Makroangiopathie ▷ Ursachen, Folgen, Behandlung und Prävention
In diesem Artikel:
- Was ist eine Makroangiopathie?
- Ursachen
- Risikofaktoren
- Folgen
- Diagnose
- Differentialdiagnostik
- Behandlung
- Prävention
Was ist eine Makroangiopathie?
Als Makroangiopathie (von altgriechisch makrós“- groß, angeío – Gefäß, pathos – Leiden) bezeichnet man die Erkrankung der mittelgroßen und großen Arterien in den Bereichen der Herzkranzgefäße (Koronararterien), der hirnversorgenden Arterien, der großen Körperschlagader (Aorta) und der Arterien des Beckens und der Beine.
Ursachen der Makroangiopathie
Makroangiopathien sind fast ausschließlich durch die Arteriosklerose bedingt. Diese entsteht infolge von Fettstoffwechselstörungen (hauptsächlich Hypercholesterinämie, aber auch Hypertriglyceridämie), Diabetes mellitus (diabetische Makroangiopathie), Bluthochdruck und Rauchen.
Weitere Risikofaktoren
Als weitere Risikofaktoren gelten:
- Rauchen
- ungesunde Ernährung, insbesondere der Konsum gesättigter Fettsäuren, welcher den Cholesterin- und/oder den Triglyceridspiegel erhöht
- Familiengeschichte, vor allem in Fällen von familiärer Hypercholesterinämie bzw. Hypertriglyceridämie
- hohes Lebensalter, wobei die Bildung von Plaques (Ablagerungen in der Gefäßwand) bereits in der Kindheit beginnt
- chronische Niereninsuffizienz
- Harnsäureerhöhung (Hyperurikämie) mit Spätfolge Gicht
- körperliche Inaktivität
- Übergewicht/Adipositas
Folgen
Das Endstadium der Makroangiopathie ist die Gefäßverengung oder der Gefäßverschluss mit Krankheitsbildern wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder pAVK (periphere Arterielle Verschlusskrankheit), da durch die betroffenen Gefäßareale nicht mehr genügend sauerstoff- und nährstoffhaltiges Blut zu den Zielorganen transportiert werden kann.
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Nachfolgend kommt es zur funktionslosen Narbenbildung (Sklerose) oder sogar zum Funktionsverlust des kompletten Organs mit entsprechend fatalen Folgen für den Gesamtorganismus.
Diagnose
Die regelmäßige Kontrolle der peripheren Durchblutung ist die wichtigste Maßnahme in der Diagnostik einer Makroangiopathie, insbesondere durch Tasten (Palpation) der Pulse z.B. an den Fußarterien und das Abhören (Auskultation) der Blutgefäße. Bei verdächtige Pulsbefund oder bei Strömungsgeräuschen hat eine entsprechende angiologische Abklärung zu erfolgen.
Nachfolgend durchgeführte elektrokardiographische Untersuchungen (Ruhe-EKG, Belastungs-EKG) können obendrein die (Minder-)Durchblutung der Herzkranzgefäße (Koronararterien) anzeigen.
Bei Auffälligkeiten sind weiterführende radiologische Untersuchung wie CT, MRT, Duplex-Sonographie oder digitale Subtraktionsangiographie (DAS) etc. (z.T. mittels Kontrastmittel) angezeigt. Hierbei zeigen sich die verengten Abschnitte der betroffenen Gefäße.
Differentialdiagnosen
Durchblutungsstörungen müssen jedoch auch bei Zucker- bzw. Fettstoffwechselerkrankten oder Hypertonikern nicht immer zwangsläufig eine Folge sein. Auch akute Embolien oder Entzündungen im Bereich der Gefäße können Durchblutungsstörungen auslösen.
Auch Schmerzen in den Beinen sowie eine Verkürzung der Gehstrecke können durch orthopädische Erkrankungen, Läsionen im Bereich der Nervenbahnen oder venöse Abflussstörungen bedingt sein.
