Einnahme von Medikamenten bei Schluckstörungen ▷ Tipps

Medikamente dürfen nie ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden (Foto: fizkes | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Das Wichtigste in Kürze
- Medikamenteneinnahme mit Schluckstörung
- Umstellung auf andere Darreichungsformen
- Tabletten zerkleinern, Kapseln öffnen
- Beachtenswertes bei Umstellung der Darreichungsform
- Hilfsmittel zum erleichterten Schlucken von Medikamenten
- Informationsquellen für Patientinnen und Patienten
Das Wichtigste in Kürze:
Für alle, die gleich in die Tiefe gehen und mehr wissen möchten: Hier geht es zur ausführlichen Version des Artikels.Auch wenn das Schlucken durch eine Schluckstörung schwerfällt, sollten Medikamente nie ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt oder verändert eingenommen werden.
Nach Abklärung können Betroffene verschiedene Möglichkeiten zur erleichterten Einnahme individuell nutzen, damit der Therapieerfolg nicht beeinträchtigt wird.
Das kann das Teilen von Tabletten, das Öffnen von Kapseln oder die Umstellung auf andere Darreichungsformen wie Tropfen oder wirkstoffhaltige Pflaster sein.
Für jedes einzelne Medikament sollte vorher jedoch geprüft werden, ob ein Zerkleinern oder Öffnen möglich ist. Hier ist die versorgende Apotheke ein kompetenter Ansprechpartner.
Auch die Umstellung von Medikamenten erfordert eine fachkundige Absicherung, um die gleichbleibende Wirksamkeit zu garantieren. Denn die Herstellungsform einer Tablette bestimmt die Aufnahme des eigentlichen Wirkstoffes in den Körper. Fast alle Tabletten haben zum Beispiel einen Überzug, der verschiedene Funktionen haben kann.
Hilfsmittel wie Tablettenteiler, Mörser oder Gele können die Einnahme von Medikamenten erleichtern.
Es gilt immer zu beachten: Jede Veränderung der Medikation oder ihrer Einnahme sollte ärztlich begleitet werden.
Das Ziel ist: Die Medikation soll trotz Problemen beim Schlucken wirksam und nebenwirkungsarm sein.
Dieser Online-Ratgeber unterstützt Sie bei allem, was jetzt zu tun ist.
Medikamenteneinnahme mit Schluckstörung
Medikamente zu schlucken, fällt vielen Menschen nicht leicht, gerade wenn die einzunehmenden Tabletten oder Kapseln besonders groß sind.
Kommen dann noch Schluckstörungen hinzu, kann die Einnahme zu einem Problem werden.
50 Prozent aller Schlaganfallbetroffenen leiden in der ersten Zeit an Schluckstörungen, die in Studien auch als Ursache für Therapieversagen und ausgelassene Einnahmen identifiziert wurden.1,2
Ärztliche Rücksprache immer erforderlich
Treten Probleme beim Schlucken auf, sollten Medikamente nie einfach weggelassen, sondern zuerst immer Rücksprache mit den behandelnden Ärzten und Ärztinnen gehalten werden.
Häufig kann die Einnahme durch das Teilen von Tabletten, das Öffnen von Kapseln oder die Umstellung auf andere Darreichungsformen wie Tropfen oder wirkstoffhaltige Pflaster erleichtert werden.
Da sich allerdings nicht alle Tabletten zum Teilen eignen und auch nicht alle Arzneimittel in allen Darreichungsformen verfügbar sind, muss dies für jedes einzelne Medikament geprüft werden. Hier kann auch die versorgende Apotheke unterstützen.
Umstellung auf andere Darreichungsformen
Viele Arzneimittel sind nicht nur als Tablette oder Kapsel, sondern auch in einer anderen Darreichungsform im Handel erhältlich.
Bei Schluckproblemen kann eine Umstellung auf leichter einzunehmende Darreichungsformen eine gute Lösung sein, um die Medikamenteneinnahme zu erleichtern und einen andauernden Therapieerfolg zu gewährleisten.
