Wie nehme ich meine Medikamente richtig ein? ▷ Schlaganfall-Prävention
In diesem Artikel:
- Medikamente verstehen
- Den Überblick behalten
- Apps als Hilfestellung
- Die richtige Einnahme
- Die richtige Aufbewahrung der Medikamente
Die Ziele der medikamentösen Prävention des Schlaganfalls sind im Wesentlichen:
- Die kontrollierte und konsequente Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen u.a.
- Die Verhinderung der Entstehung von Blutgerinnseln im Rahmen einer arteriosklerotischen Gefäßerkrankung oder bei Herzrhythmusstörungen, vor allem bei Vorhofflimmern.
Medikamente verstehen
Aus Angst vor Risiken und Nebenwirkungen und in Unkenntnis der Wirkung und Notwendigkeit scheuen sich viele Menschen davor, Medikamente einzunehmen. Besonders dann, wenn eine langfristige Behandlung erforderlich ist. „Wie viel bringt mir das Medikament und wie sehr kann es mir schaden?”
Eine Nutzen-Risiko-Abwägung kann jedoch nur dann gelingen, wenn der Nutzen für die betroffene Person klar ersichtlich ist.
Mit dem Arzt über eingenommene Medikamente sprechen
Diese Abwägung sollte deshalb immer mit einem Arzt erfolgen. Gemeinsam können Arzt und Patient erörtern, ob das Risiko der Medikamenteneinnahme den Nutzen übersteigt oder umgekehrt. Meist ist das Medikament, wenn überhaupt, das kleinere Übel.
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Damit dem Arzt alle relevanten Informationen zur Verfügung stehen, sollte dieser auch über Medikamente, die schon vor Beginn der Therapie regelmäßig eingenommen wurden, informiert werden.
Ganz konkret sind mit dem Arzt folgende Fragen zur Einnahme bisher eingenommener und neuer Medikamente zu besprechen:
- Sind immer noch alle Medikamente notwendig, die bereits eingenommen werden?
- Welche neuen Medikamente müssen ergänzt werden?
- Wofür sind diese Medikamente gut? Was bewirken sie?
- Wie lange sind diese Medikamente einzunehmen?
- Sollten diese Medikamente zu den Mahlzeiten oder zu einer bestimmten Tageszeit eingenommen werden? Sind mehrere Tagesdosen unbedingt notwendig?
- Welche Nebenwirkungen haben diese Medikamente?
- Welche Wechselwirkungen gibt es unter diesen Medikamenten?
Informationen zu Medikamenten
Beim Arztgespräch prasseln häufig viele neue Informationen auf die Betroffenen ein. Daher kann es hilfreich sein, sich auch noch einmal in Ruhe mit den verschriebenen Medikamenten auseinanderzusetzen.
In folgendem Artikel erfahren sie mehr über die gängigsten Medikamente, die nach dem Schlaganfall verschrieben werden: Einem erneuten Schlaganfall mit Medikamenten vorbeugen
Das folgende PDF-Dokument bietet zudem eine Übersicht über die gängigsten Medikamente nach einem Schlaganfall.
Den Überblick behalten
Gerade wenn verschiedene Medikamente eingenommen werden müssen, fällt es Betroffenen oft nicht leicht, den Überblick zu behalten.
Einnahmeplan für Medikamente
Voraussetzung für eine sichere medikamentöse Therapie ist deshalb ein von ärztlicher Seite erstellter Plan, der sämtliche wichtigen Informationen enthält:
- Den Namen der einzelnen Medikamente
- die Einnahmezeiten
- in Stichworten auch den Grund der Verordnung. Warum wird mir z.B. Aspirin verordnet?
Wenn mindestens drei Medikamente über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen eingenommen werden müssen, haben Betroffene ein Anrecht auf einen bereits ausgefüllten Einnahmeplan.
Medikamentenbox als Hilfe
Als Hilfestellung ist eine Medikamentenbox zu empfehlen, die ihren festen Platz z. B. auf dem Esstisch hat. Darin können Medikamente für eine ganze Woche hergerichtet werden. Am besten ist es, einen festen Zeitpunkt für die Sortierung der Medikamente einzurichten, wie zum Beispiel den Sonntagabend, an dem die Medikamente für die gesamte nächste Woche vorbereitet werden.
Grundlage für die Sortierung könnte der Einnahmeplan sein, von dem aus Tabletten, Dragees und Kapseln für die einzelnen Wochentage einsortiert werden.
Manche Medikamente wie Tropfen oder zu kühlende Medikamente sollten selbstverständlich nicht in die Medikamentenbox einsortiert werden. Um den Überblick nicht zu verlieren, können Klebezettelchen vorbereitet werden, die zu der jeweiligen Einnahmezeit hinzugefügt werden. Ein ähnliches Vorgehen ist zu empfehlen, um weitere wichtige Hinweise zu Medikamenten nicht zu vergessen. Welches Medikament muss zwingend vor oder nach dem Essen eingenommen werden? Für jedes Medikament gibt es ein neues Zettelchen.
