Herzfrequenzvariabilität (HRV) zur Vorhersage von Schlaganfällen und deren Folgen ▷ Meta-Studie
In diesem Artikel:
Was ist die Herzfrequenzvariabilität (HRV)?
Das Herz schlägt nicht immer im selben Takt, sondern passt sich den körperlichen und seelischen Belastungen des Körpers an. Diese Anpassung wird durch das autonome Nervensystem gesteuert.
Beispielsweise schlägt das Herz beim Einatmen minimal schneller als beim Ausatmen. Die Herzfrequenz-Variabilität (englisch: Heart Rate Variability, HRV) beschreibt die Variabilität der Zeitabstände zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen.
Die Variabilität der Herzfrequenz spiegelt wider, wie anpassungsfähig das autonome Nervensystem auf äußere und innere Reize reagiert. Beispiele sind der Anstieg der Herzfrequenz bei sportlichen Aktivitäten oder im Rahmen von Angst- oder Panikzuständen.
Das autonome Nervensystem ist ein Teil des Nervensystems, welches unbewusst eine Vielzahl von Körperfunktionen steuert. Dazu gehören beispielsweise auch Stoffwechselfunktionen, die Atemfrequenz oder die Regulation der Gefäßweite.
Eine hohe Herzfrequenz-Variabilität schützt die Gesundheit. Eine niedrige Herzfrequenz-Variabilität gilt hingegen als Indikator für die Entwicklung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Methodik
Dieses Review fasst die Ergebnisse von Studien zusammen, welche den Nutzen der HRV als Biomarker für Schlaganfall-Ereignisse und dessen Folgen untersuchten.
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Bei dieser Publikation handelt es sich um ein Review, also eine Übersicht bzw. Zusammenfassung der Ergebnisse mehrerer Studien zum Thema HRV. Für dieses Review fanden sich nach Prüfung der Qualität 22 passende Studien.
Die Studien wurden in zwei Kategorien unterteilt. Die eine Hälfte untersuchte den Zusammenhang zwischen der Herzfrequenzvariabilität und dem Auftreten von Schlaganfällen. Der andere Teil untersuchte die Aussagekraft der HRV hinsichtlich Folgen oder Komplikationen nach einem Schlaganfall.
Die Ergebnisse
Es gibt gute Hinweise, dass die Variabilität der Herzfrequenz als Indikator für das Schlaganfallrisiko dienen kann.
Neben der Abschätzung des Schlaganfallrisikos kann die HRV auch Hinweise auf den Ort der Schädigung im Gehirn geben. War die Schädigung in der rechten Gehirnhälfte, zeigten sich Änderungen in der Variabilität der Herzschläge, die bei Schädigungen in der linken Gehirnhälfte nicht auftraten.
Außerdem lassen sich durch die Bestimmung der Herzfrequenzvariabilität die Folgen eines Schlaganfalls besser abschätzen. So kann die Überlebenschance nach einem zweiten Schlaganfall besser abgeschätzt werden. Zudem lässt sich vorhersagen, inwieweit die Hirnfunktionen durch einen Schlaganfall eingeschränkt sind.
Infolgedessen lässt sich genauer voraussagen, ob und inwieweit die Motorik oder Wahrnehmungs- und Denkprozesse einer Person eingeschränkt sein werden.
Fazit und Ausblick
Die Messung der Variabilität der Herzfrequenz bietet sich als nicht-invasives Verfahren an, um die Prognosen für das Auftreten von Schlaganfällen und seiner Folgen zu verbessern. Die HRV-Analyse lässt sich damit begleitend als wertvolles Instrument einsetzen.
Inzwischen gibt es im Handel zahlreiche Apps, Smartwatches und Fitness-Armbänder, die das Messen der eigenen Herzfrequenzvariabilität ermöglichen. Allerdings weisen die meisten Hersteller darauf hin, dass die so gewonnen Daten noch nicht für medizinische Zwecke verwendet werden sollten. Die Anbieter arbeiten aber intensiv an der Verbesserung der Datenqualität.
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Autorin
Marieke Theil, M.Sc. hält einen Master of Science in Molecular Nutrition und hat sich in Gesundheitspsychologie weitergebildet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das kardiovaskuläre Risiko befasst. Damit verfügt sie über ein fundiertes Verständnis der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. [mehr]
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Quellen
- Heart Rate Variability as a Biomarker for Predicting Stroke, Post-Stroke Complications and Functionality – Autoren: Lees, Ty, Fatima Shad-Kaneez, Ann M Simpson, Najah T Nassif, Yiguang Lin, Sara Lal – Publikation: Biomarker Insights, 13 (2018) – DOI: 10.1177/1177271918786931