Beinvenenthrombose und Lungenembolie nach Schlaganfall ▷ Folgen

Nach einem Schlaganfall ist das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien deutlich erhöht (Foto: YAKOBCHUK VIACHESLAV | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Das Wichtigste in Kürze
- Wie hoch ist das Risiko?
- Was ist eine Lungenembolie?
- Wie entsteht eine Lungenembolie?
- Wie entsteht eine Beinvenenthrombose?
- Thromboseprophylaxe: Vorbeugung von Beinvenenthrombose und Lungenembolie
- Diagnostik und Behandlung
Das Wichtigste in Kürze:
Für alle, die gleich in die Tiefe gehen und mehr wissen möchten: Hier geht es zur ausführlichen Version des Artikels.Nach einem Schlaganfall ist das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien deutlich erhöht.
Eine Lungenembolie kommt selten vor, kann aber lebensgefährlich sein.
Bei der Lungenembolie handelt es sich um ein abgelöstes Blutgerinnsel, das mit dem Blut in die Lunge weitertransportiert wird. Hierdurch wird die Sauerstoffaufnahme in der Lunge behindert. Der Widerstand durch die verstopfte Lungenarterie ist so hoch, dass das Herz überlastet werden kann. Im schlimmsten Fall kommt es zum Kreislaufstillstand.
Der Ort der Entstehung des Blutgerinnsels, fachsprachlich Thrombus genannt, sind meistens die tiefen Beinvenen.4
Symptome
Zu den typischen Warnzeichen einer Beinvenenthrombose zählen die Schwellung eines Beins, Beinschmerzen und Spannungsgefühl, Überwärmung und Rötung des betroffenen Beins.
Typische Warnzeichen für eine Lungenembolie sind plötzliche Luftnot, Brustschmerzen, Schwellung oder Schmerzen im Bein.
Wie lässt sich das Risiko für Beinvenenthrombosen und Lungenembolien senken?
- frühzeitiger Einsatz einer Bewegungstherapie
- medikamentös, durch vorbeugende Spritzen gegen Blutgerinnsel
Wie wird eine Beinvenenthrombose behandelt?
Nach Bestätigung der Diagnose durch Ultraschall durch Hemmung der Blutgerinnung mit Medikamenten
Wie wird eine Lungenembolie behandelt?
Eine Lungenembolie wird im CT-Thorax mit Kontrastmittel nachgewiesen und ebenfalls individuell je nach Blutungsrisiko medikamentös behandelt.
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Lungenembolie nach Schlaganfall: Wie hoch ist das Risiko?
Nach einem Schlaganfall ist das Risiko für Folgekomplikationen hoch, besonders in der Akutphase.1
Eine davon ist die Lungenembolie. Sie ist zwar vergleichsweise selten, kann aber schnell lebensbedrohlich werden.
In den ersten Tagen nach einem Schlaganfall erleiden bis zu 1 von 100 Betroffenen zusätzlich eine Lungenembolie. Passiert das, ist das Risiko, zu versterben, deutlich erhöht.2
Was ist eine Lungenembolie?
Bei der Lungenembolie, auch Lungenarterienembolie genannt, verstopft ein Blutgerinnsel eine Lungenarterie.
Durch die Lungenarterien wird normalerweise sauerstoffarmes Blut zur Lunge transportiert, um dort mit Sauerstoff beladen zu werden. So kann der ganze Körper mit Sauerstoff und dadurch mit Energie versorgt werden.
Wird eine Lungenarterie durch eine Embolie (also ein fortgeleitetes Blutgerinnsel) blockiert, wird auch die Sauerstoffaufnahme in der Lunge behindert.
Gefährlich wird eine Lungenembolie, weil das Herz plötzlich viel schwerer arbeiten muss. Der Widerstand durch die verstopfte Lungenarterie ist so hoch, dass das Herz überlastet werden kann. Im schlimmsten Fall kommt es zum Kreislaufstillstand.3
Wie entsteht eine Lungenembolie?
Um zu verstehen, was bei einer Lungenembolie passiert, hilft es, zwei Begriffe auseinanderzuhalten:
- Thrombose: Es entsteht ein Blutgerinnsel, das an der Stelle bleibt, wo es entstanden ist.
- Embolie: Das Blutgerinnsel löst sich und wird mit dem Blut weitertransportiert.
Bei der Lungenembolie handelt es sich also um ein fortgeleitetes Blutgerinnsel.
Der Ort der Entstehung sind meistens die tiefen Beinvenen.4 Entstehen hier Blutgerinnsel (Thrombosen), können sie dem Blutfluss folgend durch die untere Hohlvene und das rechte Herz in die Lungenarterien gespült werden.
Typische Symptome einer Lungenembolie
- plötzlich einsetzende Luftnot
- Brustschmerzen
- plötzliche Kreislaufschwäche/Ohnmacht, in der Fachsprache Synkope genannt

Lungenembolie: Symptome. Einige typische Symptome der Lungenembolie sind beispielsweise Atemnot, Brustschmerzen, Schmerzen oder Schwellungen im Bein oder eine plötzlich auftretende Kreislaufschwäche beziehungsweise Ohnmacht.
