Was sind Vitalwerte und wie werden sie gemessen? ▷ Schlaganfall-Prävention
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In diesem Artikel:
- Was sind Vitalwerte und wie werden sie gemessen?
- Körpertemperatur
- Blutdruck
- Puls
- Atemfrequenz
- Sauerstoffsättigung (sO2)
- Blutzuckerspiegel
- Erythrozyten
- Leukozyten
- Thrombozyten
- Hämatokrit
- Hämoglobin
- Cholesterin
- CRP – C-reaktives Protein
Was sind Vitalwerte und wie werden sie gemessen?
Vitalwerte sind Messwerte, welche die vier grundlegenden Körperfunktionen erfassen: den Blutdruck, die Herzfrequenz, die Atemfrequenz und die Temperatur.
Vitalwerte: Selbstmessung und Erfassung durch den Arzt
Vitalwerte kann jeder bei sich selbst oder bei anderen messen. Man braucht nur eine Uhr, ein Blutdruckmessgerät und ein Thermometer. Zum Aufzeichnen Stift und Papier.
Aber auch andere Messwerte sind für Gesunde und Patienten, egal in welchem Alter, von Bedeutung und werden von einem Arzt aufgezeichnet.
Das sind überwiegend Laborwerte. Z.B. das Blutbild, Cholesterin mit LDL und HDL, Zucker bzw. Glukose, als Entzündungsparameter das C-reaktive Protein (CRP) und andere.
Über Ihren Cholesterin- und Zuckerwert sollten Sie sich in jedem Fall aufklären lassen. Auch wenn Sie noch jung sind.
Wichtige Vitalwerte und ihre Referenzwerte
Referenzwerte: je nach Messmethode/Labor können die Referenzwerte variieren. Deshalb ist im Zweifelsfall immer auf die Referenzwerte des Arztes/der Ärztin oder des Labors Verlass.
Körpertemperatur
- Temperatur1
- Normwert: 36,3 – 37,4°C
Durch die Einhaltung der Körpertemperatur hält der Körper die lebenswichtigen Stoffwechselvorgänge optimal im Gang. Bei zu hohen Temperaturen (über 42°C) können die Enzyme den Stoffwechsel nicht mehr aufrechterhalten. Außerdem hat eine zu hohe Temperatur einen negativen Einfluss auf die Blutgefäße. Die Mitochondrien (die Kraftwerke der Zellen) werden instabil und die Sauerstoffversorgung ist gefährdet.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- Vitaminmangel (z.B. Eisenmangel)
- Erhöhter Blutzuckerspiegel
- Geschwächter Körper
- Medikamenteneinnahme
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- infektiöse Krankheit
- bei dauerhaft erhöhten Werten: Übergewicht, Medikamente, unerkannte Entzündungen
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Blutdruck
- Blutdruck2
- Optimalwert: unter 120/80
Der Blutdruck ist der Druck, den das Blut auf die Gefäßwände ausübt, während es durch den Körper gepumpt wird. Ein gewisser Blutdruck ist erforderlich, um genügend Blut durch die Blutgefäße zu befördern. Ein ständig zu hoher Blutdruck verursacht die Arteriosklerose und kann damit lebenswichtige Organe schädigen.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- Junges Alter (v.a. junge Frauen)
- Untergewicht
- Erbliche Faktoren
- Flüssigkeits- oder Salzmangel
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Hohes Alter
- Fettleibigkeit
- Bewegungsmangel
- Fehlernährung
- Erbliche Faktoren
Puls
- Puls3
- Optimalwert: 60 – 80 Schläge pro Minute
Der Puls bezeichnet die Anzahl der Herzschläge pro Minute. Mit dem optimalen Puls wird sichergestellt, dass den Körperzellen die erforderliche Konzentration an Sauerstoff und Nährstoffen zugeführt wird.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- Leistungssport (langfristig)
- Krankheiten (z.B. Sinusknotensyndrom, Schilddrüsenunterfunktion)
- Medikamente (z.B. Betablocker)
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Körperliche Aktivität (akut), Stress
- Rauchen
- Kaffee
- Fettleibigkeit
- Medikamente
Atemfrequenz
- Atemfrequenz4
- Normwert: 12 – 20 Atemzüge pro Minute
Die Atemfrequenz beschreibt die Anzahl der Atemzüge pro Minute. Die Atemfrequenz ist erhöht, wenn das Gehirn zu wenig Sauerstoff oder zu viel Kohlenstoffdioxid (CO2) registriert.
