BMI – das Maß aller Dinge? ▷ Body Mass Index: Berechnung und Nutzen
Der BMI ist eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung von Übergewicht (Foto: Maks_lab | Shutterrstock)
In diesem Artikel:
- Das Wichtigste in Kürze
- Verschiedene Gewichtskategorien
- Was ist der BMI?
- Wie wird der BMI berechnet?
- BMI bei Kindern und Jugendlichen
- Kritik am BMI und Alternativen
Das Wichtigste in Kürze:
Für alle, die gleich in die Tiefe gehen und mehr wissen möchten: Hier geht es zur ausführlichen Version des Artikels.Es gibt 3 wissenschaftliche Kategorien, die das menschliche Körpergewicht definieren: Untergewicht, Normalgewicht und Übergewicht.
Aus individueller Sicht sprechen wir auch vom Idealgewicht oder Wohlfühlgewicht.
Weltweit wird das Körpergewicht durch die BMI-Formel klassifiziert.
Hierbei gibt es sechs Klassifikationsgrade, von Untergewicht bis Adipositas Grad III.
Der BMI wird relativ einfach mit folgender mathematischer Formel berechnet: Körpergewicht (in Kilogramm/kg) geteilt durch Körpergröße (in Meter/m) zum Quadrat = BMI
Bei Kindern und Jugendlichen (unter 18-Jährigen) funktioniert der alleinige BMI allerdings nicht, denn bei ihnen ist das Körperwachstum noch nicht abgeschlossen.
Kritiker der BMI-Berechnung fordern zur Klassifikation des Körpergewichts individuelle und genauere Messmethoden wie die Ermittlung von sogenanntem überschüssigem Körperfett. Als Alternative zur BMI-Messung bieten sich Körperwaagen mit integrierter bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) an. Diesen Messgeräten mangelt es jedoch oft an Genauigkeit.
Bei der Diagnostik von Übergewicht beziehungsweise Adipositas bleibt der BMI jedoch eine wichtige Messmethode.
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Gewicht, Gewicht oder Gewicht?
Warum dreimal die gleiche Frage? Ganz einfach:
Weil wir verschiedene Begriffe verwenden, wenn wir unseren jeweiligen Körper beschreiben.
Da gibt es das Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht, Idealgewicht und das Wohlfühlgewicht.
In der Wissenschaft sind standardmäßig nur diese Begriffe gebräuchlich:
- Untergewicht
- Normalgewicht
- Übergewicht beziehungsweise Adipositas (Fettleibigkeit)
Was ist der BMI?
Zunächst einmal ist eine Skala oder Formel wichtig, an der man sich orientieren kann und die vor allem eine Zuordnung zulässt.
Als Basis wird dafür weltweit der Body Mass Index (Körpermasse-Index), kurz BMI, verwendet. Er erlaubt eine grobe Einschätzung des Körpergewichts.
Die alleinige BMI-Verwendung sollte allerdings erst ab dem 18. Lebensjahr erfolgen. Denn bei Jüngeren sind, bedingt durch das nicht abgeschlossene Körperwachstum, die Verhältnisse zwischen Kopf, Rumpf, Armen und Beinen noch in ständigem Wandel.
Wie wird der BMI berechnet?
Der BMI wird relativ einfach mit folgender mathematischer Formel berechnet:
Körpergewicht (in Kilogramm/kg) geteilt durch Körpergröße (in Meter/m) zum Quadrat = BMI
Bei einem Erwachsenen mit 83,6 kg Körpergewicht und 1,78 m Körpergröße sieht der Rechenweg wie folgt aus:
83,6 geteilt durch (1,78 x 1,78) = 26,4
Die Zuordnung in die entsprechende Gewichtsklasse geschieht danach wie folgt:
BMI – der Body Mass Index (Abb.: createrosalia | Shutterstock)
Unsere Beispielperson liegt mit ihrem BMI von 26,4 im unteren Bereich des Übergewichts.
Der Vollständigkeit halber sollen auch die übrigen zwei Gewichtsbegriffe beschrieben werden:
Idealgewicht
Interessanterweise liegt das niedrigste Sterberisiko und damit die höchste Lebenserwartung laut verschiedener Studien bei einem BMI von circa 25, also an der Grenze zwischen „hohem“ Normalgewicht und „niedrigem“ Übergewicht. Dieses Gewicht bezeichnete man in der Vergangenheit oft als Idealgewicht.
Wohlfühlgewicht
Viele Menschen sehen heutzutage das Idealgewicht als das Gewicht an, mit dem sie sich persönlich wohlfühlen. Es ist also rein subjektiv geprägt, sodass in diesem Zusammenhang auch der Begriff Wohlfühlgewicht passt.
BMI bei Kindern und Jugendlichen
Bei Kindern und Jugendlichen funktioniert der alleinige BMI nicht.
Wie bereits beschrieben, ist bei Kindern und Jugendlichen das Körperwachstum noch nicht abgeschlossen. Die Verhältnisse zwischen Kopf, Rumpf und Extremitäten, also zwischen Armen und Beinen, unterliegen einem Wandel.
Hier nutzt man die sogenannten Perzentil- oder Wachstumskurven. Bei ihnen lässt sich durch Eingabe von BMI und Alter schnell und einfach feststellen, ob das Kind größer oder kleiner, schwerer oder leichter ist als andere gleichaltrige Kinder.
