Vaskulitis ▷ Formen, Diagnostik und Behandlung

Bei einer Vaskulitis zeigen sich meist erhöhte Entzündungswerte im Blut (Foto: StudioLaMagica | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Das Wichtigste in Kürze
- Was bedeutet Vaskulitis?
- Welche Formen und Ursachen der Vaskulitis gibt es?
- Vaskulitis als Risikofaktor für Schlaganfälle
- Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es?
- Wie kann man Vaskulitis behandeln?
Das Wichtigste in Kürze:
Für alle, die gleich in die Tiefe gehen und mehr wissen möchten: Hier geht es zur ausführlichen Version des Artikels.Vaskulitis (Mehrzahl: Vaskulitiden) bedeutet Gefäßentzündung.
Die Vaskulitiden sind entzündlich-rheumatische Erkrankungen, bei denen sich das körpereigene Immunsystem gegen Blutgefäße richtet. Dadurch kann es zu Durchblutungsstörungen kommen.
Eine schwerwiegende Folge dieser Durchblutungsstörungen ist der Schlaganfall.
Die völlige Heilung ist nicht möglich. Es gibt jedoch gute Diagnose- und Therapiemöglichkeiten, die optimal unter der Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen umsetzbar sind. Eine medikamentöse Behandlung ist immer langfristig angelegt.
Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten, individuelle Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.
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Was bedeutet Vaskulitis?
Eine Vaskulitis ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Hierbei richtet sich das Immunsystem gegen Blutgefäße des Körpers.
In der Folge kann es zu Durchblutungsstörungen kommen, wobei, je nach Erkrankungsort der Gefäße, sehr unterschiedliche Symptome in verschiedenen Bereichen des Körpers auftreten können. Haut, Augen, innere Organe, Gehirn, Lunge, Nieren oder Nerven werden dabei in Mitleidenschaft gezogen.
Die Entzündungswerte im Blut sind in fast allen Fällen stark erhöht, was ein deutliches Warnsignal darstellt.
Oft wird eine Vaskulitis erst spät festgestellt. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten, individuelle Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.
Welche Formen und Ursachen der Vaskulitis gibt es?
Man unterteilt in primäre und sekundäre Vaskulitiden.
Primäre Vaskulitiden
Primäre Vaskulitiden sind eigenständige Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Diese werden anhand der Größe und Art der befallenen Blutgefäße weiter differenziert (gemäß der Chapel-Hill-Nomenklatur von 2012).
Dazu gehören:
- Vaskulitis der großen Gefäße
- Riesenzellarteriitis (RZA)
- primäre ZNS-Vaskulitis
- Takayasu-Arteriitis
- Vaskulitis der mittelgroßen Gefäße
- Panarteriitis nodosa (PAN)
- Kawasaki-Syndrom
- Vaskulitis der kleinen Gefäße
- Purpura Schönlein-Henoch
- Granulomatose mit Polyangiitis
- Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA)
- Leukozytoklastische Vaskulitis
- Hypokomplementämische urtikarielle Vaskulitis (HUVS)
- Kryoglobulinämische Vaskulitis
- Endangiitis obliterans
- Morbus Behçet
- Isolierte Vaskulitis des ZNS
Auf eine genauere Darstellung der oben genannten Erkrankungen soll an dieser Stelle aus Gründen der Komplexität verzichtet werden.
Sekundäre Vaskulitiden
Sekundäre Vaskulitiden treten im Rahmen anderer Erkrankungen auf und können insbesondere durch weitere Autoimmunerkrankungen, Medikamente und Infektionen verursacht werden.
Beispiele sind:
- Lupusvaskulitis
- Rheumatoide Vaskulitis
- Mesaortitis luica
Auch hier verzichten wir auf eine genauere Darstellung der genannten Erkrankungen.
Vaskulitis: Risikofaktor für Schlaganfälle
Vaskulitiden des Zentralnervensystems, insbesondere des Gehirns, gehen mit einer erhöhten Rate zerebraler Ischämien, also von Hirninfarkten, einher.
Studien zufolge liegt bei 1 bis 5 Prozent aller Schlaganfälle eine Vaskulitis zugrunde. Je nach Typ der Vaskulitis erleiden bis zu 70 Prozent der Betroffenen im Laufe ihres Lebens einen Schlaganfall.1
Die Riesenzellarteriitis (RZA) und die primäre ZNS-Vaskulitis sind dabei führend.