Mögliche Gründe für eine niedrige Atemfrequenz:
- Obstruktive Schlafapnoe
- Überdosierung von Medikamenten
- Hirnverletzung
Häufige Gründe für eine hohe Atemfrequenz:
- Medikamente
- Körperliche Anstrengung
- Angststörung
- Fieber
- Atemwegserkrankungen
Sauerstoffsättigung (sO2)
- Sauerstoffsättigung
- Normwert: 95 – 100 %
Die Sauerstoffsättigung bezeichnet den Gehalt an Sauerstoff im Blut. Mit Hilfe dieses Parameters lässt sich die Funktionsfähigkeit der Lunge und die Effektivität des Sauerstofftransports im Blut abschätzen.
Mögliche Gründe für niedrige Werte:
- Lungen- oder Bluterkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Extreme Höhenlage
- Kreislaufstörungen
Mögliche Gründe für hohe Werte:
- Hyperventilieren
Blutzuckerspiegel
- Blutglukose5
- Normwert (nüchtern): 70 – 100 mg/dL / 5,6 mmol/L
Der Blutzuckerspiegel. Glukose ist der Energielieferant für unsere Zellen und deshalb lebensnotwendig. Nach einer Mahlzeit und generell im Tagesverlauf schwankt der Glukose-Wert. Ist der Wert allerdings dauerhaft erhöht, schädigt das die Blutgefäße und kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert (Unterzucker, Hypoglykämie):
- Zu hohe Dosis von Insulin oder oralen Antidiabetika
- Auslassen von Mahlzeiten
- ungewohnte körperliche Belastung
- Nebenwirkung von Medikamenten
- Alkoholkonsum
Symptome einer Unterzuckerung:
- Zittern, innere Unruhe, Herzklopfen
- Schweißausbruch
- Heißhunger
- Bewußtlosigkeit
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Diabetes mellitus, Schwangerschaftsdiabetes
- Erkrankungen (z.B. Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, Erbkrankheiten)
- Medikamente
Erythrozyten
- rote Blutkörperchen, Erythrozyten6
- Normwert: Männer: 4,5 – 5,9 Millionen/µL, Frauen: 4,1 – 5,1 Mio/µL
Die roten Blutkörperchen sind die häufigsten Blutzellen. Ihre Hauptaufgabe ist der Sauerstofftransport.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- Nährstoffmangel (z.B. Eisen, Vit. B12, Eiweiß, Kupfer)
- Andauernder Blutverlust (z.B. bei chronischen Blutungen oder der Regelblutung)
- Chronische Entzündungen
- Erkrankungen (z.B. hämolytische Anämie)
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Stress
- Flüssigkeitsmangel
- Kortisontherapie
- Erkrankungen (z.B. Knochenmarkserkrankungen)
Leukozyten
- weiße Blutkörperchen, Leukozyten7
- Normwert: 4000 – 10000/µL
Die weißen Blutkörperchen sind vor allem für die Abwehr von Fremdstoffen und Krankheitserregern verantwortlich. Bei Entzündungen werden weiße Blutkörperchen freigesetzt. Weiße Blutkörperchen können sich je nach Bedarf zu verschiedenen Zellen ausbilden, in der Fachsprache nennt sich das differenzieren. Aus einem Leukozyten entstehen so Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- akute Infektion
- Autoimmunerkrankungen
- Tumore
- Medikamente (z.B. Rheuma-Medikamente, Antibiotika)
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Infektionen
- Stress
- Starke körperliche Belastung
- Medikamente
- Rauchen
Thrombozyten
- Blutplättchen, Thrombozyten (THRO, PLT)8
- Normwert: 140.000 – 360.000/µL
Die Hauptaufgabe der Thrombozyten liegt in der Blutgerinnung. Kommt es zu einer mechanischen Verletzung, stellt der Körper damit sicher, dass das Blut nicht dauerhaft ungehindert den Körper verlässt und Keimlinge eintreten. Die Thromben legen sich dann an die Verletzung und bilden miteinander einen Pfropfen.
