Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch die richtige Schlafenszeit vorbeugen ▷ Prävention
In diesem Artikel:
- Jeder Mensch schläft (wann) anders
- Die Biologie der Schlafenszeit
- Schlafenszeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Was extreme Schlafenszeiten bewirken
- Frühe Schlafenszeit
- Warum ein langer Mittagsschlaf keine gute Idee ist
Allerdings wird dem Schlaf oft zu wenig Bedeutung beigemessen, da wir diese Zeit nicht bewusst wahrnehmen. In der Forschung rückt der Schlaf jedoch immer stärker in den Fokus. Dass ein langfristiger Schlafmangel gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann, hat wohl jeder schon einmal am eigenen Leib erfahren. Interessant ist allerdings, dass neben der Schlafdauer auch die Schlafenszeit die Gesundheit beeinflusst.
Jeder Mensch schläft (wann) anders
Zu welcher Uhrzeit wir einschlafen, hängt von unserem individuellen Schlaf-Wach-Rhythmus ab. Dieser wiederum wird von äußeren wie auch von inneren Faktoren beeinflusst. Zu den äußeren Faktoren gehört etwa der Wecker, der uns morgens aus dem Bett klingelt. Innere Faktoren sind unter anderem genetische Faktoren. So bestimmen unsere Gene, ob wir eher Frühaufsteher oder Langschläfer sind. Allerdings beeinflusst die Schlafenszeit auch körperliche Faktoren wie Stoffwechselprozesse.
Die Biologie der Schlafenszeit
Die Schlafenszeit hat Einfluss auf eine Vielzahl von Körperfunktionen, indem sie den sogenannten circadianen Rhythmus einer Person unterbrechen kann.
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Der circadiane Rhythmus wird auch als innere Uhr des Körpers bezeichnet. Er steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus und lässt uns immer zur gleichen Zeit müde werden. Anhand dieser inneren Uhr läuft eine Reihe von Stoffwechselprozessen ab. Wir bemerken die getakteten Stoffwechselprozesse zum Beispiel dadurch, dass unser Magen immer zu ganz bestimmten Uhrzeiten am Tag knurrt.
Schlafenszeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Aber kann die Schlafenszeit dadurch Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Schlaganfall nehmen?
Eine Studie konnte zeigen, dass frühe Schlafenszeiten (vor 22 Uhr) und späte Schlafenszeiten (nach Mitternacht) mit einem höheren Risiko für einen Schlaganfall in Verbindung stehen. Nachdem alle weiteren Faktoren wie der Lebensstil und die Vorerkrankungen der Personen einbezogen wurden, waren diese Ergebnisse zwar abgeschwächt, zeigten jedoch die gleichen Tendenzen.1
Was extreme Schlafenszeiten bewirken
Die Analyse hat gezeigt, dass die Schlafenszeit unabhängig von der Schlafdauer mit gesundheitlichen Folgen verbunden ist. Dies deutet darauf hin, dass Schlafmuster und “extreme” Schlafenszeiten die Gesundheit auf verschiedene Weise beeinflussen können und mögliche Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse darstellen.
In anderen Studien konnte ebenfalls gezeigt werden, dass Menschen, die vor 22 Uhr oder nach 24 Uhr zu Bett gehen, häufiger typische Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck aufweisen als Menschen, die zwischen 22 und 24 Uhr schlafen gehen.2
Bei Personen, die spät zu Bett gehen, kann beispielsweise beobachtet werden, dass diese Zucker schlechter abbauen können und dadurch einen höheren Blutzuckerspiegel aufweisen.1 Ein erhöhter Blutzuckerspiegel gilt wiederum als Risikofaktor für die Entwicklung von Diabetes und einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Frühe Schlafenszeit
Der Zusammenhang zwischen früher Schlafenszeit und kardiovaskulären Ereignissen ist nicht vollständig geklärt und bedarf weiterer Untersuchungen.
Frühe Müdigkeit könnte Ausdruck eines bestehenden gesundheitlichen Problems sein. So ist nicht auszuschließen, dass Menschen, die früher schlafen gehen, in einer allgemein schlechteren gesundheitlichen Verfassung sind als Menschen, die zu normalen Zeiten schlafen gehen.
