Bluthochdruck ▷ Video & Text
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Warum ist Bluthochdruck so gefährlich?
Die chronische arterielle Hypertonie verdoppelt das Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit, also der Verkalkung bzw. Arteriosklerose von Herzkranzarterien mit Einengung oder Verschluss, die zum Herzinfarkt führen können.
Diese Risikoerhöhung gilt auch für die chronische Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Schlaganfälle, Niereninsuffizienz, das Aortenaneurysma und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt:
Der Bluthochdruck ist für 54% aller Schlaganfälle und 47% der Herzinfarkte verantwortlich.
So häufig ist Bluthochdruck
Kein anderer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt so häufig vor (Prävalenz):
25% der Weltbevölkerung haben einen zu hohen Blutdruck. Die Menschen in Deutschland sind insgesamt zu 35-40 % betroffen, ca. 22 % im Alter zwischen 40 und 49 Jahren und 75 % im Alter zwischen 70 und 79 Jahren.
Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter deutlich zu. Mit der fortschreitenden Alterung wird die Gesamtprävalenz ebenfalls stetig zunehmen. In den Lebensjahren bis 59 sind Männer deutlich häufiger betroffen, die Frauen etwas häufiger ab einem Alter von 60 Jahren.
Die Daten
Lebensalter | Frauen% | Männer% |
---|---|---|
18-29 | 1.3 | 8.4 |
30-39 | 4.8 | 11.4 |
40-49 | 17.2 | 26.2 |
50-59 | 34.6 | 41.7 |
60-69 | 60.7 | 58.8 |
70-79 | 74.7 | 73.6 |
Hypertonie in Deutschland 2008-2011 nach Alter und Geschlecht in % 1
Ursachen des Bluthochdrucks
Was sind die Ursachen (medizinisch Ätiologie) der arteriellen Hypertonie?
Für die mit ca. 90% weitaus häufigste Form – die “essentielle” (primäre) Hypertonie – ist bis heute keine Grunderkrankung bekannt. Die Ursache ist somit unklar. Das ist Menschen, die an Bluthochdruck erkranken, auch hinsichtlich einer medikamentösen Therapie häufig nur schwer zu vermitteln. Auch weil in den meisten Fällen keine Beschwerden, selten Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder Sehstörungen auftreten.
Allerdings sind Faktoren bekannt, welche die Entwicklung der essentiellen Hypertonie begünstigen, also Risikofaktoren. Diese sind familiäre Belastung, z.B. Bluthochdruck oder Herz-Kreislauferkrankungen in der Familie, Übergewicht, körperliche Inaktivität, psychosozialer Stress und Missbrauch von Nikotin und Alkohol.
Sekundäre Formen der Hypertonie (ca.10%) haben eine erkennbare Ursache, wie z.B. eine Stenose (Lumeneinengung) der Nierenarterie oder ein Tumor der Nebenniere (Phäochromocytom). Hieran und an andere Ursachen muss gerade bei jüngeren Menschen gedacht werden.
Wichtigster Faktor der ansteigenden Häufigkeit der Hypertonie ist die zunehmende Lebensdauer, also das Alter. Dazu kommt die zunehmende Hyperalimentation (Überernährung). Das Körpergewicht von etwa 60% aller Menschen mit Hypertonie liegt um mehr als 20% über der oberen Normalgewicht-Grenze. Die Mediziner sprechen dann von Adipositas (Fettleibigkeit).
Ein sehr wichtiger Zusammenhang besteht zum Kochsalz-Konsum. Daher gilt der allgemeingültige Rat, mit Salz sehr sparsam umzugehen.
Grundlagen der Diagnose “Arterielle Hypertonie”
Eine chronische Hypertonie liegt dann vor, wenn die Blutdruckwerte dauerhaft systolisch (“oberer Wert”) über 140 mmHg und/oder diastolisch (“unterer Wert”) über 90 mmHg liegen. Von einer schweren Hypertonie wird gesprochen, wenn die Werte 180/110 mmHg übersteigen.
Voraussetzungen für die Diagnose sind mehrmalige Blutdruckmessungen an beiden Oberarmen an mehreren Tagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten beim Arzt und zu Hause.
So wird der Blutdruck gemessen
Gemessen wird sitzend in Ruhe dreimal im Abstand von 2 Minuten. Bei Verdacht auf Bluthochdruck ist eine ambulante 24-Stunden-Langzeitmessung sinnvoll, auch eine eingehende kardiologische Untersuchung.
Defizite in der Behandlung des Bluthochdrucks
Durch verbesserte Aufklärung wissen in Deutschland inzwischen ca. 80% der Betroffenen von ihrer Erkrankung. Allerdings lassen sich von diesen nur 88% behandeln und von diesen erreichen nur 75% gute Blutdruckwerte.
Schlussendlich wird geschätzt, dass nur 50-60% der Hypertoniker erfolgreich behandelt werden. Weltweit sind es ca. 30%.
Werden diese Zahlen in Beziehung zum Risiko des Bluthochdrucks gesetzt, kann man erahnen, wie viele Schlaganfälle und Herzinfarkte weniger auftreten, wenn eine konsequente Behandlung durch Medikamente, Reduzierung des Körpergewichts, bewusste Ernährung und Steigerung der körperlichen Aktivität durchgeführt wird.
