Die Kosten des Schlaganfalls ▷ Zahlen, Daten, Statistik
In diesem Artikel:
- Gesamtkosten in 32 europäischen Ländern
- Länderspezifische Unterschiede
- Wie werden sich die Kosten bis 2040 entwickeln?
- Ausgaben nach Gesundheitsbereichen
- Wie können Kosten eingespart werden?
Wichtige Kostenfaktoren der Schlaganfallversorgung
Ein Schlaganfall verursacht enorme Kosten. Wie hoch die Kosten im Jahr 2017 in 32 europäischen Ländern waren und wie sie sich voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten entwickeln, zeigt ein ausführlicher Bericht der Stroke Alliance for Europe (SAFE). Wichtige Kostenfaktoren finden sich überwiegend in diesen Bereichen:
- Akutbehandlung als Notfall, Rehabilitation, ärztliche und therapeutische Nachsorge
- Pflege in geeigneten Einrichtungen, professionelle ambulante Pflege oder sehr häufig auch Pflege durch Bezugspersonen ohne pflegerische Ausbildung, zum Beispiel Familienangehörige
- Soziale Betreuung
- Verlorene Arbeitsproduktivität durch schlaganfallbezogene Behinderung oder Tod
Einige Kosten, die durch einen Schlaganfall entstehen, sind offensichtlich. Dazu zählen Leistungen durch die Kranken- und/oder Rentenversicherung, wie beispielsweise Untersuchungen und Behandlungen durch Ärzte und Therapeuten. Darüber hinaus gibt es aber auch versteckte Kosten. Diese finden sich unter anderem in der unbezahlten Pflege durch Familienangehörige.
Die unbezahlte Pflege durch Angehörige spart zunächst Kosten im Gesundheitssystem ein. Wird die Pflege jedoch zur Belastung für den Angehörigen, kann dies Auswirkungen haben. Er kann unter Umständen seiner eigenen Erwerbstätigkeit nicht mehr in gewohntem Umfang nachgehen.
Hinzu kommen weitere indirekte Kosten in der Gesundheitsversorgung: Erfährt der Angehörige durch die Pflege eines Schlaganfall-Patienten körperliche und psychische Belastungen, nimmt er unter Umständen medizinische Unterstützung in Anspruch. Diese kostet wiederum Geld.
Die Gesamtkosten der Schlaganfallversorgung in 32 europäischen Ländern
Im Jahr 2017 setzten sich die Gesamtkosten von 60 Milliarden Euro für die Schlaganfallversorgung in 32 untersuchten europäischen Ländern – den EU-Ländern, Island, Israel, Norwegen, Schweiz und Vereinigtem Königreich – wie folgt zusammen:
Prozentualer Anteil an den Gesamtkosten für die Schlaganfallversorgung nach Bereich
- Gesundheitskosten: etwa 45 Prozent
- Informelle Pflege durch beispielsweise Angehörige: etwa 27 Prozent
- Produktivitätsverlust durch Behinderung oder Tod: 20 Prozent
- Soziale Pflege durch Pflegeheime und Krankenhäuser: etwa 8 Prozent
Die Gesamtkosten für die Schlaganfallversorgung in europäischen Ländern im Jahr 2017 beliefen sich auf 60 Milliarden Euro. Infografik modifiziert in Anlehnung an die Zusammenfassung der Schlaganfallkosten durch die Stroke Alliance for Europe und der University of Oxford.1
Die Gesamtkosten für die Schlaganfallversorgung in europäischen Ländern im Jahr 2017 beliefen sich auf 60 Milliarden Euro. Infografik modifiziert in Anlehnung an die Zusammenfassung der Schlaganfallkosten durch die Stroke Alliance for Europe und der University of Oxford.1
Bei diesen Kosten sind weitere Faktoren, wie beispielsweise Essen auf Rädern, Unterstützung durch Sozialarbeiter und bauliche Anpassungen des Zuhauses nicht berücksichtigt.
