Cholesterin ▷ Aufgaben, Formen, Normwerte
In diesem Artikel:
- Was ist Cholesterin?
- Aufgaben des Cholesterin im menschlichen Körper
- Formen des Cholesterin
- Warum ist zu viel Cholesterin schädlich?
- Wie kommt es zu einem erhöhten Cholesterinspiegel?
- Kann das Cholesterin auch zu niedrig sein?
- Cholesterin-Normwerte
- Wie kann ein gesunder Cholesterinwert erreicht werden?
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Stoff, der zum größten Teil vom Körper selbst hergestellt wird
- Cholesterin wird in Form von unterschiedlichen Lipoproteinen im Blut transportiert
- Zu viel Cholesterin im Blut fördert die Entstehung von Gefäßverkalkung, der Arteriosklerose
- Ein erhöhter Cholesterinwert wird durch Veränderungen des Lebensstils oder durch Medikamente verbessert bzw. behandelt
Ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung der Arteriosklerose und damit für den Schlaganfall und Herzinfarkt ist ein erhöhter Cholesterinwert. Genauer gesagt: Ein erhöhter LDL-Cholesterinwert. Erfreulicherweise kann ein hoher LDL-Cholesterinwert, wenn er rechtzeitig erkannt wird, effektiv behandelt werden, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Was ist Cholesterin?
Cholesterin ist ein Steroid
Chemisch gesehen ist Cholesterin ein polyzyklischer Alkohol, welcher zu der Klasse der Steroide gezählt wird, da es das im Bild rot markierte Sterangerüst besitzt. Jedes Molekül mit diesem Gerüst ist ein Steroid. So auch die Steroidhormone, die aus dem Cholesterin entstehen. Beispiele sind die Kortikosteroide und die Geschlechtshormone.
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz
Cholesterin hat einen großen fettliebenden (lipophilen) und einen kleinen wasserliebenden (hydrophilen) Anteil. Nur die HO-Gruppe (im Bild blau markiert) ist wasserliebend. Der Rest des Moleküls ist fettliebend und damit automatisch wasserabweisend. Weil sich das Cholesterin-Molekül bis auf die HO-Gruppe wie ein Fett verhält, wird es auch als fettähnlich bezeichnet.
Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Stoff
Für alle Lebewesen ist Cholesterin ein lebensnotwendiger Stoff. Wir Menschen können ihn mit der Nahrung zu uns nehmen, den Großteil produzieren wir allerdings selbst in der Leber. Nehmen wir nur wenig Cholesterin mit der Nahrung auf, so kann der Körper bis zu 90 Prozent des täglichen Bedarfs an Cholesterin selbst produzieren. Im Normalfall werden ca. 25 Prozent des benötigten Cholesterins aus der Nahrung aufgenommen, der Rest wird vom Körper hergestellt.1
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Aufgaben des Cholesterin im menschlichen Körper
Ohne Cholesterin ist ein Mensch nicht lebensfähig. Das Molekül ist nicht nur ein wichtiger Stabilisator der Membran, sondern wird auch zur Produktion verschiedener Hormone benötigt. Auch Vitamin D kann der Körper ohne Cholesterin nicht herstellen.
Cholesterin als Membranbestandteil der Körperzellen
Jede Zelle besitzt eine Lipiddoppelschicht, welche sie nach außen von der Umwelt abgrenzt. In diese aus Phospholipiden bestehende Schicht wird unter anderem Cholesterin eingebaut. Das erhöht die Stabilität der Membran.
Cholesterin als Vorstufe der Steroidhormone
Steroidhormone sind wichtige Botenstoffe im menschlichen Körper. Sie werden in der Nebennierenrinde gebildet. Ausgangsstoff für alle Steroidhormone ist das Cholesterin. Je nachdem, wo die Steroidhormone in der Nebennierenrinde gebildet werden, werden sie in drei Kategorien eingeteilt.
Die Mineralokortikoide werden in der äußersten Schicht gebildet und regulieren den Salz- und Wasserhaushalt des Körpers. Dadurch haben sie auch einen wesentlichen Einfluss auf den Blutdruck.
