Mit wenig Bewegung einem Schlaganfall vorbeugen ▷ Meta-Analyse
Ziel der Meta-Analyse
Das Ziel der im Jahr 2024 veröffentlichten Analyse war die Untersuchung, ob und in welchem Maß körperliche Freizeitaktivitäten zur Vorbeugung eines Schlaganfalls beitragen.2 Nach internationalen Empfehlungen sollten pro Woche über 150 Minuten mäßiger körperlicher Aktivität oder über 75 Minuten intensiver Aktivität ausgeübt werden, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein und somit auch einem Schlaganfall vorzubeugen.
Die in diesem Artikel zusammengefasste Arbeit sollte insbesondere klären, ob bereits eine geringe körperliche Aktivität zum Schutz vor einem Schlaganfall beitragen kann.
Hintergrundwissen: Was ist eine Meta-Analyse?
Eine Meta-Analyse nutzt statistische Methoden zur zusammenfassenden Auswertung von Studien mit derselben Fragestellung. Die Daten werden hierbei quantitativ ausgewertet.
Ablauf der Meta-Analyse
Zur Untersuchung der möglichen positiven Wirkung von körperlicher Aktivität auf das Schlaganfallrisiko suchten die Wissenschaftler in zwei großen wissenschaftlichen Datenbanken Studien, die den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen vordefinierten Stufen körperlicher Aktivität und dem Schlaganfallrisiko erforschten.
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In der hier zusammengefassten Arbeit wurden die Daten von insgesamt 752.050 gesunden Studienteilnehmern aus 15 geeigneten Studien ausgewertet. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit nach Teilnahmebeginn an der Studie betrug etwa 10,5 ± 6,5 Jahre. Auch der Einfluss von Alter und Geschlecht wurde erfasst. Alle in die Datenauswertung eingeschlossenen Studien untersuchten drei bis fünf unterschiedliche Aktivitätsniveaus:
Studien mit 3 Aktivitätsniveaus:
- Keine Aktivität
- Aktivität unterhalb des Zielwertes
- Ideale Aktivität
Studien mit 4 Aktivitätsniveaus:
- Keine Aktivität
- Geringe Aktivität
- Mäßige Aktivität
- Intensive Aktivität
Studien mit 5 Aktivitätsniveaus:
- Keine Aktivität
- Unzureichende Aktivität
- Geringe Aktivität
- Mäßige Aktivität
- Intensive Aktivität
Ergebnisse der Meta-Analyse
Die umfassende Auswertung aller Daten aus den 15 Studien zeigte, dass sich jegliche körperliche Aktivität positiv auf das Schlaganfallrisiko auswirkt. Schon wenig Bewegung ist – unabhängig von Alter und Geschlecht – vorteilhaft für die Vorbeugung eines Schlaganfalls.
Ergebnisse in konkreten Zahlen
Die zusammengefasste Datenanalyse aus fünf Studien mit drei unterschiedlichen Aktivitätsstufen ergab die folgenden Ergebnisse:
- Eine Aktivität im Bereich der Empfehlungen war mit einer Senkung des Schlaganfallrisikos um 29 Prozent im Vergleich mit keiner Aktivität verbunden.
- Aktivität unterhalb des empfohlenen Ausmaßes senkte das Schlaganfallrisiko um 18 Prozent verglichen mit körperlicher Inaktivität.
Die Auswertung von sechs Studien mit vier unterschiedlichen Aktivitätsstufen führte zu folgenden Ergebnissen:
- Intensive körperliche Aktivität senkte das Schlaganfallrisiko um 25 Prozent im Vergleich zu keiner Aktivität.
- Mäßiger Freizeitsport führte im Vergleich zur fehlenden Aktivität zu einer Senkung des Risikos um 27 Prozent.
- Wenig Bewegung senkte das Risiko im Vergleich zu keiner Bewegung um 24 Prozent.
Die Analyse von zwei Studien mit fünf Aktivitätsstufen führte zu teilweise statistisch nicht aussagekräftigen Ergebnissen und wird daher in diesem Artikel nicht berücksichtigt.
Was bedeuten die Ergebnisse der Analyse?
