Skinny Fat ▷ Was ist das? - Ursachen, Folgen, Behandlung

Skinny-Fat-Betroffene haben Normalgewicht (Foto: VGstockstudio | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Was bedeutet Skinny Fat?
- Was sind die Ursachen und Folgen?
- Wie häufig ist diese Erkrankung?
- Lässt sich Skinny Fat behandeln?
- Was bedeutet TOFI?
Was bedeutet Skinny Fat?
Der Fachbegriff für Skinny Fat lautet Normal Weight Obesity (NWO; übersetzt: Normalgewicht-Adipositas), denn Skinny Fat ist für diesen Zustand kein offizieller medizinischer Begriff.
Gemeint sind Menschen, die trotz eines normalen Körpergewichts und schlanken Erscheinungsbilds einen erhöhten Körperfettanteil aufweisen.
Was sind die Ursachen und Folgen?
Bei den Betroffenen ist der Anteil des Bauchfettes (viszerales Fett), welches verschiedene innere Organe, wie z.B. Darm und Leber, erhöht. In der Kombination mit gleichzeitig geringerer Gesamtmuskelmasse finden sich daher BMI-Werte, die (noch) im Normalgewichtsbereich liegen. Da ein „normaler“ BMI in diesen Fällen keinen Risikofaktor darstellt, so muss die Messung des Fettanteils hier mittels fachlicher Bioimpedanzanalyse (BIA) erfolgen.
Der BMI (Body Mass Index; deutsch: Körper-Masse-Index) erlaubt eine Grobeinschätzung des Körpergewichts bei Erwachsenen. Er wird relativ einfach mit folgender mathematischen Formel berechnet:
Das Normalgewicht eines Menschen liegt bei einem BMI von 18,5 bis 24,9. Von 25,0 bis 29,9 spricht man von Übergewicht und ab einem Wert über 30 von Adipositas (Fettleibigkeit). Ein BMI-Wert unter 18,5 gilt als Untergewicht.
Sehr häufig finden sich zusätzlich sämtliche weiteren Merkmale des sogenannten metabolischen Syndroms, einer Kombination von gestörtem Zucker- und Fettstoffwechsel, Bluthochdruck und Adipositas. Es wird deshalb auch “tödliches Quartett” genannt.
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Bei Betroffenen wird daher der Begriff „metabolically obese normal weight“ (MONW; übersetzt: metabolisch fettleibig normalgewichtig) verwendet. Menschen mit MONW haben durch ihr überschüssiges viszerales Fett eine erhöhte Neigung zur Ausprägung von Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, in deren Folge schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder arterielle Verschlusskrankheiten entstehen.
Zusammenfassen kann man also feststellen:
Der Begriff MONW bezieht sich auf Menschen mit normalem Gewicht und BMI, die einige Stoffwechselmerkmale aufweisen, die das Risiko erhöhen, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln, wie es bei „echter“ Fettleibigkeit der Fall ist.
Wie häufig ist diese Erkrankung?
Die US-amerikanischen National Health and Nutrition Examination Surveys (1999 bis 2004) ergaben, dass 24 % der normalgewichtigen Erwachsenen bezogen auf ihre Stoffwechsel- und Blutdruckwerte abnormal waren; auf der anderen Seite waren 49 % der übergewichtigen Erwachsenen und 68 % der adipösen Erwachsenen abnormal. Eine Analyse von 1988 bis 1994 ergab, dass Menschen mit NWO viermal häufiger ein metabolisches Syndrom hatten als die Gruppe mit geringem Körperfettanteil.
Lässt sich Skinny Fat behandeln?
Derzeit ist eine spezielle Therapie der normalgewichtigen Adipositas nicht bekannt.
Da jedoch Skinny Fat zu gleichen Gesundheitsrisiken wie Adipositas führt, sind die entsprechenden Behandlungsmaßnahmen identisch:
Ziel einer ganzheitlichen Basistherapie ist ein dauerhaft gesunder Lebensstil, z.B. durch ausgewogenes Ernährungsverhalten und regelmäßige körperliche Bewegung. Zum Aufbau der geringeren Muskelmasse bietet sich zudem moderates Krafttraining an.
Allein durch diese Maßnahmen können Stoffwechselstörungen und Bluthochdruck günstig beeinflusst werden.
Allerdings sind hier unter Umständen weiterführende medikamentöse Therapien zur Senkung bzw. Normalisierung von Blutdruck, Blutzucker- und Fettstoffwechselwerten und damit des kardio-metabolischen Risikos angezeigt.
Was bedeutet TOFI?
Als TOFI (Thin Outside Fat Inside; übersetzt dünn außen, fett innen) werden Menschen bezeichnet, die ebenfalls einen BMI unter 25 haben und Symptome des metabolischen Syndroms aufweisen.
Auch TOFI-Betroffene sind durch einen vermehrten Fettanteil im Bauchraum gekennzeichnet, haben aber im Vergleich zu Skinny-Fat-Patienten einen höheren Muskelanteil.
Anzumerken bleibt allerdings, dass es bisher keine allgemein anerkannten Kriterien für das TOFI-Syndrom gibt.
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Autor
Dr. med. Mark Dankhoff ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Diabetologische Grundversorgung, Hypertensiologie DHL, Adiposiologie DAG/AGA/DDG, Adipositas-Trainer AGA, Medizinischer Berater. Sein Schwerpunkt ist die Prävention und Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen. Seit 2021 ist er als Medical Advisor freiberuflich tätig. Dr. med. Mark Dankhoff ist Gründungsmitglied des „Im Puls. Think Tank Herz-Kreislauf e.V.“. [mehr]
Quellen
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- Kendall Powell: Obesity: The two faces of fat. In: Nature 447, 2007, S. 525–527, PMID 17538594.
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- David Heber, Zhaoping Li: Primary Care Nutrition: Writing the Nutrition Prescription. CRC Press, 2017, ISBN 978-1-4987-4837-7, S. 26.