Hypotonie – zu niedriger Blutdruck ▷ Symptome und Behandlung
In diesem Artikel:
Was ist eine Hypotonie?
Als Hypotonie bezeichnet man Blutdruckwerte unterhalb von 100/60 mmHg. Im Gegensatz zur Hypertonie besteht jedoch nur beim Auftreten von Beschwerden Handlungsbedarf von ärztlicher Seite.
Die arterielle Hypotonie (oder Hypotension), ist ein für die Aufrechterhaltung normaler Körperfunktionen zu niedriger Blutdruck und gemäß der ICD-10-Klassifizierung eine Erkrankung des Kreislaufsystems.
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In Bezug auf das Gefäßsystem des Menschen beschreibt Hypotonie einen Blutdruck, der in Ruhe dauerhaft unter einer definierten Normgrenze liegt. In Deutschland bezieht sich die arterielle Hypotonie üblicherweise auf einen Blutdruck kleiner als 100/60 mmHg.
Formen der Hypotonie
Idiopathische Hypotonie
Die häufigste Form der Hypotonie ist die idiopathische Hypotonie, d. h., ihre Ursache ist unklar.
Symptomatische Hypotonie
Als symptomatische Hypotonie bezeichnet man einen niedrigen Blutdruck, der auf eine klar definierbare Ursache wie eine Erkrankung (z. B. Hypothyreose, Kardiomyopathien, im Rahmen von Infektionen etc.) oder Medikamenteneinnahme (z. B. Betablocker) zurückzuführen ist.
Sie tritt häufig auch bei schlanken oder untergewichtigen Menschen im Teenager-Alter auf.
Besonders schlanke, zierliche Frauen sind häufig von niedrigem Blutdruck betroffen. Dies hat mehrere Ursachen. Einerseits verlieren Frauen durch die Periode jeden Monat Blut. Das geringere Blutvolumen hat einen Druckabfall in den Gefäßen und Beschwerden wie Schwindel und Kopfschmerzen zur Folge.
Besonders während der Pubertät kommt es aufgrund der hormonellen Schwankungen, des schnellen Wachstums und der körperlichen Umstellung bei Mädchen besonders häufig zu niedrigem Blutdruck, dauerhafter Müdigkeit und Ohnmachtsanfällen.
Da viele Frauen im gebärfähigen Alter (zwischen ca. 15 und 45 Jahren) eine Tendenz zu hypotonen Blutdruckwerten aufweisen, diskutiert die Wissenschaft eine Schutzfunktion gegenüber dem Ungeborenen vor zu hohen Blutdruckwerten der Mutter, denn diese können die Blutversorgung der Plazenta verringern, sodass dem Fötus weniger Sauerstoff und Nährstoffe zugeführt werden, was wiederum zu einem verringerten Wachstum des Fötus und/oder einer Frühgeburt führen kann.
Einen insbesondere bei älteren Menschen vorkommenden Blutdruckabfall nach dem Essen bezeichnet man als postprandiale Hypotonie.
Orthostatische Hypotonie
Die orthostatische Hypotonie, (von griech. Orthostase: aufrechter Stand), wird auch als orthostatische Dysregulation oder Orthostase-Syndrom bezeichnet.
Bei der orthostatischen Hypotonie liegt eine Fehlfunktion der Orthostase-Reaktion vor. Diese Reaktion sorgt bei Gesunden dafür, dass das Herz-Kreislaufsystem auch in aufrechter Stellung einwandfrei arbeitet. Durch die Fehlfunktion bei der orthostatischen Hypotonie treten in aufrechter Stellung Zeichen wie Vertigo (Schwindel), Herzrasen, Übelkeit und Schwäche auf, die zum Hinsetzen oder -legen zwingen, worunter die Beschwerden rasch nachlassen.
Bei manchen Betroffenen treten kreislaufbedingte Synkopen (kurzdauernde Bewusstlosigkeit) auf. Der Ruheblutdruck im Liegen oder Sitzen kann unabhängig von der orthostatischen Dysregulation erniedrigt, normal oder erhöht sein.
Symptome
- Blässe, kalte Hände und Füße
- Zittern
- rasche Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwäche
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Tachykardie (zu schneller Herzschlag)
- Kollapsneigung, Synkopen (Ohnmachtsanfälle)
Von größter Bedeutung ist das Auftreten von kurzen Ohnmachtsanfällen. Durch den – im Vergleich zum Idealwert (120/80 mmHg) – niedrigen Blutdruck kann es zu einer Minderversorgung des Gehirns mit sauerstoffreichem Blut und dadurch zur Bewusstlosigkeit kommen, die häufig zu Stürzen und damit verbundenen Verletzungen führt.
