Nach einem Schlaganfall sind mindestens 1.632 Schritte täglich sinnvoll ▷ Studie
Das Ziel der Studie war es, folgende Fragen zu beantworten:
- Welche Faktoren – gemessen zwei Monate nach einem Schlaganfall – lassen eine Vorhersage der Aktivität ein Jahr nach dem Schlaganfall zu?
- Welche Schrittzahl – zwei Monate nach einem Schlaganfall – begünstigt eine Schrittzahl von über 6.000 Schritten ein Jahr nach dem Schlaganfall?
Hintergrund dieser Untersuchungen ist das erhöhte Risiko für einen erneuten Schlaganfall oder einen Herzinfarkt. Eine Erhöhung der Schrittzahl und die damit verbundene gesteigerte körperliche Aktivität senken dieses Risiko und sind somit wichtige Faktoren für den weiteren Krankheitsverlauf.
Das Studien-Design
Voraussetzung für die Teilnahme an dieser Studie war die Fähigkeit, zwei Monate nach dem Schlaganfall eine Gehstrecke mit einer Geschwindigkeit von mindestens 0,8 Meter pro Sekunde zurückzulegen. Es wurde dann die täglich mögliche Schrittzahl zwei Monate und ein Jahr nach dem Schlaganfall festgehalten. Hierfür wurde ein Schrittzähler verwendet.
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Neben der Schrittzahl wurden weitere Parameter bestimmt: die Ganggeschwindigkeit und die Gangausdauer. Für die Ganggeschwindigkeit wurde die Zeit für eine 10-Meter-Strecke gemessen. Die Gangausdauer wurde mithilfe eines 6-Minuten-Gehtests analysiert. Hierfür mussten die Teilnehmer sechs Minuten am Stück gehen und die zurückgelegte Strecke wurde notiert.
Das Gleichgewicht wurde mit dem sogenannten “Berg-Balance-Test” ermittelt. Hierbei müssen innerhalb von 20 Minuten eine Reihe von Aufgaben bewältigt werden. Diese umfassten unter anderem das freie Stehen, Sitzen oder das Stehen auf einem Bein.
Insgesamt wurden 206 Patienten in die Studie eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter betrug 63 Jahre und 43 Prozent waren weiblich.
Die Ergebnisse
Studien-Teilnehmer, die zwei Monate nach einem Schlaganfall mehr als 1.632 Schritte pro Tag gehen konnten, hatten eine 1,86 mal höhere Wahrscheinlichkeit, ein Jahr nach dem Schlaganfall 6.000 Schritte täglich zu erreichen.
Kann man die Aktivität hinsichtlich des Gehens ein Jahr nach einem Schlaganfall vorhersagen?
Laut dieser Studie sind zwei Faktoren besonders relevant: die Schrittzahl und das Gleichgewicht zwei Monate nach einem Schlaganfall. Eine Verbesserung der täglichen Aktivität, also der Schrittzahl und ein gutes Gleichgewicht sind höchstwahrscheinlich für eine erhöhte Aktivität ein Jahr nach einem Schlaganfall verantwortlich. Darüber hinaus gab es andere Faktoren. Dazu zählten die Ganggeschwindigkeit, die Gangausdauer, die Fitness hinsichtlich des Kreislaufs und der Atmung und die allgemeine Mobilität.
Die Studien-Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine hatte eine tägliche Schrittzahl von weniger als 6000 Schritte, die andere von mehr als 6000 Schritten ein Jahr nach dem Schlaganfall.
Wurde eine Schrittzahl von <6000 Schritten erreicht, waren meist noch weitere Beobachtungen zu machen. Diese Gruppe hatte zusätzlich eine langsamere Ganggeschwindigkeit, eine geringere Ausdauer und eine stärkere Beeinträchtigung der unteren Extremität. Ebenso hielten Sie schlechter ihr Gleichgewicht und zeigten eine größere Mobilitätseinschränkung. Zusätzlich wurde auch eine erhöhte Schwere des Schlaganfalls festgestellt.
Fazit
Die Studie zeigt, dass die wichtigsten Faktoren für die Aktivität des Gehens ein Jahr nach dem Schlaganfall die tägliche Schrittzahl und das Gleichgewicht sind.
Somit ist es sinnvoll und besonders wichtig, in der Phase unmittelbar nach dem Schlaganfall sowohl das Gehen als auch das Gleichgewicht gezielt und nachhaltig zu trainieren.
Es ist zwar nicht genau geklärt und es besteht auch keine Einigung darüber, wie viele Schritte ein Mensch mit einem Schlaganfall täglich gehen sollte, dennoch zeigte die Studie, dass mindestens 1632 Schritte von Vorteil sind. Das entspricht etwa einem Kilometer.
Ein Schrittzähler kann von Nutzen sein, um die eigene Aktivität zu kontrollieren. Viele der modernen Smartphones haben einen Schrittzähler integriert. Natürlich können auch Uhren von Vorteil sein, um über die tägliche Gehstrecke besser informiert zu sein.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autoren
unter Mitarbeit von stud. med. Nina Siegmar
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Quellen
- Daily Step Count in Stroke Rehabilitation: A Useful Tool That Predicts Future Physical Activity – Autor: Csilla Manoczki, MD – American Heart Association – URL: https://journals.heart.org/bloggingstroke/2021/03/17/isc-2021-daily-step-count-in-stroke-rehabilitation-a-useful-tool-that-predicts-future-physical-activity/
- Predictors of Daily Steps at 1-Year Poststroke – A Secondary Analysis of a Randomized Controlled Trial – Autoren: Reed Handlery, Elizabeth W. Regan, Jill C. Stewart, Christine Pellegrini, Courtney Monroe, Garrett Hainline, Kaci Handlery and Stacy L. Fritz – Publikation: Stroke Volume 52, Issue 5, May 2021; Pages 1768-1777 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.121.034249