Vorbeugender Verschluss des linken Vorhofohrs während geplanter Herzchirurgie ▷ Studie
In diesem Artikel:
Hintergrund der Studie
Etwa ein Viertel aller Hirninfarkte (Schlaganfall durch Minderdurchblutung eines Hirnareals) entstehen auf der Grundlage eines bei älteren Patienten sehr häufigen Vorhofflimmerns. Im Rahmen des Vorhofflimmerns bilden sich im Herzen Gerinnsel, die in der Folge Schlaganfälle verursachen können.
Die medikamentöse vorbeugende Therapie mit Blutgerinnungshemmern ist eine effektive Therapie, einem solchen Gerinnsel vorzubeugen, die besonders häufig im linken Vorhofohr entstehen.
Bereits seit längerem wird diskutiert, ob ein operativer Verschluss dieses linken Vorhofohres Hirninfarkte verhindern kann.
Ein entsprechender Beweis in kontrollierten Studien steht dafür jedoch noch aus.
Das Studiendesign
Im Rahmen der LAAOS III-Studie wurde in einer multizentrischen randomisierten Studie bei Patienten mit Vorhofflimmern, bei denen aus anderen Gründen ein herzchirurgischer Eingriff vorgenommen wurde, nach dem Zufallsprinzip bei einem Teil der Patienten zusätzlich das linke Vorhofohr verschlossen.
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In die Analyse der Studie flossen die Daten von 2.379 Teilnehmern ein, bei denen das Vorhofohr verschlossen wurde, und von 2.391 Patienten, bei denen dieser Eingriff nicht erfolgte. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 71 Jahre, der durchschnittliche CHA2DS2-VASc-Score betrug 4,2 (das heißt, das Risiko, einen Schlaganfall im nächsten Jahr zu erleiden, lag bei etwa 4 Prozent). Unabhängig von dem herzchirurgischen Eingriff erhielten alle teilnehmenden Patienten die übliche Therapie, einschließlich oraler Antikoagulation.
Die Ergebnisse
Nach einer durchschnittlichen Beobachtungsdauer von fast vier Jahren wurden in der Gruppe der Patienten, bei denen das linke Vorhofohr verschlossen wurde, bei 114 Patienten (4,8 Prozent) ein Schlaganfall oder eine sonstige systemische Embolie beobachtet. Bei der Gruppe, bei der das linke Vorhofohr nicht verschlossen wurde, wurde bei 168 Patienten (7 Prozent) ein Schlaganfall oder eine sonstige systemische Embolie beobachtet. Berichtet wurde auch, dass nach 3 Jahren 76,8 Prozent der Studienteilnehmer weiterhin eine orale Antikoagulation erhielten.
Fazit und Einordnung
Die Autoren der Studie konnten zeigen, dass die Studienteilnehmer mit Vorhofflimmern und weiteren Risikofaktoren für einen Schlaganfall von dem zusätzlichen Verschluss des linken Vorhofohrs wegen einer aus anderen Gründen geplanten Herzoperation profitieren konnten. Sie erlitten seltener einen Hirninfarkt oder eine sonstige Embolie, ohne durch diesen Eingriff einem erhöhten Risiko ausgesetzt zu sein (Blutungskomplikationen, Herzversagen oder Tod).
Die Studie zeigt also einen möglichen zusätzlichen positiven Effekt einer herzchirurgischen Intervention neben der weiterhin durchgeführten vorbeugenden Standardtherapie mit oraler Antikoagulation.
Keinesfalls berechtigen die aktuellen Daten aber dazu, die bisherige effektive Therapie mit oraler Antikoagulation zu ersetzen. Auch ist unklar, ob dieser positive Effekt auch durch endovaskuläre Methoden des Vorhofohrverschlusses zu erreichen ist.
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Autor
Dr. med. Jürgen Kunz ist niedergelassener Facharzt für Neurologie am Neurozentrum Ravensburg. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Behandlung von Patienten nach einem Schlaganfall. Bei der Behandlung eines Schlaganfalls ist für ihn die sektorenübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Ärzten und Therapeuten sehr wichtig. [mehr]
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Quellen
- Left atrial appendage occlusion during cardiac surgery to prevent stroke – Autoren: R.P.Whitlock et al – Publikation: N Engl J Med 2021; 384:2