Was ist eine TIA?
Die Bildgebung liefert nach einer TIA nur selten Hinweise (Foto: Bokskapet | Pixabay)
In diesem Artikel:
- Was ist eine TIA?
- Was ist die Ursache einer TIA?
- Diagnose: Warum ist die Feststellung einer TIA so schwierig?
- Was sind typische Symptome einer TIA?
Was ist eine TIA?
Rasch vorübergehende neurologische Ausfallerscheinungen, wie z.B. die schmerzlose Schwäche einer Hand, eine Sprachstörung oder die kurz andauernde Erblindung eines Auges (sog. Amaurosis fugax) sind eine besondere Herausforderung v.a. für den Betroffenen.
Kann eine nur Minuten dauernde Lähmung meiner linken Hand ohne Schmerzen Zeichen einer Durchblutungsstörung meines Gehirns sein?
Die Antwort ist eindeutig: Ja. Es kann sich um eine TIA handeln und damit um einen Notfall (112), der ohne Zeitverlust im Krankenhaus untersucht werden muss.
Die Abkürzung TIA steht für transitorische ischämische Attacke. Hierbei ist die Funktion einer umschriebenen Region des Gehirns durch Blutmangel vorübergehend gestört, in der Regel für weniger als 1 Stunde. Es kommt also zu einer kurz dauernden Unterbrechung der Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, die keinen dauerhaften Schaden hinterlässt.
Eine TIA und ein ischämischer Schlaganfall haben prinzipiell dieselben Ursachen und Symptome. Eine TIA kann ein “Frühwarnzeichen” oder Vorbote eines drohenden ischämischen Schlaganfalls (nachweisbarer Hirninfarkt) sein, wobei das Risiko hierfür in den ersten 24 bis 48 Stunden nach einer TIA am größten ist.
Was ist die Ursache einer TIA?
Als Ursache einer TIA wird ein kurz andauernder Verschluss einer Hirnarterie durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) aus einer der hirnzuführenden Arterien im Halsbereich oder aus dem Herzen z.B. bei Vorhofflimmern angenommen.
Die Kürze des Ereignisses erklärt sich durch die Fähigkeit der natürlichen, körpereigenen Blutgerinnung, kleinere Blutgerinnsel selbst, d.h., ohne ärztliches Eingreifen aufzulösen. Größere Gerinnsel können durch die intravenöse Lysetherapie und/oder die mechanische Thrombektomie entfernt werden.
Diagnose: Warum ist die Feststellung einer TIA so schwierig?
Die Diagnose beruht überwiegend ausschließlich auf den Angaben des Patienten, da zum Untersuchungszeitpunkt durch einen Arzt in den allermeisten Fällen keine Symptome mehr nachweisbar sind. Das setzt allerdings voraus, dass der Betroffene die Problematik der Feststellung einer TIA und deren Symptome kennt, also über eine gute Gesundheitskompetenz verfügt. Dies gilt auch für nicht speziell neurologisch ausgebildete Ärzte.
Was ist bei einer TIA mit bildgebenden Verfahren (Computer- oder Kernspintomografie) nachweisbar?
Kernspintomografisch finden sich in nur wenigen Fällen Hinweise auf eine stattgefundene Durchblutungsstörung in einer umschriebenen Hirnregion.
Eine Studie der Universität Calgary aus 2018 (DOUBT-Studie: Diagnosis of Uncertain Origin Benign Transient Neurological Symptoms) konnte zeigen, dass bei klinischem Verdacht auf eine TIA und Durchführung einer Kernspintomografie innerhalb von 8 Tagen nach dem Ereignis nur bei 13,5 Prozent der Patienten eine sichtbare ischämische Veränderung nachweisbar war.
Insbesondere bei Männern, bei motorischen Ausfallserscheinungen (Lähmungen) oder erstmaligen Ereignissen war die Wahrscheinlichkeit für den Nachweis einer frischen Ischämie höher. Fand sich keine sichtbare Durchblutungsstörung in der Kernspintomografie, so war das Schlaganfallrisiko in den nächsten 12 Monaten statistisch nicht erhöht.
Was sind typische Symptome einer TIA?
Hauptmerkmale sind zum einen die Schmerzlosigkeit, also ein fehlendes Alarmzeichen, zum anderen die Dauer der Symptome, die meist nur wenige Minuten oder Stunden beträgt.
Die häufigsten Symptome sind:
- Kurz andauernde Lähmung einer Hand, eines Armes, eines Beines oder einer Körperhälfte (Halbseitenlähmung, med. Hemiparese)
- Kurz andauernde Gefühlsstörung (Taubheit, “Pelzigkeit”, Missempfindungen wie “Ameisenlaufen” einer Hand, eines Armes, eines Beines oder einer Körperhälfte (med. Hemihypästhesie)
- Kurz andauerndes Herabhängen des Mundwinkels einer Seite
- Vorübergehende Sprach- oder Sprechstörungen
- Kurz andauernde Erblindung eines Auges (med. Amaurosis fugax) oder vorübergehendes Doppeltsehen
- Vorübergehender Dreh- oder Schwankschwindel und Gangunsicherheit
All diese Symptome können auch Hinweise auf andere neurologische Erkrankungen sein, z.B. einen Hirntumor, einen epileptischen Anfall, eine Migräne u.a. sein. In jedem Fall ist aber eine Durchblutungsstörung des Gehirns die wahrscheinlichste Ursache.
Autoren
unter Mitarbeit von Dr. med Christina Rückert
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Quellen
- Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe – URL: www.schlaganfall-hilfe.de
- Deutsches Ärzteblatt, Jg. 116, Heft 42, 10/2019
- Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB) an der Charité Berlin – URL: www.schlaganfallcentrum.de
- Abstract 99: Diagnosis of Uncertain Origin Benign Transient Events (DOUBT) – Autoren: Shelagh B Coutts, Michael D Hill, Francois Moreau, Mayank Goyal, Marie-Christine Camden, Negar Asdaghi, Thalia Field, Andrew Penn, Richard Swartz, Jean-Martin Boulanger, Bruce Campbell, Martin Krause, Robert Mikulik, Jennifer Mandzia – Publikation: Stroke January 2018 Vol 49, Issue Suppl_1 – DOI: 10.1161/str.49.suppl_1.99