Künstliche Intelligenz in der Medizin ▷ Video-Interview mit Dr. Philipp Kellmeyer
Künstliche Intelligenz in der Medizin – für viele Menschen ein mit Fragezeichen und Skepsis behaftetes Thema. Und zwar für Patienten und Ärzte gleichermaßen. Schließlich geht es um Verfahren, die menschliches Verhalten bei der Übernahme von Aufgaben und Entscheidungen simulieren.
KI in der Medizin
Durch die Entwicklung der Informatik in den letzten Jahren konnte eine Reihe an Problemlösungen durch die künstliche Intelligenz in der Medizin eingebunden werden.
Die künstlichen neuronalen Netze der Systeme sind inspiriert von der Informationsverarbeitung im Gehirn. Zwischen den Zeilen lesen, Muster erkennen und abstrahieren sind komplizierte Prozesse, die in unserem Gehirn durch miteinander agierenden Nervenzellen vonstatten gehen. All das können dank künstlicher Intelligenz inzwischen auch Computer.
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Außerdem sind sie in der Lage, unzählige Daten gleichzeitig zu verarbeiten und miteinander in Verbindung zu bringen. Der Vorteil ist: Anders als Menschen können Algorithmen durchgängig lernen, Grenzen gibt es keine oder nur wenige. In diesen Fähigkeiten und Eigenschaften sind KI-Systeme dem menschlichen Gehirn bereits überlegen. Dieses Potential wird inzwischen genutzt, um Behandlungsmethoden zu verbessern. Dadurch lassen sich die Grenzen der Medizin stetig erweitern.
KI in der Schlaganfall-Behandlung
Der Einsatz der künstlichen Intelligenz wird in den nächsten Jahren rasant zunehmen. KI-gestützte Methoden zur Früherkennung, Schlaganfall-Behandlung und personalisierten Therapien sind in der Entwicklung und zeigen bereits beachtliche Ergebnisse.
So forschen Wissenschaftler beispielsweise an einer KI-gestützten Methode, die Schlaganfälle im Schlaf detektieren soll. Die Idee dahinter: die Bewegungsmuster im Schlaf verändern sich durch einen Schlaganfall – diese kann die Software kennenlernen.
Die Software registriert dann Schlaganfall-typische Anzeichen und alarmiert im Zweifelsfall automatisch den Notarzt.1
Daneben findet immer häufiger die Thrombektomie – also die Entfernung von Blutgerinnseln mit einem Katheter – Einzug in die Schlaganfallbehandlung. Die knifflige Aufgabe besteht für Ärzte in der Navigation des Katheters durch die Hirngefäße zum Blutgerinnsel. Auch bei dieser Aufgabe könnte KI einbezogen werden. Computergesteuerte Katheter, die durch die KI autonom zum Blutgerinnsel navigieren, könnten zuverlässige und schnellere Varianten der Methode darstellen.2
Ein Forschungsteam an der Charité in Berlin nutzt KI hingegen für eine personalisierte Schlaganfall-Therapie. Bisher richtet sich die Therapieauswahl nach einem Schlaganfall zu einem großen Teil an zeitliche Faktoren. Allerdings ist jedes Krankheitsbild und jeder Mensch individuell. Ein KI-gestütztes Computermodell hilft dabei, individuelle Faktoren noch stärker mit einzuberechnen und gibt einen guten Anhaltspunkt für die geeignete Therapieentscheidung, indem es die Ärzte bei der komplexen Fallabwägung und Recherche unterstützt.3
Ethische Aspekte von KI-Systemen in der Medizin
Innovationstreiber kritisieren den langsamen Weg, den wir in Deutschland Richtung Künstlicher Intelligenz in der Medizin gehen. Im internationalen Vergleich, beispielsweise mit China und den USA hinken wir um Quantensprünge hinterher. Sind wir wirklich langsamer oder einfach nur bedachter? Denn ethische Aspekte müssen mitgedacht werden, und zwar zum Wohle von Patienten.
Denn trotz der Fortschritte fehlt der künstlichen Intelligenz ein zentraler Baustein, der unsere Entscheidungen massiv prägt: das moralische Bewusstsein. Sollten wir es daher kritisch betrachten, wenn KI-Systeme bewusst oder unbewusst unsere Entscheidungen beeinflussen?
Wenn KI Entscheidungen für Menschen trifft, wird dadurch moralische Verantwortung von Menschen hin zu Systemen verschoben. Wer sollte stellvertretend für die Systeme diese Verantwortung übernehmen?
Wir wollen von ihm wissen: Ist es ethisch vertretbar, dass uns die KI Entscheidungen abnimmt? Wie ist die Frage der Verantwortung für solche Entscheidungen zu klären? Und: Wie könnte in 5 bis 10 Jahren eine mit KI involvierte Schlaganfall-Behandlung aussehen?
Sie haben eine Frage zur KI in der Medizin oder zum Schlaganfall? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Autorin
Marieke Theil, M.Sc. hält einen Master of Science in Molecular Nutrition und hat sich in Gesundheitspsychologie weitergebildet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das kardiovaskuläre Risiko befasst. Damit verfügt sie über ein fundiertes Verständnis der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. [mehr]
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Quellen
- Künstliche Intelligenz zur Erkennung von Schlaganfällen im Schlaf – Berlin Institute of Health at Charité (BIH) – URL: https://www.bihealth.org/de/aktuell/kuenstliche-intelligenz-zur-erkennung-von-schlaganfaellen-im-schlaf
- Intelligenter Katheter soll zu Blutgerinnseln im Gehirn navigieren – hil/aerzteblatt.de – URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/K%FCnstliche%20Intelligenz?s=&p=1&n=1&nid=107326
- Künstliche Intelligenz macht personalisierte Schlaganfall-Therapie möglich – Bundesministerium für Bildung und Forschung – URL: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/kunstliche-intelligenz-macht-personalisierte-schlaganfall-therapie-moglich-11283.php
- Künstliche Intelligenz soll für bessere Verteilung von Blutkonserven sorgen – hil/aerzteblatt.de – URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119899/Kuenstliche-Intelligenz-soll-fuer-bessere-Verteilung-von-Blutkonserven-sorgen
- Bessere Medizin mit Künstlicher Intelligenz – KBr/aerzteblatt.de – URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111811/Bessere-Medizin-mit-Kuenstlicher-Intelligenz