Diese Arzneiformen eignen sich bei Schluckstörungen
Im Folgenden finden Sie eine kleine Auswahl an Arzneiformen, die leichter zu schlucken sind, oder gar nicht erst geschluckt werden müssen:
- flüssige Arzneiformen wie Tropfen oder Säfte
- Brausetabletten
- dispergierbare Tabletten (Tabletten, die vor der Einnahme in Wasser aufgelöst werden)
- Sublingualtabletten (Tabletten, die zur Einnahme unter die Zunge gelegt werden und sich dort auflösen)
- wirkstoffhaltige Pflaster
- Zäpfchen
Eine Umstellung ist jedoch nicht bei allen Arzneimitteln möglich, da vom Hersteller nicht immer alternative Darreichungsformen angeboten werden.
Ärztliche Begleitung bei Umstellung
Durch eine Umstellung der Darreichungsform kann auch die Freigabe des Arzneimittels in den Körper verändert werden, was auch die Wirksamkeit beeinflussen kann. Daher sollte jede Veränderung der Medikation ärztlich begleitet werden.
Tabletten zerkleinern, Kapseln öffnen
Steht keine alternative Darreichungsform zur Verfügung, so können einige Tabletten geteilt und gewisse Kapseln geöffnet werden.
Über- und Unterdosierung vermeiden
Das jeweilige Medikament wird beim Teilen oder Öffnen zwar kleiner und ist leichter zu schlucken, aber dieses Vorgehen verändert auch die ursprüngliche Zusammensetzung und Form eines Medikaments grundlegend.
Dadurch kann die Aufnahme im Körper beeinflusst werden.
Und es entsteht die Gefahr von Unterdosierungen bis zum Wirkungsverlust oder Überdosierungen mit verstärkten Nebenwirkungen und schädlichen Auswirkungen.
Woher weiß die anwendende Person aber nun, ob eine Tablette zum Teilen oder eine Kapsel zum Öffnen geeignet ist? In der beiliegenden Gebrauchsinformation oder auch in der Fachinformation sind leider nicht immer Hinweise zu dieser Problematik vorhanden.
Tabletten mit Überzug
Tabletten sind nicht gleich Tabletten. Auch wenn sie für uns mehr oder weniger ähnlich aussehen, so wird durch ihre Herstellungsform die Aufnahme des eigentlichen Wirkstoffes in den Körper bestimmt.
Fast alle Tabletten haben zum Beispiel einen Überzug, der verschiedene Funktionen haben kann.
Bei manchen Arzneiformen verbessert der Überzug einen schlechten Geschmack oder dient lediglich der Farbgebung.
Andere Arzneimittel dagegen werden dadurch vor äußeren Einflüssen wie Licht oder Feuchtigkeit geschützt.
Arzneimittel, die durch die Magensäure geschädigt werden, haben meist einen magensaftresistenten Überzug.
Arzneiformen, die den Wirkstoff über einen längeren Zeitraum an den Körper abgeben, haben einen Überzug, der die Freisetzung des Wirkstoffes entsprechend verändert (Retardarzneiformen).
Wieder andere Tabletten können durch einen bestimmten Aufbau die Aufnahme des Arzneistoffs in den Körper steuern, beispielsweise Matrixtabletten oder Multi-Unit-Pellet-Systems.
Welche Tabletten dürfen geteilt werden?
Manche Tabletten haben eine oder mehrere Bruchkerben, um das Teilen zu erleichtern.

Bruchkerben können das Schlucken erleichtern (Foto: iswannawi | Shutterstock)
Vorsicht, nicht jede Bruchkerbe bedeutet, dass die Tablette auch geteilt werden darf.
Manche Hersteller verwenden sogenannte Schmuckkerben, die nur der Verzierung dienen, jedoch keine Teilbarkeit ermöglichen.
Immer wenn der Überzug oder der Aufbau den in der Tablette enthaltenen Wirkstoff vor äußeren Einflüssen schützen soll oder die Aufnahme des Arzneimittels in den Körper verändert, können Tabletten nicht ohne Weiteres geteilt werden.
Das Teilen von schnell freisetzenden Medikamenten ist zum Beispiel meist möglich, das Teilen von magensaftresistenten Medikamenten oder von Retardarzneiformen dagegen fast nie.
Es existieren jedoch noch weitere Gründe, warum bei manchen Tabletten Vorsicht geboten ist.
Bei einigen Medikamenten kann durch das Teilen Staub entstehen, dessen Einatmung riskant ist. Das trifft für alle Arzneistoffe zu, die cancerogen, mutagen oder embryotoxisch sind, also Krebs erzeugen können, das Erbgut verändern oder dem Kind im Mutterleib schaden können.
