Lungenentzündung nach einem Schlaganfall ▷ Ursachen, Behandlung, Vorbeugung

Etwa 1 von 10 Schlaganfallbetroffenen entwickelt in der Akutphase im Krankenhaus eine Lungenentzündung (Foto: nito | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Das Wichtigste in Kürze
- Lungenentzündung: Definition
- Wie gefährlich ist eine Lungenentzündung nach dem Schlaganfall?
- Warum bekommen Schlaganfallpatienten eine Lungenentzündung?
- Medizinische Vorbeugung einer Lungenentzündung nach dem Schlaganfall
- Symptome: Woran erkennt man eine Lungenentzündung?
- Wie wird die Lungenentzündung behandelt?
Das Wichtigste in Kürze:
Für alle, die gleich in die Tiefe gehen und mehr wissen möchten: Hier geht es zur ausführlichen Version des Artikels.Etwa 1 von 10 Schlaganfallbetroffenen entwickelt in der Akutphase im Krankenhaus eine Lungenentzündung.1 Besonders gefährdet sind ältere und schwer betroffene Patientinnen und Patienten mit Schluckstörung.
Eine Lungenentzündung nach einem Schlaganfall verdoppelt ungefähr das Sterberisiko und verschlechtert die Erholung.
Hauptursachen sind Schluckstörungen mit Einatmung von Erbrochenem oder Nahrung, ein geschwächtes Immunsystem und Fremdkörper wie Beatmungsschläuche oder Magensonden.
Als vorbeugende Maßnahmen eignen sich Schlucktests und logopädische Untersuchungen auf der Stroke Unit. Eine angepasste Ernährung und gründliche Mundpflege können den Ursachen einer Lungenentzündung entgegenwirken.
Typische Symptome für eine Lungenentzündung sind Fieber, Husten und eitriger Auswurf. Oft fehlen diese Symptome nach einem Schlaganfall. Dann können eine schnelle Atmung (Tachypnoe), ein niedriger Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxie) oder rasselnde Lungengeräusche Hinweise auf eine Lungenentzündung liefern.
Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika (zunächst breit wirksam, später gezielt). Ergänzt wird sie durch unterstützende Maßnahmen wie Sauerstoffgabe und Physiotherapie.
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Lungenentzündung: Definition
Die Lungenentzündung wird in der Fachsprache als Pneumonie bezeichnet.
Meistens wird sie durch eine Infektion mit Bakterien verursacht. Andere mögliche Auslöser sind Viren oder Pilze.
Wie häufig ist eine Lungenentzündung nach einem Schlaganfall?
Die Lungenentzündung gehört zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall.
Etwa 1 von 10 Schlaganfallbetroffenen entwickelt in der Akutphase im Krankenhaus eine Lungenentzündung.1
Das Risiko steigt dabei mit dem Alter und der Schwere des Schlaganfalls.
Weitere Faktoren, die die Entstehung einer Lungenentzündung begünstigen, sind eine Schluckstörung und vorbestehende Erkrankungen wie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder koronare Herzkrankheit (KHK).
Männer sind in Studien etwas häufiger betroffen als Frauen.2

Häufigkeit von Lungenentzündungen in der Akutphase nach einem Schlaganfall.1 Eine Lungenentzündung tritt in der Akutphase bei etwa einem von zehn Schlaganfallbetroffenen auf. Ältere Menschen und Patienten mit besonders schwerem Schlaganfall und Schluckstörung (Dysphagie) sind besonders anfällig für eine Lungenentzündung.
Wie gefährlich ist eine Lungenentzündung nach dem Schlaganfall?
Eine Lungenentzündung, die nach einem Schlaganfall auftritt, schwächt den Körper und behindert dadurch die Genesung. Dies erhöht das Risiko, zu versterben, und verlangsamt die Erholung von den Schlaganfallsymptomen.
Die Chance, dass sich die neurologischen Ausfälle schnell zurückbilden, sinkt deutlich.3
Das Risiko, in der Folge eines Schlaganfalls zu versterben, steigt je nach Studie bei Auftreten einer Lungenentzündung ungefähr auf das Doppelte. Auch die Krankenhausbehandlung verlängert sich bei Auftreten dieser Komplikation.3
Warum bekommen Schlaganfallpatienten eine Lungenentzündung?
