Künstliches Koma ▷ Definition, Anwendung und Ablauf
Was ist ein künstliches Koma?
Das Koma (altgriechisch, „tiefer Schlaf“) ist ein Zustand tiefer Bewusstlosigkeit und die medizinisch schwerste Form einer Bewusstseinsstörung, bei der ein Patient auch durch starke äußere Stimuli wie wiederholte Schmerzreize nicht zu wecken ist.
Ein plötzliches Koma ist ein medizinischer Notfall, meist hervorgerufen durch schwere Erkrankungen oder Verletzungen. Ist dieser Zustand nicht voll ausgeprägt, spricht man von Sopor (lateinisch ‚“tiefer Schlaf“) oder Präkoma.
Der Begriff „Künstliches Koma“ hingegen bezeichnet eine medikamentös herbeigeführte Bewusstseinsminderung, die nach dem Absetzen der Arzneistoffe reversibel ist.
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Darum sollte die Benutzung des Begriffes Koma vermieden werden, da Koma im medizinischen Sinne einen ungeregelten Bewusstseinsverlust (s.o.) beschreibt. Treffender sind die Begriffe Analgo-Sedierung oder Langzeit-Narkose.
Es handelt sich also um einen längerfristigen narkoseähnlichen Zustand, den Ärzte gezielt mit Medikamenten herbeiführen, um den Körper zu entlasten und dadurch die Überlebenschancen des Patienten zu verbessern.
Anwendung und Ablauf
Ist der Patient schwer erkrankt oder verletzt, z. B. bei Lungenversagen, Blutvergiftung, schweren Schädelverletzungen, Bauchfellentzündung, bestimmten Hirninfarkten oder nach großen chirurgischen Eingriffen, so ist häufig eine Langzeit-Narkose (künstliches Koma) erforderlich.
Hierbei wird der Patient durch eine Kombination von Medikamenten mit verschiedenen Wirkungen in eine Art Tiefschlaf versetzt: Beruhigungs- und Schlafmittel (Sedativa, Hypnotika, wie z. B. Benzodiazepine oder Propofol), Schmerzmittel (Opioidanalgetika), andere Narkotika sowie Psychopharmaka.
In diesem Zustand ist das Bewusstsein vorübergehend ausgeschaltet und die Schmerzempfindung unterdrückt. Der Patient schläft so tief, dass er nicht mehr selbständig atmen kann, wodurch eine künstliche Beatmung notwendig ist.
Je nach Dosierung der Medikamente ist der resultierende Schlaf tiefer oder flacher. Es ist keine generelle Aussage darüber möglich, ob ein Patient im künstlichen Koma seine Umwelt oder Teile dessen wahrnimmt. Das ist abhängig von der Tiefe der Narkose, dem jeweiligen Krankheits- bzw. Verletzungsbild und davon, wie der Patient auf die verabreichten Medikamente reagiert.
Auch wenn der Patient tief zu schlafen scheint, so kann es trotzdem sein, dass er unbewusst Dinge wahrnimmt, die um ihn herum passieren. Dies sollte stets bei allen Gesprächen am Patientenbett bedacht werden.
Da mit zunehmender Dauer die Überlebenschancen des Patienten sinken, sollte ein künstliches Koma so kurz wie möglich gehalten werden.
Während der Langzeit-Narkose erfolgt die Ernährung über eine Magensonde mit Spezialnahrung oder intravenös über die Blutbahn. Zur Sauerstoffversorgung dient ein Beatmungsgerät. Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur des Patienten werden kontinuierlich überwacht.
Außerdem besteht die Möglichkeit, die Körpertemperatur des Patienten von knapp 37 auf 34 bis 32 Grad Celsius herabzusetzen, damit sich der Stoffwechsel verlangsamt und der Sauerstoffverbrauch des Körpers sinkt. Somit reduziert sich das Risiko für einen Sauerstoffmangel, der zum Absterben von Körperzellen führen und im Gehirn rasch dauerhafte Schäden verursachen könnte.
Sobald die zugrunde liegende Erkrankung oder Verletzung behandelt und stabilisiert ist, wird die Aufwachphase eingeleitet, indem allmählich die Dosierungen der Medikamente gesenkt werden.
Dieses „Ausschleichen“ kann sich über mehrere Tage erstrecken. Dabei nehmen die Patienten wieder zunehmend mehr Dinge aus ihrer Umgebung wahr. Nach dem Wachwerden braucht der Körper eine Weile, bis er die Medikamente abgebaut hat. Daher haben viele Patienten Entzugserscheinungen wie starkes Schwitzen, Kreislaufbeschwerden bzw. Verwirrtheitszustände.
Insgesamt gesehen sind die Gefahren und Nebenwirkungen einer Langzeit-Narkose gering.
- Delir nach einem Schlaganfall (Post-Stroke-Delir, PSD)
- Wachkoma (Apallisches Syndrom)
- Hirntod
- Locked-in-Syndrom
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen
Dr. med. Mark Dankhoff ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Diabetologische Grundversorgung, Hypertensiologie DHL, Adiposiologie DAG/AGA/DDG, Adipositas-Trainer AGA, Medizinischer Berater. Sein Schwerpunkt ist die Prävention und Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen. Seit 2021 ist er als Medical Advisor freiberuflich tätig. Dr. med. Mark Dankhoff ist Gründungsmitglied des „Im Puls. Think Tank Herz-Kreislauf e.V.“. [mehr]
Quellen
- Reinhard Larsen: Anästhesie. Urban & Fischer in Elsevier, 12. überarbeitete und aktualisierte Auflage, 2022. ISBN 978-3-437-22512-3.
- Franz-Josef Kretz, Jürgen Schäffer, Tom Terboven: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2016. ISBN 978-3-662-44770-3.
- Manfred Stöhr, Thomas Brandt, Karl Max Einhäupl: Neurologische Syndrome in der Intensivmedizin. Kohlhammer, Stuttgart 1998. ISBN 3-17-014557-6.