Beruf und Schlaganfall: Der Wiedereinstieg ▷ Wann und wie?
In diesem Artikel:
- Sichtbare und unsichtbare Schlaganfall-Folgen
- Die Leistungsfähigkeit nach einem Schlaganfall
- Warum der Wiedereinstieg in die Arbeit nicht zu früh erfolgen sollte
- Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg?
- Was kann ich selbst tun, um wieder belastbar zu werden?
Der Wiedereinstieg in das Arbeitsleben ist für Menschen nach einem Schlaganfall eine große Herausforderung. Betroffene haben viele offene Fragen zu ihrer beruflichen Zukunft, wie zum Beispiel:
- Werde ich nach dem Schlaganfall wieder so belastbar sein wie früher?
- Wann kann ich wieder arbeiten?
- Kann ich meinen Beruf wie bisher ausüben?
Diese Fragen drücken eine berechtigte Ungewissheit nach dem richtigen Zeitpunkt und der eigenen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit aus. Dabei gelingt der Wiedereinstieg ins Berufsleben den wenigsten Betroffenen auf Anhieb vollumfänglich und reibungslos. Umso wichtiger ist es, die Gründe hierfür zu kennen und zu wissen, welche Faktoren die Entscheidung für einen beruflichen Wiedereinstieg beeinflussen.
Sichtbare und unsichtbare Schlaganfall-Folgen
Zu den offensichtlichen Folgen nach einem Schlaganfall zählen beispielsweise Bewegungs- und Gangstörungen infolge einer anhaltenden Beinlähmung. Diese werden in der medizinisch-beruflichen Rehabilitation gezielt und oft sehr erfolgreich therapiert; unterstützt durch eine Vielzahl an Hilfsmitteln sowie computer- und digital basierten Eigentrainings.
Zu den „unsichtbaren“ Folgen zählen die neuropsychologischen Symptome. Sie sind gegenüber körperlichen Behinderungen eine größere Herausforderung. Denn sie werden in der Frühphase der Erkrankung häufig übersehen oder kommen erst im Laufe der Erkrankung zutage: Betroffene fühlen sich im Alltag überfordert, erleben plötzlich Rückschläge oder entwickeln depressive Symptome. Fortschritte in der Therapie stagnieren oder der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben missglückt.
Drei Beispiele für Beeinträchtigungen im Beruf
Beispiel 1 – Kommissionierung im manuellen Lager:
Hier werden Produkte, Aufträge und Bestellungen aus verschiedenen Sortimenten und Lagern zusammengestellt. Verminderte Ausdauer und die Schwäche eines Armes beeinträchtigen das Heben und Tragen von Packstücken und effizientes Arbeiten. Gravierender wirken sich eine schnelle Ermüdbarkeit und Defizite der Aufmerksamkeit aus. Eine gestörte räumliche Orientierung und visuelle Wahrnehmung sind ein Risiko in Gefahrenbereichen. Für das Fahren eines Gabelstaplers besteht zumindest vorübergehend keine Eignung.
Beispiel 2 – Berufe mit Kundenkontakt und im Vertrieb:
Kommunikativ intensive Tätigkeiten erfordern ein geistiges Leistungsvermögen und die Selbstregulation seelischer Prozesse der Informations- und Reizverarbeitung. Der zunehmende Einsatz von digitalen Technologien und Medien macht Kommunikation noch komplexer und teilweise komplizierter. Eingeschränkte Fähigkeiten der Konzentration, Aufmerksamkeit und Konflikttoleranz und eine gestörte Impuls- und Affektkontrolle zeigen hier schnell Grenzen auf. Zwischenmenschliche Interaktionen, Diskussionen und häufige Video- und Telefonkonferenzen sind stark beanspruchend und wirken nach kurzer Zeit ermüdend. Für Reisetätigkeiten besteht zumindest vorübergehend Fahruntauglichkeit.
Beispiel 3 – Berufe mit Büro- und PC-Arbeit:
Ob organisatorische oder kaufmännisch-verwaltende Tätigkeiten: Das Aufgabenspektrum von Büroarbeiten ist vielseitig und geistig fordernd. Der Arbeitsalltag ist ohne PC nicht mehr vorstellbar. Einschränkungen der Belastbarkeit werden deutlich, wenn es schwer fällt, sich länger als eine Stunde lang auf eine Sache zu konzentrieren. Oder sich Abfolgen von Arbeitsschritten zu merken, die Tagesstruktur und Aufgaben selbständig zu organisieren, Termine zu planen und zu koordinieren.