Länderspezifische Unterschiede
Die Zusammensetzung der Kostenanteile für die jeweiligen Versorgungsbereiche ist abhängig vom jeweiligen europäischen Land. Unterschiede entstehen vor allem durch den Wohlstand des jeweiligen Landes.
Welche europäischen Länder geben am meisten für Schlaganfälle aus?
Die fünf bevölkerungsreichsten Länder Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und das Vereinigte Königreich verursachen bereits 71 Prozent aller schlaganfallbezogenen Gesundheitsausgaben in Europa.
Verteilung der schlaganfallbezogenen Gesundheitskosten in Europa. Einkommens- und bevölkerungsstarke Länder wie Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich verursachen bereits 71 Prozent der Kosten.
Land | Ausgaben 2017 für die Schlaganfallversorgung [Mrd. Euro] |
---|---|
Deutschland | 9,1 |
Italien | 3,1 |
Vereinigtes Königreich | 2,8 |
Frankreich | 2,1 |
Spanien | 1,7 |
Die Zahlen zeigen, dass Deutschland mit Abstand am meisten für die Schlaganfallversorgung ausgibt, gemessen an den Gesamtkosten der 32 untersuchten europäischen Länder.
Einkommensschwache Länder investieren anteilig stärker in die Schlaganfallversorgung
Durchschnittlich machten die Schlaganfallkosten 1,7 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben der europäischen Länder aus. Allerdings gab es hier sehr große Unterschiede zwischen den Ländern.
Die einkommensschwächeren Länder gaben im Vergleich mit einkommensstärkeren Ländern einen größeren Anteil ihres Gesundheitsbudgets für die Schlaganfallversorgung aus:
Land | Anteil der Schlaganfallkosten am Gesamt-Gesundheitsbudget [%] |
---|---|
Westeuropäische Länder | |
Dänemark | 0,58 |
Schweiz | 0,75 |
Osteuropäische Länder | |
Ungarn | 3,42 |
Estland | 4,34 |
Geschätzte Entwicklung der Kosten in Europa bis zum Jahr 2040
Die europäische Bevölkerung wird in den nächsten 50 Jahren älter. Die Geburtenraten sinken und die Zahl der erwerbsfähigen Menschen nimmt ab. Der Anteil der Bevölkerung von Menschen, die älter als 65 Jahre alt sind, nimmt stetig zu.
Durch diese Entwicklung wird es zu einer Zunahme der Patienten kommen, die von einem Schlaganfall und seinen Folgen betroffen sind. Dies bedeutet steigende Kosten für Behandlung und Pflege.
Die geschätzte Zahl derjenigen Menschen, die mit einem Schlaganfall leben, wird in Europa von 9 Millionen im Jahr 2017 auf 12 Millionen im Jahr 2040 steigen. Das bedeutet eine Zunahme um ein Drittel.
Geschätzte Zunahme an Schlaganfall-Patienten in Europa bis zum Jahr 2040.
Das wird sich deutlich in den Kosten der Schlaganfallversorgung niederschlagen: In den nächsten 23 Jahren wird ein Kostenzuwachs um nahezu 50 Prozent der Kosten von 2017 erwartet.
Schätzkosten der Schlaganfallversorgung für die europäische Bevölkerung bis 2040 basierend auf den tatsächlichen Kosten im Jahr 2017.
Ausgaben für die Schlaganfallversorgung nach Gesundheitsbereichen
Für die 32 europäischen Länder, die in der Auswertung berücksichtigt wurden, verteilten sich im Jahr 2017 die Ausgaben wie folgt auf unterschiedliche Gesundheitsbereiche:
Krankenhaustage
Den größten Anteil der Kosten verursachten insgesamt 25.581.000 in Anspruch genommene Krankenhaustage, die aufgrund eines Schlaganfalls notwendig waren. Allein in diesem Bereich wurde das Budget mit 16,4 Milliarden Euro belastet. Deutschland gab mit 6,4 Milliarden Euro am meisten für die stationäre Behandlung von Schlaganfällen aus.