In der mittleren Schicht entstehen die Glukokortikoide. Sie werden auch als “Stresshormone” bezeichnet, da sie in Momenten starker psychischer oder körperlicher Belastung ausgeschüttet werden. Sie haben Einfluss auf viele unterschiedliche Vorgänge im Körper, unter anderem auf den Kohlenhydratstoffwechsel, auf das Herz-Kreislauf-System, das zentrale Nervensystem und das Immunsystem.2 Ihr wohl bekanntester Vertreter ist das Cortisol.
In der tiefsten Schicht der Nebennierenrinde entstehen die Androgene. Sie sind die Vorstufe der männlichen und weiblichen Sexualhormone.
Cholesterin als Vorstufe der Gallensäure
Auch die Gallensäure wird aus Cholesterin gebildet. Das geschieht in der Leber. Von dort aus kommt die Gallensäure in die Gallenblase, wo sie gespeichert wird. Nimmt der Mensch eine Mahlzeit zu sich, wird die Gallensäure in den Darm ausgeschüttet. Dort wird sie benötigt, um Fette und andere wasserabweisende Substanzen aufzunehmen.
Cholesterin als Vorstufe von Vitamin D
Auch um das “Sonnenvitamin” Vitamin D herstellen zu können, benötigt der Körper Cholesterin. Daraus wird das Provitamin D synthetisiert, welches durch die Sonneneinstrahlung auf der Haut zu Vitamin D umgewandelt wird.
Formen des Cholesterin
Cholesterin im Blut
Da Cholesterin ein größtenteils wasserabweisendes Molekül ist, kann es nicht ohne Weiteres im wässrigen Blut transportiert werden. Es muss zunächst verpackt werden, um in der Blutbahn von einem Organ zum nächsten gebracht werden zu können. Dabei wird Cholesterin niemals alleine, sondern immer in Kombination mit Fetten und anderen wasserabweisenden Substanzen transportiert. Spezielle Proteine und Phospholipide verpacken all diese Substanzen, sodass das “Gesamtpaket” nach außen hin wasserliebend ist. Erst so kann es im Blut transportiert werden. Dieses “Gesamtpaket” wird als Lipoprotein bezeichnet.
Der Körper kann unterschiedliche Lipoproteine herstellen, jedes von ihnen hat seine ganz eigene Aufgabe im Körper.
Mit Ausnahme der Chylomikrone (s.u.) werden die Lipoproteine nach ihrer Dichte benannt. Die Dichte ist dabei umso größer, je höher der Proteingehalt ist. HDL steht für High Density Lipoprotein, was so viel wie “Lipoprotein hoher Dichte bedeutet”. Tatsächlich hat es auch den höchsten Proteinanteil und damit die höchste Dichte der Lipoproteine. Low Density Lipoprotein, also “Lipoprotein geringer Dichte”, wird mit LDL abgekürzt und VLDL steht für Very Low Density Lipoprotein.
Lipoproteine des Menschen
Vom Darm in die Leber – Chylomikrone
Nach einer fett- und cholesterinreichen Mahlzeit muss der Körper diese Substanzen zunächst aufnehmen. Das geschieht über die Zellen im Darm. Danach werden sie von dort aus im gesamten Körper verteilt. Um das zu ermöglichen, werden sie in Chylomikronen, einer Form der Lipoproteine, verpackt. Diese bestehen zum größten Teil aus Fetten und enthalten nur wenig Cholesterin. Die Chylomikrone zirkulieren im Blut und liefern hauptsächlich die in ihnen enthaltenen Fette an die Zellen im Körper, die es gerade benötigen. Das, was gerade nicht benötigt wird, wird zur Leber gebracht und dort weiterverarbeitet.
VLDL – Von der Leber in den Körper
Die Leber produziert auch das VLDL (very low density lipoprotein) und schickt es ins Blut. VLDL hat einen relativ hohen Fettanteil. Dieses soll in die Gewebe des Körpers verteilt werden, um sie mit Energie zu versorgen. Auch die Versorgung mit Cholesterin wird durch VLDL gewährleistet. Ist ein Großteil des Fettes und auch etwas Cholesterin abgegeben, so bleibt LDL übrig.
Zu viel LDL-Cholesterin (“schlechtes Cholesterin”)
LDL wird auch als “schlechtes Cholesterin” bezeichnet. Das liegt daran, dass dieses Lipoprotein einen sehr hohen Cholesterinanteil hat. Seine Aufgabe ist es eigentlich, Cholesterin in den Zellen des Körpers zu verteilen. Haben diese aber schon genug Cholesterin, nehmen sie es nicht mehr auf und das LDL bleibt im Blut. Dort kann es Schäden an den Gefäßwänden verursachen und zur Entstehung der Arteriosklerose beitragen.
