Fettstoffwechselstörung ▷ Video & Text
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- Prädisponierende Risikofaktoren
- Was ist eine Fettstoffwechselstörung
- Welche Bedeutung hat das Cholesterin?
- Was bedeutet “gutes” und was “schlechtes” Cholesterin?
- Woher kommt eine Fettstoffwechselstörung?
- Warum ist eine Fettstoffwechselstörung so gefährlich?
- Welche Nahrungsmittel enthalten das meiste Cholesterin?
Risikofaktor Fettstoffwechselstörung
Fettstoffwechselstörungen gehören neben dem Alter, Bluthochdruck, dem Diabetes mellitus und dem Rauchen zu den sog. “unabhängigen Haupt-Risikofaktoren” für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE). Unabhängig bedeutet, dass das alleinige Vorliegen einer dieser Hauptrisikofaktoren das Risiko für HKE erhöht. Bis auf das Alter lassen sich diese Risikofaktoren durch die Lebensführung und/oder medizinische Behandlung positiv beeinflussen.
Prädisponierende Risikofaktoren
Davon unterschieden werden “prädisponierende Risikofaktoren” wie familiäre Belastung, Übergewicht, Bewegungsmangel (körperliche Inaktivität), psychosoziale Faktoren u.a. Bei Vorliegen von Hauptrisikofaktoren erhöhen prädisponierende Risikofaktoren das Risiko einer HKE (weitere Einzelheiten bei “Risikofaktoren”).
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Erhöhtes Cholesterin ist weitverbreitet
In einer 2013 veröffentlichten Studie zur “Verbreitung von Fettstoffwechselstörungen bei Erwachsenen in Deutschland” wurde festgestellt, dass im Alter zwischen 18 und 79 Jahren der Cholesterin-Wert im Blut bei 60,5% der Frauen und 56,6% der Männer erhöht ist (größer als 190 mg/dl), bei 20,3% bzw. 17,9% stark erhöht (größer als 240 mg/dl).
Dies bedeutet, dass in dieser Altersgruppe mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Fettstoffwechselstörung lebten.
Einen Online-Test für das Schlaganfall-Risiko bietet die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe e.V. an.
Was ist eine Fettstoffwechselstörung (medizinisch: Dyslipidämie)?
Von einer Fettstoffwechselstörung spricht man, wenn die Konzentration der Blutfette (Lipide), also dem Cholesterin und/oder der Triglyceride und/oder des Lipoprotein a (sehr ähnlich dem LDL-Cholesterin) erhöht ist.
Störungen des Fettstoffwechsels werden auch als “Störungen des Lipoproteinmetabolismus” bezeichnet. Die fettähnlichen, nicht wasserlöslichen Lipide verbinden sich für den Transport im Blut oder in anderen Körperflüssigkeiten (z.B. Lymphe) mit Proteinen (Eiweiß).
Lipoproteine transportieren somit Cholesterin, Triglyceride und fettlösliche Vitamine (Vitamin A, D, E, und K) in alle Körpergewebe.
Welche Bedeutung hat das Cholesterin?
Cholesterin ist lebenswichtig. Es dient zum Aufbau der Zellwände, ist wichtig für Stoffwechselvorgänge des Gehirns, ist zudem ein wesentlicher Baustein für die Produktion von Gallensäure zur Fettverdauung, für die Bildung von Vitamin D und von Hormonen, z.B. Cortisol, Östrogen und Testosteron. Drei Viertel des Cholesterins wird von unseren Körperzellen selbst produziert, überwiegend in der Leber, der Rest wird mit der Nahrung aufgenommen. Eine “cholesterinbewusste” Ernährung kann also begrenzten Einfluss auf den Blutwert nehmen.
Was bedeutet “gutes” und was “schlechtes” Cholesterin?
Das Gesamtcholesterin wird grob in folgende Untergruppen eingeteilt, abhängig von ihrem Lipid-Anteil: Das ungesunde oder “schlechte” LDL (Low-Density-Lipoprotein) mit hohem Lipid-Anteil und das “gute” HDL (High-Density-Lipoprotein) mit geringerem Lipid-Anteil.
Hohe LDL-Werte erhöhen das Risiko für die Arterienverkalkung (Arteriosklerose), vor allem der großen Körper-Schlagader Aorta, der Herz-Kranz-Arterien (Koronararterien), der hirnzuführenden Halsarterien (Karotiden und Vertebralarterien) und der Becken- und Beinarterien. Hohe HDL-Werte bzw. ein günstiges Verhältnis des LDL- zum HDL-Blutwert (LDL:HDL), “Arteriosklerose-Risiko-Index” genannt, verringern dagegen das Risiko der Arteriosklerose-Entstehung. Ist dieser Index kleiner als 2, wird ein geringes Arteriosklerose-Risiko angenommen, bei einem Wert über 4 ein hohes Risiko.