Weitere Erkrankungen, die mit ZNS-Vaskulitiden und einem erhöhten zerebralen Ischämierisiko einhergehen, sind:
- Takayasu Arteriitis
- Polyarteriitis nodosa
- Granulomatose mit Polyangiitis
- Mikroskopische Polyangiitis
- Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis
- Sjögren-Syndrom
- Systemischer Lupus Erythematodes
- Neuro-Behçet
Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es?
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Beschwerden ist die Diagnose oft schwierig.
Allgemeinsymptome und damit erste Warnsignale sind meist Abgeschlagenheit, Fieber, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie erhöhte Entzündungswerte im Blut.
Eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen zur Diagnose ist daher oft erforderlich.
Oft gelingt der Nachweis bei sogenannten Kleingefäß-Vaskulitiden mittels bestimmter Antikörper, die jedoch nicht unbedingt Hinweise auf die betroffenen Organe liefern.
Bei betroffenen großen Gefäßen lassen sich meist keine spezifischen Antikörper nachweisen, sodass bei der Diagnose auf bildgebende Verfahren wie die Computertomographie zurückgegriffen werden muss.
Ultraschalluntersuchungen oder kleine Gewebeproben können wiederum bei oberflächlichen Gefäßen wie den Schläfenarterien zielführend sein.
Wie kann man Vaskulitis behandeln?
Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist eine vollständige Heilung grundsätzlich nicht möglich.
Allerdings gibt es medikamentöse Therapien, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und damit die Risiken für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie den Schlaganfall senken.
Generell ist die Therapie immer langfristig angelegt. Dafür stehen verschiedene entzündungshemmende Medikamente zur Verfügung, die der Erkrankung entgegenwirken.
Neben den bekannten Kortisonpräparaten kommen derzeit auch weitere Medikamente zum Einsatz, die ins Immunsystem eingreifen. Dazu gehören Biologika, also Präparate, die mit Hilfe gentechnisch veränderter lebender Zellen von Mikroorganismen, Tieren und Pflanzen gewonnen werden.
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Autor
Dr. med. Mark Dankhoff ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Diabetologische Grundversorgung, Hypertensiologie DHL, Adiposiologie DAG/AGA/DDG, Adipositas-Trainer AGA, Medizinischer Berater. Sein Schwerpunkt ist die Prävention und Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen. Seit 2021 ist er als Medical Advisor freiberuflich tätig. Dr. med. Mark Dankhoff ist Gründungsmitglied des „Im Puls. Think Tank Herz-Kreislauf e.V.“. [mehr]
Quellen
- Bei Vaskulitis hohes Schlaganfallrisiko. - Autor: M. Heim, T. - Publikation: InFo Neurologie 25, 56 (2023). - DOI: 10.1007/s15005-023-3188-9
- Rheumatologie kompakt. Urban & Fischer in Elsevier. - Herausgeber: Alexander Pfeil et al. - ISBN: 978-3-437-21209-3
- Rheuma - Untersuchen und Behandeln entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Verlag Thieme. 1. Auflage 2013. - Autoren: Alfred A.J. Gruber, Ute Donhauser-Gruber - ISBN: 9783132433335
- Vaskuläre Interventionen. Verlag Thieme. 1. Auflage 2017. - Autor: Ajay Chavan - ISBN: 9783131532015
- Vaskulitis erkennen, verstehen, behandeln. Verlag TRIAS. 1. Auflage 2022. Herausgeber: John Grube Foundation e.V. - ISBN: 978-3-432-11555-9
- 2012 Revised International Chapel Hill Consensus Conference Nomenclature of Vasculitides. - Autoren: J. C. Jennette et al. - Publikation: Arthritis Rheum. 2013 Jan;65(1):1-11 - DOI: 10.1002/art.37715
- Autoantikörper bei organspezifischen Autoimmunerkrankungen. Pabst Science Publishers, 2010. - Autoren: Conrad K, Schößler W, Hiepe F - ISBN: 978-3-89967-688-4
- Autoantikörper bei systemischen Autoimmunerkrankungen. Pabst Science Publishers, 4. Auflage 2012. - Autoren: Conrad K, Schößler W, Hiepe F - ISBN: 978-3-89967-844-4