Ambulante Arztbesuche
Mit 4,7 Milliarden Euro wurde das Gesundheitsbudget 2017 durch insgesamt 62.606.000 ambulante Arztbesuche belastet. Deutschland verursachte hiervon 1,4 Milliarden Euro.
Häusliche Pflege und Wohnheim-Betreuung
Ebenso 4,7 Milliarden Euro wurden für die häusliche Pflege oder Wohnheim-Betreuung von Schlaganfall-Patienten ausgegeben. Diese nahmen insgesamt 43.168.000 Patienten in Anspruch. Deutschland gab mit 866 Millionen Euro am meisten für die soziale Betreuung von Schlaganfallpatienten aus.
Hausarztbesuche
Insgesamt 97.674.000 Hausarztbesuche aufgrund eines Schlaganfalls kosteten die untersuchten europäischen Länder 3,3 Milliarden Euro. Die Hälfte dieser Kosten wurden alleine durch Deutschland und Spanien verursacht.
Medikamente
Für die Vorbeugung und Behandlung eines Schlaganfalls wurden im Jahr 2017 1,3 Milliarden Euro von den Europäern ausgegeben. Der größte Anteil entfiel mit 61 Prozent der Gesamtkosten auf die Länder Frankreich, Spanien, Niederlande, Deutschland und Italien.
Notfallversorgung
Etwa 6.202.000 Schlaganfall-Patienten wurden für insgesamt 919 Millionen Euro als Notfall in einer Klinik oder Stroke Unit versorgt.
Prozentuale Kostenanteile schlaganfallbezogener Kosten in den 6 Bereichen der europäischen Gesundheitsversorgung im Jahr 2017. Die stationäre Krankenhausversorgung machte den größten Kostenanteil mit 61,5 % aus, gefolgt von der ambulanten Versorgung mit 17,6 %, der medizinischen Grundversorgung mit 12,5 %, den Medikamenten mit 4,9 % und der Notfallversorgung mit 3,5 %.
Die Kosten eines Schlaganfalls durch pflegende Angehörige
Die Kosten für die Pflege der Schlaganfall-Patienten in Europa durch deren Angehörige – die sogenannte informelle Pflege – wurden für 2017 auf 16 Milliarden Euro geschätzt. Die europaweit höchsten Kosten in diesem Bereich hatte Deutschland mit 5 Milliarden Euro. Das entspricht etwas mehr als 31 Prozent.
Der Kostenanteil durch informelle Pflege unterscheidet sich stark in verschiedenen europäischen Ländern.
Verlorene Arbeitsproduktivität durch einen Schlaganfall verursacht ebenfalls Kosten
Fällt die Arbeitskraft eines Schlaganfall-Patienten durch Behinderung oder Tod weg, schlägt sich das in einem Produktivitätsverlust nieder. Dieser verursacht Kosten.
In den 32 untersuchten europäischen Ländern verstarben im Jahr 2017 438.000 Patienten an den Folgen eines Schlaganfalls. Das entspricht umgerechnet dem Verlust von 286.000 potenziellen Arbeitsjahren. Dieser Verlust verursachte 2017 in den europäischen Ländern insgesamt 6,2 Milliarden Euro an Kosten.
Zusätzlich entstand 2017 insgesamt ein Verlust von 38 Millionen Arbeitstagen durch vollständiges oder teilweises Fehlen bei der Arbeit infolge eines Schlaganfalls. Dieser Verlust wurde auf 6,3 Milliarden Euro geschätzt.
Insgesamt belaufen sich die Kosten, die durch einen Verlust an Produktivität entstanden sind, somit auf 12,5 Milliarden Euro. Alleine 1,5 Milliarden Euro von diesen entstanden in Deutschland durch den vorzeitigen Tod von Arbeitskräften.
Vergleich von Deutschland und seinen direkten Nachbarländern in Bezug auf die verlorenen Arbeitsjahre durch den vorzeitigen Tod infolge eines Schlaganfalls. Deutschland zeigt den größten Verlust mit 39 verlorenen Arbeitsjahren.