Ist das Lesen, Schreiben, Rechnen und Zählen beeinträchtigt und durch Hard- und Software nicht auszugleichen, sind viele verantwortungsvolle Aufgaben limitiert. Hinzu kommen Stressfaktoren wie Zeitdruck, Unterbrechungen und Umgebungslärm
Nicht zu unterschätzen: Aufgaben, Bedürfnisse und Rollen im Privatleben, Familien- und Freundeskreis sowie begleitend laufende Therapien fordern weitere Kapazitäten.
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Die Leistungsfähigkeit nach einem Schlaganfall
Ein entscheidendes Kriterium für den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt ist das Maß der Leistungsfähigkeit eines Menschen nach einem Schlaganfall.
Es sind vor allem die unsichtbaren Folgen eines Schlaganfalls, unter denen die Mehrheit der Betroffenen leidet.
Die Rede ist von neuropsychologischen Symptomen und krankheitsbedingten Einschränkungen der Leistungsfähigkeit. Eine reduzierte kognitive (geistige) Belastbarkeit, verloren gegangene Fähigkeiten im psychischen und/oder kommunikativen und sozialen Bereich schränken Betroffene im Alltag und Beruf deutlich ein.
Betroffen sind wichtige Funktionen und Aktivitäten zur selbständigen und selbstbestimmten Teilhabe am Leben und in Gesellschaft: Das, was Menschen Bewusstsein, Sprache, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Planung und Emotion ermöglicht.
Die Auswirkungen zeigen sich beispielsweise durch:
- Schwierigkeiten beim Erledigen von komplexen Aufgaben,
- in der Planung von Handlungen und zeitlichen Abfolgen,
- im Erfassen von Inhalten, Einprägen und Abrufen von Informationen
- und im Lernen und Anwenden von neuem Wissen.
Die Probleme entwickeln sich im Verlauf und werden am Anfang nicht erkannt
In der Akutklinik und stationären Reha fallen neuropsychologische Funktionsstörungen oft noch nicht auf, weil andere gesundheitliche Schwerpunkte im Vordergrund stehen. Oder es zeigen sich unspezifische Veränderungen des Befindens, Verhaltens und Wesens, die nicht weiterführend diagnostiziert werden. Somit werden sie nicht oder erst später behandelt.
Einschränkungen treten zutage, wenn der Zustand körperlich stabil ist sich Bewegungs- und Sprachstörungen in der Therapie verbessern. Wenn Betroffene in ihren Alltag zurückkehren, ihren Beruf wieder aufnehmen und unerwartet an ihre Grenzen kommen.
Da psychische Symptome von außen nicht sichtbar sind, Menschen nicht “krank” aussehen, ist es manchmal schwierig, dafür Verständnis zu entwickeln. Für die Betroffenen und ihr Umfeld. Wichtig ist, Defizite nicht als persönliches Versagen oder Willensschwäche zu werten. Sondern die Zusammenhänge zu verstehen und daran zu denken, dass dahinter Krankheitssymptome stecken können. Diese sind wie eine Lähmung organisch bedingt.
Warum der Wiedereinstieg in die Arbeit nicht zu früh erfolgen sollte
Ist der Verlauf in der Akutklinik und stationär-ambulanten Reha medizinisch zufriedenstellend, ist das erfreulich für alle. Sind die Betroffenen selbständig und restliche Einschränkungen gut kompensierbar, steht meist der Wunsch an, in das Berufsleben zurückkehren.
Sofern zu erwarten ist, dass die bisherige Tätigkeit wieder möglich ist, kann ein Arbeitsversuch erfolgen. Beispielsweise als stufenweise Wiedereingliederung mit zunächst reduzierter Arbeitszeit.
Dennoch kommt es immer wieder vor, dass ein Arbeitsversuch nach ein paar Wochen abgebrochen werden muss. Überwiegend aufgrund von Überlastung und Überforderung. Auslöser sind beispielsweise nicht zu bewältigende Arbeitsaufgaben durch komplexe Inhalte oder eine unzureichend angepasste Organisation an das Tempo. Hierbei spielen psycho-soziale Faktoren und das betriebliche Umfeld eine Rolle.