Behandlung
Die konservative (nicht-invasive) Basistherapie orientiert sich zunächst an den führenden Risikofaktoren:
- Cholesterin- bzw. Triglyceridsenkung durch fettmodifizierte Ernährung, regelmäßige Bewegung, medikamentöse Therapie mittels Blutfettsenkern (z.B. Statine,Fibrate)
- Blutzuckernormalisierung durch Ernährungsumstellung (weniger Kohlenhydrate/Zucker), regelmäßige Bewegung, medikamentöse Behandlung mit Antidiabetika (oral und/oder subkutan als Spritze)
- Blutdrucknormalisierung durch Stressreduktion, salzarme Kost, regelmäßige Bewegung, medikamentöse Behandlung mit Antihypertensiva
- Einstellung des Nikotinkonsums (ggf. unter Zuhilfenahme eines Nichtrauchertrainings)
- Thrombozytenaggregationshemmung z.B. mittels Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel
Bei bereits diagnostisch gesicherter Makroangiopathie mit entsprechenden organischen Einbußen sind zusätzliche invasive Maßnahmen angezeigt. Hierbei können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen:
- Bypassoperationen an Herz oder Beinen
- Thrombendarteriektomie (operative Rekanalisierung von Blutgefäßen, die durch eine Embolie oder Thrombose verschlossen sind) der Bein- oder Halsschlagader
- Aufdehnungen mittels Ballondilatation oder Stent (rohrförmiges Drahtgeflecht, das in die Gefäße eingesetzt werden kann und sie wieder öffnet bzw. offenhält)
- Atherektomie (Entfernung von atherosklerotischen Ablagerungen in den Gefäßen) mit speziellen Kathetern
Prävention
Ferner sind, gerade auch aus präventiver (vorbeugender) Sicht, nachfolgende Allgemeinmaßnahmen in hohem Maße sinnvoll:
Ferner sollten gesättigte Fettsäuren (in festen Pflanzenfetten und vor allem in tierischen Fetten) gemieden werden, da diese ebenfalls cholesterinerhöhend sind. Stattdessen sind einfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. in Raps- und Olivenöl) sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren in Leinöl, Nüssen, Fettfischen etc.) zu bevorzugen.
Gebratene, gegrillte, frittierte oder gebackene Speisen und Nahrungsmittel, künstlich gehärtete Fette enthalten (z. B. nach älteren Verfahren hergestellte Margarinen), sollten wegen des hohen Anteils an schädlichen trans-Fettsäuren nur selten verzehrt werden.
Auf stark kohlenhydrat-/zuckerhaltige Produkte sollte zugunsten eines normalen Blutzuckerspiegels (Diabetes-Prophylaxe) verzichtet werden.
Bei salzsensitiven Bluthochdruckpatienten ist der Ersatz von Kochsalz zugunsten von Kräutern und Gewürzen zur Geschmacksverstärkung sinnvoll.
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Autor
unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen
Dr. med. Mark Dankhoff ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Diabetologische Grundversorgung, Hypertensiologie DHL, Adiposiologie DAG/AGA/DDG, Adipositas-Trainer AGA, Medizinischer Berater. Sein Schwerpunkt ist die Prävention und Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen. Seit 2021 ist er als Medical Advisor freiberuflich tätig. Dr. med. Mark Dankhoff ist Gründungsmitglied des „Im Puls. Think Tank Herz-Kreislauf e.V.“. [mehr]
Quellen
- H.-K. Biesalski et al. (Hrsg.): Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer, 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Edition, Thieme, 2017, ISBN-10: 3131002956
- M. E. Haberland, U. P. Steinbrecher: Modified Low-Density Lipoprotein. Diversity and biological relevance in atherogenesis. In: Aldons J. Lusis (Hrsg.): Molecular genetics of coronary artery disease. Candidate genes and processes in atherosclerosis (= Monographs in human genetics. Band 14). Karger, Basel 1992, ISBN 3-8055-5558-X.
- Ludwig et al.: Gefäßmedizin in Klinik und Praxis, 2. Auflage Thieme 2010, ISBN: 9783131101921.
- Pilger et al.: Arterielle Gefäßerkrankungen. Thieme 2002, ISBN: 9783131306319.
- W. Piper: Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. In: Springer-Lehrbuch. 2013, S. 1–180, doi:10.1007/978-3-642-33108-4_1, Kapitel: „Krankheiten der peripheren Arterien“.
- H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. 4. Auflage. Elsevier, 2008, ISBN 978-3-437-41053-6.
- R. Schmidt, F.Lang, M. Heckmann (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 31. Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-01650-9.