Wie werden sich die Kosten bis 2040 entwickeln?
Aus den Schätzungen der neu auftretenden Schlaganfälle und der Anzahl von Schlaganfall-Betroffenen bis 2040 kann abgeleitet werden, wie sich die Gesamtkosten für die Schlaganfallversorgung entwickeln werden.
Folgende Entwicklungen können aus den Zahlen abgeleitet werden:
- Zwischen 2017 und 2030 werden die Gesamtkosten um 25 Euro/Einwohner steigen.
- Zwischen 2017 und 2035 sind es bereits 33 Euro/Einwohner.
- Bis zum Jahr 2040 wird mit einer Steigerung der Gesamtkosten um 42 Euro/Einwohner gerechnet!
Wie auch bei dem in die Schlaganfallversorgung investierten Anteil des gesamten Gesundheitsbudgets gibt es bei der Entwicklung der Gesamtkosten große Unterschiede zwischen den einzelnen europäischen Ländern.
Wie können Kosten in Vorbeugung, Akutbehandlung und Nachsorge eines Schlaganfalls eingespart werden?
In jedem Bereich der Schlaganfall-Versorgung besteht grundsätzlich Potenzial zur Kostensenkung.
Kostenersparnis durch vorbeugende Behandlung von Patienten mit Vorhofflimmern
Eine wichtige Möglichkeit, das Gesundheitssystem zu entlasten, besteht in der Vorbeugung von Schlaganfällen. Ein gutes Beispiel hierfür ist einer der Haupt-Risikofaktoren für den Schlaganfall: Das Vorhofflimmern. Bei Patienten mit dieser Herzrhythmusstörung ist das Auftreten eines Schlaganfalls begünstigt. Bislang erhält jedoch nur ein Bruchteil der Patienten mit Vorhofflimmern vorbeugend gerinnungshemmende Medikamente.
Berechnungen zufolge können durch routinemäßigen Einsatz des Gerinnungshemmers Warfarin bei Patienten mit Vorhofflimmern alleine 7 Milliarden Euro in 5 Jahren durch vermiedene Schlaganfälle und reduzierte Pflegekosten eingespart werden.
Beim routinemäßigen Einsatz von neuen oralen Antikoagulanzien (NOAC) als Alternative zum Warfarin hängt die Kosteneffektivität vom jeweiligen Land ab, weil NOAC deutlich mehr kosten als Warfarin:
- In wohlhabenden Ländern wie zum Beispiel Deutschland, Norwegen oder Schweiz führen NOAC zu langfristigen Kosteneinsparungen.
- In weniger wohlhabenden Ländern wie beispielsweise Bulgarien, Ungarn oder Rumänien können die anfänglich höheren Therapiekosten die Einführung der NOAC erschweren. Warfarin bleibt in diesem Fall die kosteneffizientere Option.
Warfarin | Neue orale Antikoagulanzien (NOAC) |
---|---|
Günstige Herstellungskosten, da der Wirkstoff nicht mehr dem Patentschutz unterliegt | Teure Herstellungskosten, da bestimmte Präparate noch patentrechtlich geschützt sind |
0,04 €/Tag plus 0,05 € für die Anfangsdosis | Je nach Wirkstoff zwischen 1,93 € für Dabigatran und 2,16 € für Apixaban |
5-Jahres-Kosten von durchschnittlich 51,40 € pro Patient | 5-Jahres-Kosten von durchschnittlich 1.344 € pro Patient |
Kosten durch regelmäßige Überwachung des INR-Wertes anhand Blutuntersuchungen | Langfristig Einsparung von Kosten, da keine Laborüberwachung erforderlich ist |
Niedrigere Medikamentenkosten, aber höhere Kosten durch Komplikationen wie beispielsweise Blutungen | Höhere Medikamentenkosten, aber geringe Gesamtkosten durch seltene Komplikationen |
Fazit: Anfänglich günstig in den Medikamentenkosten, aber Folgekosten durch erforderliche Laborkontrollen und Komplikationen | Fazit: Anfänglich teurer, aber langfristige Kostenersparnis durch weniger Nebenwirkungen und da keine Laborüberwachung erforderlich ist. |
Allgemein kann man sagen: Eine verstärkte Früherkennung und Behandlung von Vorhofflimmern hat unabhängig von der Wahl des gerinnungshemmenden Medikaments große gesundheitliche und finanzielle Vorteile.
