Hyponatriämie ▷ Symptome, Ursachen und Therapie

Bis zu 5 Prozent der Erwachsenen haben eine Hyponatriämie (Foto: angellodeco | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Das Wichtigste in Kürze
- Was bedeutet Hyponatriämie?
- Ab wann ist die Hyponatriämie gefährlich?
- Was sind die Symptome einer Hyponatriämie?
- Was sind die Ursachen für eine Hyponatriämie?
- Wie kann man eine Hyponatriämie therapieren?
- Unterschiedliche Formen der Hyponatriämie
Das Wichtigste in Kürze:
Für alle, die gleich in die Tiefe gehen und mehr wissen möchten: Hier geht es zur ausführlichen Version des Artikels.Hyponatriämie bedeutet Natriummangel im Blut.
Bis zu 5 Prozent der Erwachsenen haben eine Hyponatriämie. In Notaufnahmen ist die Hyponatriämie die häufigste Elektrolytstörung.1
Die Symptome sind vielfältig und werden daher häufig fehlinterpretiert. Sie unterscheiden sich nach der Geschwindigkeit des Verlaufs der Hyponatriämie.
Zu den Symptomen zählen unter anderem Kopfschmerzen infolge eines Hirnödems, Übelkeit bei einer schnellen Entwicklung oder Müdigkeit, Verwirrtheit und Persönlichkeitsveränderungen bei einer langsamen Entwicklung.
Bei einer chronischen Hyponatriämie stürzen Betroffene vermehrt aufgrund der Störungen von Gang und Aufmerksamkeit. Außerdem entwickeln Personen unter Hyponatriämie oft eine Osteoporose.
Gefährlich wird ein Natriummangel, wenn neurologische Symptome wie Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen auftreten. Es handelt sich dann um einen Notfall (Notruf 112), damit die Folgen klinisch abgeklärt und behandelt werden können.
Welcher Natriumwert im Blut ist kritisch? Der Normalwert liegt für Erwachsene bei 135 bis 150 mmol/l (Millimol pro Liter). Eine leichte Hyponatriämie beginnt bei Laborwerten ab 130 mmol/l. Schwere Fälle von Hyponatriämie mit einer Natriumkonzentration unter 120 mmol/l sind selten, aber als bedrohlich einzustufen.
Hyponatriämien können durch viele unterschiedliche Ursachen und zum Teil lebensbedrohliche Erkrankungen ausgelöst werden. Meist durch übermäßiges Trinken von Wasser aus verschiedenen Gründen oder durch Erkrankungen wie schwere Herzinsuffizienz, Leberzirrhose oder neurologische Ereignisse wie der Schlaganfall. Bestimmte Medikamente wie Diuretika, ACE-Hemmer, Antiepileptika und Antidepressiva oder der Konsum von MDMA (Ecstasy) können eine Hyponatriämie begünstigen.
Therapieziel ist der Ausgleich der Natriumwerte (Elektrolytausgleich) und die Behandlung der Grunderkrankung.
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Was bedeutet Hyponatriämie?
Eine verminderte Konzentration von Natriumionen im Blut beziehungsweise im Blutserum bezeichnet man als Hyponatriämie. Hierbei liegt der laborchemisch gemessene Serumnatrium-Wert unter 135 mmol/l.
Häufigkeit einer Hyponatriämie
Bis zu 5 Prozent der Erwachsenen haben eine Hyponatriämie. Ältere Menschen (über 65 Jahre) sind bis zu 20 Prozent betroffen.
Bis zu 30 Prozent der Krankenhauspatienten weisen eine Hyponatriämie auf, davon etwa ein Drittel bereits bei Aufnahme. Auf Intensivstationen ist die Prävalenz noch höher (bis zu 40 Prozent).
In Notaufnahmen ist die Hyponatriämie die häufigste Elektrolytstörung.1
Was sind die Symptome einer Hyponatriämie?
Die Symptome einer Hyponatriämie sind unspezifisch und werden daher häufig falsch zugeordnet.
Bei schneller Entwicklung führt die Hyponatriämie zu einem Hirnödem mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Tremor (Zittern), Muskelkrämpfen und epileptischen Anfällen (Krampfanfälle) bis hin zum Koma.
Bei langsamer Entwicklung über mehr als zwei Tage stehen Müdigkeit, Verwirrtheit, Lethargie (Antriebslosigkeit), Inappetenz (Appetitlosigkeit), Konfusion (Verwirrung), Desorientierung und Veränderung der Persönlichkeit im Vordergrund.
Bei einer chronischen Hyponatriämie führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit zu einem häufigeren Auftreten von Stürzen.