Nach einem Schlaganfall kommen verschiedene Faktoren zusammen, die eine Lungenentzündung begünstigen können.
Häufig ist die Schluckfunktion nach einem Schlaganfall beeinträchtigt. Wenn das Schlucken nicht richtig funktioniert, können Speichel, Erbrochenes oder Nahrung in die Lunge gelangen. Diese Bestandteile enthalten Bakterien, die eine Lungenentzündung verursachen können.
Als Reaktion auf einen Schlaganfall kann das Immunsystem geschwächt sein. Krankheitserreger, die in die Lunge gelangen, können dann nicht ausreichend bekämpft werden und das Risiko für eine Lungenentzündung steigt.4
Nach einem schweren Schlaganfall kann eine künstliche Beatmung notwendig sein. Hierfür wird ein Beatmungsschlauch in der Luftröhre platziert.
Um die Ernährung und Medikamentengabe sicherzustellen, wird zudem häufig eine Magensonde gelegt. Auch diese Fremdkörper können das Risiko für eine Lungenentzündung erhöhen.
Was kann medizinisch getan werden, um das Risiko einer Lungenentzündung nach dem Schlaganfall zu verringern?
Um gefährdete Patientinnen und Patienten zu erkennen, wird frühzeitig die Schluckfunktion untersucht.6 Auf der Schlaganfallstation (Stroke Unit) wird vor dem Essen und Trinken ein Schlucktest durchgeführt.
Da nicht jede Schluckstörung durch einen einfachen Schlucktest festgestellt werden kann, gehört auch eine logopädische Untersuchung zur Stroke-Unit-Behandlung.
Untersuchung mit dem Videoendoskop
In unklaren Fällen wird der Schluckakt mit einem Videoendoskop direkt untersucht.
Diese Untersuchung heißt FEES (Flexible Endoskopische Evaluation des Schluckaktes). Dabei wird ein flexibles Endoskop durch die Nase eingeführt. So können Rachen und Kehlkopf beim Schlucken direkt beobachtet werden.
Maßnahmen bei einer Schluckstörung
Wird eine Schluckstörung festgestellt, kann die Ernährung angepasst werden. Flüssigkeiten lassen sich andicken und Nahrung pürieren.
Ist das Schlucken gar nicht möglich, erfolgt die Ernährung über eine Magensonde. Eine gründliche Mundpflege hilft, die Zahl gefährlicher Bakterien im Mundbereich zu reduzieren.6
In Studien wurde nachgewiesen, dass eine strukturierte und standardisierte Schlaganfallbehandlung auf einer Stroke Unit das Risiko für eine Lungenentzündung senken kann.2
Eine durch Bakterien verursachte Lungenentzündung wird mit Antibiotika behandelt. Vorbeugend Antibiotika zu geben, hat nach einem Schlaganfall jedoch keinen Nutzen.5
Symptome: Woran erkennt man eine Lungenentzündung?
Die frühe Erkennung einer Lungenentzündung nach einem Schlaganfall ist wichtig, um die entsprechende Behandlung einleiten zu können und so Folgeschäden zu vermeiden.
Typische Symptome einer Lungenentzündung sind:
- Fieber
- Husten
- eitriger Auswurf
Nach einem Schlaganfall können diese Symptome fehlen. Das Erkennen wird dann schwieriger.
- Wenn das Bewusstsein getrübt ist, ist der Hustenreflex oft abgeschwächt.
- Bei älteren Menschen kann Fieber fehlen oder erst verspätet auftreten.
Deshalb wird bei Schlaganfallbetroffenen auf die folgenden Befunde geachtet, um eine Lungenentzündung zu erkennen:
- schnelle Atmung (Tachypnoe)
- verringerter Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxie)
- Rasselgeräusche beim Abhören der Lunge7

Mögliche Hinweise auf eine Lungenentzündung nach Schlaganfall. Nach einem Schlaganfall können typische Symptome, wie beispielsweise Fieber oder Husten, fehlen.
Erste Hinweise auf eine Lungenentzündung können jedoch eine schnelle Atmung (Tachypnoe), ein niedriger Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxie) oder rasselnde Lungengeräusche beim Abhören der Lunge liefern. Auch verschiedene Entzündungswerte können im Blut durch die Lungenentzündung erhöht sein.
