Hirnstimulation: Stimulation einzelner Hirnregionen gelungen ▷ Hirnstimulation
In diesem Artikel:
Jeder Mensch besitzt einen individuellen Hirnrhythmus. Diesen kann man als Reaktion auf Berührungen messen. Mit dieser sogenannten individuellen Frequenz lassen sich gezielt einzelne Gehirnregionen und die darin verarbeiteten Fähigkeiten über elektrische Impulse auf der Kopfhaut beeinflussen.
Die Studie
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig gelang es, durch elektrische Stimulation einen umschriebenen Hirnbereich gezielt zu reizen.
Im Rahmen der Untersuchung wurden nur ein einzelnes Areal im Gehirn und seine Funktionen beeinflusst. Dafür hemmten die Wissenschaftler für einige Minuten den Bereich, der für den Tastsinn verantwortlich ist, indem sie in dessen Rhythmus eingriffen. So konnte die Vernetzung des jeweiligen Areals mit anderen Hirnregionen geschwächt werden und der Informationsaustausch nahm ab.
Das Ergebnis
Es ist erstmals gelungen, ein umschriebenes Hirnareal gezielt durch Reize von außen in seiner Funktionsfähigkeit zu beeinflussen. Bisher konnten nur sehr ausgedehnte Hirnbereiche diffus gereizt werden, der Strom suchte sich sehr ungezielt einen Weg durch das Gehirn.
Indem im Vorfeld der individuelle Hirnrhythmus bei Berührung bestimmt wurde, konnte über die transkranielle Wechselstromstimulation eine gezielte Beeinflussung erfolgen.
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Eine Hemmung der Aktivität in einem umschriebenen Bereich führte zu einer erhöhten Wahrnehmungsschwelle: Reize wurden erst wahrgenommen, wenn sie entsprechend stark waren. Wurde die Hirnregion jedoch angeregt, konnten die Studienteilnehmer Reize viel schneller und bereits in geringerer Stärke spüren. Diese Effekte hielten allerdings jeweils nur sehr kurz an und verschwanden, sobald die Stimulation ausgeschaltet wurde.
Die Hoffnung
Eine gezielte Beeinflussung des Hirnrhythmus durch eine von außen angelegte Stimulation könnte dabei helfen, den Informationsfluss im Gehirn für die Steuerung von Körperteilen zu verbessern, zu lenken, und – wo nötig – auch abzuschwächen.
Dies wäre ohne eine Operation möglich und könnte Patienten mit veränderten Hirnfunktionen, wie sie beispielsweise nach einem Schlaganfall, beim Parkinson-Syndrom oder auch bei Depressionen vorkommen können, zukünftig helfen.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
unter Mitarbeit von stud. med. Sedef Kuecuekuncular
Dr. med. Christina Rückert ist Fachärztin für Neurologie und Geriatrie und arbeitete mehr als 10 Jahre als Oberärztin an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. Ihre berufliche Tätigkeit beinhaltete auch die stellvertretende ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme. Seit Juli 2021 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann – ebenfalls Facharzt für Neurologie – in eigener Praxis in Rothenburg ob der Tauber niedergelassen. Ein Schwerpunkt ihrer ambulanten Tätigkeit ist die Nachsorge von Patienten nach einem Schlaganfall. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Mit der persönlichen Frequenz gezielt die Hirnaktivität steuern – Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig – URL:
https://www.cbs.mpg.de/mit-der-persoenlichen-frequenz-gezielt-die-hirnaktivitaet-steuern?c=7505