Wie verhalte ich mich bei Verdacht auf einen Schlaganfall? ▷ Video und Text
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Verdacht auf Schlaganfall – was tun?
In diesem Artikel:
- So handeln Sie richtig
- Die W-Fragen
- Hinweise: Während Sie auf den Notarzt warten
- Verdacht auf Schlaganfall: der Rettungsdienst ist unterwegs
- Verdacht auf Schlaganfall: der Rettungsdienst ist da
- Vorbeugende Maßnahmen für Zuhause
Es ist sehr wichtig, dass Sie sich im entscheidenden Moment richtig verhalten:
- Verspüren Sie eine Kraftlosigkeit in einer Hand oder auf einer Körperseite?
- Oder eine Art Taubheit im Gesicht oder am Körper?
- Sehen Sie Bilder doppelt oder können Sie nicht mehr richtig sprechen?
Das können Warnzeichen einer Mangeldurchblutung in einer Hirnregion sein: Vorboten eines schweren Schlaganfalls.
So handeln Sie richtig
Zwischen dem Symptom-Beginn und der Notfall-Behandlung dürfen höchstens viereinhalb Stunden verstreichen.
Nur in diesem Zeitraum kann Ihnen entscheidend geholfen werden. In Ausnahmefällen kann sich allerdings dieses Zeitfenster verlängern.
Ganz wichtig ist also, den genauen Zeitpunkt der ersten Symptome festzuhalten. Auch wenn dieser nicht exakt festzulegen ist, z.B. am Morgen nach dem Aufwachen.
Wählen Sie ohne zu zögern den Notarzt unter der Nummer 112. Rufen Sie nicht den Hausarzt oder einen anderen Arzt an. Diese können Ihnen in dieser Situation leider nicht helfen.
Jeder Kontakt außer mit dem Notarzt ist Zeitverlust. Entscheiden Sie selbst und vor allem rasch! Auch auf die Gefahr hin, dass es sich um einen Fehlalarm handelt – ein Fehlalarm kostet Sie nichts.
- Bleiben Sie möglichst ruhig, auch wenn es in der Aufregung nicht leicht ist. Ihre Ruhe überträgt sich positiv auf den Betroffenen
- Atmen Sie mehrmals durch die Nase tief ein und durch den Mund aus, das erhöht Ihre Konzentrationsfähigkeit. Sie benötigen Sie, wenn Sie mit dem Rettungsarzt sprechen. Denn je präziser Sie Auskunft geben können, umso besser kann der Rettungsdienst seine Behandlung anpassen
Denken Sie an die W-Fragen
- Was genau sehen Sie? Was beschreibt der Patient?
- Wer genau ist der Patient? Wichtig hierbei ist vor allem das Alter
- Wieso rufen Sie an? Verwenden Sie auf jeden Fall den Begriff SCHLAGANFALL
- Wo befinden Sie sich? Nennen Sie Strasse, Hausnummer und Ort.
- Seit wann liegen die Symptome vor?
Versuchen Sie kurz und präzise zu beschreiben, was sich zu welchem Zeitpunkt ereignet hat und welche Beschwerden Sie oder die Person, für die Sie anrufen, haben.
Legen Sie nicht einfach auf, nachdem Sie glauben, alles gesagt und gemeldet zu haben. Warten Sie auf Rückfragen des Mitarbeiters der Rettungsleitstelle. Manchmal sind Dinge unklar oder werden nicht verstanden.
Hinweise: Während Sie auf den Notarzt warten
- Verlassen Sie auf keinen Fall die betroffene Person, bleiben Sie bei ihr und versuchen Sie die Person zu beruhigen
- Falls Kleidung die Person beengt, versuchen Sie diese zu lösen
- Überprüfen Sie, ob die Atemwege verlegt sind: Schauen Sie tief in den Rachen, wenn Sie einen Gegenstand sehen, versuchen Sie diesen zu entfernen
- Vermeiden Sie es, der betroffenen Person Lebensmittel zuzuführen, alles was geschluckt werden muss, kann lebensgefährlich werden
- Ist die Person ansprechbar? Wenn nein, legen Sie die Person in die stabile Seitenlage
- Atmet die Person noch? Bewegt sich der Brustkorb während der Atmung? Strömt Luft aus der Nase? Wenn nein, beginnen Sie mit der Herz-Druck-Massage
- Egal wie sicher Sie sich in der Situation fühlen, auch bei Besserung der Symptome sollten Sie nicht versuchen, allein mit der betroffenen Person ins Krankenhaus zu fahren
Verdacht auf Schlaganfall: der Rettungsdienst ist unterwegs
Bei unübersichtlichen Zufahrten: stellen Sie möglichst jemanden an die Straße, der auf sich aufmerksam macht oder den Rettungsdienst einweist. Wenn es draußen dunkel ist: schalten Sie die Hausbeleuchtung an.