Wachstumskurven für den Body Mass Index bei Jungen von 0 bis 18 Jahren.4 Säuglinge und Kleinkinder zeigen bis zu ihrem 9. Lebensmonat einen Anstieg des BMI. Danach fällt der BMI bis etwa zum 5. Lebensjahr ab und steigt anschließend wieder kontinuierlich. Der höchste BMI im ersten Lebensjahr (9. Lebensmonat) liegt bei Jungen etwas höher als bei Mädchen. Jungen haben ab dem Alter von etwa 10 Jahren einen geringeren BMI als Mädchen. Die BMI-Werte beider Geschlechter sind im Alter von 18 Jahren dann etwa gleich.
Wachstumskurven für den Body Mass Index bei Mädchen von 0 bis 18 Jahren.4 Der höchste BMI im ersten Lebensjahr (9. Lebensmonat) ist bei Mädchen etwas niedriger als bei Jungen. Mädchen haben ab dem Alter von etwa 10 Jahren höhere BMI-Werte als Jungen. Die BMI-Werte beider Geschlechter gleichen sich im Alter von 18 Jahren an.
Als Grenzwert für Übergewicht gilt das 90. Perzentil (P90), da 90 Prozent aller Kinder leichter oder maximal genauso schwer sind wie der Wert auf der Kurve. Die Grenze für Adipositas stellt das 97. Perzentil (P97) dar. Ein Untergewicht liegt vor, wenn die 10er-Perzentil-Linie (P10) unterschritten wird.
Ob ein Kind auf lange Sicht eher schlank oder kräftig sein wird, zeigt sich im Alter ab ungefähr zwei Jahren. Ab diesem Zeitpunkt sollte sich der BMI immer etwa auf demselben Perzentil weiterbewegen.
Kritik am BMI und Alternativen
Laut einem im Januar 2025 veröffentlichten Bericht in „The Lancet“, einer der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, wird durch eine Fachkommission eine Neuausrichtung bei der Definition und Diagnose von Fettleibigkeit vorgeschlagen.
Hierbei sollte die Adipositas nicht nur anhand des BMI diagnostiziert werden, da dieser nur die Größe und das Gewicht einer Person berücksichtigt.
Die Kommission schlägt stattdessen vor, das Körperfett zu messen, um festzustellen, ob jemand adipös ist. Ein Zuviel an Körperfett könnte demnach durch Messungen von Taillenumfang, Taillen-Hüft-Verhältnis oder Taille-zu-Größe-Verhältnis definiert werden.
Gemäß den Empfehlungen sollte bei Erwachsenen Adipositas diagnostiziert werden, wenn die Person mindestens ein Kriterium für überschüssiges Körperfett plus BMI oder mindestens zwei Kriterien für überschüssiges Körperfett ohne Verwendung des BMI erfüllt.
Als Alternative zur BMI-Messung bieten sich Körperwaagen mit integrierter bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) an. Mit ihnen sind genauere Angaben zu folgenden Werten möglich: Körperfettanteil, Muskelanteil und Gewicht.
Allerdings können die Ergebnisse unter anderem durch mögliche Erkrankungen, den menstruellen Zyklus oder die ethnische Abstammung beeinflusst und damit verfälscht werden.
Die BIA-Messung mit preisgünstigen einfachen Messgeräten für den Hausgebrauch ist zudem umstritten, da deren Genauigkeit sehr oft mangelhaft ist.
Bewertung und Schlussfolgerung
Der bisher als Goldstandard weltweit genutzte BMI hat in seiner einfachen Handhabung zur Grobeinschätzung des jeweiligen Körpergewichts nicht an diagnostischer Wichtigkeit verloren.
Allerdings gibt es durchaus berechtigte Argumente bezüglich noch genauerer und individueller Messmethoden, die jedoch auch einen höheren diagnostischen Aufwand bedeuten, den Betroffene selbst nicht leisten können.
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Autor
Dr. med. Mark Dankhoff ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Diabetologische Grundversorgung, Hypertensiologie DHL, Adiposiologie DAG/AGA/DDG, Adipositas-Trainer AGA, Medizinischer Berater. Sein Schwerpunkt ist die Prävention und Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen. Seit 2021 ist er als Medical Advisor freiberuflich tätig. Dr. med. Mark Dankhoff ist Gründungsmitglied des „Im Puls. Think Tank Herz-Kreislauf e.V.“. [mehr]
Quellen
Quellen
- Monatsschr. Kinderheilk. (2001) 149:807-818 – Autoren: K. Kromeyer-Hauschild, M. Wabitsch, D. Kunze et al.
- Adipositas (2015) 9:123-127 (Interpolation mit den Daten des BGS98 im Altersbereich von 15-18 Jahren) – Autoren: K. Kromeyer-Hauschild, A. Moss, M. Wabitsch
- Definition and diagnostic criteria of clinical obesity – Autoren: F. Rubino et al. – Publikation: Lancet Diabetes Endocrinol. 2025 – DOI: 10.1016/S2213-8587(24)00316-4
- Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Referenzperzentile für anthropometrische Maßzahlen und Blutdruck aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS); 2. erweiterte Auflage – Herausgeber: Robert Koch-Institut – Autoren: PD Dr. Hannelore Neuhauser; Dr. Anja Schienkiewitz; Angelika Schaffrath Rosario; Reinhard Dortschy; Dr. Bärbel-Maria Kurth – ISBN: 978-3-89606-218-5 – URL: https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3254/28jWMa04ZjppM.pdf