Behandlung
Die Therapie orientiert sich an der vorliegenden Hypotonie-Form sowie am Schweregrad der bestehenden Beschwerden. Ziele sind die Normalisierung des Blutdrucks, die Linderung von Beschwerden sowie die Behandlung zugrundeliegender Erkrankungen.
Bei gesunden Menschen muss niedriger Blutdruck, der keine relevanten Beschwerden verursacht, nicht behandelt werden.
Allgemeine Maßnahmen
- regelmäßige körperliche Bewegung
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2,5 bis drei Liter/Tag)
- ausgewogene Ernährung mit erhöhtem Salzgehalt (im Gegensatz zur Empfehlung bei Bluthochdruck)
- Erkennen und Vermeiden von Situationen, welche den Blutdruck senken (z. B. Übermüdung und Überlastung, rasches Aufstehen nach längerem Sitzen oder Liegen, Aufregung, Stress)
- Entspannungstechniken zur Stressbewältigung
- Befolgung von Verhaltensregeln bzw. Mitwirken bei der Therapie bei zugrunde liegenden Erkrankungen
Medikamente
Wenn mit den allgemeinen Lebensstil- bzw. Verhaltensmaßnahmen keine ausreichende Besserung der Beschwerden erreicht wird, können zusätzlich Medikamente (Antihypotonika) zum Einsatz kommen.
Diese erhöhen den Blutdruck beispielsweise durch Verengung peripherer Gefäße, Erhöhung des Herzzeitvolumens durch Steigerung der Kontraktilität des Herzens, Erhöhung des Venentonus oder Steigerung des Plasmavolumens:
- Sympathomimetika, die Alpha- und Beta-Rezeptoren gleichzeitig stimulieren, z. B. Ameziniummetilsulfat (indirektes Sympathikmimetikum) und Etilefrin (direktes Sympathikmimetikum)
- Analeptika, z. B. Koffein und Sympathomimetika vom Amphetamintyp (sog. Weckamine)
- Dihydroergotamin (ein Mutterkornalkaloid, das den Venentonus steigert)
- sog. Kreislaufmittel (allgemein zur Blutdruckregulation), Herz-Kreislauf-Tropfen z. B. Korodin® oder Homviotensin®
- Mineralokortikoide wie Fludrocortison (nur in Ausnahmefällen bei endokrinologischer Dysregulation infolge von Nebennierenrindeninsuffizienz)
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Autor
Dr. med. Mark Dankhoff ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Diabetologische Grundversorgung, Hypertensiologie DHL, Adiposiologie DAG/AGA/DDG, Adipositas-Trainer AGA, Medizinischer Berater. Sein Schwerpunkt ist die Prävention und Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen. Seit 2021 ist er als Medical Advisor freiberuflich tätig. Dr. med. Mark Dankhoff ist Gründungsmitglied des „Im Puls. Think Tank Herz-Kreislauf e.V.“. [mehr]
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Quellen
- Hypotonie. In: Alexander und Konstantin Bob (Hrsg.): Innere Medizin. S. 744–745. Thieme Verlag, Stuttgart 2001. ISBN 3-13-128751-9.
- Consilium Cedip Practicum 2006, Handbuch für Diagnose und Therapie, 28. Auflage, JMS Verlag, Köln, ISBN 3-9810440-1-0.
- Eberhard Hackenthal: Behandlung der Hypotonie und des Schocks. In: Eckard Oberdisse, Eberhard Hackenthal und Klaus Kuschinsky (Hrsg.): Pharmakologie und Toxikologie, 3. Auflage (2002), Springer Verlag, ISBN 3-540-41993-4 und ISBN 978-3-540-41993-8, S. 395.
- Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2017, S. 315–316.
- Hubert Mörl: Gefäßkrankheiten in der Praxis, Edition Medizin, Weinheim, Deerfield Beach, Florida, und Basel 1983, ISBN 3-527-15079-X.
- Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 266. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin, Boston, 2014, S. 980, ISBN 978-3-11-033997-0.
- W. von Scheidt und P. Trenkwalder: Chronische Arterielle Hypotonie. In: Gerhard Steinbeck und Gustav Paumgartner (Hrsg.): Therapie Innerer Erkrankungen. 11. Auflage (2005), Springer Verlag, ISBN 978-3-540-26504-7. S. 232 ff.