Suizidgedanken – wie reagieren? ▷ Hilfsangebote, Hotlines und richtige Handeln im Notfall
In diesem Artikel:
- Schnelle Hilfe per Telefon, Mail und Chat
- Im Notfall richtig handeln
- Depressionshilfe und Hilfe in suizidalen Krisen
- Ärztliche und psychotherapeutische Gespräche und Akutbehandlung
Haben Sie schon einmal daran gedacht, sich das Leben zu nehmen? Werden diese Gedanken immer intensiver oder gibt es einen konkreten Plan? Oder hat sich jemand in Ihrem Umfeld so geäußert?
Bitte nehmen Sie Suizidgedanken immer ernst!
Diese Schritte und Anlaufstellen zeigen Ihnen Wege zu professioneller Hilfe auf:
Über seelische Belastungen reden – Wen kontaktieren?
Viele Menschen durchleben Phasen, in denen sie sich niedergeschlagen fühlen und von negativen Gedanken überwältigt werden, sodass sie keinen Ausweg mehr sehen.
Diese Zustände der empfundenen Handlungsunfähigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit können sich durch anhaltende Belastungen entwickeln oder plötzlich ausgelöst werden. Einige sehnen sich in Momenten starker innerer Zerrissenheit danach, den übermächtig erscheinenden Druck loszuwerden, weil sie sich kraftlos und erschöpft fühlen.
Viele Betroffene sprechen jedoch nicht über ihre belastenden Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen und zögern, selbst gegenüber nahestehenden Menschen, ein vertrauliches Gespräch zu suchen.
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Es erfordert eine große Überwindung, sich den Hilfebedarf einzugestehen, Hilfe zu suchen und auch in Anspruch zu nehmen. Gründe dafür können Schuld- und Schamgefühle sein, Angst vor Zurückweisung, Bedenken, die Familie mit Problemen zu belasten, oder negative Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Wichtig zu wissen: Es gibt immer Hilfe. Hier sind einige erste Anlaufstellen:
Schnelle Hilfe per Telefon, Mail und Chat
Wenn die seelische Not groß wird, kann es helfen, mit jemandem zu reden, der einfach empathisch zuhört und präsent ist, ohne zu urteilen. Eine erste Anlaufstelle bieten die bundesweiten Notfall-Hotlines, diese sind kostenlos und anonym:
(rund um die Uhr erreichbar)
Tel. 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222
telefonseelsorge.de
für Kinder und Jugendliche: Tel. 116 111
für Eltern: Tel. 0800 – 111 0 550
Die Mitarbeitenden sind geschult, um durch Gespräche entlasten und unterstützen zu können und erste Hilfe in psychischen Krisen zu geben. Online-Beratung ist möglich.
Depressionshilfe und Hilfe in suizidalen Krisen
Die Deutsche Depressionshilfe bietet zahlreiche Informationen und Ressourcen auf ihrer Webseite, einschließlich einer Liste von Klinikadressen, Krisendiensten und Beratungsstellen in verschiedenen Regionen.
Daneben gibt es ein Online-Forum, in dem sich Betroffene und Angehörige austauschen können und Verweise zu Selbsthilfegruppen in Ihrer Region.
Ebenso wird auf weiterführende digitale Angebote hingewiesen, die die Behandlung einer Depression, die Aufklärung und Unterstützung ergänzen können. Zum Beispiel Apps, Literatur und eine Auswahl von Filmen, Reportagen und Podcasts zum Thema.
deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe
Weitere Hilfsangebote in einer suizidalen Krise:
https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/
https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/suizid/hilfsangebote/
Ärztliche und psychotherapeutische Gespräche und Akutbehandlung
Vertrauen Sie sich Ihrer behandelnden Hausärztin oder Ihrem Hausarzt an. Suchen Sie das Gespräch über Ihre belastende psychische Situation.
Sie können sich in Ihre bisherige psychiatrische Behandlung begeben.
