Patient Herr Mayer, 62 Jahre alt, berichtet ▷ Erfahrungsbericht
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Patientenbericht – Schlaganfall im Büro
Ich bin Peter Mayer. Verheiratet. Meine Frau arbeitet in Teilzeit. Unsere zwei Kinder wohnen nicht mehr zuhause. Beruflich bin ich in einer leitenden Position in einem mittelständischen Unternehmen tätig.
Vor drei Wochen trat während meiner Arbeit im Büro ganz plötzlich ein heftiger Schwindel auf. Ich verlor das Gleichgewicht und mein Sprechen war nur noch schwer verständlich.
Zum Glück war eine Kollegin in der Nähe, ausgebildet als Ersthelferin, die sofort den Notarzt über die Tel. Nr. 112 alarmierte.
Mit Blaulicht kam ich in die Notaufnahme, wo sich viele Menschen auf mich stürzten und ich sofort in eine Röhre geschoben wurde.
Festgestellt wurde ein Schlaganfall im Kleinhirn. Es wurde versucht, ein Blutgerinnsel aufzulösen. Die Behandlung erfolgte fünf Tage auf der Stroke Unit, danach für vier Wochen in einer Reha-Klinik.
Mein größtes Problem ist, dass ich über meine Befürchtungen und Ängste nicht reden kann. Muss ich mit einem erneuten Schlaganfall rechnen? Wann kann ich wieder arbeiten? Werde ich körperlich wieder leistungsfähig?
Es fällt mir schwer, die vielen Untersuchungen, Behandlungen und Gespräche zu ertragen. Ich kann mich schlecht motivieren, aktiv am Reha-Programm teilzunehmen. Ich bin irgendwie verändert, bin abhängig und hilflos.
Ich schäme mich, weil ich so undeutlich spreche und von einer jungen Frau über den Gang geführt werden muss. Ich schwanke wie ein Alkoholiker.
Die Ärzte und Therapeuten geben sich alle Mühe, aber ich verstehe vieles nicht.
Meine Frau kann mir nicht richtig helfen, wahrscheinlich ist sie überfordert. Ich will sie nicht belasten. Es ist eben alles neu. Für uns beide.
Wenn ich ins Internet gehe, bin ich unsicher, was ich glauben soll, bei all den vielen Links und Informationen.
Gut wäre jetzt jemand, der mir erklärt, was mit mir passiert ist. Am besten eine Person vom Fach, der ich mich anvertrauen kann.
Dann hätte ich eine bessere Vorstellung, warum ich diesen Schlaganfall bekommen habe und wie ich damit umgehen kann.
In diesem Video tauchen einige Fachbegriffe auf, die Ihr Arzt häufig verwendet.
Es ist für Sie wichtig, diese Begriffe zu kennen.
Ein Schlaganfall entsteht meist durch Blutmangel in einer Hirnregion. Hauptverantwortlich sind
- Wandveränderungen der Arterien
- Blutgerinnsel
Arterien sind diejenigen Blutgefäße, welche das sauerstoffgesättigte Blut vom Herzen in den Körperkreislauf transportieren.
Venen sind Blutgefäße, welche das “verbrauchte” Blut zum Herzen und dann in die Lunge führen.
Wandveränderungen der Arterien können zur Einengung oder zum Verschluss eines Hirngefäßes führen. Wir Mediziner sprechen dann von einer Stenose oder Okklusion.
Hier können kleinste oder größere Arterien im Schädelinneren betroffen sein oder große Gefäße, wie die Halsschlagadern.
Blutgerinnsel, sogenannte Thromben, können an den Halsarterien entstehen und zu einem Gefäßverschluss führen. Wir sprechen hier von einer Thrombose.
Blutgerinnsel können aber auch aus einer anderen Quelle in den Hirnkreislauf gelangen. Hauptquelle ist das Herz bei Vorhofflimmern. Dann kommt es zur sogenannten Kardio-Embolie.
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Selten können auch
- Gefäßentzündungen,
- Blutgerinnungsstörungen
- Migräne
- ein Gefäßeinriss an den Halsarterien, Dissektion genannt
- oder eine Thrombose von Hirnvenen
Ursachen für einen Schlaganfall sein.
Arztbrief
Sehr geehrte Frau Kollegin,
Herr Peter Mayer, geb am 27.09.1954, wurde am 06.03.2019 notfallmäßig auf unserer Stroke Unit aufgenommen und am 11.03.2019 in die Früh-Rehabilitationsklinik verlegt.
Diagnose: Kleinhirninfarkt rechts kardio-embolischer Genese bei neu diagnostiziertem Vorhofflimmern.
Keine weiteren Risikofaktoren.
Ursache des akut aufgetretenen Schwindels mit schwerer Gleichgewichtsstörung und verwaschener Sprache war eine Durchblutungsstörung in der rechten Kleinhirn-Hemisphäre. Verantwortlich war ein Blutgerinnsel (Thrombus), welches zu einem Verschluss der rechten Kleinhirn-Arterie führte.
Die Ultraschall-Untersuchung der hirnversorgenden Arterien ergab, wie auch die Kernspin-Angiographie, keinen Hinweis auf eine arteriosklerotische Gefäßerkrankung.
Blutdruck, Zucker und Fette waren normal. Kein Übergewicht – 78 kg bei 182 cm Körpergrösse – und regelmäßig sportliche Aktivitäten.
Herr M. traf bereits 50 Minuten nach Auftreten der ersten Symptome in der Klinik ein. Nach Ausschluss einer Hirnblutung führten wir eine intravenöse Lyse-Therapie zur Auflösung des Thrombus durch.
Die Langzeit-EKG-Überwachung auf der Stroke Unit zeigte ein unregelmäßig in längeren Zeitabständen auftretendes Vorhofflimmern, das Herrn M. nicht bekannt war.
Die Prognose hinsichtlich des weiteren Verlaufs ist sehr gut. Erfahrungsgemäß werden Funktionsstörungen des Kleinhirns gut kompensiert.
Eine Kopie dieses Briefes sollte auch an Herrn Mayer gehen.
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