Außerdem ist zu beobachten, dass vor allem ältere Menschen früher zu Bett gehen und morgens früher aufstehen als junge Menschen.3
Warum ein langer Mittagsschlaf keine gute Idee ist
Auch Menschen, die einen langen Mittagsschlaf halten, haben einer Studie zufolge ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall.4 Ein langer Mittagsschlaf war in der Studie durch eine Schlafdauer von mehr als 1,5 Stunden am Tag gekennzeichnet.
Auch hier sind die genauen biologischen Mechanismen bisher noch nicht erforscht. Eventuell liegen dieser Beobachtung andere Ursachen zugrunde, beispielsweise weil Menschen, die länger schlafen, generell einen bequemeren Lebensstil pflegen und eher von chronischen Krankheiten betroffen sind.
Fazit
Ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus zu normalen Schlafenszeiten wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus, da er die innere Uhr nicht aus dem Takt bringt.
Bis sich ein (neuer) Schlafrhythmus einstellt, dauert es einige Zeit. Dabei kann es hilfreich sein, immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und zur gleichen Zeit aufzustehen. Nach und nach passen sich die Hormone, die uns beim Einschlafen helfen, automatisch an diese Zeiten an.
Um besser in den Schlaf zu finden, ist es ratsam, das Bett und das Schlafzimmer ausschließlich für das Schlafen zu nutzen. Ebenso können Einschlafrituale helfen. Einschlafrituale sind zum Beispiel das Lesen von fiktionalen Romanen, Entspannungsübungen und warme Getränke. Diese können unseren Körper optimal auf die Schlafphase vorbereiten und helfen beim Ein- und Durchschlafen.
- Sind Schlafstörungen ein Risiko für einen erneuten Schlaganfall?
- Schlafstörungen nach einem Schlaganfall
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Marieke Theil, M.Sc. hält einen Master of Science in Molecular Nutrition und hat sich in Gesundheitspsychologie weitergebildet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das kardiovaskuläre Risiko befasst. Damit verfügt sie über ein fundiertes Verständnis der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. [mehr]
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Quellen
- Association of Bedtime with Mortality and Major Cardiovascular Events: An Analysis of 112,198 Individuals from 21 Countries in the PURE Study – Autoren: Wang, Chuangshi, Bo Hu, Sumathy Rangarajan, Shrikant I. Bangdiwala, Scott A. Lear, Viswanathan Mohan et al. – Publikation: Sleep Medicine, 80 (2021), 265–72 – DOI: 10.1016/j.sleep.2021.01.057
- Sleep Duration and Bedtime in the PURE Poland Cohort Study and the Link with Noncommunicable Diseases – Autoren: Zatońska, Katarzyna, Alicja Basiak-Rasała, Katarzyna Połtyn-Zaradna, Krystian Kinastowski, Andrzej Szuba – Publikation: International Journal of Environmental Research and Public Health, 19.1 (2022), 403 – DOI: 10.3390/ijerph19010403
- Meta-Analysis of Age and Actigraphy-Assessed Sleep Characteristics across the Lifespan – Autoren: Evans, Marissa A, Daniel J Buysse, Anna L Marsland, Aidan G C Wright, Jill Foust, Lucas W Carroll et al. – Publikation: Sleep, 44.9 (2021), zsab088 – DOI: 10.1093/sleep/zsab088
- Sleep duration, midday napping, and sleep quality and incident stroke – 31.750 Teilnehmer der Dongfeng-Tongji-Kohorte im Alter von durchschnittlich 61,7 Jahren zu Beginn der Studie. Veröffentlichung: Neurology (American Academy of Neurology) – 11.12.2019 Autoren: Lue Zhou, MD, Kuai Yu, PhD, Liangle Yang, PhD, Hao Wang, PhD, Yang Xiao, PhD, Gaokun Qiu, PhD, Xuezhen Liu, PhD, Yu Yuan, PhD, Yansen Bai, PhD, Xiulou Li, PhD, Handong Yang, PhD, Meian He, MD, PhD, Chongjian Wang, MD, PhD, Tangchun Wu, MD, PhD and Xiaomin Zhang, MD, PhD DOI: 10.1212/WNL.0000000000008739 PubMed: 31827003