Arzneistoffe aus diesen Gruppen werden zum Beispiel zur Krebstherapie oder zur Unterdrückung des Immunsystems eingesetzt.
Es ist also dringend nötig, Tabletten immer erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der versorgenden Apotheke zu teilen. Denn es lässt sich nicht pauschal sagen, welche Tablette teilbar ist und welche nicht. Auch Fachkundige müssen für jedes Medikament einzeln recherchieren.
Tablettenteiler

Tablettenteiler (Foto: Ksomsak | Shutterstock)
Zum erleichterten Teilen von Tabletten sind diverse Tablettenteiler im Handel erhältlich.
Damit lassen sich Tabletten meist etwas genauer teilen.
Die Staubentwicklung und das Entstehen von kleinen Bruchstücken sind geringer ausgeprägt als bei der Teilung mit anderen Werkzeugen wie einem Messer. Staub und Bruchrückstände bleiben im Tablettenteiler und können leichter entsorgt werden.
Mörser

Tabletten-Mörser (Foto: Pinky En Pe | Shutterstock)
Wenn auch die Einnahme von geteilten Tabletten nicht möglich ist, können Tabletten mit einem Mörser zerkleinert werden.
Doch Vorsicht, nicht alle teilbaren Tabletten dürfen gemörsert werden. Auch in diesem Fall ist eine ärztliche Rücksprache oder ein Besuch in der Apotheke erforderlich.
Welche Kapseln dürfen geöffnet werden?
Ähnlich wie der Überzug von Tabletten stellt die Hülle der Kapsel meist nicht nur eine Dosierungsvorrichtung dar, sondern kann auch eine Schutzfunktion für den Arzneistoff haben.
Je nach Verarbeitung des Kapselinhalts und Funktion der Kapselhülle lassen sich manche Hartkapseln öffnen und der Inhalt separat einnehmen.
Nicht möglich ist das Öffnen von Kapseln, deren enthaltener Wirkstoff durch die Kapselhülle beispielsweise vor Magensäure geschützt wird oder eine verzögerte Aufnahme des Wirkstoffs bewirkt. Dies ist jedoch von außen nicht ersichtlich, weshalb auch Kapseln erst nach ärztlicher Rücksprache oder in der versorgenden Apotheke geöffnet werden sollten.
Weichkapseln sollten generell nicht zerteilt oder geöffnet werden, da es hier zu größeren Wirkstoffverlusten kommen kann.
Beachtenswertes bei Umstellung der Darreichungsform
Auch bei der Umstellung von Arzneimitteln von einer Darreichungsform in eine andere gilt es, bestimmte Punkte zu beachten.
Wird derselbe Wirkstoff in einer anderen Darreichungsform eingenommen, kann dies die Wirkung im Körper stark beeinflussen.
Eine zu kurze Wirksamkeit könnte beispielsweise die Folge einer Umstellung von Retardtabletten auf Tropfen sein, da der Wirkstoff schneller vom Körper aufgenommen wird.
Besondere Vorsicht ist auch immer bei Arzneimitteln mit geringer therapeutischer Breite geboten. Das betrifft Arzneimittel, die in ihrer Dosierung sehr genau eingestellt werden müssen, um eine optimale Wirkung bei keinen bis möglichst wenig Nebenwirkungen zu erreichen.
Eventuelle Nebenwirkungen genau beobachten
Auch wenn die Umstellung des Medikaments in Dosierung und Einnahmefrequenz durch den Arzt oder die Ärztin erfolgt, sollten die Patientinnen und Patienten selbst die Wirkung und gegebenenfalls Nebenwirkungen des umgestellten Medikaments genau beobachten.
Hilfsmittel für ein erleichtertes Schlucken
Um das Schlucken von Tabletten und Kapseln zu erleichtern, sind auch Hilfsmittel im Handel. Sie werden jedoch selten von der Krankenkasse erstattet.
Die Schluckhilfe MEDCOAT® ist beispielsweise ein Gelfilm, mit dem die Tablette oder Kapsel vor der Einnahme überzogen wird.
Die Tablette oder Kapsel wird vor der Einnahme durch einen Blister mit Gelfilm gedrückt, der sich dann um die Arzneiform legt. Der gelartige Film erleichtert das Schlucken und überdeckt den schlechten Geschmack durch eine Aromatisierung mit Zitrone.
Die MEDCOAT® Schluckhilfe ist nicht erstattungsfähig.