Dass ein Wiedereinstieg beim ersten Anlauf nicht gelingt, kann viele Gründe haben. Dies sollte von Beginn an mitbedacht werden. Schwierigkeiten sind normal und zeigen sich erst in der Praxis. Niemand kann den Verlauf im Einzelfall voraussehen und davon ausgehen, dass alles auf Anhieb reibungslos funktioniert. Gut ist es, Probleme frühzeitig anzusprechen, um weitere Möglichkeiten zu klären, die Genesung zu unterstützen und den Wiedereinstieg zu erleichtern.
Der häufigste Grund für einen Misserfolg ist Überlastung und Überforderung
Probleme im sozialen Lebensumfeld, mangelnde Strukturen oder Koordination im betrieblichen Eingliederungs-Prozess sind ungünstig für den langfristigen Verlauf. Dies kann die erfolgreiche Wiedereingliederung in den Beruf und in das Erwerbsleben gefährden.
Auch bei jungen Betroffenen mit leichten Schlaganfällen können komplizierende Faktoren den Wiedereinstieg erschweren und bis hin zur Frühberentung führen. Vor allem, wenn sich begleitend eine psychische/psychiatrische Erkrankung entwickelt oder sich eine vorbestehende Depression oder Angststörung verschlimmert.
Die Aufgabe und Herausforderung ist es daher für alle an der Behandlung Beteiligten, für solche Fallstricke sensibilisiert zu sein. Den individuell passenden Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Arbeit und die geeignete Form der Rückkehr zu finden, ist Teamarbeit.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg?
Eine volle Belastbarkeit liegt vor, wenn das Leistungsvermögen körperlich und geistig den Anforderungen im Beruf weitgehend entspricht. Soweit die Theorie. Die Praxis gestaltet sich jedoch komplexer.
Der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben hängt von vielen Faktoren ab und ist individuell im Dialog mit allen Beteiligten zu klären. Zu ihnen zählen Ärzte, Therapeuten, Familienangehörige und der Arbeitgeber. Eine allgemeingültige Aussage, wie lange jemand nach einem Schlaganfall krankgeschrieben ist und wann das Leistungsvermögen wiederhergestellt ist, gibt es nicht.
Für die ärztliche Prognose werden medizinische Informationen und individuelle Voraussetzungen für den Wiedereinstieg geprüft. Jeweils unter Einbeziehen des psycho-sozialen Kontextes und betrieblichen Umfeldes oder des allgemeinen Arbeitsmarktes.
Die Kenntnis der Diagnose und des Schweregrades der Hirnschädigung reicht also nicht aus, da bei milden Befunden ebenso Probleme resultieren. Für den Beruf ist das Zusammenspiel von Fähigkeiten, Funktionen und Kompensationen relevant.
Das Leistungsvermögen wird durch eine alltags- und tätigkeitsbezogene Belastungserprobung beurteilt. Diese findet im Idealfall unter realen Bedingungen im sozialen und betrieblichen Umfeld statt.
Werden Einschränkungen nicht erkannt oder Konsequenzen für die Tätigkeit unterschätzt, ist die Prognose zu optimistisch. Erfolgt der Wiedereinstieg zu früh und kommt es zur Überlastung und Überforderung, ist das für eine Integration ins Arbeitsleben ungünstig.
Gerade bei jüngeren Menschen, die sich funktionell schnell erholen, sportlich aktiv waren und erfolgreich im Leben standen, besteht das Risiko, ihr Leistungsvermögen zu überschätzen. Manche neigen dazu, die Anforderungen nach einem Schlaganfall zu unterschätzen und sich zu viel zuzumuten, wenn sie sehr zielorientiert sind. Manchmal werden Probleme auch (unbewusst) verdrängt oder heruntergespielt: durch Leistungsdruck, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, innere Antreiber und hohe Erwartungen. Oder bei einer eingeschränkten Selbstwahrnehmung als Krankheitsfolge.
Was kann ich selbst tun, um wieder belastbar zu werden?
Nach der Akutbehandlung eines Schlaganfalls schließt sich eine längere Phase der Rehabilitation an. Diese richtet sich im Verlauf medizinisch und beruflich orientiert auf das übergeordnete Ziel der Selbständigkeit und Teilhabe aus.