HDL – Der “Cholesterin-Staubsauger” (“gutes Cholesterin”)
Auch HDL wird in der Leber hergestellt. Es besitzt nur wenig Cholesterin und wird als “gutes Cholesterin” bezeichnet. Das liegt daran, dass es ein besonderes Enzym besitzt, welches es ihm ermöglicht, wie ein Staubsauger Cholesterin aus dem Blut aufzunehmen und in seinem Inneren zu speichern. Wenn die Zelle mit HDL “voll” ist, wird es von der Leber oder von Steroidhormon-produzierenden Zellen abgebaut. Diese können das Cholesterin dann weiter verarbeiten. Somit hat HDL im Gegensatz zum LDL eine Schutzfunktion für die Blutgefäße.
Lipoprotein (a) – genetisch vorgegeben
Eine besondere Position nimmt das Lipoprotein (a) ein. Es wird zum LDL gezählt, da es dieselbe Dichte hat, allerdings ist seine Konzentration im Körper größtenteils genetisch festgelegt. Man kann also einer zu hohen Konzentration an Lipoprotein (a) nicht durch Veränderungen des Lebensstils und auch nur bedingt durch die Einnahme von Medikamenten entgegenwirken.
Warum ist zu viel Cholesterin schädlich?
Wenn zu viel Cholesterin im Körper vorhanden ist, wird das meist durch einen erhöhten LDL-Cholesterinwert angezeigt. Bei einem hohen Wert von LDL-Cholesterin im Blut, steigt das Risiko, dass es sich in der Wand von arteriellen Blutgefäßen ablagert. Dort wird es oxidiert, und so für weiße Blutkörperchen erkennbar gemacht. Diese nehmen das oxidierte LDL-Cholesterin auf, um es zu entsorgen. Da für diese Aufnahme jedoch kein Hemmmechnismus existiert, kann es passieren, dass sie zu viel aufnehmen und am Cholesterin zugrunde gehen. Die Überreste können dann eine Vorstufe der Arteriosklerose-Plaques darstellen. Arteriosklerose wiederum ist ein starker Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, wie den Herzinfarkt oder den Schlaganfall.3
Meist bleibt die Entstehung einer Arteriosklerose lange unbemerkt. Mögliche Frühzeichen können aber z.B. Erektionsstörungen oder Sehstörungen sein.1
Wie kommt es zu einem erhöhten Cholesterinspiegel?
Es gibt unterschiedliche Faktoren, die einen erhöhten Cholesterinspiegel begünstigen. Einige davon können wir nicht beeinflussen, andere schon.
Nicht beeinflussbare Faktoren
Einige Risikofaktoren sind festgelegt. Dazu gehören:
Genetische Faktoren: Wie viel Cholesterin vom Körper produziert wird, hängt stark von den Genen ab. Bei manchen Menschen liegt die Anlage zu einem hohen Cholesterinspiegel in der Familie. Für sie ist das Senken des Cholesterinwerts eine besondere Herausforderung, die meist nur mit ärztlicher Unterstützung gemeistert werden kann.
Alter und Geschlecht: Auch das Alter und das Geschlecht haben einen Einfluss auf den Cholesterinspiegel. Mit zunehmendem Alter steigt meist auch das Cholesterin im Blut. Dabei sind Männer bis zu einem Alter von ca. 50 Jahren stärker betroffen als Frauen. Danach wendet sich das Blatt. Das liegt daran, dass Frauen in die Menopause eintreten und damit ihr LDL Cholesterin im Blut oft ansteigt.4
Schwangerschaft: Es kommt vor, dass sich während der Schwangerschaft der Cholesterinspiegel einer Frau erhöht. Das ist jedoch selten ein Grund zur Sorge, da sich das Cholesterin nach der Entbindung meist wieder normalisiert.5
Beeinflussbare Faktoren
Neben den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren gibt es auch einige, die jeder selbstständig regulieren kann. Dazu gehören:
Lebensstil – Ein gesunder Lebensstil kann ausschlaggebend für einen gesunden Cholesterinspiegel sein. Neben einem an die mediterrane Ernährung angelehnten Essverhalten gehören hierzu regelmäßige Bewegung von mindestens einer halben Stunde am Tag, der Verzicht auf Nikotin und ein nur geringer Alkoholkonsum.5
Nebenwirkungen von Medikamenten – Oft wird vergessen, dass auch Medikamente einen negativen Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut haben können. So zeigt z.B. eine finnische Studie aus dem Jahr 2016, dass das Einnehmen östrogenhaltiger Präparate zur Schwangerschaftsverhütung einen weitreichenden Einfluss auf den Organismus der Frau hat.6
Kann das Cholesterin auch zu niedrig sein?
