Erfahrungsbericht: Otto E. – Schlaganfall mit 30 und 36 Jahren ▷ Erfahrungsbericht
Vor 14 Jahren, mit 30, hatte ich meinen ersten Schlaganfall, sechs Jahre später meinen zweiten. Nichts ist mir zurückgeblieben. Gott sei Dank.
Am Tag vor meinem ersten Schlaganfall habe ich einen 17-km-Tempodauerlauf absolviert, am Tag drauf war ich im Krankenhaus. Was ich damit sagen will: Ich war fit, hatte kein erhöhtes Risiko – und doch ist es passiert.
Was war passiert?
Eines Sonntagmorgens merkte ich es an meinen Augen, ich schielte plötzlich. Das ist aber eine komische Migräne, dachte ich. Ich startete in den Tag, fuhr (quasi einäugig) zusammen mit meiner Frau zu meiner Schwester, bei der wir zum Frühstück eingeladen waren.
Dort angekommen, bestand meine Schwester noch in der Tür darauf, dass wir umgehend weiter ins Krankenhaus fahren. In der Klinik schickte man mich unverständlicherweise zur Abteilung für Augenkrankheiten, obwohl da doch nach meinem Empfinden etwas Neurologisches im Spiel war. Während ich im Wartebereich saß, schwanden die Symptome.
Schlussendlich landete ich dann doch noch in der neurologischen Abteilung. Nach den Untersuchungen vermutete man zunächst eine TIA, also eine vorübergehende, nur wenige Stunden andauernde Durchblutungsstörung des Gehirns. Die Ärzte räumten schließlich aber ein, dass es doch ein Schlaganfall gewesen war, wenn auch ein leichter. Sehr untypisch für einen jungen Mann wie mich damals.
Keine Ursache gefunden
Eine Ursache für den Schlaganfall fand man nicht. Ich erholte mich schnell, praktisch sofort, und hatte keine Beeinträchtigungen.
Danach nahm ich einige Jahre Aspirin als Blutverdünner und lebte weiter wie bisher. Die Ärzte rieten mir allerdings, das Tauchen aufzugeben. Auch Dauerläufe absolvierte ich nicht mehr. Irgendwann setzte ich dann (leider!) das Aspirin wieder ab, da es mir unnötig erschien.
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Der zweite Schlaganfall
Sechs Jahre später erlitt ich meinen zweiten Schlaganfall, mit Fallneigung nach links und Sprachschwierigkeiten. Diesmal ging es mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Ich ahnte, was los war, und bat die Sanitäter um Eile, weil ich wusste, dass in solch einem Fall schnelles Handeln nötig ist.
In der Klinik erfolgten umfassende Untersuchungen. Leider war ich nicht mehr so sportlich wie noch vor einigen Jahren und rauchte auch, so fünf bis sechs Zigaretten am Tag. Dennoch fand man nach MRT, Ultraschalluntersuchung der Arterien und des Herzens sowie bei der Blutuntersuchung wieder keine Ursache.
Ein Loch im Herzen
Allerdings wurde festgestellt, dass ich ein sogenanntes offenes Foramen ovale habe, also ein Loch im Herzen, zwischen den beiden Herzkammern. So ein Loch hat laut Statistik jeder dritte Mann seit der Geburt, sagte man mir. An sich ist das nichts Schlimmes, dieser Befund zöge in der Regel keine Beeinträchtigungen nach sich. Dennoch wurde ein Zusammenhang vermutet und man erklärte mir die Option, das Loch mit einem „Schirmchen“ schließen zu lassen.
Nach langem Überlegen und Recherchieren entschied ich mich dagegen, ich wollte mein Schlaganfallrisiko nicht mit dem Risiko tauschen, das ein Fremdkörper im Herzen bedeutet. Denn der Zusammenhang zwischen diesem angeborenen Phänomen und dem Auftreten eines Schlaganfalls war nicht eindeutig. Heute ist man wieder davon abgekommen, ein offenes Foramen ovale zu verschließen, erklärte mir mein Arzt vor einiger Zeit. Also habe ich mich damals wohl richtig entschieden.
Ein Stück abgestorbenes Hirn
Nach dem zweiten Schlaganfall war ich jedenfalls auch recht schnell wieder fit, konnte laufen, sprechen, sehen. Lediglich Orientierungsprobleme hatte ich in den ersten Tagen und Wochen danach. Direkt nach dem Anfall konnte ich zum Beispiel mein Handy schlecht bedienen, fand mich nicht zurecht. Das hat mich zunächst sehr verzweifelt gemacht. Doch zum Glück ging es dann relativ schnell aufwärts und diese Beeinträchtigungen schwanden.
Das MRT-Bild zeigte ein walnussgroßes Stück Hirn, das abgestorben ist. Entweder ist dieser Teil des Gehirns nicht wichtig oder dessen unglaubliche Umbaufähigkeit hat mich vor Schlimmerem bewahrt.
Weg vom Nikotin
Heute, gut acht Jahre später, geht es mir gut. Ich habe keinerlei Einschränkungen und lebe mit meinem unerklärlichen Schlaganfallrisiko, hoffe das Beste und nehme regelmäßig mein Aspirin. Ich fahre jetzt viel Fahrrad und gehe öfter spazieren. Vom klassischen Rauchen bin ich mittlerweile ganz abgekommen; vor einem Jahr bin ich auf E-Zigarette umgestiegen.
Sie haben eine Frage zum Schlaganfall? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Weitere Erfahrungsberichte
- Schlaganfall im Büro (Herr Meyer)
- Schlaganfall mit 38 Jahren (Frau Bergmann)
- Schlaganfall auf dem E-Bike (Franz Baech)
- Alle Erfahrungsberichte
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.