Schlafapnoe – Risikofaktor für einen Schlaganfall
In diesem Artikel:
- Schlafapnoe – was ist das?
- Was sind die Ursachen einer Schlafapnoe?
- Was sind Symptome einer Schlafapnoe?
- Wie wird die Diagnose einer Schlafapnoe gestellt?
- Wie häufig ist die Schlafapnoe?
- Wie wird eine Schlafapnoe behandelt?
Das Schlafapnoe-Syndrom erfährt als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und damit für einen Schlaganfall – zunehmend Aufmerksamkeit in der Wissenschaft und Praxis.
Schlafapnoe – was ist das?
Der medizinische Begriff Schlafapnoe beschreibt eine Störung der Atmung, die überwiegend im Nachtschlaf auftritt. Apnoe bedeutet Atemstillstand bzw. vorübergehende “Nichtatmung”.
Bei der sog. “obstruktiven Schlafapnoe” (OSA) kommt es zu nächtlichen Atemaussetzern über einen Zeitraum von wenigen bis 90 Sekunden, die sich in einer Nacht vielfach wiederholen können und zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel im Gehirn mit lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen führen, z.B. zu Bluthochdruck, zu Herzrhythmusstörungen oder zu einem Schlaganfall.
Was sind die Ursachen einer Schlafapnoe?
Auslöser ist eine übermäßig starke Erschlaffung der Rachenmuskulatur mit Blockade der oberen Atemwege. Durch den Mangel an Sauerstoff kommt es zu einem kontinuierlichen Anstieg des Kohlendioxid (CO2) im Blut. Das bedingt einen starken Weck-Effekt auf das Schlafzentrum im Zwischenhirn (Thalamus). Durch die Weck-Reaktion werden die Atemwege geöffnet, der normale Atemrhythmus setzt wieder ein. Meist kommt es bei diesem Ablauf nicht zum Aufwachen.
Begünstigt wird das Auftreten der Schlafapnoe durch starkes Übergewicht, Schlafen in Rückenlage, Nikotin- und Alkoholmissbrauch, durch höheres Alter, Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
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Was sind Symptome einer Schlafapnoe?
Typischerweise bemerkt der Betroffene während seines Nachtschlafs nichts von der Apnoe. Häufig ist jedoch der Partner in Mitleidenschaft gezogen. Er wird von einem tiefen und lauten Seufzer geweckt, wenn die Atmung nach der Atempause wieder einsetzt.
Oft werden diese Atemaussetzer dann sorgenvoll beobachtet und beeinträchtigen zusätzlich den gesunden Schlaf des Partners. Nicht selten findet sich bei Schnarchern auch eine Schlafapnoe. Unregelmäßiges Schnarchen kann ein Hinweis auf eine Schlafapnoe sein.
Schnarchen ist allerdings ein eigenständiges Problem und ist nicht zwangsläufig mit Atemaussetzern verbunden.
Hauptsymptom der Schlafapnoe ist eine ausgeprägte, schwer kontrollierbare Tagesmüdigkeit, die zu häufigem Einschlafen führt, z.B. schon am Morgen beim Lesen der Zeitung, beim Fernsehen und besonders gefährlich beim Lenken eines Kraftfahrzeugs.
Diese abnorme und fast unüberwindbare Tagesmüdigkeit beinhaltet nicht selten auch eine Verminderung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit mit Konzentrationsstörungen. Sie kann auch depressive Verstimmungen provozieren.
Andere Schlafstörungen sind die sog. “Insomnien”(Schlaflosigkeit), welche dadurch charakterisiert sind, “dass Betroffene über den Zeitraum von mindestens einem Monat Ein- und/oder Durchschlafstörungen haben, die mit einer Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit oder der Leistungsfähigkeit am Tag einhergehen”1. Das ist die häufigste Form aller Schlafstörungen und findet sich in Deutschland bei circa 6 Prozent der Bevölkerung.
Wie wird die Diagnose einer Schlafapnoe gestellt?
An erster Stelle steht eine sorgfältige Erhebung der Vorgeschichte bzw. der Beschwerden (Anamnese) bei dem Betroffenen und nach Möglichkeit bei seinem Partner oder einem Beobachter dieser Schlafstörung.
Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Schlafzeiten, das Schlafverhalten, eingenommene Medikamente, v.a. Schlaf- und/oder Beruhigungsmittel und auf den Alkoholkonsum gelegt. Um exakte Messungen über die Dauer und Häufigkeit der Atempausen auch während der Schlafphase durchführen zu können, sind Untersuchungen in einem Schlaflabor sinnvoll.2
Wie häufig ist die Schlafapnoe?
In den vergangenen 20 Jahren wurde beobachtet, dass das Vorliegen einer obstruktiven Schlafapnoe in der Bevölkerung um 14-55 Prozent zugenommen hat und etwa 4 Prozent der Erwachsenen betroffen sind (Prävalenz). Allerdings ist eine hohe Dunkelziffer (Anzahl nicht erkannter oder nicht behandelter Erkrankungen) anzunehmen.3
Wie wird eine Schlafapnoe behandelt?