Ein zu niedriger Cholesterinwert ist eher selten, kann aber durchaus vorkommen und muss dann auch ernst genommen werden. Die Ursachen können vielfältig sein, beispielsweise eine Überfunktion der Schilddrüse, eine Mangelernährung oder eine schwere Leberschädigung. In seltenen Fällen können auch schwere Krankheiten, wie z.B. die Erbkrankheit A-beta-lipoproteinämie hinter einem niedrigen Cholesterinwert stecken. In jedem Fall sollte der Arzt weitere Untersuchungen durchführen, um der Ursache auf den Grund zu gehen.1
Cholesterin-Normwerte
Wie viel Cholesterin ist denn normal? Ab wann sollte man versuchen, seine Werte zu senken? Die Gefahr des Cholesterins liegt in seinem kardiovaskulären Risiko. Deshalb sollten Menschen, deren Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten ohnehin schon erhöht ist, einen geringeren Cholesterinspiegel anstreben als Menschen mit einem geringen Risiko.
Die European Society of Cardiology (ESC) und European Atherosclerosis Society (EAS) haben dafür einen SCORE (Systematic Coronary Risk Estimation) in Form einer Tabelle erstellt. In dieser Tabelle kann abhängig von Geschlecht, Alter, Rauchverhalten, Blutdruck und Cholesterinwert das eigene Risiko abgelesen werden.7
Es gibt eine Tabelle für Länder, in denen generell eher ein hohes Risiko herrscht und eine für Länder mit einem eher geringen Risiko. Deutschland wird dabei zu den Ländern mit geringem Risiko gezählt.8
Diese Tabelle ist hilfreich zur ersten Einordnung, jedoch werden einige Risikofaktoren, wie z.B. Schilddrüsenerkrankungen, körperliche Aktivität oder psychosoziale Faktoren nicht mit einbezogen.1
Im Allgemeinen gilt, dass Menschen mit Arteriosklerose, Diabetes mellitus, oder Nierenerkrankungen grundsätzlich einem hohen oder sogar sehr hohen Risiko ausgesetzt sind. Ihr Cholesterinwert sollte also entsprechend niedrig sein.7
Bei Patienten, die schon mal einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine TIA (Transitorisch ischämische Attacke) erlitten haben, wird grundsätzlich ein sehr hohes Risiko angenommen.1
Aufgrund der vielen Risikofaktoren, die bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, sollte die genaue Einordnung immer ein Arzt vornehmen.
Zielwerte
Für Menschen mit einem geringen Risiko:
- Gesamtcholesterin <190 mg/dl = 5,0 mmol/l
- LDL <116 mg/dl = 3,0 mmol/l
- HDL mindestens 40 mg/dl (Männer) bzw. 48 mg/dl (Frauen)
Für Menschen mit einem mittleren Risiko:
- Gesamtcholesterin <190 mg/dl = 5 mmol/l
- LDL <100 mg/dl = 2,6 mmol/l
- HDL mindestens 40 mg/dl (Männer) bzw. 48 mg/dl (Frauen)
Für Menschen mit einem hohen Risiko:
- Gesamtcholesterin <190 mg/dl = 5 mmol/l
- LDL <70mg/dl = 1,8 mmol/l (oder Senkung um 50%)
- HDL mindestens 40 mg/dl (Frauen: 48 mg/dl)
Für Menschen mit einem sehr hohen Risiko:
- Gesamtcholesterin <180 mg/dl = 4,64 mmol/l
- LDL <55 mg/dl = 1,4 mmol/l (oder Senkung um 50%)
- HDL mindestens 40 mg/dl (Frauen: 48 mg/dl)1
Wie kann ein gesunder Cholesterinwert erreicht werden?
