Statine sind Nahrungsergänzungsmitteln weit überlegen ▷ Cholesterinsenkung
In diesem Artikel:
Auf dem Jahreskongress der American Heart Association (AHA) im November 2022 wurde das Ergebnis der randomisierten SPORT-Studie vorgestellt und zeitgleich publiziert.1
Untersucht wurde die Frage, ob ein Statin den LDL-Cholesterin-Spiegel (LDL-C-Spiegel) im Blut deutlich wirksamer senkt als ein Placebo oder ein rezeptfreies Nahrungsergänzungsmittel.
Hintergrund dieser Frage ist die Erfahrung, dass viele Patienten die fettsenkende Therapie mit einem Statin aus Furcht vor Nebenwirkungen nicht akzeptieren und auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.
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Diese Mittel werden häufig zur Verbesserung der “Herzgesundheit” oder “Cholesteringesundheit” angeboten und empfohlen, obwohl es keine wissenschaftlich begründeten Studien zu deren Wirksamkeit gibt.
Dagegen ist aus vielen wissenschaftlich anerkannten Studien bekannt, dass Statine das LDL-Cholesterin senken und Herzinfarkte wie auch Schlaganfälle verhindern können.
Die Studie
Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit eines niedrig dosierten Statins (Rosuvastatin 5 mg/Tag) mit Placebo (Scheinmedikament) und 6 gängigen Nahrungsergänzungsmitteln – Fischöl, Knoblauch-Kapseln, roter Reis, Pflanzensterole, Kurkuma-Pulver und Zimt-Kapseln – nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) zu vergleichen.
Die Frage war, wie sich der LDL-Cholesterin-Wert unter der Behandlung mit Rosuvastatin nach 28 Tagen prozentual im Vergleich zu Placebo und den genannten Nahrungsergänzungsmitteln verändert hat.
Untersucht wurden 190 Erwachsene im Alter zwischen 40 und 79 Jahren (59 % Frauen) ohne Hinweis auf eine atherosklerotische Gefäßerkrankung in der Vorgeschichte, aber mit erhöhtem 10-Jahresrisiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Das verwendete Instrument zur Risikobestimmung war der Risikoscore ASCVD (Atherosclerotic Cardiovascular Disease, entwickelt in den USA).
Die Ergebnisse
- Nach 28 Tagen war der LDL-Cholesterin-Spiegel bei den mit Rosuvastatin behandelten Patienten im Mittel um ca. 38 % gesunken, das Gesamtcholesterin um 24,4 %. Die Triglyceride sanken um 19,3 %.
- Weder das verabreichte Placebo noch eines der Nahrungsergänzungsmittel führten zu einer signifikanten Senkung der Cholesterin- oder Triglyceridwerte.
- Knoblauch führte zu einem signifikanten Anstieg der LDL-C-Werte um 7,8 %.
- Nebenwirkungen traten in etwa gleicher Häufigkeit in allen Studiengruppen auf.
- In der Statin-Gruppe traten keine muskulären Probleme oder neurologische Störungen auf.
Kommentar und Einordnung
Dass Statine die Cholesterinwerte – vor allem das “gefährliche” LDL-Cholesterin – senken, war keine Überraschung. Diese Wirkung ist aus vielen Studien bekannt.
Überraschend waren dagegen die Unwirksamkeit der getesteten Nahrungsergänzungsmittel und die negative Wirkung von Knoblauch.
Für Ärzte ist diese Studie ein gutes Argument, um in der Auseinandersetzung mit Patienten, die Sorgen wegen Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen äußern, Bedenken auszuräumen.
Auch eine Metaanalyse hinsichtlich der Nebenwirkungen von Statinen zeigte, dass nur sehr selten gravierende Beschwerden oder muskuläre Probleme auftraten.2
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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Quellen
- Comparative Effects of Low-Dose Rosuvastatin, Placebo, and Dietary Supplements on Lipids and Inflammatory Biomarkers – Autoren: Luke J.Laffin MD, Dennis Bruemmer MD, Michelle Garcia RN, Danielle M.Brennan MS, Ellen McErlean MSN, Douglas S.Jacoby MD, Erin D.Michos MD, Paul M Ridker MD, Tracy Y.Wang MD, Karol E.Watson MD, Howard G.Hutchinson MD, Steven E.Nissen MD – Publikation: Journal of the American College of Cardiology Volume 81, Issue 1, 3–10 January 2023, Pages 1-12 – DOI: 10.1016/j.jacc.2022.10.013
- Introducing the ‘Drucebo’ effect in statin therapy: a systematic review of studies comparing reported rates of statin-associated muscle symptoms, under blinded and open-label conditions – Autoren: Peter E. Penson, G. B. John Mancini, Peter P. Toth, Seth S. Martin, Gerald F. Watts, Amirhossein Sahebkar, Dimitri P. Mikhailidis, Maciej Banach – Publikation: Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle Volume 9, Issue6 December 2018 Pages 1023-1033 – DOI: 10.1002/jcsm.12344