Ebenso können Sie eine ärztliche oder psychologische Psychotherapiepraxis aufsuchen und ohne Überweisung einen Termin zur psychotherapeutischen Sprechstunde vereinbaren. Weisen Sie darauf hin, dass es dringend ist. Wenn Sie in Not sind, wird Ihnen schneller weitergeholfen. Im Rahmen der psychotherapeutischen Sprechstunde kann dann auch eine Akutbehandlung eingeleitet werden.
Ansonsten nutzen Sie zur Vermittlung die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung – telefonisch unter 116 117 oder online unter www.116117termine.de.
Rufen Sie im Zweifel besser an und weisen Sie auf die Dringlichkeit hin.
Die Terminservicestellen organisieren auch Termine für die probatorischen Sitzungen, wenn Sie in der Sprechstunde zuvor eine Empfehlung für eine zeitnah erforderliche ambulante Psychotherapie erhalten haben.
Außerdem können Sie sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst Ihrer Stadt oder Gemeinde wenden. Kontaktstellen stellt das Gesundheitsamt bereit. Oder Sie suchen im Internet nach den Stichworten „Sozialpsychiatrischer Dienst“ und Ihrem Wohnort.
Im Notfall richtig handeln
Wenn Sie sich zu Hause oder in einem Umfeld, in dem Sie alleine sind, von der Situation oder Ihren Gefühlen überwältigt und hilflos fühlen:
Wählen Sie direkt den Notruf 112 (Rettungsdienst) oder 110 (Polizei)!
Oder wenden Sie sich an eine Ihnen bekannte psychiatrische Institutsambulanz (PIA) oder an die nächstgelegene psychiatrische Klinik.
Ansonsten können Sie – egal, wo Sie gerade sind – auch jedes Krankenhaus über die Notfallambulanz aufsuchen. Angehörige oder Freunde können Sie begleiten, doch es wird professionelle Begleitung empfohlen.
Das Wichtigste ist: Nehmen Sie Hilfe in Anspruch!
Die professionelle Rolle bei akuten Krisen und Suizidalität
In akuten psychischen Krisen mit suizidalen Gedanken wird in einem ärztlichen oder psychotherapeutischen Gespräch zunächst die Situation bewertet. Es wird gezielt nach Selbsttötungsgedanken gefragt, deren Details und inwieweit konkrete Pläne verfasst wurden. Es wird auch gefragt, ob es bereits Versuche gab, sich das Leben zu nehmen.
Die Befragung und Untersuchung helfen, die aktuelle Gefährdung und den Bedarf an Unterstützung zu ermitteln. Sie zielen darauf ab, das Suizidrisiko zu verringern. Das Ziel der Akutbehandlung ist, die Person zu stabilisieren und Schutz zu bieten. Dafür werden manchmal auch Medikamente eingesetzt.
Wenn Kooperations- und Absprachefähigkeit besteht, die Person mitarbeiten kann und die psychische Lage es erlaubt, werden klare Absprachen getroffen. Ein Beispiel ist das Versprechen, sich bis zum nächsten Termin nichts zu tun. Die Betroffenen sollen sich regelmäßig in der Praxis vorstellen. Bei jedem Termin wird die Situation gemeinsam bewertet, um die weiteren Schritte miteinander zu besprechen.
Ob es notwendig ist, jemanden mit Suizidgedanken stationär aufzunehmen, hängt von der persönlichen Lage und Einflussfaktoren des Umfeldes ab. Maßgeblich ist die medizinische und therapeutische Einschätzung im psychosozialen Kontext. Diese berücksichtigt die Lebensumstände, Beziehungen im Wohn- und Lebensumfeld und das Verhältnis zu wichtigen Bezugspersonen. Ebenso wird einbezogen, welche Hilfsangebote im Notfall erreichbar sind.
Die Entscheidung über eine stationäre oder ambulante Behandlung wird zusammen mit der Person getroffen, die Suizidgedanken hat. Angehörige werden mit einbezogen, wenn es hilfreich ist.
Ist die Suizidgefahr hoch und gab es bereits einen Suizidversuch, ist die Einweisung in eine geschlossene psychiatrische Station notwendig.
Eine Einweisung kann auch erforderlich sein, wenn die suizidgefährdete Person dies nicht möchte. Dies ist der Fall, wenn die Person nicht in der Lage ist, Absprachen zu treffen. Ein weiterer Grund ist ein hohes Risiko, dass sie sich oder andere gefährdet.
