Schlaganfall – Zahlen, Daten, Fakten ▷ Statistik
Autoren: Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen unter Mitarbeit von Marieke Theil, M.Sc. - aktualisiert am:
In diesem Artikel:
Wie viele Menschen sind in Deutschland von einem Schlaganfall betroffen?
- 2,5 Prozent der erwachsenen Menschen in Deutschland hatten bereits einen Schlaganfall. Das ist jeder 40. Mensch in Deutschland.1
- Über 6 Prozent der Menschen ab 75 Jahren sind von den chronischen Folgen eines Schlaganfalls betroffen.2
- Pro Jahr treten in Deutschland 200.000 erstmalige Schlaganfälle und 70.000 wiederholte Schlaganfälle (Rezidive) auf.1
- Die jährliche Inzidenz eines Schlaganfalls liegt für Frauen bei 117 und für Männer bei 127 pro 100.000 Einwohner.1
- Die Neuerkrankungs- und Sterberate ist aufgrund von Fortschritten in der Prävention und Therapie und der Verbesserung der allgemeinen Lebensumstände erfreulicherweise stetig rückläufig.1
- Die absolute Zahl an Schlaganfällen nimmt allerdings aufgrund des demografischen Wandels zu.1
Wie oft ereignen sich erneute Schlaganfälle?
- Das Risiko eines erneuten Schlaganfalls beträgt 1,2 Prozent nach 30 Tagen, 3,4 Prozent nach 90 Tagen, 7,4 Prozent nach 1 Jahr und 19,4 Prozent nach 5 Jahren4
- Eine schnelle Feststellung des Schlaganfalls und die optimale Therapie können das Risiko einen erneuten Schlaganfall zu erleiden um 80 Prozent senken6
- Das Risiko ist für Personen mit arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen, Gefäßrisikofaktoren, Thromboserisiko, sowie für Patienten, die ihre Medikamente abgesetzt haben, höher6
Wie viele Menschen sterben nach einem Schlaganfall?
- Schlaganfälle sind weltweit die zweithäufigste Todesursache und machen 6,6 Prozent aller Todesfälle aus.1
- Knapp 40 Prozent der frühzeitigen Todesfälle sind auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen.3
- Innerhalb der ersten 30 Tage nach einem Schlaganfall versterben 6,8 Prozent der Betroffenen, nach 90 Tagen 9,4 Prozent und nach einem Jahr 17 Prozent.4
- Nach fünf Jahren leben noch durchschnittlich 55 Prozent der Betroffenen.4
Weitere Folgen eines Schlaganfalls
- Schlaganfälle sind die Hauptursache für Behinderungen im Erwachsenenalter.1
- Im Jahr 2017 waren in Europa Schlaganfälle für den Verlust von 7,06 Millionen gesunder Lebensjahre (disability-adjusted life years = DALYs) verantwortlich.5
- Um die 40 Prozent der Schlaganfall-Patienten weisen eine chronische Behinderung auf.6,7 (Zu bedenken ist dabei allerdings, dass 20 Prozent bereits vor dem Schlaganfall von einer Behinderung betroffen waren!)
- Rund 40 Prozent der Betroffenen sind nach einem Hirninfarkt langfristig (bis zu fünf Jahre) so beeinträchtigt, dass sie Unterstützung im Alltag benötigen.7
Pflegebedürftigkeit
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Lässt sich ein Schlaganfall verhindern?
- 80 Prozent der Schlaganfälle und vorzeitigen Herzerkrankungen wären vermeidbar, wenn keine Risikofaktoren entstehen bzw. frühzeitig erkannt werden.8
- Die häufigsten Risikofaktoren sind: Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, Fettstoffwechselstörung, Diabetes mellitus und Vorhofflimmern.
- Je mehr einzelne Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, desto höher ist das Gesamtrisiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
- Risikofaktoren lassen sich durch einen gesunden Lebensstil und durch eine medikamentöse Therapie positiv beeinflussen.
- Zu den wichtigsten Lebensstilfaktoren gehören die Ernährung, das Bewegungsverhalten, Stress und psychische Gesundheit, das Rauchen sowie der Alkohol- und Drogenkonsum.
- Menschen mit einer guten Gesundheitskompetenz sind eher in der Lage, einer Erkrankung vorzubeugen.
- 46,3 Prozent aller Menschen in Deutschland verfügt jedoch über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz.9
Wer erleidet einen Schlaganfall?