Normalwerte für das Gesamt-Cholesterin liegen unter 190-200 mg/dl, für HDL über 40 mg/dl , für LDL unter 115 md/dl, für Lipoprotein a unter 40 mg/dl und für Triglyceride unter 150 mg/dl.
Ob eine Fettstoffwechselstörung medikamentös behandlungsbedürftig ist, hängt vom individuellen Risiko-Profil des Betroffenen ab und sollte immer nach ärztlichem Rat erfolgen.
Woher kommt eine Fettstoffwechselstörung?
Die “primäre Hyperlipidämie”, eine der häufigsten erblichen Erkrankungen, beruht auf einer Überproduktion vorwiegend des LDL in der Leber und damit zu einer starken Erhöhung des Arteriosklerose-Risikos und zu Herzinfarkten bereits in jungen Jahren.
Eine “sekundäre Hyperlipidämie”, die ebenfalls mit erhöhter LDL-Produktion einhergeht, entsteht durch kohlehydratreiche Ernährung, regelmäßigem Alkoholkonsum, Adipositas (Fettleibigkeit), Nierenerkrankungen u.a.
Warum ist eine Fettstoffwechselstörung so gefährlich?
“Cholesterin macht Arteriosklerose – ohne jeden Zweifel!” – Arteriosklerose bedeutet zunehmende “Verkalkung” und Verdickung der Arterienwand mit Lumeneinengung und letztlich Verschluss. Häufigste Folgen der Arteriosklerose sind der Herzinfarkt und der ischämische Schlaganfall, der Hirninfarkt.
Welche Nahrungsmittel enthalten das meiste Cholesterin?
Sehr viel Cholesterin enthalten z.B. Innereien wie Leber und Niere, das Frühstücksei, Butter, Garnelen und Tintenfische. Allerdings wird der Cholesterinspiegel im Blut weniger vom Cholesteringehalt eines Nahrungsmittels als von der Art und Menge der Nahrungsfette insgesamt beeinflusst.
Eine ganz wichtige Rolle spielt der Gehalt an gesättigten, ungesättigten und mehrfach gesättigten Fettsäuren. Als Faustregel gilt: Je weniger gesättigte Fettsäuren in einem Lebensmittel, desto besser oder “gesünder”, d.h., je weniger tierische Fette man verzehrt, desto weniger Cholesterin und gesättigte Fettsäuren werden vom Darm aufgenommen. Also: Obst, Gemüse, Kartoffeln und Reis bevorzugen!
Auch bei guter Gesundheit ist eine individuell angepasste Ernährungsberatung in jedem Fall sinnvoll.
Video Transkript
Stellen Sie sich vor: Von einem erhöhten Cholesterinwert bzw. einer Fettstoffwechselstörung sind in Deutschland mindestens 50% der Menschen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren betroffen.
Etwa 50% der Betroffenen wissen nichts von ihrer Krankheit.
Effektiv behandelt werden sogar nur ca. 20%. Dabei senkt die rechtzeitige Behandlung von Fettstoffwechselstörungen das Schlaganfallrisiko erheblich!
Mit unseren Videos wollen wir diese Situation verändern. Dazu brauchen wir Sie! Werden Sie aktiv! Lassen Sie von ihrem Arzt in regelmäßigen Abständen Ihre Cholesterinwerte bestimmen.
Beim Cholesterin wird zwischen “guten Fetten” (HDL) und “schlechten Fetten” (LDL) unterschieden.
Treten vor allem zu hohe LDL-Werte im Blut auf, wird die Gefäßverkalkung, die Arteriosklerose, gefördert und damit das Risiko erhöht, einen Schlaganfall zu erleiden.
Häufig ist es notwendig, entsprechende Medikamente, die sogenannten Statine, einzusetzen. Statine behandeln die Fettstoffwechselstörung und senken so das Risiko eines Schlaganfalls.
Allerdings sprechen Skeptiker auch von einem “Cholesterin-Bluff” oder von einer “Cholesterin-Lüge”und machen korrupte Mediziner und Pharmafirmen für die häufige Verschreibung von Statinen verantwortlich (siehe Video “Wem kann ich vertrauen?”)
Auf jeden Fall ist es sinnvoll, Ihre Ernährung umzustellen: Margarine statt Butter, Gemüse statt Fleisch, Obst statt Torte. Lassen Sie sich zu diesem Zweck auf eine Ernährungsberatung ein, die von vielen Arztpraxen oder Krankenkassen kostenlos angeboten wird.