Halten Sie einen Plan bereit, auf dem alle Medikamente verzeichnet sind, die Sie oder Ihr Angehöriger einnehmen. Alternativ legen Sie alle Schachteln der Medikamente bereit, die vom Betroffenen eingenommen werden.
Verdacht auf Schlaganfall: der Rettungsdienst ist da
Berichten Sie möglichst ruhig und klar, was passiert ist und wie sich die Beschwerden entwickelt haben. Sehr wichtig ist bei dem Verdacht auf Schlaganfall immer, wann die Symptomatik begonnen hat.
Wichtig: erfinden Sie keine Uhrzeit! Wenn Sie den Symptombeginn nicht wissen, dann sagen Sie dies auch so. Wenn Sie den Betroffenen mit seinen Schlaganfallsymptomen bereits so vorgefunden haben, sagen Sie, wann Sie ihn zuletzt ohne Schlaganfallsymptome und wohlauf gesehen haben. Diese Angaben sind sehr wichtig für die weitere Therapieentscheidung in der Klinik.
Geben Sie dem Rettungsdienst immer eine Telefonnummer mit, unter der Sie die nächsten Stunden zuverlässig erreichbar sind. Fahren Sie nicht einfach im eigenen PKW dem Rettungsdienst hinterher, sondern warten Sie, bis sich die Klinik bei Ihnen gemeldet hat oder rufen Sie erst in der Klinik an, bevor Sie sich auf den Weg machen. Es kann unter Umständen sehr wichtig sein, dass die Klinik Sie direkt nach der Einweisung dringend kontaktieren muss. Dabei muss sichergestellt sein, dass man Sie auch zuverlässig erreichen kann.
Vorbeugende Maßnahmen für Zuhause
- Programmieren Sie die Notruf-Nummer in Ihr Telefon. Befestigen Sie einen Aufkleber mit der Notfallnummer am oder auf dem Telefon.
- Tragen Sie dafür Sorge, dass immer ein aktueller Medikamenteneinnahmeplan an einem Ort deponiert ist, an dem er rasch gefunden werden kann. Wenn Sie keinen solchen Plan haben, dann lassen Sie sich vom Hausarzt einen ausdrucken oder erstellen Sie selbst einen für sich.
- Tragen Sie einen Notfallausweis bei sich, z.B. im Geldbeutel. Dieser Ausweis sollte neben Ihrem Namen die Kontaktdaten mit der Telefonnummer auch der nächsten Angehörigen enthalten sowie Angaben zu Medikamenten, Allergien sowie lebensbedrohlichen Vorerkrankungen. Dies kann hilfreich sein, wenn Sie alleine unterwegs sind und in eine medizinische Notlage geraten. Notfallausweise gibt es kostenlos z.B. bei der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe e.V., es genügt aber auch ein leserlicher Zettel oder eine kleine Karte im Geldbeutel.
- Die Notfalldose: hierbei handelt es sich um einen kleinen Behälter, der ein Merkblatt mit Angaben über Medikamente, Gesundheitszustand, Vorerkrankungen, Operationen sowie Kontaktdaten von Angehörigen enthält. Diese ist erhältlich bei Rettungsdienstorganisationen, Apotheken und in manchen Gemeinden auch im Bürgerbüro. Der Rettungsdienst empfiehlt, die Notfalldose im Kühlschrank aufzubewahren. Dort ist sie leicht zu finden für die Rettungskräfte. Kleine Hinweisaufkleber an der Kühlschranktür oder an der Eingangstür weisen auf die Notfalldose hin.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Dr. med. Christina Rückert ist Fachärztin für Neurologie und Geriatrie und arbeitete mehr als 10 Jahre als Oberärztin an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. Ihre berufliche Tätigkeit beinhaltete auch die stellvertretende ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme. Seit Juli 2021 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann – ebenfalls Facharzt für Neurologie – in eigener Praxis in Rothenburg ob der Tauber niedergelassen. Ein Schwerpunkt ihrer ambulanten Tätigkeit ist die Nachsorge von Patienten nach einem Schlaganfall. [mehr]
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Quellen
- Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe – URL: schlaganfall-hilfe.de