- Menschen, die einen Schlaganfall erleiden, sind durchschnittlich (im Median) 73 Jahre alt.10
- Die Inzidenz für ischämische Schlaganfälle steigt exponentiell mit dem Lebensalter in Deutschland an: Bei Menschen zwischen 20 und 24 Jahren liegt die Inzidenz bei 4 pro 100.000 Einwohner, bei Menschen zwischen 75 und 84 Jahren bei 1200 pro 100.000 Einwohner.11
- Dennoch: 15 Prozent der Schlaganfälle treten bei Menschen unter 55 Jahren auf. Das sind bei Menschen unter 55 Jahren 30.000 Schlaganfälle pro Jahr.11
- Frauen mit einem Schlaganfall sind durchschnittlich älter als Männer.12
Risikofaktoren
- Schlaganfälle werden durch Risikofaktoren begünstigt.
- 26,8 Prozent der Schlaganfall-Patienten leiden an Diabetes mellitus, 27,3 Prozent an Vorhofflimmern und 82,1 Prozent an Bluthochdruck.13
Bluthochdruck
- Die Bevölkerung in Deutschland ist insgesamt zu 35-40 Prozent von Bluthochdruck betroffen, davon ca. 22 Prozent im Alter zwischen 40 und 49 Jahren und 75 Prozent im Alter zwischen 70 und 79 Jahren.14
- Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Bluthochdruck für 54 Prozent aller Schlaganfälle und 47 Prozent der Herzinfarkte verantwortlich.
Diabetes mellitus
- In Deutschland sind ca. 10 Prozent der Einwohner (8,2 Millionen) betroffen. Tendenz ebenfalls steigend.
- Diabetes ist der Hauptrisikofaktor für Erblindung, Nierenversagen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Gliedmaßen-Amputationen.
Blutfettwerte
- In der Altersgruppe zwischen 18 und 79 Jahren haben in Deutschland 60,5 Prozent der Frauen und 56,6 Prozent der Männer erhöhte Cholesterinwerte (über 190 mg/dl).18
Rauchen
- Etwa jeder vierte Erwachsene (26,2 %) in Deutschland raucht. Das sind mehr als 5 Millionen Raucher.
- In Deutschland sterben jährlich schätzungsweise etwa 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.
- Das Rauchen von Tabak und Passivrauchen sind weltweit das zweithäufigste Todesrisiko und ein Hauptrisiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Übergewicht
- Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen übergewichtig (Body-Mass-Index, BMI > 25, Normalwert 18 – 25).
- Etwa ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland ist stark übergewichtig, d.h., adipös (BMI >30).
- In einer groß angelegten Studie konnte Übergewicht für 26,5 Prozent der untersuchten Schlaganfälle verantwortlich gemacht werden.15
Bewegungsmangel
- In Deutschland halten sich nur 26 Prozent der Heranwachsenden an die WHO-Empfehlungen zur Mindestaktivitätszeit.
- Laut der INTERSTROKE-Studie sind 28,5 Prozent der Schlaganfälle auf Bewegungsmangel zurückzuführen.14
Wie häufig kommt welche Art des Schlaganfalls vor?
Art | Betroffene aller Altersklassen16 | Betroffene unter 55 Jahren11 |
---|---|---|
Subarachnoidalblutung | 3 Prozent | 20 Prozent |
Intrazerebrale Blutung | 13 Prozent | 10 Prozent |
Hirninfarkt | 84 Prozent | 70 Prozent |
Wo und wie werden Menschen mit einem Schlaganfall behandelt?
- Patienten werden zunehmend auf einer Stroke-Unit, einer Intensiv-Überwachungsstation für Schlaganfallpatienten, behandelt.1
- Patienten, die auf einer Stroke-Unit behandelt werden, überleben häufiger und sind nach einem Schlaganfall seltener behindert oder pflegebedürftig.1
Prognose
Es wird geschätzt, dass zwischen 2015 und 2035 die Häufigkeit von Schlaganfällen um 34 Prozent zunehmen wird. Wesentliche Ursachen sind die zunehmende Alterung der Bevölkerung und das zunehmende Vorkommen der Risikofaktoren des Schlaganfalls.
Sie haben Fragen zum Schlaganfall? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autoren
unter Mitarbeit von Marieke Theil, M.Sc.