Außerdem kommt es unter Hyponatriämie zu einer verminderten Mineralisierung des Knochens und zu einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, also von Zellen, die die Knochensubstanz abbauen. Die Folgen sind eine Neigung zu Osteoporose sowie in Verbindung mit häufigeren Sturzereignissen ein vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen.
Ab wann ist die Hyponatriämie gefährlich?
Letztlich ist die Prognose einer Hyponatriämie abhängig von der Ursache, dem Schweregrad und der Schnelligkeit der Behandlung.
Eine unbehandelte oder falsch behandelte Hyponatriämie kann schwerwiegende Folgen, einschließlich neurologischer Schäden, haben oder zum Tod führen.
Gute Prognosen ergeben sich oft bei einer erfolgreichen Behandlung der Grunderkrankung und der angemessenen Korrektur der Natriumwerte.
Schwere Symptome ernst nehmen
Wenn Sie neurologische Symptome wie Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen erfahren oder beobachten, sind diese grundsätzlich als Notfall einzustufen. Sie erfordern eine genaue klinische Abklärung mit nachfolgender, schneller und gezielter Behandlung.
Bitte wählen Sie umgehend die Notrufnummer 112.
Diagnose: Welcher Natriumwert im Blut ist kritisch?
Da Natrium sehr häufig gemessen wird, fällt eine verringerte Konzentration bei stationären Patienten oder bei Personen, die für Kontrolluntersuchungen regelmäßig eine Arztpraxis aufsuchen, schnell auf.
Normalwerte Natrium nach Alter
| Altersgruppe | Laborwerte in Millimol pro Liter |
|---|---|
| Erwachsene | 135-150 mmol/l |
| Kinder | 132-145 mmol/l |
| Neugeborene | 130-150 mmol/l |
Grade der Hyponatriämie
| Grad | Laborwerte in Millimol pro Liter |
|---|---|
| leichte | 135-135 mmol/l |
| mittelschwer | 125-130 mmol/l |
| schwer | < 125 mmol/l |
Schwere Fälle von Hyponatriämie mit einer Natriumkonzentration unter 120 mmol/l sind selten, aber als bedrohlich einzustufen und bedürfen demzufolge meist einer umgehenden stationären Behandlung.
Was sind die Ursachen für eine Hyponatriämie?
Hyponatriämien können durch viele unterschiedliche Ursachen beziehungsweise Erkrankungen ausgelöst werden, von denen einige nachfolgend aufgelistet sind:
- übermäßiges Trinken von hypotoner Flüssigkeit wie Wasser
- psychogene Polydipsie (pathologisch gesteigertes Durstgefühl, das mit übermäßiger Flüssigkeitsaufnahme durch Trinken einhergeht)
- exzessives Trinken bei Hunger, Appetitlosigkeit, nach Dialyse
- schwerer Durchfall
- renales Salzverlustsyndrom
- Magenspülung mit großen Mengen Leitungswasser (Wasserüberladung)
- Exsikkose („Austrocknung“) bei entgleistem Diabetes mellitus
- schwere Herzinsuffizienz
- Leberzirrhose
- Nebenwirkung von Medikamenten wie Diuretika (Thiazide, Spironolacton), ACE-Hemmer, Antiepileptika (Carbamazepin, Oxcarbazepin), Antidepressiva (SSRI, SNRI)
- Nebenwirkung bei Konsum von MDMA (Ecstasy)
- vorausgegangene neurologische Ereignisse (insbesondere Schlaganfall)
- endokrine Erkrankungen (Nebennieren-Rinden-Insuffizienz, Hypophyseninsuffizienz, beispielsweise durch Hypophysentumor, SIADH: Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)
- zentrales Salzverlustsyndrom (CSWS)
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Pseudohyponatriämie mit Hyperproteinämie bei Non-Hodgkin-Lymphomen (Plasmozytom, Morbus Waldenström)
- Pseudohyponatriämie bei lipämischem Serum
Selbst eine extrem salzarme Ernährung kann theoretisch zu einer Hyponatriämie führen, da der Körper den durch Ausscheidung entstehenden Verlust von Natrium nicht ausgleichen kann. Da aber die meisten Lebensmittel Natrium (in Form von Kochsalz) enthalten, kommt dies in der Praxis sehr selten vor.
Wie kann man eine Hyponatriämie therapieren?
Je nach Entstehung der Hyponatriämie ist entweder Flüssigkeitsrestriktion (Begrenzung der Wasseraufnahme) oder die Gabe von isotonen Infusionslösungen angezeigt, wenn die Ursache ein Mangel an Volumen (Körperwasser) ist.