Wie entsteht eine Beinvenenthrombose?
Eine Thrombose der tiefen Beinvenen kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden.
Der wichtigste Risikofaktor ist Immobilität, also eine fehlende Bewegung. Normalerweise sorgt die Bewegung der Beinmuskeln – etwa beim Gehen – dafür, dass das Blut in den Venen weiterfließt.
Fällt diese Bewegung weg, zum Beispiel weil jemand unmittelbar nach einem Schlaganfall gelähmt oder bettlägerig ist, bleibt das Blut in den Beinvenen „stehen”. Damit steigt die Gefahr für eine Thrombose.
Weitere Faktoren, die eine Beinvenenthrombose nach einem Schlaganfall begünstigen können, sind Dehydrierung, gleichzeitig vorliegende Krebserkrankungen oder systemische Entzündungsreaktionen.5
Typische Symptome einer Beinvenenthrombose
- Schwellung eines Beins
- Beinschmerzen, Spannungsgefühl
- Überwärmung und Rötung des betroffenen Beins

Beinvenenthrombose: Symptome. Bei einer Beinvenenthrombose ist das betroffene Bein typischerweise gerötet und überwärmt. Auch Schmerzen oder ein Spannungsgefühl im Bein sind häufig. Das entsprechende Bein ist darüber hinaus meist geschwollen.
Thromboseprophylaxe: Vorbeugung von Beinvenenthrombose und Lungenembolie
Nach einem Schlaganfall bestehen oft Bedingungen, die die Entstehung von Beinvenenthrombosen und Lungenembolien begünstigen.
Durch die richtige Behandlung kann dieses Risiko gesenkt werden.
Häufig kommt Heparin als Thromboseprophylaxe zur Anwendung. Das Heparin wird in der Regel einmal am Tag subkutan, also unter die Haut, gespritzt und senkt das Risiko für die Entstehung von venösen Thrombosen.
Diese Behandlung ist der Standard für alle Patientinnen und Patienten, die noch nicht vollständig mobilisiert sind.
Senkung des Thromboserisikos durch frühe Mobilisation
Eine möglichst frühe Mobilisation ist ein weiterer zentraler Punkt, der unter anderem der Thromboseprophylaxe dient.
Im Rahmen der Behandlung auf einer Schlaganfallstation (Stroke Unit) beginnt die physiotherapeutische Behandlung so früh wie möglich, häufig noch am Tag der Aufnahme.
Durch den frühen Beginn der Bewegungstherapie wird durch die Muskelbewegung das Blut aus den Beinvenen „gepumpt“ und so die Entstehung von Thrombosen gebremst.
Vermeidung von Thrombose und Embolie nach Hirnblutung
Eine Sonderform des Schlaganfalls ist die Hirnblutung. Auch nach einer Hirnblutung besteht ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln.
In dieser Situation ...
sollte eine starke Hemmung der Blutgerinnung jedoch möglichst vermieden werden, da sonst die Gefahr einer Nachblutung steigt.
Auch nach einer Hirnblutung gilt niedrig dosiertes Heparin als sicher und wirksam. Deshalb empfehlen es die Leitlinien.6
Eine Alternative ist die sogenannte intermittierende pneumatische Kompression. Sie wird in Leitlinien sogar als erste Wahl empfohlen.6
Was ist eine intermittierende pneumatische Kompression?
Dabei werden aufblasbare Manschetten um die Beine gelegt, die sich in regelmäßigen Abständen aufpumpen und wieder entleeren. Die Beinvenen werden so regelmäßig „ausgepresst“, um ein Stillstehen des Blutes, welches Thrombosen begünstigt, zu vermeiden.
Da dieses Verfahren jedoch aufwendig ist und auch von vielen Betroffenen als unangenehm empfunden wird, kommt meistens dennoch die Heparinspritze zum Einsatz.
Diagnostik und Behandlung
Wie wird eine Beinvenenthrombose behandelt?
Eine Beinvenenthrombose zeigt sich meist durch Schwellung und Schmerzen im Bein. Mit einer Ultraschalluntersuchung kann die Diagnose bestätigt werden.
Wird eine Beinvenenthrombose nachgewiesen, muss die Blutgerinnung medikamentös gehemmt werden, sodass sich das Blutgerinnsel auflösen kann und das Risiko für eine Lungenembolie minimiert wird.
Zum Einsatz kommt erneut Heparin, welches jedoch höher dosiert wird als in der Prophylaxe.
Die Behandlung ist manchmal ein Balanceakt: Einerseits muss verhindert werden, dass sich das Gerinnsel löst. Andererseits dürfen die Medikamente die Gerinnung nicht zu stark hemmen, damit es nicht zu gefährlichen Blutungen kommt.
Neben Heparin können Thrombosen auch mit direkten oralen Antikoagulantien (DOAK) behandelt werden.7
Wie wird eine Lungenembolie behandelt?