Kostensenkung durch Optimierung der Akutbehandlung
Die Thrombektomie ist eine wichtige Behandlungsmethode in der Akutbehandlung des Schlaganfalls. Bei diesem Eingriff wird ein Blutgerinnsel mechanisch mit Hilfe eines Katheters aus dem betroffenen hirnversorgenden Blutgefäß entfernt.
Gegenüber der Standardbehandlung können mit Durchführung der Thrombektomie bei allen in Frage kommenden Patienten über einen Zeitraum von 5 Jahren 1 Milliarde Euro eingespart werden. Die mechanische Thrombektomie verursacht 11 Milliarden Euro an Gesundheits- und Sozialkosten verglichen mit 12 Milliarden Euro für die Standardtherapie.
Die Einsparungen durch die Thrombektomie als Verfahren der Wahl in der Akutversorgung sind in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz besonders hoch:
- Deutschland: 435 Millionen €
- Vereinigtes Königreich: 80 Millionen €
- Schweiz: 61 Millionen €
In osteuropäischen Ländern wie beispielsweise Bulgarien, Kroatien und Polen hat die Thrombektomie keine Kosteneinsparung zur Folge. Die Kosten der Behandlung übersteigen hier die Einsparungen im Bereich der Gesundheits- und Sozialkosten.
Zusammenfassend verursacht die mechanische Thrombektomie anfänglich hohe Kosten. Auf lange Sicht kann sie dennoch Kosten senken. In Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen sind die erforderlichen Investitionen nicht kostensparend. Das kann dazu führen, dass die Thrombektomie nicht flächendeckend als Behandlung der Wahl eingeführt wird.
Die Förderung der gemeindebasierten Rehabilitation senkt die Schlaganfallkosten
Im Jahr 2017 kamen 59 Prozent aller Schlaganfall-Patienten in Europa für eine gemeindebasierte Rehabilitation (Community-based Rehabilitation, CBR) in Frage. Dieser Ansatz soll Schlaganfall-Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine Rehabilitation in ihrem gewohnten Lebensumfeld ermöglichen.
Die Rehabilitation findet nicht in spezialisierten Einrichtungen statt, sondern in der Gemeinde, nahe am Wohnort des Patienten. Ein Team aus Gesundheitsfachkräften, Therapeuten, Sozialarbeitern und ehrenamtlichen Helfern arbeitet zusammen. Familienangehörige und Nachbarn werden aktiv eingebunden. Es werden vorhandene Ressourcen in der Gemeinde für die Rehabilitation genutzt.
Pro Patient kostet diese Form der Rehabilitation durchschnittlich 1.270 Euro und ist damit zunächst teurer als die derzeitige Praxis mit 762 Euro. Dennoch spart die gemeindebasierte Rehabilitation letztendlich Kosten durch Einsparungen bei den Gesundheits- und Sozialkosten, den Krankenhauskosten nach der Akutbehandlung und den gesellschaftlichen Gesamtkosten. Zu letzteren zählen auch die Kosten durch pflegende Angehörige und Arbeitskraftverlust aufgrund von Behinderung oder Tod in Folge eines Schlaganfalls.
In Europa könnten über einen Zeitraum von 5 Jahren Kosten von 295 Millionen Euro eingespart werden.
Was bedeuten die Zahlen für die Schlaganfallversorgung in Europa?