Zur Gabe von hoch konzentriertem Kochsalz als Infusion kommt es nur im Notfall bei schwerer Hyponatriämie mit neurologischen Symptomen. Kochsalztabletten sind in Ausnahmefällen sinnvoll.
Der Ausgleich der Natriumwerte sollte grundsätzlich langsam (maximal 10 mmol/l in den ersten 24 Stunden und danach maximal 8 mmol/l pro 24 Stunden) und unter engmaschigen Laborkontrollen erfolgen.
Eine chronische Hyponatriämie sollte langsamer ausgeglichen werden (maximal 6 mmol pro 24 Stunden) als eine akute.
Die gefürchtetste Komplikation eines zu raschen Anstieges des Natriumspiegels ist die Zentrale Pontine Myelinolyse (ZPM oder CPM). Bei dieser seltenen neurologischen Erkrankung kommt es zur degenerativen Zerstörung von Nervenzellen in Teilen des Hirnstammes.
Unterschiedliche Formen der Hyponatriämie
Man unterscheidet fünf verschiedene Formen der Hyponatriämie:
Hypovolämische Hyponatriämie
Durch einen Volumenmangel beziehungsweise ein herabgesetztes Gesamtkörperwasser entsteht die hypovolämische Hyponatriämie.
Ursächlich sind unter anderem Durchfall (Diarrhö), Erbrechen, Diuretikagabe (sogenannte Entwässerungstabletten, insbesondere Hydrochlorthiazid) oder Dehydratation durch übermäßiges Schwitzen.
Hierbei ist das extrazelluläre Flüssigkeitsvolumen reduziert, wobei der Natriumgehalt des Körpers relativ gesehen noch stärker reduziert ist.
Hypervolämische Hyponatriämie
Bei dieser Form der Hyponatriämie ist das extrazelluläre Flüssigkeitsvolumen bei relativ geringer Erhöhung des Gesamtkörpernatriums stark erhöht.
Die hypervolämische Hyponatriämie macht sich durch Ödeme bemerkbar.
Sie tritt unter anderem bei Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, nephrotischem Syndrom oder Niereninsuffizienz auf.
Isovolämische (euvoläme) Hyponatriämie
Bei der isovolämischen Hyponatriämie steht die Wasserretention (Zurückhaltung von Wasser) im Vordergrund.
Das Gesamtkörperwasser ist erhöht, während das Gesamtkörpernatrium normal ist. Das extrazelluläre Flüssigkeitsvolumen ist minimal bis mäßig erhöht, es liegen aber keine Ödeme vor.
Gründe für eine isovolämische Hyponatriämie sind unter anderem Nebennieren-Rinden-Insuffizienz, wasserretinierende Medikamente, Hypothyreose und das Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH).
Pseudohyponatriämie
Von einer Pseudohyponatriämie spricht man bei im Blut stark erhöhten Blutfetten (Hyperlipidämie), Eiweißen (Hyperproteinämie) und Zucker (Hyperglykämie).
Hier ist die Natriumkonzentration im Gesamtplasma vermindert, im Plasmawasser jedoch normal.
Ursachen für eine Pseudohyponatriämie im Rahmen einer Hyperproteinämie könnten beispielsweise ein Plasmozytom oder der Morbus Waldenström sein.
Translokationhyponatriämie
Bei einer Translokationshyponatriämie kommt es zu einer Verschiebung von Wasser zwischen den Zellkompartimenten, ohne dass der absolute Natriumgehalt im Körper abnimmt.
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Autor
Dr. med. Mark Dankhoff ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Diabetologische Grundversorgung, Hypertensiologie DHL, Adiposiologie DAG/AGA/DDG, Adipositas-Trainer AGA, Medizinischer Berater. Sein Schwerpunkt ist die Prävention und Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen. Seit 2021 ist er als Medical Advisor freiberuflich tätig. Dr. med. Mark Dankhoff ist Gründungsmitglied des „Im Puls. Think Tank Herz-Kreislauf e.V.“. [mehr]
Quellen
- Konsensusempfehlungen zur Diagnose und Therapie der Hyponatriämie der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie 2024 – Autoren: Christoph Schwarz, Gregor Lindner , Martin Windpessl , Maarten Knechtelsdorfer, Marcus D Saemann – Publikation: Wiener Klinische Wochenschrift Volume 136, pages 1–33, (2024) – DOI: 10.1007/s00508-024-02325-5 – PMCID: PMC10904443 – PMID: 38421476
- Diagnose und Therapie bei Hyponatriämie. UNI-MED, Bremen, 2011 – Autor: Helmut Geiger – ISBN-13: 978-3837421941
- Hyponatremia – Evaluation and Treatment. Springer, 2015 – Herausgeber: Eric E. Simon – ISBN-13: 978-1489989215


