Eine Neurologin erklärt: Was passiert in einer Rehabilitationsklinik? ▷ Schlaganfall-Nachsorge
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Mein Name ist Susanne Rathfelder und ich arbeite als Fachärztin für Neurologie in einer Rehabilitationsklinik, kurz Rehaklinik.
Rehabilitation bedeutet „Wiederherstellen“ – in mehrfachem Sinne. Daher ist Rehabilitation immer Teamwork.
Dieses Team besteht aus Ärzten und Psychologen, aus Physio- und Ergotherapeuten sowie aus Sprach- und Schlucktherapeuten. Zudem leisten Krankenschwestern und Krankenpfleger sowie Sozialarbeiter einen unschätzbar wichtigen Beitrag.
Und ein zweites Team ist ganz wichtig auf dem Weg zurück in Ihren Alltag: Das ist Ihr ganz persönliches Team. Es besteht aus Ihnen selbst, Ihrer Familie und all Ihren Bezugspersonen.
Gemeinsam haben wir alle das Ziel, die nach einem Schlaganfall verloren gegangenen oder gestörten Funktionen zu rehabilitieren, also so weit wie möglich wiederherzustellen.
Zusammen wollen wir den Lähmungen, den Gleichgewichts – und Koordinationsstörungen, den Sprach- und Schluckstörungen entgegenarbeiten.
Aber auch die sogenannten kognitiven Störungen wie z.B. Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen oder Orientierungsstörungen stehen im Fokus unserer Bemühungen.
Nach der Aufnahme in der Rehaklinik wird ein speziell auf Sie zugeschnittener und umfassender Behandlungsplan erstellt. Denn je nach Schwere des Schlaganfalls werden die Etappenziele anders gesetzt.
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Manche Menschen sind nach dem Schlaganfall so schwer betroffen, dass nach der Akutbehandlung im Krankenhaus (Phase A) die sogenannte Neurologische Frührehabilitation (Phase B) ansteht.
Diese erfolgt noch in einer Umgebung, die an eine Intensivstation erinnern kann. Dort geht es zunächst oftmals um das Wiedererlangen ganz elementarer Funktionen wie z.B. selbständiges Atmen, Schlucken und erste Mobilisation“
In der weiterführenden Rehabilitation (der Phase C) wird intensiv an den wichtigsten Fähigkeiten für den Alltag gearbeitet, wie Stehen und Gehen, Treppensteigen, Sprechen und Essen.
In der Phase D konzentrieren wir uns auf das Erreichen einer bestmöglichen Lebensqualität. Wenn erforderlich, fördern wir auch eine berufliche Wiedereingliederung.
All diese Phasen A bis D werden nicht zwingend eine nach der andern durchlaufen, sondern sind abhängig von der Schwere und den individuellen Folgen eines Schlaganfalls.
Deshalb ist auch die Aufenthaltsdauer in der Rehaklinik individuell ganz unterschiedlich.
Da sich unser Gehirn erfreulicherweise bis zu einem gewissen Grad selbst regenerieren und neu strukturieren kann, können Funktionsverluste nach einem Schlaganfall durch intensives Training oft kompensiert werden. Das nennt man „neuronale Plastizität”.
Wenn die Entlassung nach Hause ansteht, kümmern wir uns mit Ihnen darum, wie es im Alltag für Sie konkret weitergeht. Durch unsere Sozialarbeiter können Sie dabei Beratung und Unterstützung bekommen.
Gefordert ist somit von Ihnen und uns allen viel Geduld und Energie – und vor allem ein gutes Teamwork.
Rehakliniken für Schlaganfall-Patienten: In unserem Verzeichnis finden Sie eine bundesweite Liste mit Reha-Kliniken.
Sie haben eine Frage zur Rehabilitation? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Quellen
- Integrierte Neurorehabilitation verbessert Versorgungseffizienz – Autoren: Prof. Dr. Stefan Knecht, Bettina Studer – Publikation: Der Nervenarzt Ausgabe 4/2019 – DOI: 10.1007/s00115-018-0641-y
- Ergebnisqualität der Schlaganfallrehabilitation in der BAR-Phase D – Autoren: Marie-Luise Bussmann, Hans-Peter Neunzig, Joachim Gerber, Jochen Steinmetz, Svenja Jung, Ruth Deck – Publikation: Akt Neurol 2018; 45(02): 107-116 – DOI: 10.1055/s-0043-122221
- Training der oberen Extremitäten mit einem Roboterball bei Schlaganfallpatienten – Autoren: Tilo Neuendorf, Daniel Zschäbitz, Nico Nitzsche, Henry Schulz – Publikation: Akt Neurol 2018; 45(02): 117-126 – DOI: 10.1055/s-0043-115379
- Social work after stroke: identifying demand for support by recording stroke patients’ and carers’ needs in different phases after stroke – Autoren: Inken Padberg, Petra Knispel, Susanne Zöllner, Meike Sieveking, Alice Schneider, Jens Steinbrink, Peter U. Heuschmann, Ian Wellwood & Andreas Meisel – Publikation: BMC Neurology volume 16, Article number: 111 (2016) – DOI: 10.1186/s12883-016-0626-z – PMID: 27439602 – PMCID: PMC4955160
- The effects of intensive, long-term treadmill running on reproductive hormones, hypothalamus-pituitary-testis axis, and semen quality: a randomized controlled study – Autoren: Safarinejad MR, Azma K, Kolahi AA. – Publikation: J Endocrinol. 2009 Mar;200(3):259-71. – DOI: 10.1677/JOE-08-0477 – PMID: 19066291
- Roboter- und gerätegestützte Rehabilitation der oberen Extremität – Autoren: Michael Sailer, Catherine Sweeney-Reed, Juliane Lamprecht – Publikation: Akt Neurol 2017; 44(08): 555-560 – DOI: 10.1055/s-0043-116378
- Lebensqualität und Behinderung nach schwerem Schlaganfall und neurologischer Frührehabilitation – Autoren: Günter Seidel, Amely Röttinger, Jürgen Lorenzen, Detmar Kücken, Anja Majewski, Karsten Klose, Christoph Terborg, Irina Klass, Peter Wohlmuth, Elke Zukunft & Ulf Debacher – Publikation: Der Nervenarzt volume 90, pages1031–1036(2019) – DOI: 10.1007/s00115-019-0740-4