Video Transkript
Die Zahlen sind erschreckend: Etwa 35 bis 40 % aller Menschen in Deutschland haben einen erhöhten Blutdruck (medizinisch arterielle Hypertonie genannt). Das sind 30 bis 35 Millionen Personen.
Und besonders bedauerlich: Auch Kinder sind bereits davon betroffen.
Bluthochdruck führt mit der Zeit zu Gefäßverkalkung und Gefäßverschluss. Das wiederum kann einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall verursachen.
Für Menschen mit Bluthochdruck ist das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen, um das 5- bis 10-Fache höher als bei Menschen mit normalem Blutdruck. Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle!
Wie steht es mit Ihnen? Wann hat Ihr Arzt zuletzt bei Ihnen den Blutdruck gemessen?
Oder haben Sie vielleicht ein Blutdruckmessgerät zu Hause und messen Sie ihn regelmäßig selbst?
Bewiesen ist, dass 50 % aller Schlaganfälle und Herzinfarkte hätten verhindert werden können – und zwar durch eine rechtzeitige und konsequente Behandlung eines bestehenden Bluthochdrucks.
Das große Problem ist allerdings, dass nur etwa die Hälfte der Menschen mit Bluthochdruck überhaupt wirksam behandelt wird. Denn die alte Faustregel „Blutdruck = 100 + Lebensjahre“ als Richtwert ist falsch. So darf beispielsweise ein sechzigjähriger Mann keinen Blutdruck von 160 haben!
Werden Sie aktiv! Lassen Sie sich in Ihrer Hausarztpraxis oder in der Apotheke den Blutdruck messen. Und bitten Sie das Personal, Ihnen zu zeigen, wie Sie Ihren Blutdruck selbst korrekt messen können. Blutdruckmessgeräte für zu Hause sind nicht teuer und können in der Apotheke, im Sanitätshaus, im Elektrofachhandel oder im Internet gekauft werden. Messen Sie dann zu Hause Ihren Blutdruck in regelmäßigen Abständen selbst und schreiben Sie sich das Ergebnis auf. Behalten Sie so Ihre Blutdruckwerte immer im Blick!
Die Grenze für den oberen (also systolischen) Wert liegt für Erwachsene bei 140 mmHg. Der untere (also der diastolische) Wert sollte höchstens 90 mmHg betragen. Umgangssprachlich heißt es „140 zu 90“. Der ideale Blutdruck liegt bei „120 zu 80“.
Bei über 70-Jährigen müssen die Blutdruck-Werte vom Arzt individuell beurteilt werden. Für Menschen jünger als 70 gilt die „140 zu 90“-Höchstgrenze.
Bluthochdruck ist eine chronische Erkrankung und kann daher nicht geheilt werden. Diese muss also lebenslang behandelt werden. Aber das Gute ist: Bluthochdruck kann man in der Regel erfolgreich mit Medikamenten in den Griff bekommen. Patienten mit Bluthochdruck können so meist beschwerdefrei leben.
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Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
Quellen
- Blood pressure targets in the elderly: many guidelines, much confusion – Autoren: Sebastian Ewen, Felix Mahfoud, Michael Böhm – Publikation: European Heart Journal, Volume 40, Issue 25, 1 July 2019, Pages 2029–2031 – DOI: 10.1093/eurheartj/ehz150
- Effect of Systolic and Diastolic Blood Pressure on Cardiovascular Outcomes – Autoren: Alexander C. Flint, M.D., Ph.D., Carol Conell, Ph.D., Xiushui Ren, M.D., Nader M. Banki, M.D., Sheila L. Chan, M.D., Vivek A. Rao, M.D., Ronald B. Melles, M.D., and Deepak L. Bhatt, M.D., M.P.H. – Publikation: N Engl J Med 2019; 381:243-251 – DOI: 10.1056/NEJMoa1803180
- New US blood-pressure guidelines — who asked the patients? – Autoren: Richard J. McManus & Jonathan Mant – Publikation: Nature Reviews Cardiology volume 15, pages137–138(2018) – DOI: 10.1038/nrcardio.2017.222
- Hypertension: New perspective on its definition and clinical management by bedtime therapy substantially reduces cardiovascular disease risk – Autoren: Ramón C. Hermida, Diana E. Ayala, José R. Fernández, Artemio Mojón, Michael H. Smolensky – Publikation: Eur J Clin Invest. 2018; 48:e12909 – DOI: 10.1111/eci.12909
- 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension: The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Society of Hypertension (ESH) – Autoren: Bryan Williams, Giuseppe Mancia, Wilko Spiering, Enrico Agabiti Rosei, Michel Azizi, Michel Burnier, Denis L Clement, Antonio Coca, Giovanni de Simone, Anna Dominiczak, Thomas Kahan, Felix Mahfoud, Josep Redon, Luis Ruilope, Alberto Zanchetti, Mary Kerins, Sverre E Kjeldsen, Reinhold Kreutz, Stephane Laurent, Gregory Y H Lip, Richard McManus, Krzysztof Narkiewicz, Frank Ruschitzka, Roland E Schmieder, Evgeny Shlyakhto, Costas Tsioufis, Victor Aboyans, Ileana Desormais, ESC Scientific Document Group – Publikation: European Heart Journal, Volume 39, Issue 33, 01 September 2018, Pages 3021–3104 – DOI: 10.1093/eurheartj/ehy339