt. Diese Alkoholmenge wird beispielsweise durch den Verzehr von 4 Liter Bier oder zwei Flaschen Weißwein erreicht. Ein Konsum von 350 g Alkohol pro Woche (7 L Bier oder 3,5 Flaschen Wein) verkürzt die Lebenserwartung sogar um bis zu fünf Jahre.8
Die allgemeinen Empfehlungen lauten daher:
- Wer keinen Alkohol trinkt, sollte dies beibehalten.
- Wer viel Alkohol trinkt, sollte seinen Konsum reduzieren.
Drogenkonsum erhöht Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Erfreulich ist, dass insgesamt weniger Alkohol getrunken wird als noch vor einigen Jahren. Dies gilt allerdings nicht für andere Drogen wie Methamphetamine und Kokain, deren Konsum ebenfalls ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Der Konsum dieser Substanzen zeigt leider eine ständig ansteigende Tendenz.
Vor allem Amphetamine, sogenannte Aufputschmittel, können den Blutdruck schlagartig erhöhen, zu Krämpfen der Gefäßwand und in weiterer Folge zu hämorrhagischen und ischämischen Schlaganfällen führen. Dazu gehören die Party-Droge “Speed” oder “Pep”, Crystal Meth, und auch das ADHS-Mittel “Ritalin” kann als psychoaktive Substanz missbräuchlich verwendet werden.
Die in Deutschland am häufigsten konsumierte illegale Droge ist Cannabis. Laut Angaben des Epidemiologischen Suchtsurveys aus dem Jahr 2018 sind in Deutschland 309.000 Personen abhängig von Cannabis.
Die Cannabispflanze gehört zu den Hanfgewächsen und enthält mehrere psychoaktive Cannabinoide wie das THC. Die weibliche Hanfblüte kann schließlich als Marihuana, Gras, oder Haschisch geraucht werden, wobei der THC-Gehalt je nach Sorte variiert.
Cannabis steht im Verdacht das Schlaganfallrisiko zu erhöhen. Eine Studie der American Academy of Neurology aus dem Jahr 2020 konnte jedoch bisher keine Assoziation zwischen Cannabis Gebrauch und dem Auftreten von akuten ischämischen Schlaganfällen feststellen. Nichtsdestotrotz hat Cannabiskonsum langfristig negative Auswirkungen auf die kognitive Leistung, die Lungenfunktion sowie psychische und soziale Folgen.
Die Lage für Suchtkranke Menschen hat sich in der Corona-Pandemie verschlechtert. Viele Betroffene haben den Zugang zu Hilfegruppen und Ansprechpartnern verloren. Laut einem Bericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung von März 2021 sind im Jahr 2020 in Deutschland 1.581 drogenbedingte Todesfälle registriert worden. Damit sind es 13 Prozent mehr als im Jahr zuvor.9
Vertrauen Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und sprechen Sie offen und ehrlich mit ihm über Ihren Konsum von Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen. Er oder sie kann beurteilen, ob eine Abhängigkeit vorliegt, und wird Ihnen helfen, dieses Problem zu lösen. Es ist kein leichter Weg, aber einer, der sich lohnt!
Die Redaktion legt Wert auf eine geschlechtergerechte Sprache. Sie verzichtet aber auf die Verwendung von Gendersternchen und ähnlichen Symbolen, da sie die Lesbarkeit reduzieren und nicht mit der geltenden Rechtschreibung und Grammatik vereinbar sind. Stattdessen verwenden wir das „generische Maskulinum“, damit adressieren wir alle Geschlechtsidentitäten.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
unter Mitarbeit von stud. med. Rosalie Hartmann
Dr. med. Thomas Staudacher ist Facharzt für Neurologie. Sein Schwerpunkt ist die Notfallbehandlung von Schlaganfällen. 20 Jahre lang leitete er eine Stroke Unit, also eine Spezialstation zur Akutbehandlung und Intensiv-Überwachung von Schlaganfall-Patienten. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Rauchen – Robert-Koch-Institut – URL: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Rauchen/Rauchen_node.html;jsessionid=C134AF8143DB618C5464D8F9B295B19D.internet092
- Rauchen und Krebs – Krebsgesellschaft – URL: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/bewusst-leben/rauchen-und-krebs.html
- Interstroke Studie Weltweite Risikofaktoren für Schlaganfall – Autorin: Bettina Christine Martini, Legau – Publikation: Arzneimitteltherapie – URL: https://www.arzneimitteltherapie.de/heftarchiv/2011/02/weltweite-risikofaktoren-fur-schlaganfall.html
- Risk factors for ischaemic and intracerebral haemorrhagic stroke in 22 countries (the INTERSTROKE study): a case-control study – Autoren: Martin J O’Donnell 1 , Denis Xavier, Lisheng Liu, Hongye Zhang, Siu Lim Chin, Purnima Rao-Melacini, Sumathy Rangarajan, Shofiqul Islam, Prem Pais, Matthew J McQueen, Charles Mondo, Albertino Damasceno, Patricio Lopez-Jaramillo, Graeme J Hankey, Antonio L Dans, Khalid Yusoff, Thomas Truelsen, Hans-Christoph Diener, Ralph L Sacco, Danuta Ryglewicz, Anna Czlonkowska, Christian Weimar, Xingyu Wang, Salim Yusuf – Publikation: Lancet. 2010 Jul 10;376(9735):112-23. – DOI: 10.1016/S0140-6736(10)60834-3
- Weltnichtrauchertag 2021: Sag ja zum Rauchverzicht – WHO – URL: https://www.euro.who.int/de/media-centre/events/events/2021/05/world-no-tobacco-day-2021-commit-to-quit
- Alkohol Gefahren – Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. – URL: https://www.dhs.de/suechte/alkohol/risiken
- Differing association of alcohol consumption with different stroke types: a systematic review and meta-analysis – Autoren: Susanna C. Larsson, Alice Wallin, Alicja Wolk, Hugh S. Markus – Publikation: BMC Medicine volume 14, Article number: 178 (2016) – DOI: 10.1186/s12916-016-0721-4
- Risk Thresholds for Alcohol Consumption: Combined Analysis of Individual-Participant Data for 599 912 Current Drinkers in 83 Prospective Studies – Autoren: Wood, Angela M, Stephen Kaptoge, Adam S Butterworth, Peter Willeit, Samantha Warnakula, Thomas Bolton, and others – Publikation: The Lancet, 391.10129 (2018), 1513–23 – DOI: 10.1016/S0140-6736(18)30134-X
- Zahl der an illegalen Drogen verstorbenen Menschen während der Coronapandemie um 13 Prozent gestiegen – Drogenbeauftragte der Bundesregierung – URL: https://www.drogenbeauftragte.de/presse/detail/zahl-der-an-illegalen-drogen-verstorbenen-menschen-waehrend-der-coronapandemie-um-13-prozent-gestiegen/
- Rauchen: Risiko für Hirnblutung vor allem bei Frauen erhöht – Autor: Peter Leiner – Publikation: Ärztezeitung – URL: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Risiko-fuer-Hirnblutung-vor-allem-bei-Frauen-erhoeht-295228.html
- Sex, Smoking, and Risk for Subarachnoid Hemorrhage – Autoren: Joni Valdemar Lindbohm, Jaakko Kaprio, Pekka Jousilahti, Veikko Salomaa, Miikka Korja – Publikation: Stroke. 2016;47:1975–1981 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.116.012957