Sind Schlafstörungen ein Risiko für einen erneuten Schlaganfall? ▷ Studie
In diesem Artikel:
- Schlaflosigkeit nach Schlaganfall häufig
- Schlaflosigkeit – welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Hintergrund: Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Die Schweizer Arbeitsgruppe um Professor Claudio Bassetti1 stellten in einer aktuellen Studie fest, dass Überlebende nach einem Schlaganfall ein erhöhtes Risiko für erneute Schlaganfälle oder andere ernsthafte Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen, wenn sie an einer kombinierten Schlafstörung leiden.
Schlafbezogene Atemstörungen wie die Schlafapnoe, extrem lange oder auch kurze Schlafdauer, Schlaflosigkeit (Insomnie) und das Restless-Legs-Syndrom (RLS) erhöhten das Risiko innerhalb von 2 Jahren, einen erneuten Schlaganfall zu erleiden.
In die Studie wurden 438 Patienten im Alter von 21 bis 86 Jahren eingeschlossen, nachdem sie aufgrund eines ischämischen Schlaganfalls (Hirninfarkt) oder einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA) im Krankenhaus aufgenommen wurden.
Schlaflosigkeit nach Schlaganfall häufig
1, 3, 12 und 24 Monate nach dem Schlaganfall wurden die Patienten bezüglich Schlaf-Wach-Störungen, Insomnie, Restless-Legs-Syndrom, Schlafdauer aber auch nach Symptomen während des Tages wie z.B. Müdigkeit befragt:
- über ein Drittel berichtete Schlaflosigkeit (Insomnie)
- 26 Prozent zeigten schlafbezogene Atemstörungen mit bis zu 20 Atemaussetzern pro Stunde (Schlafapnoe)
- 15 Prozent wiesen extrem lange Schlafzeiten auf
- 8 Prozent erfüllten die diagnostischen Kriterien eines “Restless Legs Syndroms”
Nach diesen Ergebnissen fordert die Arbeitsgruppe nicht nur eine erhöhte Konzentration auf die Beachtung und Diagnostik von Schlafstörungen nach einem Schlaganfall, sondern explizit auch die Behandlung, um erneute Schlaganfälle (Rezidive) zu verhindern oder zumindest die Anzahl zu verringern.
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Kommentar:
Schlaflosigkeit – welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Zur Behandlung der Schlaflosigkeit (Insomnie) ist bekannt, dass eine Verhaltenstherapie sehr hilfreich sein kann. Diese kann einzeln aber auch in Gruppen durchgeführt werden. Dabei werden unterschiedliche Techniken erlernt, um schneller eine körperliche und geistige Entspannung zu erreichen, um danach besser einzuschlafen.2
Bei der medikamentösen Behandlung ist es immer notwendig, diese mit einem Facharzt für Schlafmedizin, dem Hausarzt oder Neurologen abzusprechen. Meist gelingt es mit ausreichender Geduld, nach sorgfältiger Risikoabwägung hinsichtlich evtl. Nebenwirkungen oder einer Medikamenten-Abhängigkeit, eine befriedigende Schlafdauer- und Qualität zu erreichen.
Hintergrund: Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist charakterisiert durch einen sehr lästigen und beeinträchtigenden Bewegungsdrang der Beine, manchmal auch der Arme, der ganz überwiegend in Ruhe auftritt. Dieser Drang führt meist zu einem rastlosen Umhergehen, wird aber durch Bewegung verbessert oder gar beseitigt und verstärkt sich abends. Betroffene verspüren ein quälendes Unruhe-, Spannungs-, und Druckgefühl, das Bewegung erfordert, um erträglich zu werden. Gelegentlich treten auch Missempfindungen wie Kribbeln oder “Ameisenlaufen” in den Beinen auf.
Erfreulicherweise wurden in den vergangenen Jahrzehnten sehr wirksame Medikamente gefunden, die nach eindeutiger Diagnosestellung durch einen Neurologen oft zu einer großen Erleichterung bzw. Besserung verhelfen.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autoren
unter Mitarbeit von stud. med. Nina Siegmar
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Sleep-wake disturbances can predict recurrent events in stroke survivors – Science Codex – URL: https://www.sciencecodex.com/sleep-wake-disturbances-can-predict-recurrent-events-stroke-survivors-647856
- Schlaflose Nächte – warum? was hilft? – Patienteninformation auf Basis der S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen, Kapitel „Insomnie bei Erwachsenen“ – Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Im Auftrag von: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Bundesärztekammer (BÄK) – AWMF-Register-Nr. 063/003 Klasse S3 – URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/063-003p2_S3_Insomnie-Erwachsene_2018-02-verlaengert.pdf