Zusätzlich können Blutwerte helfen, eine Lungenentzündung zu entdecken. Dazu gehören die folgenden Entzündungswerte, die bei einer Lungenentzündung, aber auch anderen Entzündungen erhöht sein können:
- Die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
- CRP (C-reaktives Protein)
- <PCT (Procalcitonin)8
Wie wird die Lungenentzündung behandelt?
Da eine Lungenentzündung nach einem Schlaganfall in der Regel durch Bakterien verursacht wird, wird sie mit Antibiotika behandelt.
Zu Beginn weiß man nicht, welches Bakterium genau die Entzündung verursacht. Es wird deshalb ein Antibiotikum gewählt, welches gegen die häufigsten Erreger wirkt.
Da Schlaganfallpatienten und -patientinnen oft schwer erkrankt sind, erfolgt die Behandlung meist intravenös. So gelangt das Antibiotikum schneller an den Wirkort als bei einer Behandlung in Tablettenform.
Gezielte Therapie bei bekanntem Erreger
Um die krankheitsverursachenden Bakterien zu identifizieren, werden Blut und Sputum (Schleim, der beim Husten abgesondert wird) auf Bakterien untersucht.
Dies kann einige Tage dauern, da die Proben „bebrütet” werden.
Sobald das Ergebnis vorliegt, wird die Therapie angepasst, damit das Antibiotikum gezielt gegen den nachgewiesenen Erreger wirkt.
Neben der Antibiotikagabe ist auch eine unterstützende Behandlung wichtig: Sauerstoff, Flüssigkeit und Physiotherapie können helfen, die Atmung zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.6

Lungenentzündung nach Schlaganfall: Behandlungsmöglichkeiten. Eine Lungenentzündung nach Schlaganfall wird meist durch Bakterien ausgelöst. Solange der Erreger nicht genauer identifiziert ist, können Infusionen mit Breitbandantibiotika gegen die meisten Erreger von Lungenentzündungen verabreicht werden.
Sind die krankheitserregenden Bakterien eindeutig identifiziert, kann weiter mit Schmalspektrumantibiotika gezielt gegen diese Erreger behandelt werden. Unterstützend sind weitere Behandlungen wie Physiotherapie, Flüssigkeitsgabe und die Verabreichung von Sauerstoff sinnvoll. Dadurch können die Atmung verbessert und Komplikationen vermieden werden.
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Autor
Dr. med. Johannes Heinemann Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Freiburg Dr. Johannes Heinemann ist Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Freiburg. Sein klinischer Schwerpunkt ist die Notfall- und Intensivneurologie. Die Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten bereitet ihm große Freude, da hier schnelle Entscheidungen und präzises Handeln gefragt sind. Sein Ziel ist es, Wissen über den Schlaganfall und seine Behandlung verständlich und praxisnah zu vermitteln, um Betroffenen und ihren Angehörigen zu helfen, den Weg der Genesung und Prävention besser zu verstehen und zu meistern. [mehr]
Quellen
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- Risk factors, inpatient care, and outcomes of pneumonia after ischemic stroke. - Autoren: Finlayson O, Kapral M, Hall R, Asllani E, Selchen D, Saposnik G; Canadian Stroke Network; Stroke Outcome Research Canada (SORCan) Working Group - Publikation: Neurology. 2011 Oct 4;77(14):1338-45 - DOI: 10.1212/WNL.0b013e31823152b1 - Epub: 2011 Sep 21 - PMID: 21940613
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- Preventive antibiotic therapy in acute stroke patients: A systematic review and meta-analysis of individual patient data of randomized controlled trials.- Autoren: Westendorp WF, Vermeij JD, Smith CJ, Kishore AK, Hodsoll J, Kalra L, Meisel A, Chamorro A, Chang JJ, Rezaei Y, Amiri-Nikpour MR, DeFalco FA, Switzer JA, Blacker DJ, Dijkgraaf MG, Nederkoorn PJ, van de Beek D. - Publikation: Eur Stroke J. 2021 Dec;6(4):385-394 - DOI: 10.1177/23969873211056445 - Epub: 2021 Nov 3 - PMID: 35342808 - PMCID: PMC8948510
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