Mit Familie und spezifischer Therapie zurück ins Leben ▷ Erfahrungsbericht - „Hohes Alter schützt nicht vor Schlaganfall-Genesung.“
Helmut Gruhn mit Familie Heil
„Trifft Dich der Schlag, gib Dich nicht geschlagen!“
Das ist das Motto von Hans Heil, 89 Jahre, aus Hanau-Erlensee nach seinem Schlaganfall. Der Unternehmer einer Autowerkstatt mit Tankstelle hatte mit einem Schlag seine Selbständigkeit verloren: Pflegebett, Rollstuhl und Verlust der Nahrungsaufnahme und des Sprechens.
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ein Leben lang jammern und klagen oder einen neuen Lebensentwurf entwickeln, Aufstehen und sehen, wie weit ich mit meinen Möglichkeiten kommen kann.
Der gebürtige Hanauer, Hans Heil, hatte sich vor sechs Jahren nach seinem Schlaganfall für das AUFSTEHEN entschieden. Aufgeben war in seinem bisherigen Leben nie eine Option und jetzt erst recht nicht!
Vor 62 Jahren hat er sein heutiges, mittelständisches Unternehmen mit seiner Frau gegründet und eine starke Familie aufgebaut.
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Drei Kinder, sieben Enkelkinder, sechs Urenkel und zwei Riesen-Schäferhunde haben bisher alle Höhen und Tiefen überstanden.
Die Entscheidung, den vitalen Senior-Chef ins Pflegeheim zu geben oder nach Hause zu holen, war schnell gefallen.
Genau 70 Jahre ist das Ehepaar Heil verheiratet und dieses Jahr feiern sie Gnaden-Hochzeit. Das Versprechen “in guten wie in schlechten Zeiten“ hat hier Bestand.
Treibende Kraft ist seine 87-jährige Ehefrau Karin, in einem Obst- und Gemüsebetrieb aufgewachsen und ein echtes „Hanauer Marktweib“, mit viel Herz.
Leider waren die ersten drei Jahre in der Reha und in der ambulanten Therapie ohne Perspektive und erfolglos.
Dann kam der Zufall zur Hilfe. Eine langjährige Kundin erzählte ihnen von einem erfahrenen Schlaganfall-Therapeuten in Hainburg-Hainstadt. Hier bietet der Physiotherapeut Helmut Gruhn ein erfolgversprechendes Behandlungskonzept nach Schlaganfall an: „Back to life“.
In seinem „Perzeptionshaus“ therapiert er seit mehr als 30 Jahren ausschließlich Schlaganfall-Patienten. Das Besondere an „Back to life” sind die längeren Therapiezeiten und die kürzeren Abstände dazwischen.
Grundlage ist das Bobath-Konzept, ein rehabilitativer Ansatz in der Therapie von Patienten mit Schädigungen des Gehirns. Es gilt als das weltweit am meisten praktizierte und erfolgreichste Konzept in der neurologischen Rehabilitation.
Das Ziel ist, Voraussetzungen für einen selbstständigen Alltag des Patienten mit einem hohen Maß an Lebensqualität zu schaffen.
Deswegen behandelt Gruhn seine Patienten nicht nur im Therapiezentrum, er geht mit ihnen gerne dahin, wo sie sich gerne aufhalten: in ihren Alltag und zu ihren Hobbys.
Beim ersten Termin erschien das Ehepaar Heil in einem schicken Alpenlook und voller Hoffnung im Perzeptionshaus. Gruhn war sehr beeindruckt von der positiven Ausstrahlung und Willenskraft und wusste intuitiv, hier geht noch was.
Die Ziele im Alltag waren schnell definiert: Wieder laufen können, rechten Arm einsetzen und Urlaub in den geliebten Alpen in Kufstein.
„Das Potenzial dazu ist absolut vorhanden“, sagte Gruhn nach einer Stunde, als Herr Heil unter den staunenden Augen seiner Frau mit der „gelähmten Hand“ aus einer Flasche getrunken hatte.
„Unglaublich“ sagte seine Frau mit feuchten Augen und drückte ihren Mann.
Sie fragte, warum das in den drei Jahren noch niemand entdeckt hatte.
Dazu die Antwort von Helmut Gruhn:
“Der Schlaganfall ist eine komplexe Erkrankung und braucht für die Therapie Zeit, Wissen und jede Menge Erfahrung.“
Gruhn kann verstehen, dass fehlende Erfahrung nicht das Potenzial finden lässt. Aber warum man den Patienten dann nicht zu einem erfahrenen Kollegen/-in weiterleitet, ist schwer zu verstehen.
Ein ganz wichtiger Faktor für erfolgreiche Rehabilitation ist das Umfeld des Patienten. Die Ehefrau – ein wahres Energiebündel, die alles für Ihren Mann tut, organisiert, Hilfestellung gibt und therapeutische Anweisungen im Alltag umsetzt.
Hinter den Beiden steht unterstützend die ganze Familie, wobei es ein Vorteil ist, dass das Eigenheim direkt neben der Werkstatt ist und nachts von den Schäferhunden bewacht wird.
„Wenn man zwischen den Autos über den Hof, vorbei an der großen Werkstatt geht, spürt man die tolle Atmosphäre in diesem Familienbetrieb“, so Gruhn bei einem Hausbesuch.
Mittlerweile hat Herr Heil Fortschritte gemacht: er kann seine betroffene Hand einsetzen, alleine aufstehen, stehen, mit dem Rollator in Begleitung gehen und fährt jetzt sogar schon wieder eine Woche in den Urlaub nach Kufstein, mit dem Enkel als Chauffeur.
Fazit: „Das Gehirn kann alles, außer aufgeben!“
Dass dabei das Alter eines Menschen absolut keine Rolle spielt, zeigt die Familie Heil!
Leider ist es für viele Schlaganfall-Patienten immer noch sehr schwierig, eine optimale ambulante Versorgung zu finden.
Die deutschlandweit gravierenden Versorgungsengpässe könnten verbessert werden, wenn jeder an der Rehabilitation Beteiligte mithilft.
Dann hätten Schlaganfall-Betroffene mehr Lebensqualität und könnten – wie die Heils – ihren geliebten frischen Spargel mit selbstgemachter grüner Soße genießen.
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Autor
Helmut Gruhn ist seit mehr als 50 Jahren Physiotherapeut und auf die Therapie zerebraler neurologischer Ausfälle bei Erwachsenen spezialisiert. Als Bobath-Instruktor entwickelte er das Therapiekonzept “Back-to-Life” für Schlaganfall-Betroffene. Er leitet Fortbildungen und Seminare für Therapeuten und Ärzte und ist als Supervisor für neurologische Kliniken tätig. 2004 gründete er das Perzeptionshaus – ein Therapie- und Fortbildungszentrum für neurologische Rehabilitation. [mehr]