Apps als Hilfestellung
Als alternative Unterstützung bei der Therapietreue bieten sich Apps an.
My Therapy
My Therapy ist eine solche App. Sie erinnert daran, regelmäßig an die Medikamente, zum Beispiel Blutdruckmessungen und Trainingseinheiten zu denken. Daneben können in der App direkt die Werte dokumentiert und ausgewertet werden. Sie können ausgedruckt und zu einem Arztgespräch mitgebracht werden.
Download und Installation:
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Mit dieser App wird das Gesundheitsverhalten von Patienten mit chronischen Erkrankungen und nach Akutereignissen digital erleichtert. Im Fokus stehen Prävention und Therapiebegleitung. VidaGesund ist eine sichere cloudbasierte Gesundheitsakte mit App und Bluetooth, die an wichtige Termine erinnert, Vitalparameter aus Messgeräten ausliest und automatisch Gesundheitstagebücher erstellt. Sie hilft einfach, praktisch und zeitsparend bei Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Lungenerkrankungen, unterstützt Lebensstiländerungen und verleiht ein Gefühl größerer Sicherheit im Alltag.
Download und Installation:
Die richtige Einnahme
Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten ist eine große Herausforderung. Vor allem, wenn mehrere Medikamente zu unterschiedlichen Tageszeiten eingenommen werden müssen. Bei der Medikamenteneinnahme gibt es verschiedene Faktoren, die berücksichtigt werden sollten, um sicherzugehen, dass das Medikament richtig wirkt. Denn die Wirkung eines Medikaments kann zum Beispiel beeinträchtigt sein, wenn vor der Einnahme etwas gegessen wurde oder es zu Wechselwirkungen mit einem anderen Medikament gekommen ist.
Zu bedenken sind folgende Faktoren:
Der Zeitpunkt
Je nach Tageszeit und Fülle des Magens wirken Medikamente anders. Wird auf den richtigen Zeitpunkt der Einnahme geachtet, wirkt die Therapie besser und Nebenwirkungen treten seltener auf.
Grundsätzlich ist dabei zu bedenken: Je leerer der Magen, desto schneller wirken Arzneimittel in der Regel. Außerdem kann sich das Essen im Magen wie eine kleine Schutzschicht um die Magenschleimhaut legen und diese so schützen. Bei jedem Medikament gibt es allerdings individuelle Empfehlungen. Diese stehen auf dem Beipackzettel, der sich in der Medikamentenverpackung befindet.
Zur Erklärung der Bedeutung der Formulierungen auf dem Beipackzettel:
Auf nüchternen Magen einnehmen
Die Medikamente sollten entweder eine halbe Stunde bis eine Stunde vor der Mahlzeit oder mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden, um sicherzugehen, dass sich im Magen keine Essensreste mehr befinden.
Vor dem Essen einnehmen
Die Medikamente sollten eine halbe Stunde bis eine Stunde vor der Mahlzeit eingenommen werden, um mögliche Wechselwirkungen mit Essensbestandteilen auszuschließen. Auch Zwischenmahlzeiten sind damit eingeschlossen.
Mit der Mahlzeit einnehmen
Bei dem Hinweis sollte keine Pause zwischen der Einnahme der Medikamente und der Mahlzeit liegen. Die Medikamente sollten also während der Mahlzeit oder direkt nach dem Essen eingenommen werden. Ob das Medikament zu Beginn oder am Ende eingenommen wird, ist im Normalfall jedoch nicht relevant.
Nach dem Essen einnehmen
Bei diesem Hinweis gibt es keine einheitliche Zeitangabe. Deshalb ist auf dem Beipackzettel häufig eine genaue Zeitangabe angegeben. Ansonsten gelten zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit oder Zwischenmahlzeit als Richtwert.
Unabhängig von den Mahlzeiten einnehmen
Wenn dieser Hinweis auf dem Beipackzettel steht, ist die Wirkung von Tageszeit und den Mahlzeiten unabhängig. Das Medikament kann also nach Belieben zu jeder Tageszeit eingenommen werden. Zu empfehlen ist dennoch, einen festen Zeitpunkt am Tag festzulegen.
Die korrekte Einnahme
Medikamente werden in der Regel mit einem Glas Wasser im Stehen oder Sitzen eingenommen. Um ein Aufstoßen nach der Einnahme zu vermeiden, ist Leitungswasser statt kohlensäurehaltigem Wasser zu empfehlen.
Tipps zum Herunterschlucken von Medikamenten
Besonders große und sperrige Pillen bereiten vielen Betroffenen Probleme beim Herunterschlucken. Häufig werden Medikamente dann gar nicht erst eingenommen. Dies ist allerdings ein fataler Fehler.