Die Daten der 32 untersuchten europäischen Länder zeigen deutlich, dass die Schlaganfallversorgung mit enormen Kosten verbunden ist. Mehr noch: Die Kosten, die sich daraus in den folgenden Jahrzehnten herleiten, liegen weitaus höher. Gründe hierfür liegen vor allem in der Alterung der Gesellschaft und dem Verlust von Arbeitskräften im erwerbsfähigen Alter aufgrund der Folgen eines Schlaganfalls. Wie können die europäischen Länder also künftig Kosten einsparen?
Ein möglicher Weg ist die Verbesserung der Schlaganfallbehandlung und -pflege. Der eigentliche Schlüssel zur Kostensenkung liegt aber eindeutig auf der Vorbeugung eines Schlaganfalls, der Prävention! Es gibt beispielsweise Belege dafür, dass viele Patienten mit Vorhofflimmern, die einen Schlaganfall erlitten haben, vor dem Schlaganfall nicht mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt wurden. Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die als Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall gilt. Dieser kann bei vielen Patienten durch vorbeugende Einnahme gerinnungshemmender Medikamente verhindert werden.
Aus diesem Grund sollten die Länder nationale Schlaganfall-Aktionspläne entwickeln und umsetzen, die sich an den Empfehlungen des europäischen Stroke Action Plan, kurz ESAP, orientieren. Der ESAP wurde von der European Stroke Organization (ESO) in Zusammenarbeit mit der Stroke Alliance for Europe (SAFE) ausgearbeitet. Ziel der Initiative ist die Verbesserung der Vorsorge, Behandlung und Nachsorge von Schlaganfällen in Europa.
Folgende Hauptziele sind in dem Stroke Action Plan festgelegt:
- Verbesserung der Schlaganfall-Vorsorge: Reduzierung der Anzahl neu auftretender Schlaganfälle durch gezielte Beseitigung von Risikofaktoren wie beispielsweise Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Übergewicht, Cholesterin-Stoffwechselstörung, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung. Ein erster Schritt ist hierbei die Aufklärung über mögliche Risiken.
- Optimierung der Akutbehandlung: Die auf die Akutversorgung eines Schlaganfalls spezialisierten Stroke Units sollen allgemein zugänglich werden und darüber hinaus moderne Behandlungsmethoden wie die Thrombolyse und mechanische Thrombektomie gefördert werden.
- Stärkung von Langzeitnachsorge und Rehabilitation: Die Lebensqualität von Schlaganfall-Patienten soll durch hochwertige Rehabilitation verbessert und die Patienten bei der Rückkehr in ihren Alltag, insbesondere ins Arbeitsleben, besser unterstützt werden.
- Förderung der Datengewinnung und Forschung: Die Entwicklung der Schlaganfallversorgung in Europa soll künftig umfangreich überwacht und die Schlaganfallforschung gefördert werden.
Fazit
Investitionen in die Schlaganfallversorgung verbessern die Gesundheitsergebnisse, senken die Kosten und verringern so die finanzielle Belastung für Familien und Gesundheitssysteme.
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Autoren
Dipl.-Biol. Claudia Helbig unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen
Claudia Helbig ist Diplom-Human- und Molekularbiologin und hat zuvor eine Ausbildung zur Arzthelferin absolviert. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Medizinischen Biochemie und Molekularbiologie hat sie Medizinstudenten in Pathobiochemie-Seminaren und Praktika betreut. Nach Ihrer Arbeit in der pharmazeutischen Forschung hat sie in einem Auftragsforschungsinstitut für klinische Studien unter anderem Visiten mit Studienteilnehmern zur Erhebung von Studiendaten durchgeführt und Texte für die Website verfasst. Mit ihrem interdisziplinären Hintergrund und ihrer Leidenschaft zu schreiben möchte sie naturwissenschaftliche Inhalte fachlich fundiert, empathisch und verständlich an Interessierte vermitteln. [mehr]
Quellen
- At what cost; The economic impact of stroke in europe – A summary; Stroke Alliance for Europe (SAFE); University of Oxford – URL: https://www.safestroke.eu/wp-content/uploads/2020/10/02.-At_What_Cost_EIOS_Summary_Report.pdf (abgerufen am 10.01.2025)