Zur Therapie eines zu hohen Cholesterins gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Zunächst wird eine Veränderung des Lebensstils angestrebt. Neben einer ausgewogenen Ernährung gehören dazu der Verzicht auf Nikotin und ausreichend Bewegung.7
Werden diese Veränderungen nicht in den Alltag integriert, oder reicht der Effekt nicht aus, kann medikamentös behandelt werden. Das Mittel der Wahl sind dabei die Statine. Diese können aber unter Umständen auch durch andere Medikamente ergänzt oder ersetzt werden. In ganz selten Fällen muss auf eine extrakorporale Blutwäsche zurückgegriffen werden.5
Ein gesunder Lebensstil
Die European Society of Cardiology (ESC) und European Atherosclerosis Society (EAS) empfehlen zur Stabilisierung der Blutfettwerte zunächst einen gesunden Lebensstil.
Es wird empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören und sich in keiner Weise dem Tabakrauch auszusetzen.
Bei der Ernährung sollte der Fokus auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Fisch gelegt werden. Gesättigte Fettsäuren, welche hauptsächlich in tierischen Produkten, wie Fleisch und Butter enthalten sind, sollten eher gemieden werden. Auch auf Alkohol sollte verzichtet werden, insbesondere, wenn die Blutfette bereits erhöht sind.7 All diese Empfehlungen finden sich auch in der mediterranen Ernährung wieder, welche ausführlicher in einem anderen Artikel behandelt wird.
Eine cholesterinbewusste Ernährung muss also nicht automatisch eine cholesterinarme Ernährung sein.
Ein konkreter Schritt zu einer cholesterinsenkenden Ernährung könnte nach einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität in München der tägliche Verzehr einer Handvoll Walnüsse sein. Durch diese kleine Veränderung ließen sich bei den Probanden die Fette im Blut und auch das LDL-Cholesterin signifikant senken. Die Wissenschaftler vermuten, dass die in den Walnüssen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren für diesen positiven Effekt verantwortlich sind.9
Weitere Lebensmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten sind:
- Fisch und andere Meeresfrüchte
- Nüsse und Samen
- Pflanzliche Öl (z.B. Leinöl)10
Auch die Bewegung sollte nicht zu kurz kommen. 3,5 bis 7 Stunden sollte man sich in der Woche körperlich betätigen. Das entspricht 30-60 Minuten am Tag. Es kann sich schon lohnen, das Auto zu Hause zu lassen und zu Fuß zum Bäcker zu gehen, oder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.7
Medikamentöse Therapie
Leider reichen die Lebensstilveränderungen oft nicht aus, um den Cholesterinwert der Patienten ausreichend zu senken. Deshalb werden sie meist durch eine medikamentöse Therapie unterstützt. Dabei gibt es verschiedene Mittel, um das Cholesterin zu senken.
Statine – Die erste Wahl bei zu hohen Cholesterinwerten sind die Statine. Diese wirken, indem sie die körpereigene Cholesterinsynthese hemmen. Zudem haben sie einen schützenden Effekt auf die Blutgefäße. Es kann unter dem Einfluss von Statinen beispielsweise eine geringere Oxidation von LDL-Cholesterin beobachtet werden.
Cholesterin-Resorptionshemmer – Reicht die Wirkung der Statine nicht aus, um das Cholesterin zu senken, oder werden sie nicht vertragen, können zusätzlich Cholesterin-Resorptionshemmer verschrieben werden. Diese hemmen die Aufnahme des mit der Nahrung zugeführten Cholesterins.
Gallensäurebinder – Da die Herstellung von Cholesterin für den Körper sehr energieaufwändig ist, versucht er so viel wie möglich wiederzuverwerten. Die aus dem Cholesterin hergestellte Gallensäure wird also nicht ausgeschieden, sondern wieder aufgenommen und “recycelt”. Gallensäurebinder binden die Gallensäure, sodass sie nicht wieder aufgenommen werden kann.
PCSK9-Inhibitoren – Ein relativ neues aber sehr vielversprechendes Medikament sind die PCSK9-Inhibitoren. Diese hemmen den Abbau von LDL-Rezeptoren an den Zellen des Körpers. Das führt dazu, dass mehr LDL in die Zellen aufgenommen wird und infolgedessen weniger im Blut zirkuliert.