Das Medikamenteneinnahmegel GLOUP® ORIGINAL ist ein gleitfähiges Gel, das die Tabletteneinnahme vereinfachen soll.
Hier wird die Kapsel oder Tablette auf einen Esslöffel mit Gloup-Gel gegeben und gemeinsam geschluckt. Auch Gloup überdeckt schlechten Geschmack durch eine Aromatisierung mit Erdbeer oder Banane.
Leider wird auch dieses Hilfsmittel in der Regel nicht durch die Krankenkassen erstattet.
Teilweise wird empfohlen, Medikamente zum erleichterten Schlucken gemeinsam mit Lebensmitteln wie Joghurt oder Pudding einzunehmen.
Lebensmittel sind nicht immer die optimale Lösung
Im Vorfeld muss abgeklärt werden, ob das jeweilige Medikament überhaupt zusammen mit Lebensmitteln eingenommen werden darf.
Manche Medikamente müssen beispielsweise nüchtern eingenommen werden, andere dürfen nicht mit Milchprodukten kombiniert werden, um die Wirksamkeit nicht zu verringern.
Lebensmittel sind daher nicht immer die optimale Lösung, um das Schlucken von Tabletten oder Kapseln zu erleichtern.
Informationsquellen für Patientinnen und Patienten
Allgemeine Informationen zu Tabletten und Kapseln
- Seite zur Medikamenten-Anwendung auf der Website gesundheitsinformation.de
- Tipps des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt: Probleme beim Pillenschlucken? – Praktische Tricks erleichtern das Einnehmen
- Informationen der Apotheken-Umschau: Welche Tabletten darf man teilen?
(Alle Links zuletzt abgerufen am 14.10.2025)
Informationen zum eingenommen Medikamenten im Internet
- Beipackzettelsuche: https://www.beipackzettel.de/
- Fachinformationssuche: https://www.fachinfo.de/
(Beide Links zuletzt abgerufen am 14.10.2025)
Sie möchten eine schnelle Antwort? Dann fragen Sie unsere KI-Assistentin Lola.
- Wie nehme ich meine Medikamente richtig ein?
- Dysphagie (Schluckstörung)
- Schluckstörungen nach einem Schlaganfall
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Dieser Online-Ratgeber unterstützt Sie bei allem, was jetzt zu tun ist.
Artikel aktualisiert am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autoren
Dr. Daniela Huttner
Dr. Daniela Huttner (geborene Stelzer) ist Fachapothekerin am Klinikum der Universität München und arbeitet im Bereich klinische Pharmazie. Ihre täglichen Aufgaben umfassen die pharmazeutische Beratung und Betreuung des medizinischen Fachpersonals zu sämtlichen Fragen der klinischen Pharmazie und des praktischen Klinikalltags sowie die Erfassung und Bewertung von Patientenmedikationen.
Ihre Approbation und Promotion sowie die Weiterbildung zur Fachapothekerin für Klinische Pharmazie absolvierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und am Klinikum der Universität München. Im Rahmen ihrer Promotion betreute sie lungentransplantierte Patientinnen und Patienten in einem Kooperationsprojekt zwischen der Apotheke und der Abteilung für Pneumologie, das von der Stiftung Patient & Klinische Pharmazie unterstützt wurde.
Quellen
- Dysphagia after stroke: incidence, diagnosis, and pulmonary complications. - Autorin: Martino, Rosemary. - Publikation: Stroke, 2005 Dec;36(12):2756-63. - DOI: 10.1161/01.STR.0000190056.76543.eb - Epub: 2005 Nov 3
- Dysphagia after stroke: an overview. Current Physical Medicine and Rehabilitation Reports 1(3): 187-196 (2013) - Autoren: González-Fernández, M., et al.
- Crushing tablets or opening capsules: many uncertainties, some established dangers. - Autoren: Prescrire International, Editorial Staff. - Publikation: Prescrire Int, vol. 23N, no. 152, pp. 209-214
- Oral dosage forms that should not be crushed or chewed. - Autoren: Mitchell, J. - Publikation: Hospital Pharmacy 37(2): 213-214 (2002)
- Monographie „Tabletten” (Monographie-Nr. 0478) - Publikation: Europäisches Arzneibuch, 11. Ausgabe, Straßburg: Europarat
- Monographie „Kapseln” (Monographie-Nr. 0016) - Publikation: Europäisches Arzneibuch, 11. Ausgabe, Straßburg: Europarat