Eine Einweisung gegen den Willen darf nur erfolgen, wenn es unmöglich ist, die Gefahr auf andere Weise zu verhindern. Die Empfehlungen und Voraussetzungen sind in Leitlinien definiert. Diese basieren auf dem Unterbringungsgesetz und weiteren rechtlichen Regelungen, sie sind hier nachzulesen.
Sie haben eine Frage zur Depression? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
Hilfsangebote
TelefonSeelsorge:
Tel. 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222
(rund um die Uhr erreichbar)
telefonseelsorge.de
Nummer gegen Kummer
für Kinder und Jugendliche: Tel. 116 111
für Eltern: Tel. 0800 – 111 0 550
nummergegenkummer.de
Hilfe im Notfall und bei Suizidgedanken:
Notruf 112 (Rettungsdienst) oder 110 (Polizei)
Selbsthilfegruppen-Suche:
https://www.nakos.de/adressen/datenbanksuche/
Deutsche Depressionshilfe:
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe
- Depression nach einem Schlaganfall: Häufigkeit, Behandlung und praktische Tipps
- Was ist eine Depression und wie erkenne ich sie?
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- Ein Psychiater erklärt: Wie behandle ich eine Depression?
- Depression – wo finde ich Hilfe?
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Dr. med. Karin Kelle-Herfurth, MHBA ist selbständige Beraterin in Hamburg. Sie begleitet Solo-Selbständige und Menschen in Führung nach Krankheit in der Neuausrichtung und berät zu gesunder Lebens- und Unternehmensführung. Als Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin liegt ihr Fokus in der Prävention und beruflichen Rehabilitation. Dies verknüpft sie als Gesundheitsökonomin mit dem Blick auf neue Arbeitskonzepte und Organisationsstrukturen im digitalen Zeitalter. [mehr]
Quellen
- Post-stroke depression: A 2020 updated review – Autoren: Gustavo C. Medeiros, Durga Roy, Nicholas Kontos, Scott R. Beach – Publikation: General Hospital Psychiatry, Volume 66, 2020, Pages 70-80 – ISSN: 0163-8343
- Poststroke Depression: A scientific statement for healthcare professionals from the American Heart Association/American Stroke Association – Autoren: Towfighi, A. et al. – Publikation: Stroke 48, 2017, e30–e43 – DOI: 10.1161/STR.0000000000000113
- Psychological and emotional needs, assessment, and support post-stroke: a multi-perspective qualitative study – Autoren: Harrisn, M., Ryan, T., Gardiner, C. & Jones, A. – Publikation: Topics in Stroke Rehabilitation, 2016 – DOI: 10.1080/10749357.2016.1196908
- Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, Langfassung, Version 3. – Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2022) – abgerufen am 30.09.2023 unter https://www.leitlinien.de/themen/depression
- Effectiveness of physical activity interventions for improving depression, anxiety and distress: an overview of systematic reviews – Autoren: Singh B, Olds T, Curtis R, et al. – Publikation: British Journal of Sports Medicine. Published Online First: 16 February 2023 – DOI: 10.1136/bjsports-2022-106195
- Patienten-Information Depression – Ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, abgerufen am 09.10.2023. https://www.patienten-information.de/patientenleitlinien/depression/kapitel-3
- Länger freudlos – nicht pathologische Trauer oder doch depressive Störung? Der gründe- und fähigkeitsbasierte Ansatz hilft in der Differenzialdiagnostik. – Autoren: Dembić, S: – Publikation: DNP – Die Neurologie & Psychiatrie, Ausgabe 4/2023. – URL: https://www.springermedizin.de/rezidivierende-depressive-stoerungen/akute-depressive-episode/laenger-freudlos-nicht-pathologische-trauer-oder-doch-depressive/25868876
- American Psychiatric Association, DSM-5 Task Force: Diagnostic and statistical manual of mental disorders: DSM-5™ (2013, 5th ed.). American Psychiatric Publishing, Inc. https://doi.org/10.1176/appi.books.9780890425596