Lipidapherese – Blutwäsche
In den meisten Fällen lässt sich ein zu hoher Cholesterinwert durch Anpassung des Lebensstils oder Medikamente senken. Bei Patienten, die an einer erblichen Hypercholesterinämie leiden, ist das jedoch nicht ausreichend möglich. Bleibt diese Erkrankung unerkannt, führt sie schon in jungen Jahren zu erheblichen Schädigungen des Herzkreislaufsystems und zu Herzinfarkten. Unbehandelt haben Menschen, die an dieser Krankheit leiden, nur eine geringe Lebenserwartung.
In diesen Fällen kann eine Lipidapherese lebensrettend sein. Die Patienten kommen alle ein bis zwei Wochen ins Krankenhaus, wo ihr Blut vom Cholesterin befreit wird. Dieser Prozess dauert ca. zwei bis drei Stunden.11
Fazit
Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Stoff, der im menschlichen Körper viele wichtige Funktionen hat. Zu viel Cholesterin im Blut ist jedoch gefäßschädigend und muss daher behandelt werden. Bei den meisten Menschen senkt sich der Cholesterinspiegel durch Veränderungen des Lebensstils und/oder die Gabe von Medikamenten.
Sie haben eine Frage zum Cholesterin? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
unter Mitarbeit von stud. med. Katharina Püchner
Dr. med. Jürgen Kunz ist niedergelassener Facharzt für Neurologie am Neurozentrum Ravensburg. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Behandlung von Patienten nach einem Schlaganfall. Bei der Behandlung eines Schlaganfalls ist für ihn die sektorenübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Ärzten und Therapeuten sehr wichtig. [mehr]
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Quellen
- Internistische Allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis Praxisklinik für Diagnostik & Präventivmedizin – Bornheim – Dr. med. Reinhold Lunow – Dr. med. Christian Lunow – URL: https://www.cholesterinspiegel.de/
- Glucocorticoide, Mineralcorticoide – Thieme Verlag – URL: https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8659122/subject/pharmakologie/hormonelles+system/glucocorticoide+mineralcorticoide
- Joachim Rassow and others, Biochemie, Duale Reihe, 4. Auflage (Stuttgart: Thieme, 2016).
- Y O U R G U I D E T O Lowering Your Cholesterol With TLC – Herausgeber: U.S. Department of Health and Human Services; National Institute of Health; National Heart, Lung and Blood Institute – Publikation: NIH Publication No: 06-5235, Dezember 2005
- Dyslipidämien Teil 4 – Laborparameter und Lipidsenker — AMBOSS Auditor – URL:
https://www.youtube.com/watch?v=AFraObvGWZo - Effects of Hormonal Contraception on Systemic Metabolism: Cross-Sectional and Longitudinal Evidence – Autoren: Qin Wang et al. – Publikation: International Journal of Epidemiology, 45.5 (2016), 1445–57 – DOI: 10.1093/ije/dyw147
- 2019 ESC/EAS Guidelines for the Management of Dyslipidaemias: Lipid Modification to Reduce Cardiovascular Risk – Autoren: François Mach et al. – Publikation: European Heart Journal, 41.1 (2020), 111–88 – DOI: 10.1093/eurheartj/ehz455
- SCORE Risk Charts – European Society of Cardiology – URL: https://www.escardio.org/Education/Practice-Tools/CVD-prevention-toolbox/SCORE-Risk-Charts?_ga=2.120613256.1623788227.1600078573-869617109.1600078573
- A Walnut-Enriched Diet Reduces Lipids in Healthy Caucasian Subjects, Independent of Recommended Macronutrient Replacement and Time Point of Consumption: a Prospective, Randomized, Controlled Trial – Autoren: Charlotte Bamberger, Andreas Rossmeier, Katharina Lechner, Liya Wu, Elisa Waldmann, Renée G. Stark, Julia Altenhofer, Kerstin Henze, Klaus G. Parhofer – Publikation: Nutrients 2017, 9(10), 1097 – DOI: 10.3390/nu9101097
- Omega-3 Fatty Acids – Fact Sheet for Consumers – Herausgeber: National Institutes of Health – Office of Dietary Supplements – URL: https://ods.od.nih.gov/factsheets/Omega3FattyAcids-Consumer/
- Lipidapherese befreit Blut von lebensbedrohlichen Fetten – Herausgeber: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus – 28.01.2011 – URL:
https://www.uniklinikum-dresden.de/de/presse/archiv/archiv-2011/lipidapherese-befreit-blut-von-lebensbedrohlichen-fetten