Aufklärungsinitiative rollt per Londonbus durch Deutschland ▷ „Herzenssache Lebenszeit“
Diabetes mellitus – häufig Zuckerkrankheit genannt – ist eine chronische Erkrankung des Stoffwechsels, die zu erhöhten Blutzuckerspiegeln führt. Problematisch daran: Diabetes entwickelt sich über lange Zeit ohne spürbare Symptome, schädigt aber bereits das gesamte Blutgefäßsystem.
Ein erhöhter Blutzuckerwert wird häufig nur zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt oder fällt sogar erst durch Symptome einer Folgeerkrankung auf, die ein über viele Jahre unentdeckt gebliebener Diabetes verursacht hat – unbehandelt schreitet die Schädigung der Blutgefäße bei Patienten mit Diabetes immer weiter voran. Sind größere Gefäße betroffen, treten sehr viel häufiger Schlaganfälle oder Herzinfarkte auf, bei kleineren Gefäßen ist die Netzhaut des Auges oder der Filterapparat der Niere betroffen.
Erst die rechtzeitige Diagnose eines Diabetes ermöglicht dessen wirksame Behandlung und damit die Vermeidung schwerwiegender Folgen z.B. eines Schlaganfalls, eines Herzinfarktes, einer Netzhautschädigung oder eines Verlusts der Nierenfunktion.
Auch wenn die Medizin in den letzten Jahren deutliche Behandlungsfortschritte erzielt hat, gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Schlaganfall und Herzinfarkt, mit Abstand zu den häufigsten Todesursachen von Menschen mit Diabetes. Diabetes ist damit eine der wichtigsten Ursachen einer verkürzten Lebenszeit.
Diabetes erkennen – Schlaganfälle vermeiden
Die Initiative „Herzenssache Lebenszeit“ setzt daher bereits bei der Aufklärung an:
den Kenntnisstand der Öffentlichkeit zu Ursachen, Risikofaktoren und Vorsorgeoptionen beim Schlaganfall zu erhöhen und dabei den Zusammenhang mit Diabetes zu verstehen, ist das Ziel. Die Initiatoren und Projektpartner sind überzeugt, auf diese Weise die Zahl der Schlaganfälle und deren gravierende Folgen zu reduzieren.
Dazu tourt der rote London Bus der Aufklärungsinitiative „Herzenssache Lebenszeit“ auch 2024 wieder durch Deutschland. Dieses Jahr findet bereits die 9. Roadshow in fast 100 Städten statt. Innerhalb von 5 Monaten werden dabei 8.500 km zurückgelegt, was etwas der Strecke Berlin – Bangkok entspricht.
Regionale Experten klären auf
Vor Ort stehen den Besucherinnen und Besuchern medizinische Experten der lokalen Kliniken (Neurologen, Diabetologen oder Kardiologen), sowie Mitarbeitende der Krankenkassen und Selbsthilfegruppen zur Beantwortung von Fragen rund um das Thema Schlaganfall zur Verfügung und informieren über den Zusammenhang von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Unter dem Motto „Risiko senken – Lebenszeit verlängern“ können Besucher direkt vor Ort im roten Londonbus das eigene Risikoprofil besser kennenlernen und z.B. den Blutdruck, den Blutzucker oder das Cholesterins kostenlos bestimmen lassen. Neben der Aufklärung kommt auch die Beratung zur gesunden Ernährung oder zum Vermeiden von Risikofaktoren im Lebensalltag nicht zu kurz.
Bei Problemen mit Übergewicht können sich Interessierte z.B. zur praktischen Umsetzung von Rezeptideen rund um die „Gesunde Küche“ beraten lassen. Durch das Ausfüllen kurzer Fragebögen kann herausgefunden werden, wie hoch das eigene Gesundheitsrisiko einzuschätzen ist und nach der Auswertung werden gezielte Tipps zur Vorbeugung genannt. Als improvisiertes Sprechzimmer bietet der der rote Londonbus darüber hinaus auch die Möglichkeit, vertrauliche Gespräche zu führen und persönliche Fragen zu klären.
Gemeinsam aktiv
In Deutschland sind derzeit etwa 9,5 Mill. Erwachsenen von Diabetes betroffen. Obwohl die Zahl der Neuerkrankungen insgesamt rückläufig ist, nimmt sie in jüngerem Lebensalter noch zu, z.B. in der Altersgruppe der 20-39-jährigen Männer um 2,9 % und der Frauen um 2,4 %.
Fast jeder 2. aller Patientinnen und Patienten mit Diabetes (ca. 45 %) haben bereits eine atherosklerotische Herz- und Kreislauferkrankung, z.B. eine Verengung der Herzkranzgefäße (Risiko: Herzinfarkt), eine Verengung der Gehirnarterien oder der Arterien, die zum Hirn führen (Risiko: Schlaganfall), eine Verengung der großen Beinarterien (Risiko: Arterien-verschluss im Bein) oder haben ein entsprechendes Ereignis bereits erlitten. Umso wichtiger ist es, dass Menschen mit Diabetes ihr persönliches Risiko besser einschätzen lernen.
Zahlreiche Projektpartner wie z.B. Stiftungen, Medizinische Fachgesellschaften, Vertreter der Ärzteschaft in Kliniken und in klinischer Praxis sowie von Krankenkassen und Patientenverbänden haben sich deshalb bereit erklärt, die von Boehringer Ingelheim ins Leben gerufene Aufklärungsinitiative „Herzenssache Lebenszeit“ mit zahlreichen Aktivitäten und Aktionen zu unterstützen.
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Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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Veröffentlichungen zum Thema
- Deutscher Gesundheitsbericht. Diabetes 2022, Hrsg. Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
- IDF Diabetes Atlas, 9th edition: International Diabetes Federation; 2019
- Tönnies T et al. Spatio-temporal trends in the incidence of type 2 diabetes in Germany – analysis of the claims data of 63 million persons with statutory health insurance from 2014 to 2019. Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 173-9
Wilke T et al. Diabetes Res Clin Pract 2014; 106: 275–285 - Nwaneri C, Cooper H, Bowen-Jones D. Mortality in type 2 diabetes mellitus: magnitude of the evidence from a systematic review and meta-analysis. The British Journal of Diabetes & Vascular Disease. 2013; 13: 192-207
- Morrish NJ, et al. Mortality and causes of death in the WHO Multinational Study of Vascular Disease in Diabetes. Diabetologia 2001; 44 Suppl 2: S14-21