Sind die Thrombozyten dauerhaft erhöht, besteht die Gefahr, dass die Thrombozyten im normalen Blutkreislauf zusammenklumpen und einen Schlaganfall oder Herzinfarkt verursachen.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- Medikamente (z.B. Rheuma-Medikamente, Psychopharmaka)
- Alkoholismus
- Vitaminmangel (Vitamin B12, Folsäure)
- Hormonschwankungen
- in seltenen Fällen: Autoimmunerkrankungen
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Erkrankungen (z.B. Erkrankungen des blutbildenden Systems)
- schwere bakterielle Infektion
- körperliche Anstrengung
- Emotionale Ursachen: Stress, Ängste, Depressionen
Hämatokrit
- Hämatokrit (HKT, HK, HCT)9
- Normwert: Frauen: 37 – 48 %, Männer: 40 – 52 %
Der Hämatokrit-Wert beschreibt den Anteil aller Blutzellen im Blut. Damit gibt der Wert wieder, wie zäh- oder dünnflüssig das Blut ist. Bei einer hohen Konzentration steigt das Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels und damit die Gefahr für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- Blutarmut (Anämie)
- Blutverlust
- Nährstoffmangel (Eisen, Vitamin B12, Folsäure)
- Überwässerung
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Flüssigkeitsverlust
- Erkrankungen (z.B. Polyglobulie, Polyzythämia vera, chronische Lungen-, Herz- oder Nierenerkrankung)
- Schlafapnoe-Syndrom
Hämoglobin
Hämoglobin (Hb)10
Normwert: Männer: 14 – 18 g/dL, Frauen 12 – 16 g/dL
Das Hämoglobin ist der rote Farbstoff der roten Blutkörperchen und quasi ein Bestandteil der roten Blutkörperchen. Das Hämoglobin ist ein Proteinkomplex, welcher den Sauerstoff bindet und damit transportieren kann.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
- am häufigsten: Eisenmangel
- Vitaminmangel (Vitamin B12, Folsäure)
- chronische Erkrankungen (z.B. chronische Entzündungen oder Infektionen, Nieren- oder Darmerkrankung, Krebserkrankung)
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- chronischer Sauerstoffmangel
- Erkrankungen (z.B. Polycythaemia vera)
- Rauchen
Cholesterin
- Cholesterin11
Cholesterin ist eine wachsartige fett-ähnliche Substanz. Es wird in der Leber gebildet und über die Nahrung aufgenommen. Cholesterin ist lebensnotwendig und wird zur Bildung neuer Zellen, von Hormonen und der Gallensäure benötigt.