Eine Reha ist umso wirkungsvoller und nachhaltiger, je mehr Betroffene aktiv Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Sie dient dazu, Funktionen wiederherzustellen und Strategien zu entwickeln, um die Belastbarkeit und Lebensqualität langfristig zu verbessern.
Ein weiterer Schwerpunkt ist der selbstsichere und souveräne Umgang mit der Krankheits- und Lebenssituation zur vollständigen psycho-sozialen Reintegration. Der gesamte Alltag, der sich durch den Schlaganfall innerhalb von Minuten radikal verändert hat, muss neu organisiert werden. Für die Gesundheit, die eigene Orientierung und Lebensgestaltung in privater und beruflicher Hinsicht. Dies ist ein kontinuierlicher und dynamischer Anpassungs-, Entwicklungs- und Lernprozess, sowohl für Betroffene als auch für das soziale Umfeld.
All das erfordert neben Zeit viel Willensstärke, Disziplin und Motivation. Gleichzeitig müssen Betroffene lernen, achtsam mit sich und ihrer Gesundheit umzugehen und die Balance zu finden, damit sie sich nicht weder verausgaben noch unterfordern.
Zeit ist der entscheidende Erfolgsfaktor für die nachhaltige Genesung, Wiedereingliederung und Neuorientierung. Nicht, um an ihr zu sparen und so schnell wie möglich wieder die Leistung wie vorher zu bringen. Sondern um ihr einen neuen Stellenwert im Leben zu geben.
Daraus ergeben sich unsere Empfehlungen, Strategien und Tipps für Ihre Selbstfürsorge:
Geduld haben und Erwartungen anpassen
Zunächst heißt es Geduld haben, sich selbst die Zeit und den Raum erlauben für den Genesungs- und Rehabilitationsprozess. Wir wissen, dass das leichter gesagt ist als getan. Doch es ist wenig hilfreich, wenn Sie sich unter Druck setzen. Dadurch geht es weder schneller noch besser. Eher behindert Druck durch die Stressreaktionen im Körper die Regeneration und Fortschritte in der Therapie.
In die neue Lebenssituation wächst niemand von heute auf morgen hinein. Für Betroffene ist es wichtig, emotionalen Halt zu erfahren und Sicherheit zu empfinden, um sich der neuen Realität zu stellen. Ein unterstützendes soziales Netzwerk hilft in der schwierigen Zeit, psychisch stabil zu bleiben und im Verlauf einen neuen Kurs für sich zu finden.
Vielen Menschen fällt es nicht leicht, sich von dem Selbstbild und der Wahrnehmung der Welt vor dem Schlaganfall zu lösen. Zurückzublicken, wie es in der Vergangenheit war und was jetzt nicht mehr geht, ist normal. Es sollte nur nicht im Selbstmitleid enden. Richten Sie stattdessen den Fokus auf das, was jetzt machbar und gestaltbar ist. Nur das führt Sie weiter.
Geduldig zu sein, fällt leichter, wenn Sie mit vertrauten Menschen an Ihrer Seite oder auch professioneller Unterstützung über Sorgen, Zweifel, Ängste und unangenehme Erlebnisse sprechen können. Wenn Sie Schmerzen und seelisches Leid nicht allein ertragen müssen und genauso Schönes und Erfreuliches teilen dürfen. Daraus können Sie Hoffnung, Mut und Kraft schöpfen, sich von Erwartungsdruck lösen und sich auf den nächsten Abschnitt einlassen.
Das Vergangene zu würdigen und die Gegenwart zu akzeptieren, ist der Lösungsschritt, um schwierige Zeiten zu meistern, neue Wege zu finden und die Zukunft mit Zuversicht willkommen zu heißen.
Was Sie selbst tun können:
- Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit immer wieder auf das, was jetzt geht: Was ist möglich mit dem, was Sie können und wollen? Was ist Ihnen wichtig? Was macht Ihnen Freude? Was könnten die nächsten kleinen Schritte sein?
- Fragen Sie sich, was Sie selbst erwarten, sich davon erhoffen, wünschen und warum. Sprechen Sie darüber mit Menschen, die Ihnen guttun. Fühlen Sie in sich hinein, ob Sie auf Ihrem eigenen Weg und in Ihrem Tempo unterwegs sind.
- Zögern Sie nicht, sich frühzeitig Unterstützung zu suchen. Hier ist professionelle therapeutisch-beraterische Hilfe und Begleitung im Prozess sehr wertvoll.
