Körperliches und kognitives Training nach einem Schlaganfall ▷ Randomisierte Studie
Welche Rolle kann Sport in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall spielen? (Foto: Wokandapix | Pixabay)
In diesem Artikel:
Führt eine Kombination aus körperlichem und kognitivem Training nach einem Schlaganfall zu einer Verbesserung kognitiver Fähigkeiten?
Viele Patienten leiden nach einem Schlaganfall unter körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen. Das stellt für die Wiederaufnahme früherer Aktivitäten eine große Herausforderung dar.
Während Auswirkungen auf die Muskelkraft oft leicht ersichtlich sind, sind Beeinträchtigungen der kardiovaskulären Fitness, der kognitiven Leistungsfähigkeit und der Stimmung weniger offensichtlich.
Bisher ist wissenschaftlich nicht gesichert, ob ein anspruchsvolles körperliches und kognitives Training bei Patienten mit einem kürzlich erlittenen Schlaganfall sicher durchgeführt werden kann und zu einem verbesserten kognitiven Ergebnis führt.
In einer aktuellen Studie der American Heart Association (AHA) wurde daher untersucht, wie sich eine Kombination aus körperlichem und kognitivem Training auf die Durchführbarkeit, Sicherheit und Adhärenz auswirkt und ob die Intervention kognitive Fähigkeiten verbessert.
Die Studie
Die Studie wurde über einen Zeitraum von 12 Wochen durchgeführt. Dafür wurden 131 Schlaganfall-Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt, eine Trainings- und eine Kontrollgruppe.
Die 86 Patienten der Trainingsgruppe wurden dreimal wöchentlich für jeweils 40 bis 60 Minuten mit unterschiedlichen Kraft- und Ausdauerübungen therapiert. Im Anschluss daran wurden für 40 Minuten kognitive Fähigkeiten wie Erinnerungsvermögen und Aufmerksamkeitsfähigkeit trainiert. Diese kognitiven Bereiche sind nach einem Schlaganfall besonders betroffen.
In einer Kontrollgruppe, bestehend aus 45 Patienten, wurden anstelle der Kraft- und Ausdauerübungen leichte Dehnübungen durchgeführt. Während die erste Gruppe ihre kognitiven Fähigkeiten trainierte, sollten die Patienten aus der Kontrollgruppe Spiele spielen.
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Die Ergebnisse
Positive Reaktion auf intensives Training
Zunächst die erfreuliche Nachricht: Es hat sich gezeigt, dass das angewandte Training für die Patienten sicher durchführbar war und dass die meisten Teilnehmer regelmäßig zum Training erschienen sind.
Ein Großteil derer, die aus der Kontroll-Gruppe ausgestiegen sind, haben sich unterfordert gefühlt. Die Studie hat also gezeigt, dass es durchaus sinnvoll ist, Schlaganfall-Patienten – natürlich immer unter Beachtung ihrer verbliebenen Fähigkeiten – intensiv zu fordern.
Moderate Ergebnisse im Vergleich zur Kontrollgruppe
Aufgrund vorhergegangener Studien war davon auszugehen, dass sich das intensive körperliche Training auch positiv auf die kognitive Leistung auswirken würde. Das war jedoch nicht der Fall. Obwohl sich die Stimmung der Patienten aus der Trainingsgruppe verbesserte, war diese Verbesserung im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht signifikant erhöht.
In Bezug auf die sportliche Leistung hatte die Trainingsgruppe nach 12 Wochen signifikante Verbesserungen zu verzeichnen, bei der Kontrollgruppe blieben diese aus.
Auf die Frage, warum die Ergebnisse im kognitiven Bereich und in Bezug auf die Stimmung nur so moderat ausgefallen sind, haben die Wissenschaftler keine abschließende Antwort. Eine Vermutung ist jedoch, dass eine Studiendauer von 12 Wochen nicht ausreichend ist, um langfristige Veränderungen darzustellen.
Fazit
Die Studie hat gezeigt, dass ein intensives körperliches und kognitives Training bei Schlaganfall-Patienten sicher durchführbar ist, solange auf ihre individuellen Einschränkungen eingegangen wird.
Zudem konnte eine zufriedenstellende Adhärenz nachgewiesen werden. Um jedoch einen Zusammenhang zwischen diesem Training und einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und der Stimmung darzustellen, müssen weitere Studien durchgeführt werden.
Die gesundheitsfördernde Wirkung körperlicher Aktivität wurde bereits in zahlreichen Studien untersucht. Die Mehrzahl der Untersuchungen kommt zu dem Ergebnis, dass regelmäßige Bewegung einen entscheidenden Beitrag zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen leistet.
Insbesondere Schlaganfall-Patienten profitieren in erheblichem Maße von einem gesunden und aktiven Lebensstil:
- Leichte körperliche Aktivität verbessert Mobilität nach Schlaganfall
- Schlaganfall: Intensivierte Sekundärprävention senkt Risiko
- Ernährung beeinflusst Schlaganfallrisiko
- Bewegungsmangel ist so gefährlich wie Rauchen
Sie haben eine Frage zur körperlichen Aktivität nach einem Schlaganfall? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
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Autoren
unter Mitarbeit von stud. med. Katharina Püchner
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Randomized Trial of Combined Aerobic, Resistance, and Cognitive Training to Improve Recovery From Stroke: Feasibility and Safety – Autoren: Sebastian Koch, MD; Eduard Tiozzo, PhD, MSCTI; Marialaura Simonetto, MD, MS; David Loewenstein, PhD; Clinton B. Wright, MD, MS; Chuanhui Dong, PhD; Antonio Bustillo, MSPH; Miguel Perez‐Pinzon, PhD; Kunjan R. Dave, PhD; Carolina M. Gutierrez, PhD; John E. Lewis, PhD; Marti Flothmann, BS; M. Carolina Mendoza‐Puccini, MD; Barbara Junco, MS; Zuzel Rodriguez, BS; Joyce Gomes‐Osman, PT, PhD; Tatjana Rundek, MD, PhD; Ralph L. Sacco, MD, MS – Publikation: Journal of the American Heart Association, 2020 Volume 9, Issue 10 – DOI: 10.1161/JAHA.119.015377
- Effects of Physical Activity on Poststroke Cognitive Function: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials – Autoren: Lauren E Oberlin, Aashna M Waiwood, Toby B Cumming, Anna L Marsland, Julie Bernhardt, Kirk I Erickson – Publikation: Stroke. 2017 Nov;48(11):3093-3100 – DOI: 10.1161/strokeaha.117.017319