Können wir uns vor Schlaganfall, Herzinfarkt und Demenz schützen? ▷ Vorbeugung: Unser bedrohtes Gehirn
“Es gibt keine Gesundheit ohne die Gesundheit des Gehirns. In Zukunft wird unser Gehirn allerdings durch eine stetig ansteigende Anzahl von Schlaganfällen, Herzerkrankungen und Demenz bedroht.”
Mit dieser Feststellung leitet der kanadische Neurologe Victor Hachinski seine Ausführungen im Rahmen der Wartenberg-Vorlesung 20201 bei der “American Academy of Neurology” (AAN) ein.
Seine wichtigste Frage ist, ob wir uns gegen diese Entwicklung wehren können.
Die eindeutige Antwort ist: JA.
Was können wir dagegen tun? Erfolgreich kann Gesundheitsschutz nur durch Prävention und Adhärenz (Therapietreue) gelingen.
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Aber: In welchem Stadium des Lebens konfrontieren wir den Menschen mit Gesundheit und Krankheit? Mit welchen Mitteln können wir dem Menschen die Bedeutung der Prävention und Therapietreue verständlich machen?
- Wer hat den Überblick über die dringlichsten Bereiche der Prävention?
- Mit welcher Intensität und welchem finanziellen Aufwand werden präventive Maßnahmen und Verhaltensweisen vermittelt?
- Wer also bündelt die vielen Initiativen und übernimmt Koordination und Verantwortung?
- Wann beginnen Gesundheitserziehung und Aufbau von Gesundheitskompetenz im Sinne der Prävention und Therapietreue?
Was sagt der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung 2021 zur Prävention?
Im aktuellen Koalitionsvertrag steht unter Gesundheitsförderung auf Seite 84 geschrieben:
Kritisch ist anzumerken, dass im Koalitionsvertrag die häufigsten Erkrankungen nicht thematisiert werden, nämlich die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Demenz. An erster Stelle steht die Alterszahngesundheit.
Was ist das Präventionsgesetz?
Das Präventionsgesetz (PrävG) wurde als Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention am 24.07.2015 verkündet: “Primäres gemeinsames Ziel ist es, Krankheiten zu vermeiden, bevor sie entstehen. Prävention und Gesundheitsförderung sollen in allen Lebenswelten greifen – dort, wo die Menschen leben, lernen und arbeiten”.
Unser bedrohtes Gehirn in Zahlen
Der Schlaganfall und auch der Herzinfarkt, d.h. die Hauptvertreter der Herz-Kreislauferkrankungen, werden ausführlich an anderer Stelle dieser Webseite behandelt. Auch die Dimension dieser Erkrankungen.
- Die am schnellsten wachsende und bisher nur sehr eingeschränkt behandelbare Bedrohung ist die Demenz (siehe Abbildung) Sie ist eine meist chronische und fortschreitende Erkrankung des Gehirns, welche die Hirnleistungsfähigkeit und hier besonders die kognitiven Funktionen beeinträchtigt. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Orientierung, Lernvermögen, Sprache, Rechnen und Urteilsvermögen sind wichtige kognitive Funktionen.
Begleitstörungen können Stimmungsschwankungen, Verlust der emotionalen Kontrolle, Veränderungen des Verhaltens und des Antriebs bzw. der Motivation für Aktivitäten. - Die Bemühungen, ein wirksames Medikament zu entwickeln, hatten bis heute nur wenig Erfolg, da die komplexe Konstellation der Ursachen eine einfache Lösung verhindert.
Allerdings werden etwa 20 Prozent der Demenz-Erkrankungen durch arteriosklerotische Veränderungen an den Hirnarterien verursacht.
Diese Demenzform wird als “Vaskuläre Demenz” bezeichnet.
Die vaskuläre Demenz kann somit, wie der Schlaganfall und Herzinfarkt, durch konsequente Prävention verhindert werden.
Die wesentlichen Risikofaktoren für diese drei Erkrankungen sind identisch. Diese Feststellung ist sehr ermutigend, da sie zum Großteil verhindert werden können oder behandelbar sind. Dies gilt vor allem für den Schlaganfall und Herzinfarkt.
Aus diesem Grund lässt sich allen drei Erkrankungen durch die gleichen Maßnahmen vorbeugen.
Dazu gehören:
- Bewegung oder Sport (Eine halbe Stunde täglich genügt.)
- Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung
- Alkohol in Maßen
- Verzicht auf Tabak
- Das Vermeiden und Ausbalancieren von äußerem und innerem Stress
- Die Stärkung der psychischen Gesundheit
Das ist oft leichter gesagt als getan. Um diese Empfehlungen in der Praxis umzusetzen, sind hier Tipps zu finden.
Prävention kann nicht früh genug beginnen.
- Ein Appell: Wie lässt sich die Adhärenz endlich verbessern?
- Gesundheitskompetenz in Deutschland
- Warum Kardiologen und Neurologen zusammenarbeiten müssen
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Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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Quellen
- Brain Health—Curbing Stroke, Heart Disease, and Dementia – The 2020 Wartenberg Lecture – Autor: Vladimir Hachinski – Publikation: Neurology vol. 97 no. 6 273-279 – DOI: 10.1212/WNL.0000000000012103
- Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP “Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit” 2021