Eine Lungenembolie wird im CT-Thorax mit Kontrastmittel nachgewiesen.
Die Behandlung besteht wie bei der Beinvenenthrombose in erster Linie aus einer Hemmung der Blutgerinnung, um das Blutgerinnsel aufzulösen und die Entstehung von neuen Blutgerinnseln zu verhindern.
Als Medikamente der ersten Wahl werden direkte orale Antikoagulantien (DOAK) empfohlen.
In Situationen mit einem erhöhten Risiko für Blutungen, wie nach einem großen ischämischen Schlaganfall oder einer intrazerebralen Blutung, kommt manchmal Heparin zum Einsatz.
Heparin, welches kontinuierlich intravenös zugeführt wird, lässt sich besser individuell steuern als DOAK. So kann ein Mittelweg zwischen ausreichender Hemmung der Blutgerinnung und Vermeidung eines erhöhten Blutungsrisikos gefunden werden.
Bei großen Lungenembolien mit Kreislaufinstabilität kommen weitere intensivmedizinische Maßnahmen zum Einsatz.8
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Quellen
- Medical complications after stroke: a multicenter study. - Autoren: Langhorne P, Stott DJ, Robertson L, MacDonald J, Jones L, McAlpine C, Dick F, Taylor GS, Murray G. - Publikation: Stroke. 2000 Jun;31(6):1223-9 - DOI: 10.1161/01.str.31.6.1223 - PMID: 10835436
- Impact of pulmonary embolism on in-hospital mortality of patients with ischemic stroke. - Autoren: Keller K, Hobohm L, Münzel T, Lankeit M, Ostad MA - Publikation: J Neurol Sci. 2020 Dec 15;419:117174 - DOI: 10.1016/j.jns.2020.117174 Epub: 2020 Oct 9 - PMID: 33059297
- Pulmonary embolism. - Autoren: Huisman MV, Barco S, Cannegieter SC, Le Gal G, Konstantinides SV, Reitsma PH, Rodger M, Vonk Noordegraaf A, Klok FA - Publikation: Nat Rev Dis Primers. 2018 May 17;4:18028 - DOI: 10.1038/nrdp.2018.28 PMID: 29770793
- The origin of fatal pulmonary emboli: a postmortem analysis of 500 deaths from pulmonary embolism in trauma, surgical, and medical patients. 2015 Jun;209(6):959-68. - Autoren: Tadlock MD, Chouliaras K, Kennedy M, Talving P, Okoye O, Aksoy H, Karamanos E, Zheng L, Grabo DJ, Rogers C, Noguchi T, Inaba K, Demetriades D. Am J Surg - DOI: 10.1016/j.amjsurg.2014.09.027 - Epub: 2014 Dec 18 - PMID: 25669120
- Pulmonary embolism in ischemic stroke: clinical presentation, risk factors, and outcome. - Autoren: Pongmoragot J, Rabinstein AA, Nilanont Y, Swartz RH, Zhou L, Saposnik G; Investigators of Registry of Canadian Stroke Network (RCSN) and University of Toronto Stroke Program for Stroke Outcomes Research Canada (SORCan [www.sorcan.ca]) Working Group - Publikation: J Am Heart Assoc. 2013 Nov 25;2(6):e000372 - DOI: 10.1161/JAHA.113.000372 - PMID: 24275627 - PMCID: PMC3886778
- Behandlung von spontanen intrazerebralen Blutungen, S2k-Leitlinie, 2021. - Autoren: Steiner T., Unterberg A. et al. - Publikation: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie - URL: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 10.10.2025)
- Diagnosis and Treatment of Lower Extremity Venous Thromboembolism: A Review. - Autoren: Chopard R, Albertsen IE, Piazza G. - Publikation: JAMA. 2020 Nov 3;324(17):1765-1776 - DOI: 10.1001/jama.2020.17272 - PMID: 33141212
- Addressing Systemic Complications of Acute Stroke: A Scientific Statement From the American Heart Association. - Autoren: Kumar S, Chou SH, Smith CJ, Nallaparaju A, Laurido-Soto OJ, Leonard AD, Singla AK, Leonhardt-Caprio A, Stein DJ; American Heart Association Stroke Council; Council on Cardiovascular and Stroke Nursing; and Council on Hypertension - Publikation: Stroke. 2025 Jan;56(1):e15-e29 - DOI: 10.1161/STR.0000000000000477 - Epub: 2024 Dec 5 - PMID: 39633600
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Autor
Dr. med. Johannes Heinemann Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Freiburg Dr. Johannes Heinemann ist Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Freiburg. Sein klinischer Schwerpunkt ist die Notfall- und Intensivneurologie. Die Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten bereitet ihm große Freude, da hier schnelle Entscheidungen und präzises Handeln gefragt sind. Sein Ziel ist es, Wissen über den Schlaganfall und seine Behandlung verständlich und praxisnah zu vermitteln, um Betroffenen und ihren Angehörigen zu helfen, den Weg der Genesung und Prävention besser zu verstehen und zu meistern. [mehr]


