Robert B. (55), Hirnblutung ▷ Erfahrungsbericht
Robert B. hat sich zurück ins Leben gekämpft
„Geht nicht – gibt’s nicht!“
Ich bin Geschäftsmann und habe ein Unternehmen aufgebaut. Mein Motto: „Geht nicht – gibt’s nicht!“
Ich war immer absolut selbstständig im Denken und Handeln, bin verheiratet und habe ein Kind.
Als sehr sportlicher Mensch gehörten Radfahren und Joggen zu meinen Leidenschaften. Schöne Urlaubsziele. Und auf jeden Fall Lebensfreude und zielorientierte Begeisterung.
Mit einem Schlag war mein Leben ein anderes.
Dieser Online-Ratgeber unterstützt Sie bei allem, was jetzt zu tun ist.
Hirnblutung im Wellnesshotel
Am 02. August 2022 während eines Aufenthalts in einem Wellnesshotel hatte ich eine Hirnblutung. Zu diesem Zeitpunkt war ich 54 Jahre alt.
Während der Nachtruhe um circa 22:00 Uhr stellte ich beim Versuch, mich auf die andere Körperseite zu drehen, fest, dass ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper hatte.
Ich ahnte, dass das etwas Schlimmes ist. Paradoxerweise begleitete mich schon seit vielen Jahren immer wieder die Angst, hoffentlich keinen Schlaganfall zu erleiden. Und das, ohne dass es einen wirklichen Grund für eine solche Angst gab.
Notfall: auf Hilfe angewiesen
Mir wurde schnell klar: Andere müssen jetzt für mich reagieren! Ich selbst kann mir nicht helfen beziehungsweise Hilfe mobilisieren.
Halbseitig gelähmt wurde ich in die Klinik eingeliefert und kam dort etwa zwei bis drei Stunden nach meinem Bemerken der Lähmung an. Dort lag ich eine Woche auf der Intensivstation.
Alle Untersuchungen und Transporte nahm ich mit Benommenheit und Gleichgültigkeit wahr, als würde ein Film vor mir ablaufen.
Nach zwei Wochen entließ man mich, linksseitig gelähmt und im Rollstuhl sitzend, in eine Rehaklinik.
Gehend aus der Reha entlassen
Völlig auf Hilfe angewiesen, mich nicht mehr alleine versorgen könnend, dachte ich: „Das war’s. Jetzt bin und bleibe ich ein Pflegefall.”
Doch in der Reha erholte ich mich allmählich und erzielte dort täglich mit sehr viel Training größere Fortschritte: Hoch-Rollator … Rollator … Krücken … Stock. Nach acht Wochen wurde ich von dort torkelnd, aber gehend entlassen.
Unser Gehirn ist ein Meisterwerk der Natur und zu Unglaublichem im Stande. Mein Gehirn hat in der Reha neue Nervenbahnen aktiviert.
Ich konnte wieder stehen und auch laufen. Wobei das Laufen eher dem Torkeln eines Betrunkenen ähnelte und auch die Reichweite stark eingeschränkt war. Ich hatte permanente Schmerzen, bedingt durch Schonhaltung/Fehlhaltung, und haderte mit meinem Schicksal. Ich war bereit, mich all dem zu ergeben.
Neurotherapie, Wille und bewusste Körperwahrnehmung
Am Ende der Reha erzählte mir eine gute Freundin von einem Bericht aus der Offenbach-Post, in dem über ein ambulantes Schlaganfallzentrum berichtet wurde. Zweimal in der Woche begab ich mich nun für jeweils zwei Stunden unter die therapeutische Obhut eines erfahrenen Neuro-Therapeuten.
Mit jedem Termin wurden die Schmerzen weniger und mein Gangbild besser. Und das ohne mein Zutun. Der Therapeut meinte kürzlich, ich sauge die Therapie regelrecht auf.
Letztendlich ging alles Vorherige nur mit meinem besonders stark ausgeprägten Willen und auch einer sehr bewussten Körperwahrnehmung.
Doch was genau erlebte ich hier?
Ich lief durch einen Raum und wurde gefragt, wo es schmerzt. Danach ist mein Gangbild analysiert worden.
Dann begann die Arbeit: Ich lag gemäß Anweisungen auf der Therapieliege. Der Therapeut drehte mich und legte meine Gliedmaßen so, dass es zuerst unangenehm war.
Dann zog er kurz hier, schüttelte dort und auf einmal lag ich frei von Schmerzen da. Seine Hände glitten unter meinen Oberkörper, seine Finger übten hier und da einen Druck aus. Wieder zog er hier, rüttelte dort, drückte diesen und jenen Punkt. So ging es mir von Termin zu Termin besser.
Was genau passiert, vermag ich nicht zu sagen. Für mich sind es energetische Impulse. Sachlich vergleichbar, als ob mein Körper ein Motor wäre, bei dem die Ventile verstellt sind und neu eingestellt werden müssen.
Nach jeder Behandlung geht es mir deutlich besser und ich schaue mittlerweile wieder optimistisch in die Zukunft. Auch wenn diese eine andere sein wird, als ich es mir erhofft hätte.
„Wer mit dem Rücken zur Wand steht, kann niemals rückwärts umfallen, höchstens nach vorne stolpern.“ (Judith Rauwald)
Meine momentane Situation
Das Gehen sieht zwar schon ganz gut aus, ist noch lange nicht so, wie es vorher war. Unsicherheit, viel Konzentration und Anstrengung lassen mich sehr schnell ermüden und an meine Grenzen kommen. Mein linker Arm hat auch viele Fortschritte gemacht, aber exakt mit Messer und Gabel essen ist noch nicht möglich.
Im alltäglichen Leben sind mein Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Ausdauer (kognitive Fähigkeiten) noch deutlich hinter der Normalität zurück. Besonders Gespräche mit anderen Personen strengen mich sehr an.
Ziele auf dem Weg in die neue Normalität
Mein Hauptziel ist, wieder aktiv in meinen Betrieb einzusteigen. Mir ist aber bewusst, dass es noch ein langer Weg ist, für den viel therapeutische Hilfe und Geduld meinerseits erforderlich sind.
Mein äußerliches Bewegungs- und Erscheinungsbild wirkt im ersten Moment auf andere Menschen als „fast normal“. Aber die Aussage „Ich spüre was, was Du nicht siehst“ trifft absolut zu.
Ein weiteres Ziel auf meinem Weg in die neue Normalität ist, dass ich den Jakobsweg gehen möchte.
Mit freundlichen Grüßen, Robert
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