Sie haben eine Frage zur Fettstoffwechselstörung oder zum Schlaganfall? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- More HOPE for Prevention with Statins – Autoren: William C. Cushman, M.D., and David C. Goff, Jr., M.D., Ph.D. – Publikation: N Engl J Med 2016; 374:2085-2087 – DOI: 10.1056/NEJMe1603504
- Low-density lipoproteins cause atherosclerotic cardiovascular disease. 1. Evidence from genetic, epidemiologic, and clinical studies. A consensus statement from the European Atherosclerosis Society Consensus Panel – Autoren: Brian A. Ference, Henry N. Ginsberg, Ian Graham, Kausik K. Ray, Chris J. Packard, Eric Bruckert, Robert A. Hegele, Ronald M. Krauss, Frederick J. Raal, Heribert Schunkert, Gerald F. Watts, Jan Borén, Sergio Fazio, Jay D. Horton, Luis Masana, Stephen J. Nicholls, Børge G. Nordestgaard, Bart van de Sluis, Marja-Riitta Taskinen, Lale Tokgözoğlu, Ulf Landmesser, Ulrich Laufs, Olov Wiklund, Jane K. Stock, M. John Chapman, Alberico L. Catapano – Publikation: European Heart Journal, Volume 38, Issue 32, 21 August 2017, Pages 2459–2472 – DOI: 10.1093/eurheartj/ehx144
- Familial Hypercholesterolemia – Developments in Diagnosis and Treatment – Autoren: Klose, G; Laufs, U; März, W; Windler, E – Publikation: Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 523-9. – DOI: 10.3238/arztebl.2014.0523
- Therapie von Fettstoffwechselstörungen – Parhofer KG: The treatment of disorders of lipid metabolism – Autoren: Parhofer, Klaus G. – Publikation: Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 261-8; – DOI: 10.3238/arztebl.2016.0261
- Verbreitung von Fettstoffwechselstörungen bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) – Autoren: C. Scheidt-Nave, Y. Du, H. Knopf, A. Schienkiewitz, T. Ziese, E. Nowossadeck, A. Gößwald & M.A. Busch – Publikation: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz volume 56, pages661–667(2013) – DOI: 10.1007/s00103-013-1670-0
- Statins and Cognition: A Systematic Review and Meta-analysis of Short- and Long-term Cognitive Effects – Autoren: Kristopher J.Swiger MD, Raoul J.Manalac MD, Roger S.Blumenthal MD, Michael J.Blaha MD, MPH, Seth S.Martin MD – Publikation: Mayo Clinic Proceedings – Volume 88, Issue 11, November 2013, Pages 1213-1221 – DOI: 10.1016/j.mayocp.2013.07.013
- Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Ergebnisse der KORA-Kohortenstudie – Publikation: KORA Herzinfarktregister, Helmholtz-Zentrum München – URL: https://www.helmholtz-muenchen.de/herzschlag-info/risikofaktoren/uebersicht/index.html
- Schlaganfall Risikotest der Deutschen Schlaganfall Hilfe – URL: https://www.schlaganfall-test.de/
- Statistisches Bundesamt – URL: https://www.destatis.de/
- Internistische Allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis Praxisklinik für Diagnostik & Präventivmedizin – Bornheim – Dr. med. Reinhold Lunow – Dr. med. Christian Lunow – URL: https://www.cholesterinspiegel.de/
- Cholesterin neu verstehen – Informationsseite der Amgen GmbH – URL: https://www.cholesterin-neu-verstehen.de/
- Cholesterin macht Arteriosklerose – ohne jeden Zweifel – Kardiologie.de – Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. – BNK (Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e. V.) – Springer Medizin Verlag – URL: https://www.kardiologie.org/herz-und-gefaesse/cholesterin-macht-arteriosklerose-ohne-jeden-zweifel-/12257894
- Low-density lipoproteins cause atherosclerotic cardiovascular disease. 1. Evidence from genetic, epidemiologic, and clinical studies. A consensus statement from the European Atherosclerosis Society Consensus Panel – Autoren: Ference BA, Ginsberg HN, Graham I, Ray KK, Packard CJ, Bruckert E, Hegele RA, Krauss RM, Raal FJ, Schunkert H, Watts GF, Borén J, Fazio S, Horton JD, Masana L, Nicholls SJ, Nordestgaard BG, van de Sluis B, Taskinen MR, Tokgözoglu L, Landmesser U, Laufs U, Wiklund O, Stock JK, Chapman MJ, Catapano AL – Publikation: Eur Heart J. 2017 Aug 21;38(32):2459-2472 – PMID: 28444290 – PMCID: PMC5837225 – DOI: 10.1093/eurheartj/ehx144