Die Analyse konnte zeigen, dass jegliche Form von körperlicher Freizeitaktivität unabhängig von Dauer und Intensität das Schlaganfallrisiko im Vergleich zu keiner Aktivität senken kann – und zwar um 18 bis 29 Prozent. Sogar sehr wenig Bewegung ist besser als keine Bewegung. Zudem ist die schützende Wirkung der körperlichen Freizeitaktivität alters- und geschlechtsunabhängig.
Die Autoren der in diesem Artikel zusammengefassten Arbeit weisen allerdings darauf hin, dass die zusammenfassende Analyse einige Einschränkungen hat:
- Die Aktivitätsstufen in den untersuchten Studien sind zum Teil unterschiedlich definiert, was einen Vergleich erschwert.
- Da die meisten Angaben zum Aktivitätsgrad auf Fragebögen basieren, die die Studienteilnehmer selbst beantworteten, ist die Einschätzung subjektiv.
- Die vorliegende Arbeit fokussierte sich vorwiegend auf die Analyse von Studien, die nur das Maß der körperlichen Aktivität in der Freizeit berücksichtigten, nicht jedoch andere Formen der körperlichen Tätigkeit wie beispielsweise berufsbedingte Aktivität.
Praxis-Tipp: Schritt für Schritt das Schlaganfallrisiko senken
Die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigen, dass es keinen Hochleistungssport und keine stundenlangen Trainingseinheiten im Fitnessstudio braucht, um Ihr Schlaganfallrisiko aktiv zu senken. Nutzen Sie diese Erkenntnis für Ihre Motivation: Fangen Sie mit kleinen Schritten an. In Ihrem Tempo, nach Ihrer verfügbaren Zeit. Ganz so, wie es sich für Sie gut anfühlt und wie es sich gut in Ihren individuellen Alltag integrieren lässt. Und ab jetzt im guten Wissen darüber, dass auch ein kleiner Spaziergang bereits sehr viel dazu beitragen kann, einen Schlaganfall zu vermeiden.
Fazit
Es gibt Hinweise darauf, dass einem Schlaganfall umso besser vorgebeugt werden kann, je stärker die körperliche Aktivität – bis zu einem gewissen Maß – ist. Wichtig hierbei ist allerdings auch der Grundsatz: “Die Dosis macht das Gift!” Zu viel und zu intensive körperliche Aktivität kann sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System im Allgemeinen auswirken.
Die in diesem Artikel zusammengefasste Meta-Analyse offenbart wichtige Erkenntnisse, die besonders für Menschen ermutigend und motivierend sein können, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, ihre körperlichen Freizeitaktivitäten gemäß den internationalen Empfehlungen zu gestalten.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autoren
Dipl.-Biol. Claudia Helbig unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen
Claudia Helbig ist Diplom-Human- und Molekularbiologin und hat zuvor eine Ausbildung zur Arzthelferin absolviert. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Medizinischen Biochemie und Molekularbiologie hat sie Medizinstudenten in Pathobiochemie-Seminaren und Praktika betreut. Nach Ihrer Arbeit in der pharmazeutischen Forschung hat sie in einem Auftragsforschungsinstitut für klinische Studien unter anderem Visiten mit Studienteilnehmern zur Erhebung von Studiendaten durchgeführt und Texte für die Website verfasst. Mit ihrem interdisziplinären Hintergrund und ihrer Leidenschaft zu schreiben möchte sie naturwissenschaftliche Inhalte fachlich fundiert, empathisch und verständlich an Interessierte vermitteln. [mehr]
Quellen
- Der Beitrag des Sports zur Erfüllung der WHO-Empfehlungen für körperliche Aktivität (2020) – Autoren: Repenning, Sven; Meyrahn, Frank; an der Heiden, Iris; Ahlert, Gerd; Preuß, Holger – URL: https://www.bisp-sportinfrastruktur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sportentwicklung/who_empfehlung.pdf
- Risk of stroke with different levels of leisure-time physical activity: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort-studies (2024) – Autoren: De Santis, Federico; Romoli, Michele; Foschi, Matteo; Sciancalepore; Francesco Domenico; D’Anna, Lucio; Barba, Lorenzo; Abu-Rumeileh, Samir; Sacco, Simona; Ornello, Raffaele – Publikation: Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry 2024;95:504-514 – DOI: 10.1136/jnnp-2023-332457