LDL-Cholesterin
- LDL-Cholesterin
- Optimalwerte: unter 116 mg/dl / 3,0 mmol/l
Das LDL ist ein Transportmolekül für Cholesterin und wird auch als schlechtes Cholesterin bezeichnet. Es transportiert das Cholesterin von der Leber zu den Zellen. Zu hohe LDL-Spiegel tragen zur Entwicklung von Arteriosklerose bei. Dadurch werden die Arterien enger, was wiederum zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert (ist eher selten):
- Schilddrüsenüberfunktion
- Mangelernährung
- schwere Leberschädigung
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- genetische Faktoren
- hohes Alter, männliches Geschlecht
- ungesunde Ernährung
- Einnehmen der Pille
HDL-Cholesterin
- HDL-Cholesterin
- Optimalwerte: mindestens 40 mg/dl (Männer) bzw. 48 mg/dl (Frauen)
HDL ist das andere Transportmolekül für Cholesterin und das “gute” Cholesterin, welches überschüssiges Cholesterin von den Zellen zur Leber transportiert, wo dieses abgebaut wird. Niedrige Werte gelten als problematisch, wenn der LDL-Cholesterinspiegel erhöht ist. Denn dann wird der Abtransport des schädlichen Cholesterins nicht mehr optimal geleistet.
Häufige Gründe für einen niedrigen Wert:
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- gesunder Lebensstil
CRP – C-reaktives Protein
- C-reaktives Protein, CRP12
- Normwert: unter 10 mg/L
Das C-reaktive Protein wird bei Entzündungsreaktionen ausgeschüttet und unterstützt die Immunabwehr. Bei akuten Infektionen oder Entzündungen steigt das CRP sehr schnell an. Der Anstieg lässt jedoch keine Rückschlüsse auf den Ort oder die Art der Infektion zu.
Häufige Gründe für einen hohen Wert:
- Infektionen, Entzündungen
- Schwangerschaft
- Rauchen, Alkoholkonsum
- Stress
- Körperliche Anstrengung/Sport
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Autoren
unter Mitarbeit von Marieke Theil, M.Sc.
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Cardiogenic Causes of Fever – Autoren: Smid, Jan, Maximilian Scherner, Oliver Wolfram, Thomas Groscheck, Jens Wippermann,Rüdiger C. Braun-Dullaeus – Publikation: Deutsches Aerzteblatt Online, 2018 – DOI: 10.3238/arztebl.2018.0193
- Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®, ‘Patientenleitlinie 2019’, 2019
- Welcher Puls ist normal? herzstiftung.de, aufgerufen am 09.05.2021 – URL: https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/das-herz/welcher-puls-ist-normal
- Accurate Respiratory Rates Count: So Should You! – Autorin: Flenady, Tracy – Publikation: Elsevier, 2016, 45–47 – DOI: 10.1016/j.aenj.2016.12.003
- Blutzuckerwerte zu hoch: Wie Sie erhöhte Zuckerwerte vermeiden, diabetes.help, aufgerufen am 09.05.2021 – URL: https://www.diabetes.help/blutzuckerwerte/blutzuckerwerte-hoch/
- The Diagnosis and Management of Erythrocytosis – Autoren: Keohane, Clodagh, Mary Frances McMullin, Claire Harrison – Publikation: BMJ, 347 (2013), f6667 – DOI: 10.1136/bmj.f6667
- What to know about high white blood cell count, medicalnewstoday.com, aufgerufen am 10.05.2021 – URL: https://www.medicalnewstoday.com/articles/315133
- Thrombocytosis, mayoclinic.org, aufgerufen am 10.05.2021 – URL: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/thrombocytosis/symptoms-causes/syc-20378315
- Hämatokrit, internisten-im-netz.de, aufgerufen am 10.05.2021 – URL: https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/haematokrit.html
- Hemoglobinopathies – Autorin: Kohne, Elisabeth – Publikation: Deutsches Aerzteblatt Online, 2011 – DOI: 10.3238/arztebl.2011.0532
- 2019 ESC/EAS Guidelines for the Management of Dyslipidaemias: Lipid Modification to Reduce Cardiovascular Risk – Publikation: European Heart Journal, Oxford Academic – URL: https://academic.oup.com/eurheartj/article/41/1/111/5556353
- Normalwerte in der Diagnostik, thieme.de, aufgerufen am 10.05.2021 – URL: https://www.thieme.de/viamedici/klinik-faecher-klinische-chemie-1536/a/klinische-chemie-labor-normalwerte-3886.htm