Die Therapie der obstruktiven Schlafapnoe beinhaltet unterschiedliche Ansätze, welche oft kombiniert werden müssen, um den gewünschten Erfolg zu erzielen.
Das Problem der Schlafapnoe liegt darin, dass der Rachenraum im Liegen kollabiert, d.h. zusammenfällt, und somit bei einigen Patienten das Vermeiden der Rückenlage beim Schlafen zu Verbesserungen führen kann.4 Dafür gibt es auch Hilfsmittel (z.B. Westen), die eine Rückenlage unmöglich machen. Hierbei darf die Schlafqualität für den Patienten aber nicht verloren gehen. Üblicherweise wird Seitenlage empfohlen.
Wie so oft helfen sportliche Aktivität und die damit verbundene Gewichtsreduktion, um die Symptomatik zu verbessern. Sehr wichtig ist, als längerfristiges Ziel Übergewicht abzubauen. Ebenso können sich Rauchstopp und Alkoholverzicht positiv auf die Symptomatik auswirken.
Von einem Kieferorthopäden angefertigte Kieferprotusionsschienen können ausprobiert werden. Sie sorgen dafür, dass der Unterkiefer nach vorne geschoben wird und somit mehr Platz im Rachenraum zur Verfügung steht.
Die wirksamste Methode ist die CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure = dauerhaft positiver Atemwegsdruck), die nächtliche Überdruckbeatmung über Nasenpolster oder eine Nasenmaske, durch welche Raumluft in die Atemwege geblasen wird. Der Luftdruck, individuell eingestellt, sorgt dann für offene Atemwege.
Die Vorstellung, mit einer Maske zu schlafen und von einer Maschine beatmet zu werden, fällt nicht wenig Betroffenen schwer und verhindert eine sichere und womöglich lebensrettende Therapie. Bei verständnisvoller Aufklärung und individueller Auswahl ob Nasenpolster- oder Maske gelingt es aber meist, den Patienten von der Notwendigkeit zu überzeugen.
Die CPAP-Therapie wie auch die Einführung in das verwendete Gerät und Schlauchsystem übernehmen “Schlafmediziner” (Lungenfachärzte oder Hals-Nasen-Ohren-Ärzte).
Für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen ist es sinnvoll, mit dem behandelnden Neurologen und auch dem Hausarzt Schlafstörungen zu besprechen, vor allem, wenn der Verdacht auf eine Schlafapnoe besteht. Auch um das Risiko für weitere Schlaganfälle oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren.
Sie haben eine Frage zur Schlafapnoe? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autoren
unter Mitarbeit von stud. med. Nina Siegmar
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen – Kapitel „Insomnie bei Erwachsenen“ (AWMFRegisternummer 063-003), Update 2016 – Autoren: D. Riemann1 · E. Baum2 · S. Cohrs3 · T. Crönlein4 · G. Hajak5 · E. Hertenstein1 · P. Klose6 · J. Langhorst6 · G. Mayer7 · C. Nissen1 · T. Pollmächer8 · S. Rabstein9 · A. Schlarb10 · H. Sitter11 · H.-G. Weeß12 · T. Wetter4 · K. Spiegelhalder – Publikation: Somnologie 2017 · 21:2–44 – DOI: 10.1007/s11818-016-0097-x
- Schlaflose Nächte – warum? was hilft? – Patienteninformation auf Basis der S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen, Kapitel „Insomnie bei Erwachsenen“ – Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Im Auftrag von: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Bundesärztekammer (BÄK) – AWMF-Register-Nr. 063/003 Klasse S3 – URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/063-003p2_S3_Insomnie-Erwachsene_2018-02-verlaengert.pdf
- S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen – Kapitel „Schlafbezogene Atmungsstörungen bei Erwachsenen“ – Autoren: Prof. Dr. med. Geert Mayer, Schwalmstadt-Treysa, Prof. Dr. med. Michael Arzt, Regensburg, Prof. Dr. med. Bert Braumann, Köln, Prof. Dr. med. Joachim H. Ficker, Nürnberg, Prof. Dr. med. Ingo Fietze, Berlin, PD Dr. med. Helmut Frohnhofen, Essen, PD Dr. med. Wolfgang Galetke, Köln, Dr. med. Joachim T. Maurer, Mannheim, Prof. Dr. med. Maritta Orth, Mannheim, Prof. Dr. rer. physiol. Thomas Penzel, Berlin, Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Hans Pistner, Erfurt, Prof. Dr. med. Winfried Randerath, Solingen, Dr. med. Martin Rösslein, Freiburg, PD Dr. rer. physiol. Helmut Sitter, Marburg, Prof. Dr. med. Boris A. Stuck, Marburg – Publikation: Somnologie – URL: https://www.dgsm.de/fileadmin/dgsm/leitlinien/s3/S3-Leitlinie_Nicht_erholsamer_Schlaf-Schlafstoerungen.pdf
- Obstruktive Schlaf-Apnoe – Therapiemöglichkeiten und individuelle Behandlungsstrategien – Patientenratgeber der deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) AG Apnoe – URL: https://www.dgsm.de/fileadmin/patienteninformationen/ratgeber_schlafstoerungen/05_DGSM-Obstruktive-Schlafapnoe_barrierefrei.pdf