Andere Darreichungsform
Sollten Probleme mit dem Schlucken von Pillen auftreten, können sich Patienten beim Arzt oder Apotheker erkundigen, ob es das gleiche Medikament in einer anderen Darreichungsform, zum Beispiel zum Auflösen in einem Glas Wasser gibt.
Pillen zerkleinern oder zermahlen
Ansonsten können einige Tabletten zerkleinert oder zu Pulver zermahlt werden. Das geht allerdings nicht bei allen Medikamenten, da es durch den Prozess bei einigen Medikamenten zu einer veränderten Wirkungsweise kommen kann. Deshalb ist im Vorhinein in der Apotheke nachzufragen oder dem Beipackzettel zu entnehmen, ob die Pille zerkleinert werden kann.
Ansonsten ist darauf zu achten, die Pillen entlang der Einkerbung zu brechen.
Um Tabletten zu zermahlen, gibt es in der Apotheke auch Tablettenzerkleinerer. Das Pulver kann dann in Flüssigkeit aufgelöst oder zusammen mit dem Essen aufgenommen werden.
Kapseln können für gewöhnlich nicht geteilt werden. Denn eine Kapsel besteht aus zwei Teilen: dem eigentlichen Medikament und einem Überzug. Der Überzug umhüllt das Medikament und hat eine bestimmte Funktion, zum Beispiel die Magenschleimhaut zu schützen oder dafür zu sorgen, dass der Wirkstoff erst an einem bestimmten Ort seine Wirkung entfaltet. Nur den innen liegenden Teil der Kapsel einzunehmen, könnte also die Wirkung des Medikaments herabsetzen oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
Richtige Technik beim Schlucken
Es gibt verschiedene Techniken, die das Herunterschlucken von selbst großen Pillen oder Kapseln möglich machen. Die erste Technik ist die Pop-Bottle-Technik. Um diese Technik anzuwenden, wird eine saubere Flasche benötigt, die mit Leitungswasser gefüllt wird. Die Tablette wird dann auf die Zunge gelegt und anschließend wird die Flasche an die geschlossenen Lippen angesetzt, sodass das Wasser in den Mund fließen kann. Dann werden Wasser und Pille in einem Zug heruntergeschluckt.
Eine andere Technik für das Schlucken von Kapseln ist die Vorwärts-Neige-Technik. Bei dieser Technik wird die Kapsel zunächst auf die Zunge gelegt. Anschließend wird ein Schluck Wasser aufgenommen, der aber noch nicht heruntergeschluckt wird. Dann wird der Kopf Richtung Brustkorb geneigt. Da die Kapsel leichter ist als das Wasser, schwimmt sie oben und kann so leichter heruntergeschluckt werden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Wechselwirkungen bei der Einnahme mehrerer Medikamente können zur Wirkminderung oder -erhöhung eines Medikaments führen und die Gefahr von Nebenwirkungen erhöhen. Falls diese Gefahr besteht, wird der Arzt den Patienten darauf hinweisen. Aus diesem Grund ist es jedoch äußerst wichtig, dass der Arzt über die bisher eingenommenen Medikamente Bescheid weiß.
Wechselwirkungen mit Lebensmitteln
Neben anderen Medikamenten gibt es auch Lebensmittel, die mit dem Medikament wechselwirken.
Typische Lebensmittel, die häufig zu Wechselwirkungen mit Medikamenten führen, sind:
Die richtige Aufbewahrung der Medikamente
Die Medikamente sollten, wenn nicht anders vermerkt, bei Raumtemperatur (zwischen 15 – 20 °C) aufbewahrt und vor großer Hitze und Sonnenlicht geschützt werden.
Medikamente sollten zudem nicht im Badezimmer aufbewahrt werden. Denn im Badezimmer schwanken die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur häufiger. Diese Schwankungen können die Medikamente beeinflussen.
Falls die Medikamente besonders empfindlich auf Feuchtigkeit und Sonnenlicht reagieren oder gekühlt gelagert werden sollten, sind sie am besten in der Originalverpackung aufzubewahren. Allgemein ist es zu empfehlen, die Verpackung und die Packungsbeilage immer zu behalten, um Informationen immer wieder nachlesen zu können.
Falls Medikamente über eine längere Zeit aufbewahrt werden, ist auf das Haltbarkeitsdatum zu achten. Abgelaufene Medikamente sollten nicht mehr verwendet werden.
Was soll ich tun, wenn ich vergessen habe, ein Medikament einzunehmen?
Wenn die Einnahme vergessen wurde, sollte auf keinen Fall die doppelte Dosis eingenommen werden. Im Beipackzettel steht in den meisten Fällen, was zu tun ist, wenn die Einnahme vergessen wurde. Im Zweifelsfall ist ein Arzt oder Apotheker zu kontaktieren.
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Autoren
unter Mitarbeit von Marieke Theil, M.Sc.
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.