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Newsletter bestellen
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Robert-Koch-Institut, Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. (Deutschland: Gemeinsam getragen von RKI und Destatis., 2015), pp. 1–129 – DOI: 10.17886/rkipubl-2015-003-2
- 12-Monats-Prävalenz von Schlaganfall oder chronischen Beschwerden infolge eines Schlaganfalls in Deutschland – Autoren: Busch, M.A., Ronny Kuhnert – DOI: 10.17886/RKI-GBE-2017-010
- Cardiovascular Diseases (CVDs)’, Cardiovascular Diseases (CVDs), 2021 – WHO – URL: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/cardiovascular-diseases-(cvds)
- The Frequency and Timing of Recurrent Stroke – Autoren: Stahmeyer, Jona T., Sarah Stubenrauch, Siegfried Geyer, Karin Weissenborn, Sveja Eberhard – Publikation: Deutsches Aerzteblatt Online, 2019 – DOI: 10.3238/arztebl.2019.0711
- Burden of Stroke in Europe: Thirty-Year Projections of Incidence, Prevalence, Deaths, and Disability-Adjusted Life Years – Autoren: Wafa, Hatem A., Charles D.A. Wolfe, Eva Emmett, Gregory A. Roth, Catherine O. Johnson, Yanzhong Wang – Publikation: Stroke, 51.8 (2020), 2418–27 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.120.029606
- Stroke – Autoren: Hankey, Graeme J – Publikation: The Lancet, 389.10069 (2017), 641–54 – DOI: 10.1016/S0140-6736(16)30962-X
- Population-Based Study of Disability and Institutionalization After Transient Ischemic Attack and Stroke – Autoren: Luengo-Fernandez, Ramon, Nicola L.M. Paul, Alastair M. Gray, Sarah T. Pendlebury, Linda M. Bull, Sarah J.V. Welch et al. – Publikation: Stroke, 44.10 (2013), 2854–61 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.113.001584
- Data and Statistics – WHO Data and Statistics 2021 – URL: https://www.euro.who.int/en/health-topics/noncommunicable-diseases/cardiovascular-diseases/data-and-statistics
- Health Literacy – Gesundheitskompetenz vulnerabler Bevölkerungsgruppen – Autoren: Quenzel, Gudrun, Doris Schaeffer – DOI: 10.13140/RG.2.1.2509.1604
- Prävalenz des Schlaganfalls bei Erwachsenen im Alter von 40 bis 79 Jahren in Deutschland: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) – Autoren: Busch, M.A., A. Schienkiewitz, E. Nowossadeck, A. Gößwald – Publikation: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 56.5–6 (2013), 656–60 – DOI: 10.1007/s00103-012-1659-0
- Juvenile Stroke – Autoren: Schöberl, Florian, Peter Arthur Ringleb, Reza Wakili, Sven Poli, Frank Arne Wollenweber, Lars Kellert – Publikation: Deutsches Ärzteblatt International, 114.31–32 (2017), 527–34 – DOI: 10.3238/arztebl.2017.0527
- Age and Sex Differences in Ischemic Stroke Treatment in a Nationwide Analysis of 1.11 Million Hospitalized Cases – Autoren: Weber, Ralph, Christos Krogias, Jens Eyding, Dirk Bartig, Saskia H. Meves, Aristeidis H. Katsanos et al. – Publikation: Stroke, 50.12 (2019), 3494–3502 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.119.026723
- Ärztekammer Berlin, Berliner Schlaganfallregister, Auswertung 2017 (Ärztekammer Berlin, 2017), pp. 1–28
- Risk Factors for Ischaemic and Intracerebral Haemorrhagic Stroke in 22 Countries (the INTERSTROKE Study): A Case-Control Study – Autoren: O’Donnell, Martin J., Denis Xavier, Lisheng Liu, Hongye Zhang, Siu Lim Chin, Purnima Rao-Melacini et al. – Publikation: The Lancet, 376.9735 (2010), 112–23 – DOI: 10.1016/S0140-6736(10)60834-3
- A Prospective Community-Based Study of Stroke InGermany—The Erlangen Stroke Project (ESPro) – Autoren: Kolominsky-Rabas
- Schlaganfallpatienten nach stationärer neurologischer Rehabilitation der Phase B und C: Durchführung von Heilmittelbehandlungen und Arztkontakte in einem Langzeitverlauf von 2,5 Jahren nach Entlassung – Autoren: Düchs, C., W. Schupp, R. Schmidt, E. Gräßel – Publikation: Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin, 22.3 (2012) 125–33 – DOI: 10.1055/s-0032-1304574
- Die Epidemiologie von chronischen Krankheiten und Pflegebedürftigkeit: Eine Untersuchung auf der Basis von Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung – Autoren: van den Bussche, H., I. Heinen, D. Koller, B. Wiese, H. Hansen, I. Schäfer et al. – Publikation: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 47.5 (2014), 403–9 – DOI: 10.1007/s00391-013-0519-3
- Verbreitung von Fettstoffwechselstörungen bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) – Autoren: C. Scheidt-Nave, Y. Du, H. Knopf, A. Schienkiewitz, T. Ziese, E. Nowossadeck, A. Gößwald & M.A. Busch – Publikation: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz volume 56, pages661–667(2013) – DOI: 10.1007/s00103-013-1670-0