Studie: Bewegungsmangel ist so gefährlich wie Rauchen
Körperliche Aktivität senkt das Schlaganfallrisiko (Foto: Daniel Reche | Pixabay)
Körperliche Untätigkeit ist fast genauso schädlich wie Rauchen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue US-amerikanische Studie, die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen und Schlaganfälle bei unterschiedlichen ethnischen Gruppen untersuchte.
Unzufriedenstellende Situation
Hintergrund der Studie war das 2010 von der American Heart Association (AHA) formulierte Ziel, die Todesraten bei Herzerkrankung und Schlaganfall bis 2020 um 20 Prozent zu senken. Dieses Ziel wurde leider nicht erreicht. Schlaganfälle und Herzerkrankungen gehören noch immer – so die Forscher – zu den häufigsten Todesursachen in den USA und weltweit.
Groß angelegte Studie
Die groß angelegte Studie wertete das Vorliegen von sechs Risikofaktoren bei knapp einer Million Erwachsenen aus, die bei Einschluss in die Studie weder eine bekannte Herzerkrankung noch einen Schlaganfall erlitten hatten. Diese Risikofaktoren sind: Bluthochdruck, Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht, erhöhter Zucker – und erhöhter Cholesterinwert im Blut. Die Ernährungsgewohnheiten wurden wegen zu großer Unterschiede nicht erfasst.
65 Prozent höheres Risiko
Die Studie stellt fest, dass körperliche Inaktivität das Schlaganfallrisiko um 65 Prozent erhöht, Rauchen um 77 Prozent, erhöhtes Cholesterin um 44 Prozent. Das höchste Risiko für Schlaganfälle stellen aber weiterhin der Bluthochdruck und abnorme Blutzucker-Werte dar: Diese verdoppeln gar das Schlaganfallrisiko.
Präventive Maßnahmen
Der Einfluss von körperlicher Inaktivität fiel unerwartet hoch aus. Die Forscher raten daher zu zielgerichteten öffentlichen Gesundheitskampagnen für sportliche Aktivität, ähnlich wie man sich schon erfolgreich für Rauchstopp und die Behandlung von hohen Cholesterinwerten eingesetzt hatte.
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Kommentar:
Diese Studie zeigt eindrücklich, wie sinnvoll es ist, die Ursachen und Risikofaktoren von Herzerkrankungen, vor allem des Herzinfarkts, und der Schlaganfälle gemeinsam zu betrachten bzw. zu untersuchen. Denn sie sind nahezu identisch. Und zur Erinnerung: 70% aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten durch die erfolgreiche Behandlung nur weniger Risikofaktoren verhindert werden.
Nach den Statistiken der American Heart Association 2019 erfüllen weniger als 23% der erwachsenen Amerikaner die seit 2008 gültigen Empfehlungen zu körperlichen Aktivitäten in der Freizeit. Dazu gehören Gehen, Tanzen, Gartenarbeit, Schwimmen, Radfahren, Sport u.v.a., zudem Muskelaufbau-Training.
Um Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erfolgreich zu bekämpfen bzw. gesundheitlich zu profitieren, sind täglich mindestens 30-40 Minuten oder wöchentlich insgesamt 3-4 Stunden körperliche Aktivität notwendig.
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Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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Quellen
- Large study finds physical inactivity as dangerous as smoking for heart disease, stroke – Autor: Jan Greene
- Risk of atherosclerotic cardiovascular disease by cardiovascular health metric categories in approximately 1 million patients – Autoren: Jamal S Rana, Jennifer Y Liu, Howard H Moffet, Andrew J Karter, Khurram Nasir, Matthew D Solomon, Marc G Jaffe, Andrew P Ambrosy, Alan S Go, Stephen Sidney – Publikation: European Journal of Preventive Cardiology February 10, 2020
- Characteristics, Prevention, and Management of Cardiovascular Disease in People Living With HIV: A Scientific Statement From the American Heart Association – Autoren: Matthew J. Feinstein, Priscilla Y. Hsue, Laura A. Benjamin, Gerald S. Bloomfield, Judith S. Currier, Matthew S. Freiberg, Steven K. Grinspoon, Jules Levin, Chris T. Longenecker, Wendy S. Post – Publikation: Circulation. 2019;140:e98–e124
- Leisure-time aerobic physical activity, muscle-strengthening activity and mortality risks among US adults: the NHANES linked mortality study – Autoren: Guixiang Zhao, Chaoyang Li, Earl S Ford, Janet E Fulton, Susan A Carlson, Catherine A Okoro, Xiao Jun Wen, Lina S Balluz – Publikation: British Journal of Sports Medicine 2014;48:244-249.