Selbstakzeptanz üben und die Krankheit verarbeiten
Viele Funktionen erholen sich im Verlauf schnell, andere bleiben länger oder dauerhaft. Wichtig ist, dass Sie die Krankheit und die Auswirkungen so weit es Ihnen möglich ist, als Teil Ihres Lebens akzeptieren. Die Dinge annehmen und Ihren Frieden finden – für sich selbst und die Mitmenschen in Ihrem Umfeld. Es entlastet alle, wenn Sie nicht gegen das ankämpfen, was im Moment und absehbar nicht willkürlich änderbar ist.
Vor allem tun Sie Ihrer psychischen Gesundheit Gutes, wenn sich seelische Spannungen reduzieren, Sie innerlich zur Ruhe kommen. Es ist nicht leicht und es klappt nicht alles von allein. Seien Sie gütig und nachsichtig mit sich. Jeder Mensch geht unterschiedlich mit den Folgen eines Schlaganfalls um. Jeder braucht und wünscht sich anderes als Beistand. Sich Einbußen und den Verlust von Funktionen einzugestehen und Hilfe anzunehmen, ist für die einen schwieriger als für andere. Und ein Schlaganfall kann den Weg zur Einsicht und Erkenntnis erschweren.
Phasen der Verzweiflung, Wut, Trauer, Angst und Ohnmachtsgefühle sind am Anfang und zwischendurch völlig normal, wenn Sie sich damit auseinandersetzen. Solche Reaktionen sind Teil eines Prozesses, um Krankheitsfolgen zu verarbeiten und Krisen im Leben durch einschneidende Erlebnisse zu bewältigen. Diese Gefühle, Gedanken und Impulse brauchen ihren Raum.
Sprechen Sie darüber mit Ihren Bezugspersonen im engsten Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis. Oder suchen Sie Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Menschen mit ähnlichen Erfahrungen. Wenn Ihnen das unangenehm ist, oder Sie sich stärker belastet fühlen, nehmen Sie frühzeitig psychologische Hilfe in Anspruch. Das wird Sie emotional stabilisieren und innerlich stärken.
Gesundheits- und Selbstkompetenz entwickeln
Je mehr Sie über das Leben nach Schlaganfall und Gesundheit im Alltag lernen, desto mehr Verständnis und Selbstkompetenz entwickeln Sie. Zusammenhänge zu verstehen und zu wissen, was trotz und mit Einschränkungen machbar ist, wird Ihnen helfen, eigenständig Wege zu erschließen.
Mit theoretisch-praktischem Wissen, Handlungshilfen und Hilfsmitteln werden Sie Ihre Aufgaben, Herausforderungen und Probleme zunehmend besser bewältigen. Vieles wird im Alltag und Beruf auf andere Art und Weise funktionieren als Sie bisher kennen. Durch Unterstützung von außen, Ihr Umfeld und Weiterentwicklung Ihrer Fähigkeiten werden Sie Schritt für Schritt selbstsicherer und unabhängig. Mit der Selbstwirksamkeit wächst die Gestaltungskraft und Zuversicht für Ihren Lebensweg.
Ein Verständnis für die Krankheit und Auswirkungen zu entwickeln und Praktisches an die Hand zu bekommen, hilft ebenso Ihren Angehörigen. Damit sie lernen, wie sie Sie bestmöglich unterstützen, ohne Sie zu überfordern oder aus Sorge zu behüten. Sie finden miteinander besser ins Gespräch, einen gemeinsamen Nenner und zusammen Wege – mit gutem Gespür für das richtige Maß.
Es wird besser. Alles zu seiner Zeit.
Und Sie müssen all das auch nicht allein schaffen.
Sie haben eine Frage zum Wiedereinstieg in den Beruf? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Dr. med. Karin Kelle-Herfurth, MHBA ist selbständige Beraterin in Hamburg. Sie begleitet Solo-Selbständige und Menschen in Führung nach Krankheit in der Neuausrichtung und berät zu gesunder Lebens- und Unternehmensführung. Als Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin liegt ihr Fokus in der Prävention und beruflichen Rehabilitation. Dies verknüpft sie als Gesundheitsökonomin mit dem Blick auf neue Arbeitskonzepte und Organisationsstrukturen im digitalen Zeitalter. [mehr]
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